tcrhvscn und weiße Schngllschuhe; die Damen weiße Normal-Wollenkleider, die entweder auf der mit brei­tem Brustüberschlag versehenen Taille mit Goldtres­sen besetzt waren, oder Schmuck aus roter Wollen- slickerei zeigten. Die Zahl derHölzernen", wie Prof. Jäger die mit Pflanzenfasergewebcn bekleideten Sterblichen nennt, war nur gering. In der Festrede verherrlichte der Vorsitzende, Ingenieur März, das Wvllregimc und seinen Apostel, Professor Jäger, dem man ein donnerndes Hoch ansbrachte. Während der Festtafel traf ein telegraphischer Gruß von Prof. Jäger ein, der seinem Bedauern Ausdruck gab, nicht statt der Wolle ein Federgewand zu tragen, das ihm gestatte, nach Berlin zu fliegen. Die Festversamm­lung antwortete gleichfalls in poetischer Weise. Ta- fcllieder von zuweilen recht kräftiger Würze erhöhten die festliche Stimmung der Wollenen. Das dritte Festlicd, das nach denHussiten von Naumburg" geht, begann:O, wie ist die Welt vcrstunken, ganz in Ekelduft versunken." Dann heißt es weiter:Kin­der, sprach der zweite Luther, riecht doch euer Un­terfutter, fest dort sitzt Belzebub, darum seid auf eu rer Hut: er stinkt ganz unbändig." . . .D'rauf erhob sich einSeelenriecher!Nehmt

den Backel, schrie erbost die ganze Welt. Was will dieser wollne Held? Schlagt ihn auf die Schnute!" Das Lied schließt mit einer Verherrlichung des Woll-Rcgimes und seiner Jünger, dennwer in Wolle rein, frei von Ekeldüfte Pein, dem erschließt das Paradies seine Pforten ganz gewiß." Man­cherlei Toaste und kernige Trinksprüche würzten au­ßerdem das Mahl, dem ein Ball folgte.

Aus Svest wird der Fr. Ztg. geschrieben: Am Samstag hat ein Geselle des Schlächtermeisters Neuschäfer hierselbst den 16jährigen Lehrling des Ge­schäfts ermordet, indem er ihm auf dem Boden, wo beide mit dem Aufziehen der Felle beschäftigt waren, den Hals mit einem Schlachtmesfer buchstäblich durch­schaut. Das Motiv zu der entsetzlichen That war Rache, indem der Junge, ein naher Verwandter des Meisters, diesen auf Unregelmäßigkeiten des Gesellen aufmerksam gemacht hatte. Der Mörder wurde so­fort festgcnommen; derselbe stammt aus Schlesien und hat bereits sieben Jahre Festung wegen Miß­handlung eines militärischen Vorgesetzten verbüßt. Oesterreich-Ungarn.

Vignaux, der bekannte Pariser Billardkilnstler, ist in Wien eingetrosfen, um den Kamps um dieMeisterschaft" und nebenbei auch um 10000 Frcs., welche der unterliegende Teil an den Sieger zu bezahlen hat, mit Mr. Peyraud-Rndolph auszufechtcn. Es müssen im ganzen 2400 Carambolagen 800 per Abend gemacht werden.

Schweiz.

Ein eigentümliches Licht wirst auf die gegenwärtige schweizerische Ehegesetzgebnng ein Fall aus Nieder- helferschwil, den derSt. Galt. Stadtanz." mittcift. Ein dortiger Bürger und Sticker ging bald nach dem Tode seiner ersten Frau eine zweite Ehe ein, ließ sich aber vor Jahresfrist wieder scheiden. Daraus gingen beim Amte am gleichen Tage folgende Aktenstücke ein: 1. Das Scheidungsuricil; 2. Der Verkündschein für eine dritte Ehe des Betreffenden: 3. ein Untcrstützuiigsgesuch der geschiedenen zweiten Frau, welche mittlerweile Wöchnerin geworden war.

Frankreich.

