verzeichnet eine Adresse von Bauern in der Rhein­pfalz an den Fürsten Bismarck, die sich für Erhöhung der Getreidezölle ausspricht und mit folgendem An­träge schließt:Noch einen Wunsch möchten wir er­gebenst Ew. Durchlaucht in Vorlage bringen. Es ist dies eine Nachzollerhebung auf die großen Vor­räte an eingesührten Früchten, die massenhaft bei Großhandelshäusern auf Lager liegen; sollten von diesen Massen keine Zollerhebungen stattfinden, so wird der Bauer in nächster Zeit vom erhöhten Ge­treidezoll wenig verspüren, während die Großhändler Millionen gewinnen würden."

Berlin. Der Erbgroßherzog von Baden ist am Sonntag abend, als er das kaiserliche Palais verließ, um nach Potsdam zurückzukehren, ausgeglit­ten und fiel rückwärts auf den linken. Ellenbogen. Oberstabsarzt Dr. Friedel konstatierte einen Bruch des Ellenbogen-Fortsatzes.

Heute (26.) findet in Berlin voraussichtlich die Schlußsitzung der Kongo-Konferenz statt. Diese Sitzung wird nur noch formeller Natur sein. Es wird sich nur noch um Unterzeichnung der General­akte handeln. Der neue Kongostaat hat die unge­fähre Größe von 2 500000 Quadrat-Kilometern, ist also 5mal so groß wie Frankreich. Der Staat be­sitzt die zwei vortrefflichen Häfen: Banana, an der Mündung des Flusses selbst und Bomar, der bedeu­tendste Handelsplatz am Kongo, und das ganze rechte Ufer des Nieder-Kongo bis Vivi, etwa 200 Kilo­meter.

(Abstimmungen im Deutschen Reichstag.) Für den Gerstenzoll von 1 ^ stimmten von den Würt- tembergern: Graf Adelmann, Härle, v. Fischer, Lee- mann, v. Lenz, Frhr. v. Wöllwarth, Frhr. v. Ow. Erbgraf Neipperg, von Neurath, Stälin, Utz, Veiel. Dagegen: Mayer, Schwarz, Schott. Es fehlten: Graf Waldburg, Payer. Der Antrag wurde mit 184 gegen 107 Stimmen angenommen. Für den Maiszoll von 1 stimmten: Graf Adelmann, Erb­gras Neipperg, v. Neurath, Frhr. v. Ow, Frhr. v. Wöllwarth, Utz, LOälin. Dagegen: Härle, v. Fischer. Leemann, Lenz, Schott, Mayer, Schwarz. Es fehl­ten die Obigen. Die Position wurde mit 152 gegen 144 Stimmen abgelehnt und ein Zoll von 50 ^ angenommen.

