Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dicnstaq, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlobn) vO in dem Bezirk 1 --I,

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Donnerstag den 27. November.

Jnicrtlvnsgebühr für die Ispaltigc Zeile aus ge­

wöhnlicher Sckrift bei einmaliger Einrückung S -i, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1884 .

Amtliches.

Nagold.

A« -ie Standesbeamte«.

Dieselben erhalten die Weisung, die statistischen Verzeichnisse der Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle vom laufenden Jahre, wozu die Tabellen übersendet werden, gemäß der Vorschrift in §. 6 der Ministerial-Verfügung vom 14. März 1876 (Reggsbl. S. 104) unfehlbar bis 15. Februar 1884 an die Unterzeichnete Stelle einzusenden, unter dem An­fügen, daß in den statistischen Verzeichnissen der Ehe­schließungen in Spalte 3 und 7 nicht nur das Ge­burtsjahr, sondern auch der Geburtstag der Heiraten­den anzugeben , sowie in Spalte 12 desselben Ver­zeichnisses jedesmal Vormerkung darüber zu machen ist, wenn die Heirats-Urkunde von dem einen oder dem anderen Eheschließenden nicht mit Nameusuuter- schrist, sondern blos durch Handzeichen vollzogen werden konnte.

Den 25. November 1884.

_ _K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die Gemeinderate.

Kranken-Versicherung der Arbeiter.

Nach 8- 88 des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883, betreffend die Kranken-Versicherung der Ar­beiter, haben die organisierten Ortskrankenkassen des Bezirks (gemeinsame Orlskrankenkasse Nagold und Altensteig Stadt) am 1. Dezember d. I. ins Leben zu treten. Von dem gedachten Tage an haben alle dem gesetzlichen Versicherungs-Zwang unterworfenen Arbeiter und Arbeiterinnen Anspruch auf die statuten­mäßigen Leistungen der gegründeten Kassen, ohne daß es ihrer Seits irgend einer Anmeldung bedürfte, da die Meldepflicht in diesen Fällen ausschließlich den Arbeitgebern obliegt.

Unter Beziehung auf die oberamtliche Bekannt­machung vom 9. Oktober d. I., Amtsblatt Nr. 121, werden die Arbeitgeber versicherungspflichtiger Ar­beiter wiederholt veranlaßt, bei Vermeidung der ge­setzlichen Strafen, soweit es nicht bereits geschehen, solche ohne Verzug bei den Gemeindebehörden anzu- melven und haben letztere die in Folge dieser An­ordnung ergangenen Anmeldungen, sowie die seit der oberamtlichen Bekanntmachung vom 9. v. M. gesam­melten An- und Abmeldungen versicherungspflichtiger Arbeiter ohne Verzug hieher einzusenden, mit kurzem Begleitbericht, ob nicht Fälle bekannt, daß Anmel­dungen unterblieben wären.

Diejenigen Ortsvorsteher, in deren Gemeinden versicherungspflichtige Personen nicht beschäftigt sind, haben einen Fehlbericht zu erstatten.

Die eingehenden Anmeldungen werden sodann von hier aus den Aufsichtsbehörden der betreffenden Kassen schleunigst zugestellt werden, nachdem erfor­derlichen Falls ihre Ergänzung bewirkt sein wird.

Die Aufforderung zur nachträglichen Anmeldung Versicherungspflichtiger Arbeiter ist in den Gemeinden auf ortsübliche Weise bekannt zu machen.

Den 22. November 1884.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Stuttgart, 22. Nov. (Landständisches.) Die Tagesordnung für die Sitzung der Kammer der Abgeordneten am Donnerstag den 27. November 1884, vorm. 11 Uhr, ist folgende: 1) Legitimation neu eintretender Mitglieder. 2) Beratung des Be­richts der staatsrechtlichen Kommission, betreffend den

Staatsvertrag zwischen Preußen und Württemberg über die Regulierung und Veränderung der Landes­grenze auf den Markungen Dettensee und Nordstetten vom 1./2. Juni 1883.

