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Amts und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
18.
Erscheint wöchentlich »mal: Dienstag, Donnerstag and Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlolin) 80 4, in dem Bezirk 1 ^ — 4, außerhalb des Bezirks 1 20 4. MonatS-
abonnement nach Verhältnis.
Donnerstag den 12. Februar.
Jmrrtionsgedühr für die Isvaltige Zeile aus gewöhnlicher SLrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 -i. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe deS Blattes der Druckerei aufgegcben sein.
1885.
Amtliches.
Nagold.
Bekanntmachung.
Den im Bezirk ansässigen Geometern, sowie den Ortsbchörde» in sämtlichen Gemeinden des Ober- pmtsbezirks wird in den nächsten Tagen je 1 Exemplar der in Nr. 2 und 3 des Amtsblatts K. Steuer- Kollegiums enthaltenen Erlasse K. Steuerkollegiums Pom 21. v. M. Nr. 134, betreffend die Behandlung, der Waldwege bei der Fortführung der Landesver- sneffung, und vom 22. v. M. Nr. 135, betreffend Erläuterungen zu dem Erlasse vom 16. Juni 1881 Nr. 472, betreffend Erhaltung der trigonometrischen Signalsteine, zur KentuiSnahme und genauen Nachachtung zugcstellt werden.
Den 10. Februar 1885.
K. Oberamt.
Amtm. Wiegandt, St.V.
Dunkele Wolken am politischen Horizonte.
Das heitere klare Friedensbild, welches, dank der Weisheit und Mäßigung der tonangebenden Großmächte sich in der hohen Politik entwickelt hatte, ist urplötzlich von einigen recht düster« Wolken um- -flort worden. Im fernen Südosten zuckende Kriegsblitze, der Fall der sudanesischen Hauptstadt Khartum in die Hände des Mahdi, noch ehe der englische General Wilson vor den Thoren dieser Thal erschien. die wahrscheinliche Gefangennahme Gordons und das erneute Scheitern des englisch-egyptischen Heeres, den Aufstand im Sudan zu beschwichtigen, finden ihre Nachwirkung nicht nur in Kairo, sondern auch in London, Paris und allen übrigen europäischen Hauptstädten. England steckt ganz gefährlich in der egyptiscken Klemme und das in Egypten von England dreist verdrängte Frankreich reibt sich schadenfroh die Hände, zumal die englische Seemacht jetzt in Folge ihrer Ueberhebungspolitik so gut wie allein in Europa dasteht. In London fühlt man diese Lage mit peinlichem Unbehagen und sucht einen Bundesgenossen in Italien. England will den Jta- liern einen Teil der sudanesischen Küste und vielleicht auch Tripolis schenken, wenn sie sich auf Seite der isolierten Albion stellen. Italien, welches als politischer Fuchs schon oft eine feine Spürnase gezeigt hat und bekanntlich durch eine Jntriguen und Schaukelpolitik groß geworden ist, scheint die englischen Vorschläge recht annehmbar zu finden, nur fragt es sich, ob jetzt, wo Khartum gefallen ist und der Mahdi mit wenigstens 30000 Mann siegreichen Arabern und Sudanesen im Sudan steht, dem italienischen Fuchse die Trauben nicht sauer Vorkommen. Mit dem britischen Löwen ist übrigens schlecht jagen, Italien könnte von ihm unter Umständen auch als Esel oder Karnickel heimgeschickt werden. Jedenfalls befindet sich die egyptisch-sudanesische Frage jetzt in einer sehr kritischen Phase, da England unter keinen Umständen die Niederlage im Sudan ruhig hinnehmen kann und die Scharte bald auswetzen muß.
Aber nicht nur von dieser Seite her haben sich Wolken am politischen Horizonte aufgethürmt, es wetterleuchtet auch auf dem Gebiete der internationalen Kolonialpolitik. Die Kongosrage ist durch die Hartnäckigkeit Portugals und wahrscheinlich auch in Folge einiger versteckter Jntriguen Englands noch immer nicht gelöst, alle betreffenden internationalen Abmachungen sind noch provisorisch und drohen an den Anmaßungen Portugals zu scheitern, so daß schon der Vorschlag gemacht worden ist, eine Panzerflotte der Großmächte möge vor Lissabon auffahren
und die Zustimmung Portugals zu den Vereinbarungen der übrigen Seemächte bezüglich der Kongoländer erzwingen.
