Amts- und Intelligenz-Blatt sür den Overamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlobn) 30 ^, in drm Bezirk l außerhalb des Bezirks 1 20 Monats­

abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag den 18. September.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -I, bei mehrmaliger je 8 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1884

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2l mtliche s.

Nagold.

A« d!e SchUtlhettzenämter.

Den Schultheißenämtern gehen die Protokolle des Oberamtsbaumwarts über die Visitation der Bäume im Frühjahr 1884 zu, mit der Weisung, die Anordnungen zu vollziehen, die Defecte rechtzeitig und vollständig zu erledigen und längstens bis 1. April 1885 Vollzugs-Anzeige zu erstatten unter Rück- anschluß der Visitations-Protokolle.

Obgleich nicht zu verkennen ist, daß in der Obstbaumzncht in den letzten Jahren schöne Fortschritte gemacht worden sind, so läßt solche doch noch man­ches zu wünschen übrig und wird daher zu den Ge­meindebehörden und Gemeindebaumwarten die Er­wartung ausgesprochen, daß sie auf jede Art, durch Rat und That, nicht blos die Weiterverbreitung des Obstbaues, sondern auch die Pflege der Bäume weiter zu heben und zu befördern bestrebt sein werden.

Den 16. September 1884.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Ar» die Grtsvorsteher.

Demnächst wird sür die bevorstehende Reichs­tagswahl den Ortsvorjtehern die umgearbeitete III. Auflage des Bailer'schen SchriftchensReichstags­wahlen" zur Jnstrnierung der Ortsbehörden und Wahl-Vorstände zugehen.

Den 16. September 1884.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-NeuigkeiLerr.

Deutsches Reich.

Nagold, 16. Sept. Unser Bezirks­missionsfest fand diesmal am 2. Sonntag des September, den 14. d. M. statt. Die herrliche Wit­terung war geeignet, uns viele Festbesucher nicht nur aus unserem Bezirk, sondern auch ans den benach-. barten Bezirken Herrenberg, Horb und Calw zuzu­führen. Helfer Finckh von hier sprach das Ein­gangsgebet und erstattete den Jahresbericht. Letzte­rem wurde Joh. 10, 16 zu Grund gelegt. Ans die treffliche Festrede selbst näher einzugehen, ist hier nicht der Ort. Dieselbe wird in dem auf Weihnach­ten d. I. erscheinenden, gedruckten Jahresbericht ent­halten sein, der allen Missionsfreunden zu Gebote steht. Was die Einnahmen im letzten Jahre be­trifft, so ergab sich beim Kollekteverein die erfreuliche Summe von 3214 cIL innerhalb 50 Wochen, wäh­rend die übrigen Missionsgaben des Bezirks sich mit dem schönen diesjährigen Festopfer im Betrag von 421 c4L auf die Summe von beinahe 2000 ^ be­laufen, so daß die Gesammtsumme über 5000 -4L beträgt, gewiß eine schöne Summe, wenn man bedenkt, daß sie aus lauter freiwilligen Beiträgen zusammenge­flossen ist. Eine Festgabe von 30 vsL verdient besonders erwähnt zu werden, da dieselbe der Ertrag aus einem Mission sbienenkorb ist. Die Naturalgaben haben im letzten Jahre auch nicht gefehlt, und die Missionsar­beitsvereine hatten ihren gesegneten Fortgang. Mis­sionar Gußmann aus China sprach zuerst von dem ohne Zweifel ausbrechenden Krieg zwischen Frank­reich und China und dessen Veranlassung. Er würde für die Mission große Gefahren mit sich bringen, weil das chinesische Volk im allgemeinen gegen alle Ausländer erbittert sei. Redner macht dann interes­sante Mitteilungen über die Mission in China. Die Chinesen seien der Liebe der Christen in der Heimat wert und bedürftig, da sie ein elendes Dasein fristen,