Die vom Reichstag erhöhten Eingangszölle werden bereits an den Grenzen erhoben. Sie be­tragen 3 für Weizen, 3 für Roggen, 1 »kL für Buchweizen, 1 für Gerste s. 100 Kilogramm. Champagner, der von auswärts eingeführt wird, muß von jetzt an 80 statt 40 Pr. Doppelzentner bezahlen; den reiche» Leuten, die nicht den deutschen Schaumwein vorziehen, kommt die Flasche l'/r <-k6 höher zu stehen als seither. DasSchweinfurter Tagbl." faßt die im Reichstag vorgebrachten Gründe für und gegen die Erhöhung der Getreidezölle so zusammen: Die Streiter für erhöhte Zölle sagten: In Folge der billigeren Herstellung gesegneter aus­ländischer Gebiete sind die Getreidepreise auf einem so niedrige» Stande angekommen, daß dieselben kaum die Produktionskosten der deutschen Landwirtschaft decken und Letztere nahe daran ist, zu Grunde zu gehen; dieser Notstand kann nur durch wesentlich höhere Eingangszölle auf Körnerfrüchte, die höhere Preise im Jnlande bewirken, gehoben werden; zu einer solchen Erhöhung muß man um so eher seine Zuflucht nehmen, als die landwirtschaftliche Bevölke­rung die Mehrheit des Volkes bildet, und wenn der Bauer Geld hat, die ganze Welt solches besitzt. Hierauf erwiderten die Gegner der Zölle: Die Ge­treidepreise standen früher schon oft niedriger als jetzt, ohne daß Jemand von einem Notstand der Landwirtschaft und von der Notwendigkeit von Zöl­len sprach; der Notstand ist in Wahrheit auch heute nicht in höherem Grade als in andern Erwerbs­branchen vorhanden, und wo er sich geltend macht, da hat er meist rrr Unkenntnis, Leichtsinn und prah­lerischer Verschwendungssucht seine Ursache; diese Ursache kann nicht durch Zölle, welche den Uebelstand nur verschlimmern können, sondern nur durch ganz andere Mittel beseitigt werden; von einer Höherstel­lung der Getrcidezölle muß aber um so mehr abge­sehen werden, als derselbe das unentbehrlichste Lebens­mittel, das Brod, verteuern »nd dadurch die armen und weniger bemittelten Volksklassen und ilntcr diesen namentlich die Familienväter fühlbar belasten würden, und als Getreidczölle nur einem kleinen Teile der landwirtschaftlichen Bevölkerung, wie statistisch nachgewiesen ist, znt gute kommen, die Mehrheit der­

selben schädigen. Der Bauernstand hat, seiner gro­ßen Mehrheit nach, keinen Nutzen davon, und der Vorteil, welcher der bäuerlichen Minorität, die Ge­treide verkauft, erwächst, wird ausgewogen durch die Mehrausgaben, welche die industriellen Zölle ihr anferlegen; zur Besserung der Lage des Bauernstan­des führen ganz andere Wege; (welche?) wir sind bereit, jeden Schritt zu einer steuerlichen Ent­lastung dieses Standes und zur Reform des länd­lichen Kreditwesens zu unterstützen.

Wie dieKreuz-Ztg." hört, hat sich Graf Stolberg bereit erklärt, das Amt des Hcmsministers zu übernehmen.

Wie dem Reuter'schen Bureau aus Madeira unterm 19. d. gemeldet wird, sind dort Nachrichten von der Westküste Afrikas eingetroffen, denen zufolge ein Küstenstrich westlich von Benin von Deutschland annektiert worden ist. Die Beninküste und der Land­strich gleichen Namens liegen in Ober-Guinea zwi­schen den Mündungen jdes Alt Calabar-Flusses und nehmen das Gebiet der ganzen Sklavenküste, der Nigermündungen und der Biafrabucht ein. Im Süden des Gebiets befindet sich das Kamerungebirge.

Oesterreich-Ungarn.

Vor einigen Tagen war eine Frau zu Prof. Billroth in Wien gebracht worden, die ein Gebiß verschluckt hatte. Professor Billroth sah sich gezwun­gen , eine Oeffnung des Unterleibes (I-Lparotomio) zu vollziehen, die ihm gestattete, in dem Körper die notwendige Suche nach dem verlorenen Gegenstände vorzunehmen. Billroth befühlte die Leber und die Nieren und fand schließlich das Gebiß an der rück­wärtigen Magengegend. Es handelte sich also zur Beseitigung des Fundes um eine zweite Operation, um die Oeffnung des Magens (Oaatrotoinis), die der Chirurg auch sofort ausführte, so daß er das Gebiß wieder an das Tageslicht zu fördern ver­mochte. Die Genesung der Frau ist, wie Billroth im Verein der Aerzte mitgeteilt hat, ohne Fieber vor sich gegangen.

Frankreich.

Paris, 24. Febr. DieAgence Havas" berichtet von einer gestern in der Nähe von Paris abgehaltenen Versammlung von Irländern, in welcher erneute Anschläge auf London und andere englische Städte beschlossen wurden.

Italien.

Rom, 21. Febr. Nach einer aus Konstanti­nopel angelangten Depesche beabsichtigt die Pforte Truppen nach Tripolis zu senden, um eine Inter­vention Italiens daselbst zu verhindern.