Endlich darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß in Folge der perfiden Politik Englands, die mit der linken Hand das immer wieder wegzuwischen sucht, was sie mit der rechten gewährt, auch das deutsch-englische Verhältnis ein recht gespanntes geworden ist. In den kolonialen Fragen existieren zwischen England und Deutschland bekanntlich auch Differenzen wegen Neu-Guinea. Die deutsche Negierung hatte schon im August erklärt, daß sie Ansprüche aus Nord-Guinea mache, daß England nur Besitzungen in Süd-Guinea habe, und der nördliche Teil so gut wie ohne Besitzer sei. England suchte nun rasch auch Besitzrechte im Norden von Guinea geltend zu machen. Deutschland wies diese aber zurück und der englische Geschäftsträger in Berlin. Mr. Skott, erklärte schließlich im September ausdrücklich daß England nur Besitzrechte aus Süd-Guinea erhebe. Im Dezember hat aber die englische Regierung, angeblich gedrängt durch die öffentliche Meinung, dennoch den Bffehl zur Annexion Nord-Guineas erteilt. Deutschland erkennt dieselbe aber nicht an und hat in London die Zurücknahme des Annexionsbesehls verlangt und dürste mit Entschiedenheit darauf bestehen.
Gestorben: In Obcrkollwangen am 7. Febr. Schultheiß Lörcher, 55 Jahr alt.
Tages-Neitigkeiten.
Deutsches Reich.
Nufringen, OA. Herrenberg, 9. Febr. Anläßlich einer Hochzeit im „Lamm" kamen am letzten Donnerstag abend zwei Männer von hier in Streit. Nachdem dieselben vom Wirte mehrmals zur Ruhe aufgefordert waren, verhielt sich der eine ruhig, während der andere, der Witwer Georg Schuster, erst recht zu schimpfen anfieng. Der Wirt nahm denselben nun unter den Arm und setzte ihn an die Luft, worauf sich derselbe am gleichen Abend nicht mehr blicken ließ. Am andern Morgen gegen Tagesanbruch kam er jedoch in Begleitung seines jüngeren Bruders in die Wirtschaft und beide suchten nun Händel mit dem Wirte, der sie jedoch faßte und zur Thüre hinauswarf. Im gleichen Augenblick kam der Knecht des Hauses, der ledige, 40 Jahre alte Reichert über den Hausgang und wollte sich in den Stall begeben, um die Pferde zu füttern. In der Meinung, der Wirt sei es, versetzte der jüngere Bruder demselben einen Stich in den Unterleib, so daß der Unglückliche sofort zusammenbrach. Nach Aussage des herbeigerufenen Arztes aus Herrenberg soll wenig Hoffnung vorhanden sein, ihn am Leben zu erhalten. Der Thäter ist bereits verhaftet. (N. T.)
