Fürstenberg ist gestorben. Taub und stumm geboren, brachte er es durch seine Unermüdlichkeit zu einer so bedeutenden Fertigkeit, daß er nicht allein von den Lippen jedes mit ihm Sprechenden, die Worte ab­lesen. sondern auch sehr gut antworten konnte. So konnte er denn auch eine verantwortliche, arbeitsreiche Stellung vortrefflich aussüllen. Die große Thätig- keit seines Lebens aber bestand in einer Organisation der unglücklichen Taubstummen, vermittelst deren überall für die intellektuelle, sittliche und materielle Hebung derselben Außerordentliches geschah. Zweig­vereine verbanden sich zu einem Zentralverein, an dessen Spitze er stand und der alljährlich im Früh­jahr ein Kirchenfest der Taubstummen in Berlin ver­anstaltete, zu welchem die Eisenbahnen freie Fahrt bewilligten. Fürstenberg hinterläßt mehrere Kinder, die sämtlich gut sprechen und hören. Einer seiner Söhne ist ein hervorragender Taubstummenlehrer.

Auch in Antwerpen wurden des Mordes an dem Polizeirat Rumpfs in Frankfurt a. M. ver­dächtige Männer verhaftet.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 15. Jan. Sämtliche Blätter besprechen an hervorragender Stelle die Frankfurter Mordthat. Das Fremdenblatt (welches bekanntlich der Regierung der Regierung nahe steht) sieht in dem Mord einen offenbaren Akt des Terrorismus. Die menschliche Gesellschaft müsse sich schützen gegen diese Gefahr. Staat und Gesellschaft müßten den Kampf aufrieh- men. Die Gleichartigkeit der Bewegung in Oester­reich, Deutschland, Rußland und anderen Reichen Europas lege den Gedanken einer gleichartigen Ver­teidigung nahe. Da die anarchistische Bewegung einen^internationalcn Charakter trage, würde ihr eine internationale Vereinigung zur Abwehr entsprechen.

In Wien ist abermals eine großartige Unter­schlagung, man spricht von 20000 Gulden, an den Tag gekommen. Der Thäter, ein Geldwechsler, ist gefänglich eingezogen worden.

P e st, 17. Jan. Die dem deutschen Bundes- ratc vorgelegte Zollnovelle bildet hier mit Rücksicht auf die Gctreidezollerhöhungen den Gegenstand der lebhaftesten Besprechung der ökonomischen Kreise. Ueberal! hört man den Gedanken aussprechen, daß die deutsche Getreidezollerhöhung österreichisch-ungari- scherseits mit einer Erhöhung der Zölle auf deittsche Gewerbeprodukte beantwortet werden müßte.

Frankreich.

Paris, 16. Jan. Alle auf Urlaub befind­lichen italienischen Marine-Offiziere werden schleunigst einberufen.

Paris, 17. Jan. Die sozialistische Nevolu- tionspartei hat einen Aufruf an die Arbeiter erlassen, in welchem dieselben aufgefordert werden, nicht auf die Gasse zu steigen, sondern sich nachdrücklich zu organisieren und bei den nächsten Wahlen für die Arbeiterkandidaten zu stimmen.

Spanien.

Madrid, 16. Jan. Die Presse tadelt die Regierung, daß sie nicht entschieden genug an den Rechten sesthalte, welche sie an der afrikanischen West­küste nördlich von Gabun durch die Verträge von 1843 mit eingeborenen Häuptlingen erreicht habe; sie tadelt namentlich, daß die Regierung Deutschland nicht verhindert habe, an diesen Punkten sich festzu- setzen, und daß sie sogar Deutschland die Erlaubnis erteilt habe, eine Kohlenniederlage in Fernando Po zu errichten. Die Fischergcsellschaft der kanarischen Inseln verlangen vom Kabinet, es solle gegen die Eingriffe Deutschlands Protest erheben.

Rußland.

Petersburg, 13. Jan. Eine ganz eigen­artige Neuerung steht jetzt in der Armee bevor. Bei sämtlichen Regimentern, Garde wie Linie sollen dienstliche Jagden organisiert werden. Jedes Regi­ment erhält 16 Hunde und ein bestimmtes Jagd­terrain zugewiesen; Offiziere wie Mannschaften wer­den zur Jagd beordert. Eine ähnliche Einrichtung bestand schon lange in vielen kaukasischen Regimentern, wo sic sich zur Vertilgung des Raubzeuges als sehr nützlich erwies. Auch ist jetzt die Vertilgung der Wölfe der Hauptzweck, nebenbei aber auch die Ge­wöhnung von Offizieren und Mannschaften an Stra­pazen und Findigkeit im Terrain. Für die Jagd im allgemeinen dürfte dieser Zuwachs von Tausen­den ungeübten Schützen nicht sehr günstig sein. Türkei.

Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, erhielt das armenische Patriarchat dortselbst aus Erze­

mm die schreckliche Nachricht, daß die Kurden an dern zu Persien gehörenden Karadaghgebirge 9 von Ar­meniern bewohnte Dörfer überfallen und sämtliche BewoSner derselben, ohne Rücksicht auf Geschlecht und Alter, abgeschlachtet haben. Es sollen so im ganzen 1700 Personen massakriert worden sein. Nach diesem blutigen Gemetzel haben die Mörder, an deren Spitze der gefürchtete kurdische Bandit Mahmud Khan stand, die 9 Dörfer vollständig ausgeplündert und dann in Brand gesteckt. Der Schah erteilte sofort dem Statthalter der Provinz, Said-El-Mulk, den Befehl, gegen die Mörder mit Waffen vorzugehen. England.

London, 15. Januar. Nach einem soeben veröffentlichten parlamentarischen Ausweise sind in den Jahren 188082 von britischen Schiffen mit mehr als 250 Tonnen Gehalt 830 Segelschiffe mit 2837 Menschenleben, und 338 Dampfer mit 2191 Menschenleben zu Grunde gegangen. Die größte Anzahl kommt natürlich auf den Atlantischen Ozean. Asien.

In Zentralasien vollziehen sich ganz im Stillen Dinge, welche in Zukunft.möglicherweise eine afgha­nische Frage heraufbeschwörcn und das gute Einver­nehmen zwischen Rußland und England in Zukunft zu trüben vermögen. Während die übrigen Mächte in der Kolonialangelegenheit ihre Blicke auf Afrika gerichtet halten, dringt Rußland stetig weiter in Zentralasien vor und vollzieht dort ohne jede Stö­rung die Eroberung eines Landstriches nach dem anderen. Vor kurzem ist von Paris her die Nach­richt lanciert worden, daß die russische Politik ihr Ziel darein setze, Herat in den Bereich der russischen Machtsphäre zu ziehen und die Kosaken als Schild­wacht bis an die Grenze des indischen Reiches vor­zuschieben.

Handel S Uerkehr.

(Konkurseröffnungen.) Joseph Thorwart, Händ­ler in Unterschneidheim (Ellmangen.) Richard Zeltler, Werk­meister in Hcilbronn. Georg Joseph Schrandolf, Bauer in Kirchhausen. Johannes Fischer, Steinbrecher in Holzmaden (Kirchheim.) Christian Bader. Bäcker in Mczingen.

Irrwege.

(Fortsetzung.)

Kapitel 5.

Im Pfarrhause erwartete man mit großer Freude den langentbehrten Liebling, der jeden Äugen blick eintreffen konnte, da die Abreise von Wien schon vor einigen Tagen erfolgt mar. In Berlin sollte Eveline nur einen Tag verweilen, um ihre Freundin Rosa von Brünneck zu sprechen, welche sich gerade jetzt in dem Hause ihrer zukünftigen Schwiegereltern aufhielt. Die größte und angenehmste Ueberraschung, welche sie daheim erwartete, war die fast unverhofft eingetretene Besserung in dem Zustande ihres Vaters, die zwar zu langsamer Genesung führte, doch immer­hin der Familie das gefürchtete Kid ersparte.

Mittags durste der Genesende sogar schon ein halbes Stündchen am Fenster sitzen und dieses that er auch gerne unter der Obhut seines Adjunktes, des Kandidaten Oloff, der nicht allein ein liebenswürdiger Mann, sondern auch ein tüchtiger Theologe und Kanzel­redner war. Seine Erscheinung war weder hervor­ragend, noch tadellos schön, aber er gehörte zu den Männern, die nach kurzer Bekanntschaft das Interesse eines jeden in Anspruch nahmen.

Er war in die einfachen Verhältnisse der Fa­milie bald eingeweiht und erwartete ebenfalls mit Teilnahme die Wiederkehr der schönen Tochter, deren Bild er schon im Familicnalbum bewundert hatte.

Es ist stets sehr einsam, wo ein Kranker ist, und in einem Landpsarrhause bei zwei ältlichen Leuten noch ganz besonders, darum fühlte sich der Kandidat in seinen freien Stunden dort auch sehr unbehaglich und schritt dann rüstig dem nahen Strande zu, wo er dann wieder ganz allein war, aber in der präch­tigsten Scenerie, welche die Natur heroorgebracht hat zwischen dem grünen Walde und dem wogenden Meere. Am späten Nachmittage wendete er auch heute seine Schritte nach einem kahlen Höhepunkt auf der Düne, Adlerhorst genannt, wohin er stets seine Zeichenmappe mitnahm, um die schönsten Punkte der Landschaft zu skizzieren.

Die Gegend von dieser Seite gesehen, erinnerte ihn oft an seine Kinderjahre, die er als Waise in einer Stiftung seiner Heimat zugebracht hatte; an das altertümliche Steinhaus am Meerdas Wai­senheim" genannt und an das Pfarrhaus neben

der Kirche im norwegischen Fischerdorf, einsam und abgeschlossen von dem Verkehr mit großen Städten. Doch ein braver Menschenschlag lebte auch hier, die Schiffer und kleinen Landleute, die diese Scholle Erde ebenso liebten, wie der vornehme Reiche seine angestammten Besitzungen.