Belgien-

Brüssel, 25. Febr. Heute stellten weitere 3000 Arbeiter der Kohlengruben die Arbeit ein. Die Zahl der Strikenden beträgt gegenwärtig etwa 9000. Rußland.

Mit allem Respekt sei's der Petersburger Zei­tung nacherzählt, daß vier Bataillonen Schützen in Ostsibirien, die in Dörfern einquartiert sind, je eine Hebamme zugeteilt ist. Dieseweisen Frauen" er­halten 300 Rubel Gehalt, 100 Rubel Tischgelder u. s. w. So vorsorglich ist gottlob die deutsche Heerverwaltung doch noch nicht.

Egypten.

Kairo, 25. Febr. Ein am Dienstag einge- troffener Brief Gordons an einen hiesigen Freund vont 14. Dezbr. sagt:Es ist Alles zu Ende, ich erwarte die Katastrophe binnen 10 Tagen, es wäre nicht so gewesen, wenn unsere Landsleute mich besser über ihre Absichten unterrichtet hätten. Mein Lebe­wohl an Alle. Gordon."

Amerika.

Philadelphia, 21. Febr. Ein Negerknabe, der ein Insasse des jüngst hier niedcrgebrannlen Armen-Jrrenhauseö war, hat das Bekenntnis abge­legt, daß er das Gebäude auf Anstiften eines Wär­ters, Namens Schröder, der mit dem Superinten­denten einen Streit gehabt hatte, in Brand gesteckt habe.

Aus New York, Mitte Februar, wird uns geschrieben: In Chicago, Philadelphia, Pittsburg, Clevcland, hier in Newyork, überhaupt in allen grö­ßeren Industriestädten des Landes ist man anarchi­stischen Verschwörungen auf der Spur. Nach dem Vorbilde der Chicagoer Organisationen sollen die Führer der Anarchisten oder Sozialisten (man macht hierzulande wenig Unterschied zwischen beiden) in jenen Städten ihre Anhänger militärisch einexercieren, Munition und besonders Dynamit anhäusen, um

jederzeit gerüstet zu sein, wenneS einmal losgehen sollte". Wenn die Berichte über diese Organisationen auch übertrieben sein mögen, so ist die nicht bestrittene Existenz solcher geheimer Verschwörerbanden genügend, um unsere Bnüdes- und Staatsbehörden an ihre Pflicht zu mahnen. Man darf nicht vergessen, daß es zur Ausführung von Dynamitattentaten nur eines kleinen Häufleins waghalsiger Verbrecher bedarf.

(Warnung an Auswanderer.) In wei­ten Kreisen wird es von Interesse sein, daß die ge­gen arme, arbeitsunfähige u. der nötigen Subsistenz­mittel entbehrenden Einwanderer (sog. panpers) er­lassenen amerikanischen Gesetze neuerdings mit ver­schärfter Strenge in Ausführung gebracht werden. Auf dringendes Verlangen der New-Uorker Armen- verwaltung hat die dortige Einwanderer-Kommission wiederholt europäische Einwanderer auf die Schiffe, mit denen sie herübergekommen waren, zurückgeschickt, weil dieselben sich über ihre Erwerbsfähigkeit nicht gehörig ausweisen konnten. Dabei ist zu bemerken, daß der bloße Besitz eines Billets in das Innere der Vereinigten Staaten gegen das Landungsverbot noch nicht schützt, weil seitens vieler amerikanischer Binnenstädte darüber Klage geführt worden, daß der Zuzug verarmter und erwerbsunfähiger Elemente aus Europa ihnen unerschwingliche Lasten auflege. Möchten sich unsere Auswanderer, die ohne ge­nügende Geldmittel nach Amerika gehen, und dort Reichtümer zu erwerben hoffen, dies zur Warnung gereichen lassen.

Handel K Verkehr.

(Konkurseröffnungen.) Marie Eitel, geb. Hardt- maun, Waldhornwirts Ehefrau in Eßlingen, mit unbekanntem Aufenthalt ahwcsend. Joses Heim, Taglöh,ler in Jmmcnried (Wangen) und seine Ehefrau geb. Sipple.