Stuttgart, 22. Nov. DemSchw. M." wird noch mitgeteilt: Der Unfall auf dem Bahnhof Bietigheim ist, auch ohne daß feine Größe übertrieben wird, ein höchst beklagenswertes Ereignis. Wenn wir bemerken, daß der württ. Postwagen, der nieder­gebrannt sein soll, noch in Wänden und Gestell voll­ständig erhalten ist, so ist schon anzunehmen, daß das Unglück nicht so groß ist, als man es darzustellen versucht. Im Wagen waren enthalten 535000 ^ Komptanten. Von den Goldsendungen ist nur ein Beutel geplatzt, dessen Inhalt hat sich bis auf we­nige hundert Mark wieder gefunden. Was an Ju­welen und Goldwaren im Wagen sich befand, ist von sehr geringem Belang und hat sich bis auf angeschmol­zene Kleinigkeiten wieder unversehrt vorgefunden. Etwas schwieriger ist es, über die Wertpapiere ge­naue Auskunft zu geben; die Kontrole ist heute früh trotz angestrengter Arbeit noch nicht vollständig er­ledigt. Allein sicher ist, daß der Gesamtverlust die Höhe von 50 000 ^ nicht überschreiten wird. Der Wagen ist weder nieder-, noch auch nur im Innern ausgebrannt, so wenig, daß ein großer Teil der Sendungen ohne weiteres wieder dem Ort der Be­stimmung und den Adressaten zugeführt werden konnte, lieber die Sendungen, die nur angebrannt sind, wird nach näherer Untersuchung und Feststellung des In­haltes des Weiteren verfügt werden.

Stuttgart, den 23. Nov. Wie uns mitge­teilt wird, wurden Ihre Majestäten auf der Reise nach Nizza bei der Fahrt durch das Vaterland an den meisten Stationen von der zahlreich versammel­ten Bevölkerung mit Hochrufen begrüßt und an ein­zelnen Orten waren die Kriegervereine mit Fahnen am Bahnhofe ausgestellt. Ebenso war auch im Auslande der Empfang, sowohl seitens der Bevöl­kerung als seitens der Behörden ein sehr freundlicher; es wurden den Majestäten beim Ueberschreiten der französischen Grenze von Seiten der Präfektur des Departements ckes aipss maritimes und bei der An­kunft in Nizza von Seiten der Munizipalität, sowie von den anwesenden Damen prachtvolle Bouquets überreicht, auch war der Bahnhof in Nizza sehr schön mit Pflanzen dekoriert.

Stuttgart, 24. Nov. Gestern nachmittag konstituierte sich imCafe Zäch" der Württemb. Schwarzwaldverein in einer von nahezu 100 Perso­nen aus Nah uud Fern besuchten Versammlung. Baurat Reinhard führte den Vorsitz, Ministeriall Präsident v. Bätzner wurde zum Vorstand gewählt. Der Verein besteht aus den Bezirksvereinen der 5 Schwarzwald-Oberämter, welche mit dem Stuttgarter Verein, dem alle übrigen Mitglieder angehören, einen Hauptverein bilden. Derselbe bezweckt die Erschlie­ßung aller Schwarzwälderschönheiten und erreicht dies durch die verschiedensten Mittel: Anlage von Wegen, Wegzeigern. Aussichtspunkten, Ruhebänken, vor allem aber durch Touristenkarten. Der Mitglieder Jahres­beitrag beträgt 3 Mark, von denen die Bezirksvereine 2 Mark selbst behalten und 1 Mark an den Haupt­verein abliefern. Finanzrat Renner brachte dem Ver­ein den Glückwunsch des Alpenvereins, Sektion Schwa­ben, dar. Die königl. Familie und der Badische Schwarzwaldverein werden von der Gründung des­selben benachrichtigt.