Die Pariser Presse vergleicht jetzt den tou- kinesischen Feldzug mit dem algierischen Kriege uno ist der Ansicht, daß der erstere wohl eben'o lauge wie dieser Feldzug, nämlich zwanzig Jahre sich Hin­sehen könne. Auch in Algier habe man seinerzeit ortwährendgesiegt", nichtsdestoweniger aber hät­ten sich die Eingeborenen immer wieder erhoben. Die Chinesen dürften eine ähnliche Taktik befolgen und so wäre zu befürchten, daß die Kreditforderungen für Tonkin eine stehende Rubrik im französischen Staatsbudget würden. Das wären schlimme Aussichten.

Paris, 25. Nov. In der gestrigen Gemein- deratssitzung wurde der Antrag auf Entlassung von 150 Ordensschwestern in den Spitälern und deren Ersetzung durch weltliche Krankenwätterinnen bis zum 1. Januar nächsten Jahres mit 52 gegen 9 Stimmen zum Beschluß erhoben.

Paris, 27. Nov. Die Kammer bewilligte mit 361 gegen 166 Stimmen den fläher geforderten Tonkinkredit von 16 Millionen und mir 351 gegen 179 Stimmen den neuerlich gefoiderten Tonkinkredlt von 43 Millionen.

(Mord im Gerichtssaal.) In Paus feuerte gestern im Schwurgerichissaal Madame Cio- vis Hugues, die Frau des Deputierten der äußer­sten Linken, mehrere Revolverschusfe auf einen ge­wissen Morin ab, welcher sie früher verleumdet. Morin ist tot.

Rußland.

Mehrere Blatter, die ibre Angaben ans Wiener Depe­schen gründen, melden, daß ein Attentat auf das Lebe» des Zaren gemacht worden, welches beinahe von Erfolg gewesen sei. Der Zar sei plöhlich schwer erkrankt und es »abe sich per- ausgestellt, daß er von den Nihilisten vergütet worden sei und er würde sicher gestorben sein, wenn man nicht rechtzeitig Gegen­gifte habe anwcndcn können. Man batte indeß zu den dnrch- greisendsten Mitteln schreite» müssen, und obgleich das Leben des Zaren gerettet sei, so bade doch seine Gesundheit eine hef­tige Erschütterung erlitten; es wurden solch' ernste Befürchtun­gen gehegt, daß verschiedene Mitglieder der kaiserlichen Familie unverzüglich nach Petersburg berufen wurden. Die absolute Censur der russischen Regierung über die Presse und alle amt­lichen Nachrichten macht cs unmöglich, die Wahrheit dieser Be­hauptungen festzustellen.

(Von den Wölfen gefressen.) Der russische Seelsorger von Kraßnisora reiste unlängst mit seiner Frau und ieinem Kinde mittelst Schlittens nach Lonka. Unterwegs wurden die Reisenden von einem Rudel Wölfe etwa zwanzig an der Zahl an- gefallen. Die Pferde bäumten sich entsetzt und rasten in wilder Flucht dahin. Die Frau des Seelsorgers erschrak so sehr, daß sie das Kind, das sie im Schoße hielt, aus dem Schlitten fallen ließ. Der unglück­liche Vater, als er dies sah, sprang vom Schlitten, während dieser mit der ohnmächtigen Frau über Stock und Stein davonraste. Ein fürchterlicher Kampf ent­spann sich nun zwischen dem Geistlichen und den Wölfen. Der Geistliche zog seinen Revolver und erschoß zwei der Bestien, doch ward alsbald das Kind und dann auch er selbst von den Wölfen zer­rissen. Als der Schlitten in Lonka anlangte, hatte die Frau, die guter Hoffnung gewesen, vor Schreck ihr Kind zur Welt gebracht. Das Kind war tot, sie selbst in den letzten Zügen. So ging in einer Stunde eine ganze Familie zu Grunde. Der Seel­sorger von Lonka war der Vater der unglücklichen Frau.

Amerika.

