nchmungen, dem Speicher- und Kellereibetriebe, dem Hand­werk und der Land- und Forstwirtschaft, die Nationalliberalen wünschen sür den Fall der Ablehnung jenes Antrages wenig­stens den bei Eisenbahn- und Wasserbauten beschäftigten Ar­beitern, sowie den Schornsteinfegern den Vorzug der Versiche­rung zu verschaffen. Keiner von diesen Anträgen findet jedoch bei der Abstimmung Annahme, mit alleiniger Ausnahme des auf die Schornsteinfeger bezüglichen, der fast einstimmig durch­geht. Mit dieser Acndcrung genehmigt das Haus den H l.

Berlin, 18. Juni. Der Preuß.Staatsanz." enthält königliche Erlasse, betreffend die Ernennung des Kronprinzen zum Präsidenten des Staatsrats, die Ernennung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck zum Vizepräsidenten, sowie endlich eine Verordnung, betreffend die Genehmigung des Regulativs für die Verhandlungen des Staatsrats, sowie ein Verzeich­nis der zu Mitgliedern ernannten 71 Personen.

Berlin. 17. Juni. Hiesige hohe Finanzkreise beschäftigen sich mit einem syrischen Kolonialprojekt, zu welchem der deutsche Kolonialverein die Anregung gegeben haben soll. Es handelt sich darum, im An­schluß an die an der syrischen Küste bereits beste­hende kleine deutsche Ansiedelung große Landesstrecken zu erwerben und zunächst eine Eisenbahn daselbst an­zulegen, die Anlagekosten werden auf 20 Mill. Mark geschätzt, auch eine technische Kommission an Ort und Stelle zu entsenden, um die nötigen Vorstudien zu machen.

Zu den reichen Armen gehörte auch eine Frau, die kürzlich im Johannisstift zu Leipzig starb und immer sehr kümmerlich gelebt hatte. Als man ihre wenigen Habseligkeiten musterte, fand man ein Ver­mögen von 72000 in Wertpapieren und Bar­geld vor.

Aus einem Vortrag auf dem deutschen Lehrer­tag in Görlitz über die Aufgabe der Schule in der Gesundheitspflege folgen hier einige Einzelheiten. Die Schule hat die heilige Pflicht, an der Besser­stellung der Volksgesundheit thätigen Anteil zu neh­men, da es erwiesen ist, daß die meisten Krankheits­keime schon im Kindesalter gelegt werden. Die erste Aufgabe der Lehrer ist die Belehrung der Schüler über die ungünstigen Einflüsse ungesunder Luft, mangelnder Reinlichkeit, unzweckmäßiger Nahrung, Kleidung und Wohnung, nachlässiger, gedrückter Körperhaltung einerseits, sowie über die Vorteile einer vernünftigen Lungen- und Hautpflege, einer einfachen und zweckmäßigen Ernährung, eines ver­ständigen Wechsels von Arbeit und Ruhe, einer zweckmäßigen Körperhaltung, einer sorgfältigen Pflege des Gesichts- und Gehörorgans andererseits. Zu­gleich sei auf fleißiges Lüften und größte Reinhal­tung der Schulstube zu sehen. Nicht nur auf dem Lande, selbst in höheren Schulen sei die Luft oft förmlich vergiftet. Dadurch würden die ersten Keime zur Schwindsucht gelegt. Kranken und krankheits- verdächtigen Kindern sei erhöhte Sorgfalt zuzuwenden. Nötig sei eine Belehrung über die Gesundheitspflege. Der Bauer lasse seine Vierfüßler alle Tage kalt ab- waschen, für die Hautpflege der Kinder habe er wenig oder gar kein Verständnis. Sehr wichtig sei die Belehrung über die Kleidung. Vor zu enger und zu warmer Kleidung und vor hohen Stiefelab­sätzen sei zu warnen. Dem Krummsitzen habe der Lehrer besonders entgegenzuwirken. Es befördere die Kurzsichtigkeit, die Kopfschmerzen und das Nasen­bluten der Kinder. Die vielen Halsleiden hätten fast ausschließlich die Ursache in der zu warmen Be­kleidung des Halses.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 15. Juni. Hermann Stellmacher, der früher solch unerschütterliche Festigkeit zeigte, hat jetzt Momente, in denen er seine stramme Haltung verliert und gebrochen, in tiefes Brüten versunken, in der Zelle auf und nieder geht. Man weiß aus den Berichten über den Prozeß, daß Stellmacher bis zum letzten Augenblick seine Fassung bewahrt hat und selbst als jener furchtbare Spruch gefällt worden, der ihn aus der Liste der Lebendigen streicht, zuckte keine Muskel in dem ausdrucksvollen Gesicht. Doch als die eiserne Thür, die den Korridor von der Zelle trennt, klirrend ins Schloß gefallen war, da mur­melte er:Sterben! Sterben! Auch gut!" In der Zelle gab er sich dumpfem Brüteu hin. Nah­rung wies er an jenem Tage zurück. Einmal äußerte er:Am Sterben liegt mir nichts, aber das Hängen ist ekelhaft!"

Frankreich.

Ein jüngsthin erschienenes Dekret des Ministers des Innern hat die Stiergefechte für immer auf dem ganzen französischen Territorium verboten. Dies

scheint nicht nach dem Geschmacke der Südfranzoscn zu sein, denn der Petit Marseillais schreibt:Die Aufregung steigt im Süden immer mehr. Gestern morgen verkaufte man auf den Boulevards von Nkmes eine Flugschrift über die Stiergcfechte mit folgendem Aufruf: An das Volk von Mmes! Ein französischer Minister hat die unzukömmliche Idee ge­habt, diese schönen und glänzenden Stiergefechte zu verbieten, die Deinen Ruhm und Deine Freude aus­machen. Erhebe Dich, Volk, erhebe Dich! Laß Deine mächtige Stimme vernehmen! Man gebe Dir Deine Lieblingsspiele zurück und mögen unsere alten Arenen noch sehr oft von Deinen fanatischen Beifallsbezeu­gungen widerhallen."

