schüft auszurichten, als der Diener ihn mit den Worten unterbricht:Mein Gott! auch ich komme zu Ihnen mit einer Trauernachricht, denn soeben ist Herr Brandt von einem Herzschlage getroffen tot zufammengesunken." Beide Freunde waren in der nämlichen Minute verschieden.

England.

Die Engländer beschäftigen sich neuerdings lebhaft mit dem bis vor Kurzem noch so unbekann­ten Angra Pequena. Sic wollen nicht dulden, das; Deutschland dort Boden saßt, ohne doch irgend ein Anrecht auf jenen Küstenstrich zu haben. Das Bre­mer Handelshaus Lüderitz hat Ländereien dort er­worben, etwa in der Große des Königreichs Bayern und das deutsche Reich hat seiner Zeit erklärt, daß diese Faktoreien und Erwerbungen unter deutschem Schutze stehen. Noch bis vor Kurzem betrachtete man in England den Küstenstrich als frei von jedem Rechte und von jeder Autorität eines europäischen Staates. Wir verstehen nicht, was es die Englän­der angeht, ob Deutschland in Angra Pequena Han­del treibt, Factoreien errichtet oder gar Colonien anlegt und Gebiet erwirbt; es will uns scheinen, daß Deutschland auch ohne Englands Erlaubnis ebenso berechtigt ist wie England, welches sich, ohne benachbarte französische, holländische, spanische Co- lonieen zu fragen, in überseeischen Ländern nach eigenem Ermessen jeder Zeit eingerichtet hat. Rußland.

Auch in Polen wird jetzt eine Ausstellung schöner Frauen veranstalten und zwar in Warschau.

Afrika.

Afrika ist derjenige Weltteil, von dem seit längerer Zeit am meisten die Rede ist. Zululand, Transvaal, Aschantiland, Madagaskar, Algerien, Tu­nis. Angra-Pcqucna und vor allem Egypten haben die Federn der Zeitungsschreiber weidlich in Bewe­gung gesetzt und thun es zum Teil noch. Jetzt kommt auch Marokko an die Reihe. Frankreich hat das Bedürfnis gefühlt, seine Kolonie Algerien an der Marokkanischen Grenze zuarrondieren." Lauten Einspruch dagegen erhebt Italien, dem Tunis noch im Magen liegt, so laut, daß der französische Ge­sandte in Rom Weisung erhalten haben soll, dagegen Vorstellungen zu machen. Einspruch gegen Einspruch! Man darf neugierig sein, welchen Verlauf diese neue Frage" nehmen wird, um so mehr, als ein Protest Italiens ans bekannten Gründen heute etwas mehr gilt, als im Jahre 1881. Auch Spanien regt sich in dieser Angelegenheit gegen Frankreich.

Amerika.

Bei den Grundaushebungen für die mexika­nische Eisenbahn wurde eine Dynamitmine zu früh­zeitig entzündet. 2 Ingenieure und 12 Arbeiter blie­ben auf der Stelle tot.

Handel L Verkehr.

(Konkurseröffnungen.) Jakob Haas, Gastwirt in Engelhofen, Gde. Mittelsischach. Andreas Leonhard Kraft, Müller von Gangertshausen, Gde. Ettenhausen.

Jas Stiftsfräutein.

Historische Novelle von F. Stöckert.

Ein ungewöhnliches Leben und Treiben herrschte am 3. Juli des Jahres 1681 an den Elbufern bei Dessau. Verwundert blickten die alten Eichen, die hier in seltener Pracht anzutrefsen sind und jetzt noch man­chem Landschafter als Studien dienen, auf das bunte Menschenvolk, das sich in ihrem Schatten tummelte. Sie boten ein gar farbenprächtiges Bild, diese Herren und Damen, in der bunten, steifen Tracht jener Zeit. Leichte, luftige Stoffe, wie man sie heutzutage bei ländlichen Festen liebt, kannte man damals noch nicht. Die Damen erschienen in schweren Brocatroben mit Gold- und Silberstickereien verziert, und nur die jünge­ren hatten den leichtern Ausputz von Spitzen gewählt. Ebenso war die Tracht der Herren bunr und reich gestickt und die hohen Allongeperrücken gaben ihnen ein fast feierliches Ansehen.

Es war der fürstliche Hof von Dessau, der sich heute hier draußen versammelt, um den Geburtstag des Erbprinzen Leopold im Waldesgrün festlich zu bege­hen. Der junge Prinz, ein kecker übermütiger Knabe, war sich seiner Würde als Prinz und Geburtstags­kind sehr wohl bewußt. Huldvoll nahm er jetzt die Glückwünsche der Hofdamen und Herren entgegen, nur als seine Spielgefährtin, Anna Louise von Fösen, mit einem großen Rosenbouquet zu ihm herangetrippelt kam, verließ ihn seine Würde. Er drückte einen schal­lenden Kuß aus die rosigen Lippen der Kleinen, und dann lief er mit ihr davon.