/X Altensteig, 25. Febr. Der l7. Rechenschaftsbe­richt der hiesigen Handwerkerbank, welcher bei der am 24. Febr. abgehaltencn Generalversammlung im Gasthaus zu Krone zur Publikation kam, verzeichnet folgendes Rechnungs-Ergebnis: Die Einnahmen an Monuiscinlagcn, Eintrittsgeldern von 29 neuaufgcnommenen Mitgliedern, an zurückcrhaltenen Vorschüs­sen, an Zinsen und Provision u. s. w. betrugen 571550.09; hievon gehen ab: vcrwilligte Vorschüsse, heimbezahlte Anlehcn, Zinsen hieraus, zurückbezahlte Einlagen, ausbezahlte Dividende, Verwaltungskosten u. s. w. 599 997.87. Kassenbestand am 31. Dez. 1834 11572.22. Gcsammtumsap 1253 297.96,

(100000 -E) mehr als im Jahr 1883. Reingewinn 7244.13; Guthaben des Reservefonds 5969.42; die Verteilung einer Dividende von 6<>/g erfolgte am Versammlungstagc: auch fand die Wiederwahl der austretcnden Mitglieder des Verwaltungs­rates und der alten Mitglieder der Kontrolc-Kvminission ein­hellig statt.

Ein interessantes elektrisches Experiment, welches Jedermann ohne besondere Apparate aus­führen kann, beschreibtDer Elektrotechniker" in Wien. Ein Blatt Papier, am Feuer oder über einer Lampe erwärmt und dann an einen dunkeln Ort gebracht, gibt, wenn man es mit der Fingerspitze berührt, einen elektrischen Funken. Noch interessanter gestal­tet sich der Versuch, wenn man ein Stück Goldblatt zwischen zwei Blätter Papier legt, wie vorher er­wärmt und im dunkeln Zimmer mit der Spitze eines Bleistiftes darüber fährt. Man erhält dann eine leuchtende Linie elektrischen Feuers.

Wie schade! Ein Paar Neuzuvermühlende, wahre Turteltauben, sitzen vor dem Herrn Maire, der mit seiner Schärpe umgürtet ist. Während der Verlesung des Heiratskontraktes suchen die Lieben­den instinktiv ihre Hände und werfen sich schmachtende Blicke zu. Der Maire, ein alter Skeptiker, betrachtet sie und murmelt für sich:Arme Kinder! Wie schade, sie zu verheiraten! Sie lieben sich so sehr!"

Ein gutes Hühnerfutter bereitet man ans fol­gende Art: drei Teile gekochte und zerstampfte Kar­toffeln werden mit 3 Teilen Kleie ebenso wie der Brodteig eingesänert, gleich dem Brod geformt und beim Backen mit in den Ofen gebracht, doch so, daß jene Stücke nicht allzuhart werden. Hievon reicht man den Hühnern neben ihrem gewöhnlichen Futtex täglich etwas, auch kann man dieselben, wenn die Masse ausreicht, ausschließlich damit füttern.

-- (Phrcnologische Enttäuschung.) Professor:Die Entwickelung des Hinkerkopfcs, meine Damen und Herren, deutet aus persönliche Zuneigung des Individuums zu seiner Umgebung. Sic bemerken die ungewöhnlich starke Anschwel­lung hier ein unfehlbares Zeichen, daß der Knabe seine Eltern außerordentlich innig liebt und verehrt. Nicht wahr, mein Junge?" Knabe:Nee!" Professor:Wie? Du liebst Deine Eltern nicht?" Knabe:Muttern habe ick janz jernc, aber Vätern kann ich nicht leiden. Die Beule, die Sie da fühlen, is '»c Handarbeit von ihm mit de Ofenjab» l!"

k*» Auch der tiefsten Liebe Wurzel stirbt im Herzen, wenn inan sic nicht Pflegt. I. G. v. Herder.