teilung des Reichtums zwischen der Arbeiter- und Kapitalistenklasse verbundenen sozialen Fragen von allen Gesichtspunkten erörtert werden sollen. Namentlich wird die Frage, in wie weit die bestehenden Nebel unseres Sozialsystems durch Einmischung des Staates oder in anderer Weite beseitigt werde» können, zum Gegenstand der eingehendsten Besprechung gemacht werden. Die Verhandlungen dürften jedenfalls interessant werden!
Egypten.
Kairo, 22. Sept. Ein Telegramm des französischen Konsulats in Khartum bestätigt die Aufhebung der Belagerung Khartums. Die Umgegend sei von den Rebellen befreit und die Verproviantierung des Platzes verhältnismäßig leicht.
Handel K Uerkehr.
s::s Wildberg, 22. Sept. Heute wurde der sog. Schäfermarkt hier abgehalten. Das Wetter war demselben nicht ganz günstig, indem es morgens stark regnete, was namentlich dem Viehmarkt Abbruch that. Derselbe war ziemlich schwach besucht und der Handel etwas flau. Die Preise stellten sich wie folgt: Ochsen gelte» 800—850, Kühe ^ 120—195, Kalbeln 150—200, Rinder 130—160, Kleinvieh ^ 80—120. Der Schweinemarkt war sehr stark befahren und der Verkauf war sehr lebhaft. Milchschweine wurden zu 20—30 verkauft, Läufer zu 30—50, sehr starke zu
70—80. Fette Schweine waren weniger begehrt. Der Krä- mcrmarkt war von Verkäufern stark besucht, aber die Käufer fehlten ziemlich. Nachmittags besserte sichs, namcntl. als sich das Wetter ausheitetc. — Die Hopfenernte ging vorige Woche zu Ende und lieferte einen sehr schönen Ertrag. Die Waare ist prachtvoll und wurde sehr gut getrocknet. Käufer zeigten sich bis jetzt noch nicht, weßhalb auch noch keine Preise angegeben werden können. (Aus dem landwirtschaftl. Fest in Nagold stellte H. Konditor Reichert von hier eine Kollektion Trauben aus, die wegen ihrer Schönheit und Güte allgemeinen Beifall fand. Der Weinberg befindet sich am Rahmenbcrg und steht denen im Unterland in keiner Weise nach.)
Herrenberg, 20. Sept. An Zwetschgen kam heute die zweite Wagenladung auf dem Bahnhofe zum Versandt nach Hcilbronn, sowie 100 Ztr. nach Ludwigsburg. Gebrochene Zwetschgen werden Pr. Simri bis zu 2 60 st bezahlt. In
Mostobst ist Vorrat, aber noch kein richtiger Preis gemacht.
Stuttgart, 22. Sept. (Mehlbv r s c.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1260 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 30.50-32, Nr. 1 28.50—30, Nr. 2 26.50-28, Nr. 3
24.50-26, Nr. 4 19.50—2l.50. In ausländischen
Mehlen wurden 100 Sack verkauft. Nächste Börse am 6. Oktbr.
Stuttgart, 22. Sept. (Landesproduktenbörse.) Die Börse war schwach besucht und der Umsatz sehr unbedeutend, die Verkäufer forderten volle bisherige Preise, welche nur ungern vcrwilligt wurden. Wir notieren per 100 Kilgr; Weizen, bayerischer 17.75, russischer Sax. 17—17.25, Kernen 18.75, Dinkel 12, Haber 12.60—13.40, Hopfen 100—112 pr. Ztr.
Seitens der Reichspostverwaltung ist, laut der „Nat.- Ztg.", das Brief-Porto nach Augra Pequena und den deutschen Besitzungen in Westafrika, wohin die Woermann'schen Dampfer benutzt werden sollen, auf 20 Pf. festgesetzt und dadurch die Niederlassungen in das Gebiet des Weltpostvereins gezogen.
Line unglückliche Königin
Historische Erzählung von R. Hoffmann.