Nun wollen wir spielen, Anna Liese," rief er, ich mag nichts mehr wissen von den alten großen Leuten, die immer dasselbe sagen."

Diese alten großen Leute folgten bald darauf dem Rufe der Heerpauken und Trompeten, die mit lautem Getön das Signal zum Festmahl gaben, wcches in einem dazu errichteten Zelte eingenommen wurde. Die jüngsten Damen und Herren mußten nach da­maliger Sitte die hohen Herrschaften beim Mahle be­dienen; auch heute hatte der regierende Fürst Johann Georg, trotzdem es ein ländliches Fest war, dieses Arrangement befohlen nnd einem zierlichen blonden Kinde, Gertrude von Wülknitz, wurde die Ehre zu Teil, ihm beim Mahle aufznwarten. Das Fräulein war ein besonderer Liebling des Fürsten, und die Ehre, hinter seinem Stuhl zu stehen, war ihr schon öfters widerfahren. Der Fürst hatte stets einige freundliche Scherzworte für seine kleine Hebe in Bereitschaft. Heute jedoch riefen alle seine launigen Reden nur ein mühsam erzwungenes Lächeln aus ihrem Antlitz hervor. Trübe Schatten lagen darauf und ihre blauen Augen blickten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten, kummer­voll nach ihrem Gegenüber, einem Junker im grünen Jagdkostüm, der in steifer Haltung eine ältere Dame von hohem Adel bediente. Endlich war dasselbe zu Ende und Gertrud atmete erleichtert auf; der Fürst hatte sie huldvoll entlassen und sie hatte einen bedeu­tungsvollen Blick mit ihrem Gegenüber ausgetauscht, welchen derselbe verständnisvoll erwiderte. Bald dar­auf standen, sie sich, auf einem der einsamen Wald­pfade, gegenüber.

Georg von Wülknitz, so hieß der Junker im Jagdkostüm, war ein Vetter Gertruds und liebte sein holdes Bäschen sehr. Besorgt schaute er jetzt in ihr ernstes, trauriges Gesichlchen.

Was hast Du nur, Gertrud?" fragte er,Du bist ja wie verwandelt heute. Was ist nur in aller Welt geschehen? Du siehst aus, als hättest Du ge­weint !"

Um Gertruds Lippen zuckte cs sehr verräterisch bei diesen Worten ihres Vetters.

Es ist nun beschlossene Sache, wir gehen nach Herford ins Stift," sagte sie weinerlich.Die Prin­zessin will ja Aebtissin werden, und ich arme Unglück­liche, ich muß mit! O, es ist himmelschreiend, so weit, so entsetzlich weit, von Dir sein zu müssen! Man wird mich in die alten grauen Stiftsgewänder stecken, und ich putze mich doch so gern. Wenn Du mich dann einmal wieder siehst, was aber wohl kaum zu hoffen ist, denn es ist ja so furchtbar weit, dann wirst Du mich auch gar nicht mehr hübsch finden!" Bittere Thränen rollten bei diesem niegerschlagenden Gedanken aus Gertruds kindlichen, blauen Augen.

Ich werde Dich immer hübsch finden, Gertrud, auch wenn Du ein graues Kleid anhast und keinen Schmuck trägst!" sagte Georg tröstend.Aber," und er stampfte zornig mit dem Fuße auf,es ist empörend, daß sie Dich in ein Kloster stecken wollen. Sollte es denn da keinen Ausweg geben? Kannst Du nicht den Fürsten bitten?"

Rein, Du weißt es ja: was einmal beschlossene Sache ist, daran läßt der Fürst nicht rühren. Ach, ich glaube, Dein Vater, der Kammerrat, steckt hinter der ganzen Geschichte. Ich soll fort in die Verban­nung, Du sollst mich vergessen, mich, das arme ver­waiste Fräulein. Er hat ganz sicher den Plan mit der Tante zusammengeschmiedet, denn die ist auch froh, wenn sie mich los ist. Ich werde irgend eine Stelle im Stift bekommen, und dann ist für mich gesorgt; daß ich ein Herz habe, ein junges lebensfrohes Herz voll Liebe zu Dir, das kommt nicht in Betracht. Es ist wirklich, als wollte man mich lebendig begraben, und ich werde auch sterben, ganz gewiß, vor Sehn­sucht nach Dir, nach unserm grünen Wald, nach der blauen Elbe."