im Leben keinen Halt und im Tode keinen Trost haben. Letzteres wird vom Redner in kurzen Zügen geschildert. Um die Liebe der Christen zu der chi­nesischen Mission zu erwecken, erzählte Redner meh­rere Beispiele von solchen, die zu christlicher Erkennt­nis durchgedrungen sind und nun einen wahrhaft christlichen Wandel führen. Im Ganzen gibt es auf den Basler Missionsstationen 2600 bekehrte Chinesen. Pfarrer Bourquin aus Herrnhut, der sich seit Kurzem hier niedergelassen hat, um in Württemberg die Liebe zur Brüdergemeine zu unterhalten, legte seinen Mitteilungen über die 150 Jahre alte Mission der Brüdergemeine, welche bekanntlich zuerst zu missio­nieren ansing, das Wort 1. Kor. 15, 58 zu Grunde und beleuchtete sodann die einzelnen Missionsgebiete in Amerika (Labrador, Grönland, Surinam, Mos­kitoküste), Afrika (Kafferland), Australien und Asien (Himalaha). Im weiteren Verlauf seiner Rede suchte er unter den Zuhörern Interesse und Liebe für das Missionswerk zu erwecken, da dasselbe trotz der vielen damit verbundenen Schwierigkeiten doch ein gesegnetes und durchaus nicht vergebliches sei. Dr. Gundert von Calw, der die hiesige Gemeinde schon vormittags mit einer erbaulichen Predigt er­freut hatte, sprach über den Lehrtext des Tages: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt!" Er beleuchtete dieses Wort im Blick auf die Mission in mannigfaltiger Weise und belegte es mit mehreren trefflichen Beijpielen aus der Missionsgeschichte. Er­freulich war hiebei besonders zu vernehmen, daß durch die Thätigkeit der Basler Mission im letzten Jahre beinahe 1000 Heiden (998) sich zum Christen­tum bekehrt haben, von denen auf Afrika allein 619, auf China 208 und auf Indien 171 kommen. Um 4Vs Uhr schloß derselbe Redner die sehr zahlreiche Festversammlung mit Gebet.

Herrenberg, 13. Sept. Heute wurde die Schlußprüfung der hies. Haushaltungsschule vorge­nommen, welche ein sehr günstiges Resultat lieferte. Der Prüfung wohnten die Eltern der Schülerinnen, sowie eine große Zahl sonstiger Freunde bei.

Horb, 15. Sept. Der Gasthof zum Kaiser wurde heute samt Inventar um den Preis von 24 000 von Metz- gcrm. Bareis hier gekauft.

Freudenstadt, 15. Sept. Das gestrige Feuerwehrfest verlief aufs glänzendste. Neben den fremden Feuerwehren waren auch auswärtige Mili­tärvereine, Gesangvereine rc. erschienen. Vertreten waren die Feuerwehren Alpirsbach, Altensteig, Baiers- bronn, Böblingen, Bondorf, Calw, Dornhan, Dorn­stetten, Ergenzingen, Gärtringen, Glatten, Haiterbach, Hallwangen, Herrenberg, Horb, Nagold, Oberkirch (Baden), Oberjettingen, Pfalzgrafenweiler, Oberndorf, Reichenbach, Schramberg, Stuttgart, Unterjettingen und Wildbad, zusammen 26. Programmmäßig fand um */s12 Uhr der großartig arrangierte Paradezug der Freudenstädter Feuerwehr statt. Es zeigte sich hiebei, daß das hiesige, bei 500 zum größten Teil uniformierter Mitglieder zählende Corps sich in Be­ziehung auf Ausrüstung und technische Hilfsmittel ebenbürtig den gleichartigen Instituten des Landes zur Seite stellen kann. Der Angriff auf das Kauf­mann Stock'sche Haas war in allen seinen Teilen gelungen. Bei dem Festessen in derPost" wurde eine Reihe von Toasten, in erster Linie auf S. Maj. den König, sodann auf den derzeitigen Kommandan­ten der Feuerwehr, Stadtbaumeister Wälde, auf die bürgerl. Kollegien ic. ausgebracht. Dem Komman­danten Wälde wurde in Anerkennung seiner 22jäh- rigen, unermüdlichen Thätigkeit für das Corps von Stadtschultheiß Hartranft namens der bürgerl. Kol­

legien ein prachtvolles Bowleservice als Geschenk über­reicht. Um Vr4 Uhr bewegte sich der endlose Fest­zug vom Marktplatz aus zur Turnhalle. Auf dem Festplatze hielt Stadtschultheiß Hartranft die Festrede. Zur Erinnerung an den Tag ist eine besondere Fest­zeitung vom Grenzer herausgegeben worden. Bei den Festbanketten im Schwarzwaldhotel und im Hotel Braun herrschte eine begeisterte Feststimmung. Ein schöner Tag liegt hinter uns.