(Fortsetzung.)
„Aber, liebes Kind, sorge und bange doch nicht um Dinge, die König Heinrichs, Deines Freundes, Deines Verehrers, Deines Beschützers Sorge sein müssen. Schon morgen soll die ehrenwerte Familie, die so glücklich war, Anna Boleyn zur Tochter zu besitzen, in den Adelsstand erhoben werden und Du und die Deinen sollen sich mit meinen edelsten Lords messen dürfen und wer will es dann dem Könige von England wehren, das schönste Edelfräulein, Anna Boleyn, zu seiner Gemahlin zu machen?"
„Aber die Königin, Ew. Majestät Gemahlin?!" warf Anna mit bebenden Lippen ein.
Heinrich wußte, daß in diesen wenigen Worten für ein Einwand lag und schwieg verblüfft einige Sekunden, doch dann entgegnete er stürmisch:
„Meine Ehe ist ungerecht und unnatürlich zugleich abgeschlossen worden, es werden sich gesetzliche Mittel finden lassen, sie aufzuheben. Es ist dies alles meine Sorge, teuerste Anna."
„Aber nur nichts Böses, nichts Schlimmes vollbringen, Majestät. Lieber will ich sterben, als durch eine böse That —"
„Thörin, Thörin!" rief der König, ängstige Dich nicht und fürchte nichts, denn meine Ehe mit Katharina ist wider die Gesetze unserer heiligen Kirche abgeschlossen, wonach niemand die Witwe seines Bruders heiraten darf, für mich, den König, der über das Recht Gottes und der Menschen im Staate zu wachen hat, wahrhaftig Grund genug, um die Ungültigkeit meiner Ehe bei seiner Heiligkeit dem Papste zu beantragen. Auch wird der Königin Katharina nnd ihrer Tochter Maria dabei nicht das geringste Leid zugefügt werden. Beruhige Dich darüber voll
kommen, mein Kind und schwöre mir endlich, das; Du König Heinrichs vollberechtigte Gemahlin werden willst, sobald kein gesetzliches Hindernis mehr vorhanden ist."
Anna Boleyn kämpfte in ihrem Innern einen schrecklichen Kampf. Sie hätte um alles in der Welt dem Wunsche und Willen des Königs sich entstehen mögen, aber da lag er vor ihr auf den Knieeu und gelobte ihr das Höchste was er geloben konnte und sie sollte schwören, des Königs Gemahlin zu werden. Dieser Eindruck war überwältigend auf Anna Boleyn's Mädchenherz, das sich so lange heldenmütig gegen des Königs Liebesbewerbungen verteidigt hatte. Wohl dachte sie auch noch einmal an Lord Percy, ihren Bräutigam. Aber hatte er sich nicht gestern von ihr gewandt aus Eifersucht auf den König und vor dem Glanze des königlichen Diadems erblaßte auch die Grafenkrone Lord Percy's. Abermals und -heftiger und stürmischer drang auch Heinrich in Anna um Gewährung des Schwurs und endlich, endlich mehr tot als lebendig leistete sie den Schwur und König Heinrich preßte ihr einen heißen Kuß auf die Stirn.
Doch als Heinrich die so feurig geliebte Anna gleich seiner Braut in seine Arme pressen wollte, entwand sich diese den Armen des Königs und sagte mit stehender Geberde:
„Genug, genug, Majestät! Entlassen Sic mich in Gnaden, ich kann erst dann Ew. Majestät Liebe erwidern, wenn die Bedingung erfüllt ist, die Ew. Majestät mir gewährten."
Diese Bitte ward von Anna Boleyn so herzlich kundgegeben und ihre schönen Augen ruhten dabei so innig flehend auf König Heinrichs Antlitz, daß dieser seine glühende Leidenschaft überwand und freundlich herablassend erwiderte:
„Ach ja, ich vergaß in meiner Liebe einen Moment, was wir uns gelobt, doch Du, mein süßer Liebling, erlaubst wohl, daß ich Dich nach dem Schlosse zurückgeleite."