In Nordamerika wüthet wieder der Eisen­bahnkrieg. Die Gesellschaften überbieten sich im Her­absetzen der Fahrpreise. Von Chicago nach Saint Louis kann man jetzt erster Klasse für 3Vz Dollar fahren, während der Preis sonst 10^/s Dollar be­trugt. Auf den Kilometer berechnet, machte das noch nicht 2*/, Pf. aus. Wenn es so weiter, geht wird es sich wiederholen, daß man, wie es vor mehreren Jahren der Fall war, Strecken von mehreren hun­dert engl. Meilen für einen Dollar oder gar für 50 Cents fährt.

Handel L Uerkehr.

Herrenberg, 28. Nov. (Hopfen.) Seit gestern sind wieder einige Hopfen Händler aus Nürnberg angekommen und es scheint, als ob der bis jetzt darniedergelegene Handel wie­der belebt würde. In Kuppingcn und Öbcrjcsingen kam ein Kauf vor zu lob pro Ztr. Die Produzenten atmen wieder leichter aus. Zum Versandt kamen heute 40 Ballen nach Nürnberg und 16 Ballen nach Franksurt a. M. In unserem Bezirk sind noch größere Mengen in Vorrat.

(Konkurseröffnungen.) Gottlieb Franz Winter, Bleicher und Strumpfsabrikant in Ebingen. Ludwig Vogt, Graveur in Geislingen, f Friedrich Jud, gcw. Nagelschmied von Geislingen. Georg Thüraus, Bäcker in Jngelfingen (Kün- zelsau). Julius Farger, Küfer in Rottenburg. Friedr. Keßler, Klaviersabrikant in Stuttgart, Guttenbergstraße Nr. 40.

Kothkäppchen.

Erzählung von C. Wald heim.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Rothkäppchen," fuhr Rhoden fort, den Arm um ibre Taille legend, wer weiß, wie lange mir noch das Glück vergönnt sein wird, Dich hier zu sehen, Dich, die einzige Seele, die ein wenig Teilnahme für mich hegt. Die Zeit meines Aufenthaltes hier ist längst abgelaufen, ich habe meine Abreise nur verzö­gert, weil ich mich von Dir, Du Stern meines Lebens, nicht losreisen konnte, aber jetzt muß geschieden sein."

Liane sah ihn mit ihren großen, feuchtbraunen Augen erschreckt an.Sie wollen fort?" war Alles, was ne mit zitternden Lippen Hervorbringen konnte.

Ich muß, Rothkäppchen, ich muß!" entgegnete er seufzend.Oder kannst Du glauben, daß ich frei­willig von hier gehen würde, wo ich das einzige, das süßeste Glück meines Lebens gefunden!"

Er zog ihre Hände an seine heißen Lippen, sein Blick schien mit magnetischer Kraft den ihren fest­zuhalten.

Aber," hob sie ganz schüchtern und verwirrt an, indem ihre Augen sich langsam mit Thränen füllten,warum müssen Sie fort, Herr . . . ."

Nenne mich Anhur!" unterbrach er sie flehend. Sieh, seit dem Tode meiner Mutter hat mich Nie- >

mand mcbr so genannt. Erfülle mir diesen letzten Wunsch, Rothkäppchen!"

Arthur," flüsterte sie erglühend und kaum ver­nehmbar,warum bleiben Sie nicht hier. Ich mag nicht daran denken, daß Sie fort wollen, ach, ich werde sehr traurig sein, wenn ich Sie nicht mehr sehen darf."

Aus seinen Blicken leuchtete Triumph. Er zog sie fester an sich.

Rolhkäppchen," sagte er mil seiner klangvollen Stimme, die so bestrickend war, wenn er leise sprach, Rothkäppchen, o Du weißt nicht, wie glücklich mich dies Wort macht! Auch ich fühle, daß ich nicht leben kann ohne Dich und darum" er legte plötzlich mit einer stürmischen Bewegung beide Arme um ihre Schul­ternund darum komme mit mir uc meine Heimat als mein treues angebetetes Weib!"

