denheimer erklärte nun daS Ganze für einen Scherz und gab die Ochsen nicht her. Der Bauer wurde klagbar und hat in I. Instanz und nun auch in II. beim Oberlandesgericht Bamberg den Prozeß gewon­nen. Heidenheimer muß nicht nur den Wert der Ochsen, sondern auch noch die nicht geringen Prozeß- kosten bezahlen.

Aus Lauban (Schlesien) wird der Fr. Ztg. gemeldet: Heute legten 21 Stadtverordnete ihr Man­dat wegen Konflikts mit dem Bürgermeister nieder.

Berlin, 9. Febr. Die Konservativen wieder­holen den Antrag, den Kornzoll zu verdreifachen, anstatt, wie in der Regierungsvorlage vorgeschlagen ist, nur zu verdoppeln; der hier tagende deutsche Landwirtschaftsrat beschloß gleichfalls einen Antrag auf Verdreifachung des Zolles.

Die Reichsregierung hat ein neues Weißbuch über die deutschen Interessen in der Südsee ver­öffentlicht, welches die Annexionen auf Neu-Guinea und den deutsch-samoanischen Staatsvertrag betrifft. Es geht hieraus hervor, daß England trotz der ihm bekannten Absichten Deutschlands aus die Nordost­küste von Neu-Guinea und trotzdem, daß. als das Cabinet Gladstone erklärt hatte, das britische Pro­tektorat auf den südlichen Teil von Neu-Guinea zu beschränken, gesonnen ist, auch die Nordostküste dieser Insel zu annektieren. Wird diese Annexion wirklich durchgeführt, dann würde sich eine bedenkliche Col­lision der deutschen und der englischen Interessen er­geben ; es ist indessen wahrscheinlich, daß die englische Regierung auch in dieser Angelegenheit zuletzt den Rückzug antreten wird, zumal ihm jetzt die egyptischen Verlegenheiten über dem Kopf zusammenschlagen.

DieSchles. Ztg." berichtet, daß Fürst Bis­marck sich zur Zeit recht angegriffen fühle und daß man glaube, er werde sich von den Geschäften für einige Zeit zurückziehen. Trotz der eminenten Arbeits­kraft des Unterstaatssekretärs Dr. Busch sei der Reichs- kanzler infolge der Beurlaubung des Grafen Hatzfeld in letzter Zeit mehr als gewöhnlich von der Erledi­gung der laufenden Geschäfte des auswärtigen Am­tes in Anspruch genommey werden.

Wenn es richtig wäre, daß sich die Brotpreise nach den Kornpreisen richten, wie die Fortschrittler und Demokraten behaupten, dann müßte das Brot im letzten Jahre sehr billig gewesen sein. Das ist aber in Wahrheit nicht der Fall gewesen, wenigstens hat derarme Mann" nichts davon verspürt. Eine Erklärung hiefür finden wir in der charakteristischen Thatsache, daß die Berliner Brotfabrik, wie die Bör­senblätter melden, infolge der unerhört niedrigen Ge­treidepreise gegenüber den hohen Brotpreisen einen so außerordentlich günstigen Jahresgewinn erzielt hat, daß sie nicht nur sehr beträchtliche Abschreibun­gen machen und ein außerordentliches Spezialreserve- Conto stark dotieren konnte, sondern daß sie noch überdies der einzu berufenden Generalversammlung ihrer Aktionäre Vorschlägen will, ihnen eine Jahres­dividende von nicht weniger als 15V- Proz. (im Vorjahre 14 Proz.) zu bezahlen. Die Berliner Brot­fabrik hat also amBrot des armen Mannes" ein überaus glänzendes Geschäft gemacht, während der Landmann, der das Getreide zum Brot des armen Mannes liefert, verkommt. Dieses eine Beispiel zeigt, daß niedrige Gelreidepreise nichtdem armen Mann", sondern nur dem Zwischenhändler zu gute kommen. Hohe Gelreidepreise werden aber gewiß demarmen Manne" nicht das Brot verteuern, sondern nur den Gewinn der Zwischenhändler kürzen und den Land­wirten von Vorteil sein.