Stuttgart, 8. Febr. Heute ist den Kammern der seit längerer Zeit vorbereitete Gesetzentwurf, betr. die Abgabe von Branntwein, zugegangen, der eine Combinierung der Maischraumsteuer mit der Branntwein-Materialsteuer und der Steuerfixation befürwortet. Was den neuvorgeschlagenen Steuersatz von vkL 13,10 vom Hektoliter Branntwein zu 50 pCt. Trolles anbelangt, so stimmt derselbe mit dem dermaligen Uebergangssteuersatze der deutschen Branntweinsteuergemeinschaft und mit dem Steuersätze von Bayern genau überein, während die Steuer, welche bisher in Württemberg auf dem unter Verwendung von Malz hergesteUten Branntwein rußt, sich nur auf 5.50 für 1 Hektoliter zu 100 pCt. Tralles berechnet. Die Maischraumsteuer soll per
Hektoliter des Rauminhalts der Maischbütten und von jeder Einmaischung 1,31 betragen , und an Branntweinmaterialsteuer ist zu entrichten vom Hektoliter eingestampster Treber von Kernobst, Trauben und Beerenfrüchten aller Art 50 Pf., vom Hektoliter Trauben- oder Obstwein, flüssige Weinhefe und Steinobst 1 -M. Auf außgeführten Branntwein von 35 pCt. Stärke nach Tralles wird, wenn die ausgeführte Menge mindestens 20 Liter beträgt, die Steuer rückvergütet. Was die Uedergangsbestim- miuungen anbelangt, so unterliegt der zur Zeit des Eintritts der Wirksamkeit dieses Gesetzes im freien Verkehr des Königreichs befindliche Branntwein jeder Art im Wege der Nachversteuerung einer Steuer von „tL 10,35 Pf. viW Hektoliter zu 50 pCt. Tralles, ein Satz, welcher der Differenz der seitherigen Ueber- gangssteuer von ^ 2,75 und der künftigen von ^ 13,10 entspreche. Während die früheren Einnahmen aus dem Branntwein nur 510000 betrugen, werden sie auf Grund der neuen Steuer auf 1210600 veranschlagt, also ein Mehrertrag von 700600 in Aussicht genommen.
Tübingen. Durch Hrn. Stationskommandant Binder von hier wurde am Samstag abend die 42 Jahre alte Witwe Margarethe Frisch von Kusterdingen wegen Kindsmords an das hies. Amtsgericht cingeliefert. Die Frisch, welche seit 7 Jahren im Witwenstand lebt und Mutter zweier Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren ist, hat vor ca. 3 Wochen ein von ihr kurz zuvor geborenes Kind, wahrscheinlich durch Ersticken getötet. Die Leiche des Kindes wurde bei dem Vater desselben, einem Einwohner von Kusterdingen, in einer Kalkgrube aufgefunden.
Von der Resutlinger Alb. 6. Febr. Der Besitzer des am jDienstag in Melchingen abgebrannten Hauses ist als irrsinnig ins Spital geführt worden. Ob er sein Haus im Zustand der Geistesstörung selbst angezündet, ob er erst infolge des Brandes so geworden oder wie sich die Sache sonst verhalten mag, muß die eingeleitete Untersuchung zeigen.
Als eine Seltenheit mag hier erwähnt werden, daß im laufenden Jahre in der Stadt Giengen 5 Ehepaare ihre goldene Hochzeit feiern dürfen und zwar alle in einer für dies Alter noch seltenen Rüstigkeit. Es besteht die Absicht, die 5 Feiern auf einen Tag zu vereinigen, um dadurch der Gemeinde Gelegenheit zu einem recht großartigen Feste zu geben^ Die Jubelpaare heißen: Brezger, Zeugweber, Gebhardt. Oekonom. Henseler, Strumpfwirker, Reihle, Weber, Schnapper. Buchbinder.
Von der Tauber, 7. Febr. Auf dem Birkhofe ist vorgestern der Hofbauec Mümkel 4 Schritte vor dem Wohnhause mit durchschnitttener Kehle gefunden morden. Als des Mordes verdächtig wurden bereits mehrere der nächsten Verwandten des Toten verhaftet.
Brandfülle: In Rosenberg (Ellwangen) am 6. ds. ein Wohn- und Mahlmühlegcbäude, Gebäudeschaden ca. 6500 c/L ; in Steinenberg (Wald- see) am 6. ds. ein Wohn- und Oekonomiegebäude, Gebäudeschaden 7000 -M.
Ueber eine verlorene Wette wird uns ans Franken geschrieben: In einem Dorfe in der Nähe von Ochsensurt kam es in Folge eines Scherzes zu einem kostspieligen Prozeß. Ein Handelsmann Namens Heidcnheimcr bot öffentlich im Wirtshause ein paar fette Ochsen aus und versprach, die Ochsen dem zu geben, der ihm sofort sagen könne, wie viele Pfennige 400 Thaler ansmachen. Ein Bauer gab sofort die richtige Lösung und verlangte die Ochsen; Hei-