Stuttgart, 24. Nov. Einige sehr unlieb­same Vorfälle trugen sich bei dem 66. Stiftungs­

feste der landwirtschaftlichen Aeademie Hohenheim, das am letzten Donnerstag gefeiert wurde, zu. Eine kleine Clique von Studirenden amüstrte sich bei dem Festessen vamit, die Rede des Herrn Prof. Wolfs, eines älteren allgemein beliebten Lehrers, durch spöt­tische Zwischenrufe zu unterbrechen, was einen Sturm von Entrüstung bei den übrigen Studirenden hervor­rief. Der Hauptstörenfried wurde schließlich gepackt und mit Gewalt aus dem Saale entfernt. Bei dem Commers setzte es wieder Reibungen zwischen den Studirenden ab, die einige Contrahirungen im Ge­folge hatten, so daß die akademische Gerichtsbarkeit sich veranlaßt sah, einzuschreiten und verschiedene Karcerstrafen zu dictiren. Die Majorität der Stu­direnden hat bereits Prof. Wolfs ihr Bedauern über den Vorgang beim Festessen aussprechen lassen und beschlossen, um dem verehrten Lehrer ihre Anhäng­lichkeit zu beweisen, ihm am Dienstag einen solennen Fackelzug darzubringen. Der Hauptunruhstifter hat die Aeademie bereits verlassen.

Stuttgart, 25. Nov. Gestern nachmittag wurde der sehr populäre Oberst v. Hügel, langjäh­riges Mitglied und Vorstand von wohlthätigen Ver­einen, zur Erde bestattet. An seinem Grabe waren fast sämtiche aktive Offiziere vom höchsten bis zum jüngsten, sowie zahlreiche alte ergraute Militärs in Pension, sowie die Vorstände des Lokalvohlthätig- keits-Vereins, erschienen, um dem treuen Kameraden das letzte Lebewohl zu sagen, der sich jegliches Lei­chengepränge und Lob am Grabe verbeten hatte. Er hat 44 Jahre dem König und Vaterland treu gedient, sein Andenken bleibt in Ehren.

Wie demUlmer Tagbl." mitgeteilt wird, hat der Reichskanzler Fürst Bismarck auf den telegra­phischen Gruß einer Versammlung in Augsburg zu Fischer's Wahlfeier folgende schriftliche Antwort ge­langen lassen:Den Gruß der schwäbischen Ver­sammlung zu Augsburg erwidere ich mit herzlichem Dank und freue mich über den Sieg der nationalen Partei in Ulm umsomehr, als er dem Reichstage ein bewährtes Mitglied zurückgegeben hat, dessen Fehlen seit Jahren empfunden wurde, v. Bismarck."

Tübingen. Die Schwurgerichtssitzungen des IV. Quartals werden dahier am Dienstag den 16. Dezember eröffnet werden. Den Vorsitz bei den­selben führt Herr Landgerichtsdirektor v. Häcker.

Durch Entstehung eines Brandes sind im Pfarr- hause zu Obernheim (Spaichingen) für etwa 6 bis 700 Kirchenornate zerstört worden.

Durch den Brand des bei dem Bietigheimer Eisenbahnunfalle zerstörten Postwagens verliert ein Frankfurter Haus 24000 M. Dasselbe hatte, wie das sehr üblich ist, nur 600 M. decla- riert, den Mehrwert aber nicht versichert. Man sagt, daß noch verschiedene Firmen solche Verluste erlitten haben.

Radolfzell, 21. Nov. Gestern ereignete sich ein Eisenbahnunglück seltener Art auf dem hiesi­gen Bahnhof, das so recht ein Merkmal habgieriger Herzlosigkeit gewisser Menschen ist. Ein Pferde­händler, angeblich Schweizer, hatte in Ulm 34 (nach anderen Mitteilungen 35) alte, offenbar zum Schlach­ten bestimmte Pferde gekauft und auf dortigem Bahn­hof in 2, sage in zwei Eisenbahnwagen vorgestern morgen verladen, so daß also in einen Wagen 17 lebende Pferde gepreßt wurden. Er ließ sie dann bis Mengen fahren, dort während der Nacht im Eisenbahnwagen in ihrem traurigen Zustand stehen, brachte sie dann mit dem Zug hierher, ohne ihnen seit der Verladung in Ulm weder Futter noch Wasser zu

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