(Feldmarschall Moltke und die Schulsparkassen.) Nach einer Mitteilung, welche demBoten aus dem Riesengebirge" zngeht, wendet Graf Moltke der in dem Dorfe Kreisau eingerichteten Schulsparkasse große Aufmerksamkeit zu. Er hat die Einrichtung getroffen, daß wenn ein Kind die ersten 10 Pfennige einlegt, die Gutsberrschaft des Feldmarschalls den gleichen Betrag dazu gibt. Spart nun das Kind im Laufe des ersten Vierteljahrs seiner Sparthätig- keit 1 -/lL, so wird von der Gutsherrschaft die gleiche Summe zugclegt. Bis jetzt haben 86 Kinder in Kreisau gegen 1200 -,-6 gespart, die in der Kreis­kasse zinsbar angelegt sind. Sämtliche Quittungs­bücher beschafft der Feldmarschall.

Frankreich.

Paris, 7. Febr. Eine Depesche Courbets aus Kelung, Z. Febr., berichtet: In der Nacht vom 31. Januar zum I. Februar wurden die neuen Po­sitionen der Franzosen von 10002000 Chinesen >

angegriffen. Der Feind wurde nachdrücklich zurück­geschlagen, mit einem Verlust von mehr als 200 Toten, worunter ein europäischer Offizier und meh­rere Mandarinen. Die Verluste der Franzosen waren ein Toter und ein Verwundeter. Die Verluste der Chinesen vom 25. Jan. bis 1. Febr. belanfen sich auf 700 Tote und Verwundete.

Paris. 8. Febr. Von der Polizei sind gestern etwa 20 Anarchisten wegen Reden, in welchen sie zu Plünderungen ausreizten, verhaftet worden.

Paris. 10. Febr. Gestern abend zertrüm­merte ein Haufen von hundert jungen Leuten die Schaufenster eines Waffenhändlers in der Rue Lafayette, drang in den Laden ein und raubte meh­rere Gewehre und Revolver. Die Polizei verhaf­tete mehrere Plünderer, darunter den 18jährigen Führer. Die Fenster eines Optikers auf dem Boulevard Poissonniere wurden ebenfalls von Ruhe­störern eingefchlagen.

Italien.

Rom, 9. Febr. Der Ministerrat hat beschlos­sen, 20000 Mann nach dem Sudan zu senden und einen Kredit von zwanzig Millionen Lire von den Kammern zu verlangen.

England.

London, 5. Febr. lieber die Kostspieligkeit englischer Kriegsberichterstatter wird Folgendes mit­geteilt: O'Kelly, der Kriegsberichterstatter der Daily News in Egypten, hat bei seiner Abfahrt 150000 Frcs. mitgenommen. Darüber hinaus hat er unge­fähr ebenso viel ausgegeben, und nach seinem Ver­trage muß das Blatt seiner Witwe abermals 150 000 Fr. auszahlen. Der Tod Herberts und Amerons wird dem Standard und der Morning Post nicht weniger kosten. Nach dem Krimkriege erhielt Ruffel, cher Berichterstatter der Times, 100000 Fr. Ehren­sold. Sein Vertrag lautete dahin, daß die Witwe im Falle seines Todes 60000 Fr. zu bekommen habe.

London, 8. Febr. DerObserver" meldet, daß General Wolseley auf seine spezielle Anfrage Seitens der Regierung dahin instruiert worden sei, daß der Feldzug, selbst für den Fall, daß Gordon nicht mehr am Leben sein sollte, bis zur Unterdrük- kung der Insurrektion fortgeführt werden solle. Mor­gen findet ein Kabinetsrat statt.

Amerika.

Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staa­ten nimmt sehr überhand. Nach den amtlichen Fabrik­berichten von 21 Staaten ist die Zahl der unbe­schäftigten Arbeiter auf 316 000 festgesetzt, doch dürfte sie auf 350000 taxiert werden können. Es wären da­nach von 9 Industrie-Arbeitern je 1 brodlos. Die Berichte stellen fest, daß auf allen Produktionszwei­gen ein Druck lastet. Die Eisen-Industrie weist die größte Ziffer der Arbeitslosen auf, ca. 80000 von 420000 Eisenarbeitern. Die Abnahme der Beschäfti­gungen unter den Spinnern und Webern ist noch größer und stellt sich auf 27 pCt. (35000 Personen); weitere 40000 Arbeiter sind in der Bekleidungs- Industrie brodlos. Durch die neuesten Streiks sind 18000 Personen erwerbslos geworden. Etwa 9000 davon sind Kohlengräber in Ohio, Iowa, Tennessee und Pcnnsylvanien; in Ohio ist im Hockingthale ein wirklicher Notstand ausgebrochen.

Afrika.

Die deutsche Militäruniform in Afrika. Um in Afrika Eroberungen zu machen, scheint es der deutschen Waffe eigentlich nicht zu bedürfen. Wenig­stens häufen sich die Zeugnisse, daß schon die bloße Uniform genügt, um die Herzen der schwarzen Häupt­linge, auf die es ankommt, friedlich zu erobern. Wäh­rend die Engländer gewöhnlich mit bunten Lappen, Glasperlen und Branntweinfässern auf dem Wege der friedlichen Eroberung operieren, scheinen die deut­schen Kulturpioniere - charakteristisch genug mit Ueberreichung von deutschen Militäruniformen glän­zende Erfolge zu erzielen. Nach Briefen des Afrika­reisenden Einwald ans dem vorigen Jahre, welche soeben dieAUg. Ztg." veröffentlicht, muß dieser eine Ladung deutscher Waffenröcke mit hinüber in den schwarzen Erdteil genommen haben. Auf der Reise durch Zululand nach Transvaal debitierte er dem König Dinizulu eine vollständige Garde-du-Corps- Uniform, dem Oberhäuptling Usibepu eine Husaren­uniform, Ketschwayo's Bruder Oham eine Dragoner­uniform, dem Häuptlig Kiwa Makwaso eine Jnfan- terieuniform. Der König Umuweia erhielt eine schwarz-weiß-rothe und eine silberne Schärpe. Herr Einwald hat die also Beschenkten und Geschmückten

photographiert. Wie sich die schwarzen Herren auS- nahmen, teilt er nicht mit aber unter Kameraden ist das ja auch janz ejal!

Handel K Merkehr.

(Konkurseröffnungen.) Otw Boley, Hirschwirt in Oppen­weiler (Backnang). Karl Schilling, Siigmühlcpächter in Dell- mensingen (Lauphetm). Joseph Anton Weber, Kürschner in Oberndorf. Oskar Bürkle, Kaufmann in Wangen.

Herreuberg, 9. Febr. Vorgestern kaufte ein Nürn­berger Händler hier 27 Ballen Hopfen zusammen und zahlte zwischen 70 und 80 pr. Ztr. Ein Bierbrauer aus dem Remsthal zahlte für einige Ballen pro Ztr. 85

Stuttgart, 9. Febr. (Mchldörse) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 177V Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgende» Preisen (per Sack von 100 Kilo, Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten): Nr. 0 29.bv-31.50, Nr. 1 ^ 28-29, Nr. 2 26-27, Nr. 3

2425. Nr. 4 UL 19.5021.50.

Stuttgart, 9. Febr. (Landesproduktenbörse.) Auf heutiger Börse herrschte eine vollständige Stagnation und der Umsatz war unbedeutend. Wir notieren per ivv Kilogramms: Weizen, bayerischer «« 18.7519.25, ungarischer 19.50, Kernen 19, Haber 15. _

Et« moderner Do« Carlo».