In einem Waisenhause gibt cs nicht viel Glück und Frohsinn- daher datierten Oloffs Freuden nur von jener Zeit an, wo er als Pflegesohn in die Pfarrei kam, um den trostlosen Eltern den Verlust ihres einzigen Kindes zu ersetzen. Da fand das ver­waiste Kind Alles, was sein junges Herz sich wün­schen konnte, Liebe, Pflege und Ausbildung. Leider konnte er auch jetzt nicht mehr in diese einzige wirk­liche Heimat die er je gehabt zurückkehren, denn die guten Menschen, die dort gelebt, ruhten jetzt auch schon auf dem Friedhofe jenes kleinen Orts.

Oloffs schöne braune Augen betrachteten mit Entzücken die beweglichen Bilder vor sich und rissen sich endlich schwer von ihnen los, als er gezwungen war, heimwärts zu gehen, wo der kranke Pfarrherr gewiß sehnsüchtig auf seinen freundlichen Vorleser wartete. Bald sollte er dieses Amt in andere Hände legen wie er hörte, nämlich in die der heimgekehrten Tochter. Wie diese wohl zu ihm paffen würde? Bei Hausgenossen ist die Erledigung dieser Frage so wichtig.

Eilig schritt er durch den Park zurück und be­trachtete nun von da aus die hübsche Fernsicht über das Dorf hinweg nach den Bergen drüben und dann das Pfarrhaus, das seitwärts am Thale lag; die Thüren desselben waren schon seit gestern mit einem Laubschmuck umgeben, den die liebende Mutter für den heimkehrenden Liebling besorgt hatte.

Doch, das war nicht das Licht der uritergehen- den Sonne, welches die Fensterreihe erleuchtete, son­dern das Kerzenlicht im Saalzimmer, welches brennen sollte, wenn die Ersehnte heimgekomme» und die Frau Baronin und ihre Gesellschafterin zur Begrü­ßung herüber gekommen war. Die KüstöLfrau stand' sogar in der Hausthüre und winkle, dabei rufend:

Herr Magister, jetzt ist sie da, unsere Eveline k Herr Gott, welche Freude das für uns ist! Komm Sie doch eilends her!"

Ganz richtig, die Rückkehr einer Tochter ins Elternhaus ist stets eine Freude unter solchen Ver­hältnissen, doch warum sein Herz vor Bewegung pochte, war ihm ein Rätsel, da er doch nur Teilnahme beim Glücke Anderer empfinden konnte.

Mit freundlichem Abendgruße ging er an der' Küsterfrau vorüber, legte in seiner Stube die Mappe ab und trat dann in das Krankenzimmer, um dem' Pfarrer seine Dienste anzubieten. Aber er störte nur eine Scene des Wiedersehens zwischen Vater und Tochter, weshalb er sich eilig zurückzog, ehe man noch viel Notiz von ihm nahm.

Beim Nachtmahle konnte er die Damen vom Schlosse begrüßen und Eveline kennen lernen um dieses holde Frauenbild nie wieder zu vergessen.

Kapitel 6. '

Wie bald lebt man sich in eine Häuslichkeit ein, in die von außenher nichts störend eiugreift, um ' die tägliche Ordnung zu verändern und to finden wir nach wenigen Wochen schon die Familie in be­haglichem, freundlichem Zusammenleben. Die Gene­sung des Pfarrers schreitet sichtlich vorwärts und unter den flinken Händen des Töchterchens erhält das Hauswesen neuen Glanz, denn nur die Jugend vermag neue Lebensfrische um sich zu verbreiten. Die Mutter Eoelinens hat jetzt auch wieder mehr Mußestunden, die sie in ihrer Laube verträumen kann.

Eoelinens Aussehen wird wieder blühend und schon oft tönt ihr heiteres Lachen oder ei» Liedchen durch das Hans, als Beweis, daß ihr schwer geprüf­tes Herz wieder etwas Nahe gefunden hat, nun sie daheim ist. Jetzt nahmen ihre Eltern ihre ganze Liebe und Fürsorge allein in Anspruch. Rosa, das Freifräulein, die Freundin in Glück und Leid, entbehrt sie zwar sehr, doch wußte sie ja schon lange, daß das künftige Jahr sie für immer trennen sollte, da dieselbe einem vornehmen Offizier als Gatt » nach Preußens Hauptstadt folgen würde.

Nur der Gedanke an die Einsamkeit des guten Onkels in Wien machte ihr Herzeleid und deshalb schrieb sie gerne und oft einen langen Brief an ihn und die treue alte Axima. Auch halte der Professor schon geantwortet und zwar ganz heiter, ordent­

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