Glatten OA. Freudenstadt, 14. Sept. Vor einigen Tagen wurde im hiesigen Ratszimmer einge­brochen und etwa 160 ^ teils Eigentum des Herrn Schultheiß teils anvertraute Gelder gestohlen. Von dem Dieb konnte noch keine Spur entdeckt werden.

Stuttgart, 13. Sept. Der Generaldirektor der württembergischen Staatseisenbahnen, Präsident Böhm, ist heute früh 4 Uhr gestorben.

Stuttgart, 14. Sept. Wenn in der letzten Zeit es vielfach beklagt worden ist, daß eine so große Zahl von Verwaltungs- und Notariatskandidaten ohne Stellen vorhanden und daß ihre Unterbringung wohl noch für längere Zeit eine zweifelhafte sei, so kann man nicht dasselbe von den evang. Volksschul­lehramtskandidaten sagen. Unter den im heutigen St.-Anz." bekannt gemachten Ernennungen unstän­diger Lehrer auf ständige Schulstellen ist eine grö­ßere Zahl solcher Lehrer befindlich, die erst vor 2 bis 3 Monaten ihre 2te Prüfung mit Erfolg erstan­den haben, welche sie zu Versehung ständiger Schul­stellen befähigt und berechtigt.

Stuttgart, 15. Sept. Der frühere Gene­raldirektor der württembergischen Eisenbahnen, Dille- nius, ist heute, vom Begräbnis Böhms zurückkehrend, in Cannstatt am Schlaganfall verschieden.

Heidenheim, 12. Sept. In heutiger Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der endgültige Be­schluß gefaßt, in hiesiger Stadt eine Wasserleitung zu errichten. Die Kosten sind auf 171000 ver­anschlagt. Mit einer 1820pferdekräftigen Dampf­maschine soll das Wasser der sog. Goldquelle auf die Höhe des Schloßbergs in ein Reservoir befördert werden. Der Wasserbedarf ist für 8000 Seelen an­genommen worden (Heidenheim hat jetzt ca. 6700 Einwohner), kann aber sür die doppelte Anzahl ge­steigert werden. Bis jetzt sind 10000 jährliche Wasserzinse gezeichnet; da aber die jährlichen Kosten ca. 15 000 betragen werden, so haben die Kol­legien beschlossen, die noch fehlenden 5000 aus den Ueberschüssen der städtischen Gasfabrik zu bewil­ligen, und zwar vorerst auf 5 Jahre, vom 1. April 1885 an gerechnet. Die K. Staatsbehörde für das Wasserversorgungswesen soll nun zunächst um Aus­arbeitung eines detaillierten Kostenanschlags ange­gangen werden.

Brandsälle: In Geislingen (Balingen) am Sonntag den 14. ds. ein zu dem frhrl. von Stauffenberg'schen Anwesen gehöriges Gebäude.

Aus der Steinlach. Vor einigen Tagen kamen 3 Amerikaner, (Pfeiffer, Rehm und Mozer), welche als Bäcker in New-Aork ansässig sind, reich­lich mit Münze versehen, ganz unerwartet in ihrem Geburtsort Gomaringen an, um die geliebte Heimat wieder zu sehen. Große Freude nach 1117jähri- ger Trennung gegenseitig: Der 70jährige Vater Pfeiffer weinte Freudenthränen über seinen so gut geratenen, so arm ausgewanderten und nun so reich wiederkehrenden Jakob. Seit ihrer Ankunft nun lassen es sich die Herren fortwährend angelegen sein, die Herzen ihrer Angehörigen durch wertvolle Ge-