(Fortsetzung.)

Editha schien zunächst durchaus nicht gewillt, die Zügel der Haushaltung aus den Händen zu ge­ben, sie betrachtete Elisabeth, sich und Wulfen gegen­über als ein Kind, das noch keinen selbständigen Willen äußern durfte. Zn den ersten Wochen ihres Aufenthalts in der neuen Heimat machte Elisabeth auch keine Versuche weiter, ihre Hausfrauenrechte in Geltung zu bringen. Wulfen nahm sie vollständig in Anspruch, täglich machte er weitere Spaziergänge mit ihr, die Heimat, die er so lange, ein ruheloser Wanderer, den Rücken gewandt, schien jetzt wieder neue Reize für ihn zu gewinnen, seit er sie an der Seite einer geliebten Frau durchstreifte. Und sie war auch schön, diese Heimat im Teutoburger Wald, das Schloß, welches der Vater Wulfens einst von einem verschuldeten Edelmann gekauft, lag wie ein Märchen aus alten Zeiten inmitten waldiger Berge. Waldein­samkeit, wohin das Auge blickte, nichts mahnte an das Geräusch der Welt, die Aussicht nach der Chaussee, welche nach der benachbarten Stadt führte, verdeckte der dunkele Buchenwald. Die Einrichtung des alter- ! tümlichen Schlosses war allerdings der Zahreszeit ! angemessen modern stylvoll; nur einige Gemächer wa­ren noch in altertümlicher Rokokopracht erhalten, ge­schnitzte Sessel, Tischchen mit geschweiften Beinen, wo- ! rauf kleine zierliche Porzellanfigürchen im Westrau'schen Schäferkostüm standen, sogar ein zierliches Spinnrad und ein Spinett waren noch vorhanden. Einzelne alte Portraits früherer Besitzer des Schlosses hingen an den Wänden. Damen in Reifröcken und gepuder­tem Haar, Schönpflästerchen auf den Wangen. Man glaubte sich in die bunte lebensvolle Welt zu anfang des vorigen Jahrhunderts zurückversetzt, wenn man durch diese Zimmer ging. Ein kleines Damenboudoir j in blaßblauer Seide und Silber dekoriert, machte den Beschluß derselben.

Dieses Zimmer soll vor grauen Jahren eine interessante schöne Frau bewohnt haben," sagte Wul­fen, als er Elisabeth durch diese altertümlichen Ge­mächer führte.Sie spielte einst eine große Rolle in der Phantasie meiner Knabenjahre, ihr verblaßtes Bild dort begeisterte mich zu meinen ersten Portrait- studien. Eine tragische Liebesgeschichte wurde mir von ihr erzählt, von einem Prinzen unseres Fürstenhauses, i der sie leidenschaftlich geliebt haben soll; dort auf dem geheimnisvollen Waldweg, den man von hier aus sehen kann, soll er täglich zu ihr gekommen sein und hier, von diesem Fenster aus hat sie nach ihm ausgeschaut und ihm ein Willkommen gewinkt mit der weißen Hand."

Aber sie endete unglücklich, diese romantische Liebe?" fragte Elisabeth.

Sehr unglücklich, ein finsterer Ehegemahl, der dergleichen natürlich nicht dulden konnte, hat den ar­men jungen Prinzen, glaube ich, eines Tages erschla« - gen, und die Gattin hat er hier lange eingesperrt ! gehalten." -

Solche alten Schlösser haben eigentlich stets f etwas Geheimnisvolles," sagte Elisabeth, als sie i jetzt von einer kleinen Treppe, die von dem Boudoir > herunlerführte, direkt in den Park traten.Als müßte man etwas Wunderbares darin erleben, irgend ein Schicksal haben."

Nun, ich hoffe, Du sollst nur Gutes hier er­leben," erwiderte Wulfen und zog sie zärtlich an sich, alle unheilvollen Schicksale denke ich von Deinem Haupte fern zu halten."