Anna wurde bei dieser vertraulichen Anrede aus des Königs Munde ein wenig verlegen, denn diese Worte ließen nicht den Geringsten Zweifel darüber, daß der König sie schon jetzt als seine Geliebte betrachtete. Doch nachdem das Verhältnis zwischen König Heinrich und Anna Boleyn bereits den Charakter eines geheimen Eheversprechens angenommen, konnte Anna unmöglich die Beweise der Zuneigung des Königs schroff abweisen, sie erwiderte daher mit sanfter Stimme und ihren schönen Arm mit dem des Königs vereinigend:
„Ich nehme es dankbar an, wenn Ew. Majestät so gnädig sein wollen, mich in den Palast zu geleiten."
Heinrich erledigte sich in ritterlicher Weise dieses Liebesdienstes und bald befand sich Anna Boleyn wieder allein in den ihr zur Wohnung angewiesenen Gemächern des Schlosses, während der König in Begleitung Lord Caffolks sich in seine Zimmer zurückzog.
Als Anna Boleyn nun so allein am Fenster ihres Schlafgemaches stand und ihre Augen hinauf nach dem sternenbesäten Himmelszelt richtete, da wurde es ihr trotz der hohen Auszeichnung, die ihr winkte, doch recht weh um's Herz, denn sie hatte keine rechte Vorstellung davon, wie es sich erfüllen sollte, daß sie die Gemahlin des Königs werden sollte, wenn auch König Heinrich von der Unnatürlichkeit seiner Ebe mit Katharina von Araaonien und der Auflösung derselben gesprochen hatte.
Dann tauchte auch das Bild ihres Bräutigams vor ihrer Seele auf. Ach, sie wäre doch viel glücklicher gewesen, wenn sie Lord Percy's Frau hätte werden können. Doch daran durfte sie nun nicht mehr denken.
Und dann kamen wieder andere Gedanken. Heinrich hatte ihr noch beim Abschiede geschworen, daß er ohne jeden Hintergedanken handle und sie wegen ihrer Tugenden und glänzenden Eigenschaften zu seiner rechtmäßigen Gemahlin, zur Königin von England erheben wolle.
Königin sollte sie werden! Vor ihr sollten sich alle die stolzen Lords und Ladys beugen, die die englische Aristokratie aufzuweisen hatte! Sie sollte die strahlende Sonne an Englands Königshofe, sie zu den höchsten Ehren erhoben, sie reich und mächtig werden!
Welches Frauenherz hätte wohl diesen Verlockungen widerstanden? — Anna Boleyn erlag auch ihnen, doch nicht wegen der Eitelkeit ihres Herzens, sondern weil der König nur um diesen Preis ihre Liebe gewinnen konnte und wie er geschworen, auch wollte.
Dann fiel Anna Boleyn auf ihre Kniee nieder zum Gebet, dankte Gott für alles Gute, was er ihr verliehen, und gelobte, daß sie, wenn sie einst wirklich Königin werden sollte, sie ihre hohe Stellung zu edlen Thaten, im Dienste Gottes und zum Wohle der Armen und Bedrückten im Lande benutzen und verwerten wolle.
Dann schlief Anna Boleyn fröhlichen und getrosten Mutes ein.
Und sie träumte, daß sie sich in herrlichen, paradiesischen Gefilden befand, wo alles in Glanz und Herrlichkeit prangte. Und sie lustwandelte in diesem Paradies. Sie ging über sonnige Auen, und blumige Wiesen. Sie sah herrliche Bäume mit goldenen Früchten, liebliche Weiher und Bäche, grün schimmernde Wälder, anmutige Gebirge. Und wie sie durch diese glücklichen Gefilde dahinschritt, da war es ihr, als würde sie plötzlich getragen nnd sie schwebte dahin in den Harmonien der Glückseligkeit lange, lange. Dann auf einmal wurde sie von einem Windstoße gepackt, der sie über das Gebirge, welche die paradiesischen Gefilde begrenzte. entführte. Dort war alles Nacht und Dunkelheit. Anna wollte schreien, aber sie konnte nicht. In der Finsternis war auch niemand, der ihre Stimme gehört hätte. Und dann erhielt sie einen zweiten Stoß und stürzte mit einem gellenden Schrei in einen furchtbaren Abgrund.