Sie hatte ihr Haupt an seine Brust gelehnt und schluchzte laut.

Liane!" sagte plötzlich eine tiefe Stimme, Her­bert stand vor ihnen. Nicht eine Muskel seines Ant­litzes verriet den Kampf, den er eben durchkämpft, aber es lag etwas unheimes Düsteres in seinem We­sen und der Ausdruck unbeugsamer Entschlossenheit lag deutlicher als je aus seiner umwölkten Stirn.

Die Beiden waren aufgesprungen. Das 'Mäd­chen zitterte an allen Gliedern, der junge Mann kreuzte trotzig und kampfbereit die Arme über einan­der, aber es wollte ihm nicht gelingen, ein spöttisches Lächeln aus seinen Lippen festzuhallen.

Liane," wiederholte Herbert und sein Ton klang wie sonst mild und freundlich, als wenn er zu einem Kinde spräche,was machst Du hier? Du hättest das nicht thun sollen!"

Sie versuchte zu sprechen, aber Thränen erstick­ten ihre Stimme.

Mein Herr," nahm jetzt Rhoden das Wort, Sie begegnen der jungen Dame in einer Weise, die"

Ich allein zu verantworten habe!" schnitt ihm Herbert das Wort ab und seine blauen Augen blitz­ten momentan als sie seinen Gegner trafen. Dann wandte er sich, ohne diesen zu beachten, wieder an Rothkäppchen und seine Stimme bebte noch unwill­kürlich, als er fortfuhr:

Du hast ihn wohl sehr lieb? Sieh, das thu^ mir leid, denn Liane, Du darfst ihm nicht folgen er ist ein Schurke."

Das fordert Genugthuung!" fuhr Rhoden wü­tend auf,Sie werden-"

Ich bin bereit," entgegnete Herbert ruhig. Wann beliebt es Ihnen?"

»Jetzt, in diesem Augenblick noch!" schrie Rho­den, ein Pistol aus der Brusttasche reißend und auf Herbert eindringend. Dieser stand so zwischen ihm und Rothkäppchen, daß diese seine Bewegung nicht wahrnehmen konnte.

Keine Scene in Gegenwart des Mädchens!" sprach er leise, aber entschieden.Morgen früh, wenn es ihnen recht ist."

Gut denn, morgen früh, um fünf Uhr!" ant­wortete Rhoden, der seine Fassung wieder erlangt hatte, indem er die Pistole wieder an ihren Ort steckte und die Arme von Neuem über die Brust kreuzte.

Willst Du jetzt nicht nach Hause gehen, Liane?" wandte sich Herbert wieder an das Mädchen, das noch immer weinend dastand.

Fritz," entgegnete sie schluchzend,höre mich doch an! Du bist mir jetzt böse, ach, und ich habe es auch verdient, aber-"

Ich habe ja kein Recht, Liane, Dir böse zu sein, Du darfst Dich fortan in allen Deinen Hand­lungen nach meinem Wohlgefallen nicht mehr richten. Aber warum sagest Du mir nicht, daß Du ihn lieber hast als mich?"

Ihn lieber als Dich?" rief das Mädchen er­schrocken. Wer hat das gesagt, Fritz? Du weißt doch, daß ich Dich viel lieber habe, als alles auf der Welt, lieber als Vater und Geschwister und Alles, Alles." (Fortsetzung folgt.)

Line kleine ^N8xade

sksr sin grosser Oevinn ist allen Denjenigen sieker, veleks änrok Lrnvsnänng cler^xotkeker L. Lranät's Lekevei^erpillsn ikren Körper reinigen nuä kieränrek nsn beleben, stärken nnck kräftigen. Drkältliok L sekaektel Lk. 1 in clen Lpa- tkeksn.

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Verantwortlicher Redakteur Stetnwandel in Nagold. Druck Md Verlag der G. W. Z aiscr'schen Buchhandlung iu Nagold.