In Georgs Augen blitzte es zornig auf, als er sein geliebtes Bäschen in solcher Trostlosigkeit vor sich sah.Der alte Drache," murmelte er sehr un­ehrerbietig und meinte damit Gertruds Tante.Hätte ich es nur vorhin gewußt, ich hätte ihr bei Gott die Suppe in die Perrücke gegossen!

Wird denn die Prinzessin auch gezwungen? Sie ist doch jung und lebenslustig wie Du! Sie hat echtes Fürstenblut in den Adern und läßt sich keinen Streich spielen von ihrem Herzen, das, wenn es nicht eben ein Prinzessinherz, so gut wie ein armes schwa­ches Ding von Herzen der Liebe verfallen wäre."

Ich will es Dir anvertraucn, Georg," fügte

sie leiser hinzu:Sie flüchtet in die Einsamkeit des Stifts, der Liebe zu entfliehen!"

Georg riß die Augen weit auf.Wen liebt sie denn? Mich doch nicht etwa?"

Jetzt flog es doch wie ein verlorenes Lächeln über Gertruds trauriges Antlitz.Nein, Dich nicht, Georg, Du bist ja für mich schon und gut genug, aber nimm es mir nicht übel, eine Prinzessin hat ei­nen feineren Geschmack. Sieh dort den schlanken eleganten Franzosen, der erst vor kurzem an den Hof gekommen, der ist es! O, der weiß die Worte so fein und so gewandt zu setzen und seine Augen sind so feurig! Dazu der reiche, geschmackvolle Anzug?"

Er ist aber doch nur ein fader Geck und hat gar keine Waden," sagte Georg geringschätzig und blickte wohlgefällig auf seine strammen Beine hinunter.

Aber Geist hat er, oder esprit, wie es die Franzosen nennen, und das ist in den Augen einer Prinzessin mehr wert als Aenßerlichkeiten."

Unter diesem Gespräch hatte sich das junge Paar wieder langsam dem Festplatz genähert und sah sich jetzt umringt von mehreren Damen und Cava- lieren des Hofes.

Fräulein Gertrud wird es wissentönte da des Fürsten Stimme schalkha't an das Ohr der jungen Dame und ließ diese betroffen aufschauen.

Was soll ich wissen, Durchlaucht?" fragte sie verwundert.

Wann die Elbbrücke zerstört ist, holdes Kind."

Die Elbbrücke? Durchlaucht, das weiß ich nicht, das habe ich noch nicht erlebt!"

Nun, da hört doch Alles auf!" rief der Fürst. Ein Dessauer Kind und weiß nicht, wann die Elb­brücke zerstört ist. Komm einmal her, Leopold, und sage dem Fräulein, daß die (Abdrücke am 10. Mai 1631 von den Kaiserlichen durch den Hauptmann Niedrun in Brand gesetzt und zerstört wurde."

Der Erbprinz Leopold stellte sich gravitätisch vor Gertrude hin und wiederholte mit großem Pathos die Worte seines Vaters, und wohl ahnend, daß das Fräulein blamiert worden, fügte er ans eigener Macht­vollkommenheit ein sehr despektierliches Etsch hinzu. Ein leises Kichern entstand; Georg v. Wülknitz aber ballte ingrimmig die Faust und hätte den kleinen nase­weisen Prinzen am liebsten geohrfeigt.

Merken Sie sich das, mein Fräulein," nahm der Fürst jetzt wieder das Wort.In der Einsam­keit des Stifts zu Herford, denke ich, werden Sie Zeit und Muße haben, die großen Lücken Ihres Wis­sens auszufüllen. Ich aber, Fürst Johann Georg, werde die Elbbrücke wieder aufbauen und damit mei­nem geliebten Lande Anhalt einen neuen Handelsweg geben. Wir sind schon dieserhalb mit einem Bau­meister in Unterhandlung getreten. Wenn die Brücke dann vollendet, werden wir ein großes Fest zur Ein­weihung veranstalten, wozu wir unsere teuren Ver­wandten in Zerbst entbieten werden. Auch die Aeb­tissin von Herford und vielleicht eine ihrer Stifts­fräuleins wollen wir dazu einladen," fügte er mit einem freundlichen Blick auf die schöne Unwissende hinzu.

Gertrude machte eine ehrfurchtsvolle Verbeugung, in ihren Augen leuchtete es freundlich auf.Eine Hoffnung," flüsterte sie, sich verstohlen dem Geliebten zuwendend.

(Fortsetzung folgt.) _

Altertet.

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