Doch gleichzeitig erwachte Anna Boleyn aus diesem erst so beseligenden und daun so furchtbaren Traume und blickte ängstlich um sich.
Sie hatte lange geschlafen, denn es war schon Tag und die ersten Strahlen der Februarsonne glitzerten verstohlen durch die nicht ganz verhüllten Fenster des Gemaches.
(Fortsetzung folgt.)
A l l - r 1 - r.
— Aepfel als Nahrungsmittel. Die Wichtigkeit der Aepfel als Nahrungsmittel hat man bisher weder genügend geschätzt noch begriffen. Außer ihrem Gehalt an Zucker, Saft und anderen Nährstoffen in der Form von Nahrung enthalten sie eine so schöne Verbindung von vegetabilischer Säure und Extrativ- und aromatischen Stoffen, daß sie in der Eigenschaft als Erfrischungs- und Kräftigungsmittel, sowie als Antiseptica mächtig wirken. Zur Zeit der Reise von Landarbeitern und Anderen reichlich genossen, verhindern sie Schwäche, kräftigen die Verdauung, berichtigen die Neigung stickstoffhaltiger Nährmittel zur Fäulnis, wehren dem Skorbut und erhalten die Arbeitskraft. Die Arbeiter von Cornwell in England halten reife Aepfel für fast ebenso nahrhaft als Brod und für nahrhafter als die Kartoffel; bei Bratäpfel, meinen sie, kann man ohne Fleisch bestehen. Mit Reis, Rotkohl, Möhren oder etwas Zucker und Milch gekocht, gewähren sie eine angenehme und nahrhafte Speise. Wenn unsere Frauen sich nur hinreichend mit gutem Obst versehen wollten, würde sich von Fünfzigen wahrscheinlich nicht Einer nach Fleisch Umsehen. Wer bezweifelt auch nur einen Augenblick, daß viele Scrophel- und andere Krankheiten auf die Fleischkost zurückzuführen sind? Bekanntlich rührt viel von dem Fleische, das wir genießen, von kranken Thieren her : seine Wirkung kann man sich also wohl denken. Unser Obst aber befindet sich immer in gesundem Zustande und kann im menschlichen Körper keine Krankheit erzeugen, wohl aber hat es eine verdünnende, reinigende und erneuernde Tendenz.
— (Die beste Kur.) A.: sie haben sich aber in kurzer Zeit merkwürdig erholt. Was haben Sie nur gethan? — B.: Gar nichts!
— „Wodurch unterscheiden die Frauen sich von den Pen- dulen?" fragte einst Mlle. Brohan den großen Maler Horace Veruet. — „Die Pendulen zeigen die Stunden an, und die Frauen machen sie vergessen," erwiderte der Maler.
Charade.
Wie vom Gebirg' ins Licht die beiden Ersten reichen, Indessen tief im Thal noch feuchte Nebel streiche»!
Da stürmt — ein Augenblick ist ihm Gewinn —
Ein Jüngling fröhlich durch die Letzte hin;
Gern läßt er hinter sich des Waldes Schweigen Und nach den ersten eilt er auszusteigen,
Dort glänzt Ihr Haus, dort schmückt man den Altar, Dort harrt die Braut, der Priester im Talar.
Und als zu Ihr er nun emporgeklommen,
Hat lächelnd Sie das Ganze hergenommen,
Hat kunstgeübt zum Schleier cs gemacht Und in der Kirche deutlich: Ja! gesagt.
Verantwortlicher Redakteur Ste inwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Aaiser'schen Buchhandlung in Nagold.