Auf Monte Carlo hat ein schweizerischer Arzt, der sein Geld verspielt hatte und die von ihm verlangte Geldunterstützung zur Heimreise nicht er­hielt, seinem Leben durch Erschießen ein Ende ge­macht. Es ist dies der fünfunddreißigste Selbst­mord, welchen die Spielhölle zu Monaco in dieser Saison verursacht hat.

England.

Ein scheußliches Agrarverbrechen wird aus Tipperary (Irland) gemeldet. Den Kühen eines Farmers, Namens John O'Donnell, in Ballmulty wurden während der Nacht die Euter abgeschnitten! Es heißt, daß die Polizei den Thätern auf der Spur ist.

Persien. ,

Tiflis, 18. Juni. DerKawkas" meldet, in der gestrigen Nacht habe auf der Insel Kischem, im persischen Meerbusen, ein Erdbeben stattgefunden, durch welches 12 Dörfer zerstört, 200 Personen ge­tötet und zahlreiche Menschen verwundet wurden. Amerika.

New - Nork, im Juni. Einer statistischen Zu­sammenstellung zufolge sind 1883/84 (Februar vis Februar) 1409 Selbstmordfülle vorgekommen. Oben­an steht unser Staat New-Aork mit 155 Füllen, worauf Pennsylvanien mit 136, Illinois mit 127, Ohio mit 108, Missouri mit 73 ic. Von den 127 Selbstmorden in Illinois sielen 22 im Frühjahr, 47 im Sommer, 27 im Herbst, 31 im Winter vor. Der jüngste Selbstmörder war ein tzjähriger Knabe, der älteste ein Greis von 94 Jahren, 52 der Un­glücklichen standen im 50. Lebensjahr. Als Beweg­gründe haben sich ergeben: Geschäftssorgen 111, Vor­würfe, Furcht vor Strafe 13, Not 46, Ausschwei­fung 111, Familienwirren 170, Gram 30, Heimweh 1, Wahnsinn 276, Liebeskummer 1, Warze auf der Nase 1, Krankheit 149, Furcht vor Todesstrafe 2, Scham wegen Bestrafung 46. Ein Missourier, der bereits 3 Männer und 1 Frau umgebracht hatte, gab sich den Tod, weil es ihm nicht gelungen, 2 weitere Frauen zu töten. Ein hier wohnender deut­scher Landsmann suchte den Tod, weil er sich behext glaubte. Dem Berufe nach stellten die Farmer das größte Kontingent. Unter obiger Gesamtzahl befin­den sich 326 Frauem_

Handel K Verkehr.

Konkurseröffnungen.) Johann Haag und Marie Haag, gcb. Lambert, Küfers Eheleute in Gmünd.

Tuttlingen, l7. Juni. (Wollmarkt.) Die auswär­tigen Käufer halten sehr zurück und haben bis jetzt nur wenig gekauft, weil sich die Schajhaltcr zu den offerierten Preisen nicht verstehen wollen. Bis jetzt bewegen sich die Preise von 130140

Berlin, 18. Juni. Zum Wollmarkt sind bis jetzt 19 000 Zentner avisiert, 8000 Zentner gelagert. Auf den Stadls lagern sind die Abschlüsse minimal, gute Wollen stellen sich 6 bis 9Hl niedriger als im Vorjahre. Die Stimmung ist eine abwartendc._

Allerlei.

fEin neues Mittel gegen Gicht.j Dem in Leipzig erscheinenden weitverbreitetenNeuen Blatt" (Verlag von A. H. Paynet entnehmen für folgenden höchst interessanten Artikel:

DieGicht", worunter man im Volksleben so­wohl die eigentliche Gicht als auch die rheumatischen Krankheitscrscheinungen versteht, ist ein heimtückischer Geselle, dem man nur mit Schreck und Zagen ins Auge zu blicken vermag. Wenn erst der Quartiermacher der Gicht: das Podagra, in die große Zehe gefahren ist, so steht eine bange, schmerz- und qualvolle Zeit bevor, denn die dem Quartiermacher folgende Truppe ist ein Heer der grausamsten Quälgeister, die je einen armen Dulder gepeinigt und gemartert. Die Knochen­gelenke schwellen mit den sie umgebenden Weichteilen an, ein prickelnder, stechender, brennender Schmerz durchzuckt die erkrankten Teile und raubt dem Armen j den Schlaf, der Appetit verschwindet, das Herz klopft >

oft zum Zerspringen, ein Gefühl der Beängstigung und Vollsein raubt jede Behaglichkeit, welche die Schmerzen vielleicht noch etwa zurückgclassen. Ein jäher, entsetzlicher Schmerz schreckt den Kranken aus dem Schlafe, nimmt an Stärke und Ausdehnung zu, steigert sich bis zur Unerträglichkeit, der Kranke wälzt sich zitternd am ganzen Leide in seinem Bette umher, kalter Schweiß perlt ihm auf der Stirn, Fieberglut durchrüttelt sein Inneres, die trockene Haut droht zu bersten, die Pulse klopfen zum Zerspringen und quälender Durst vollendet einen Zustand, der sich wirklich auch nicht annähernd beschreiben läßt. Gegen Morgen endlich tritt eine Erleichterung ein, wenn man den Zustand eineErleichterung" nennen darf; in der nächsten Nacht beginnt die Marter von neuem und das setzt sich oft wochenlang fort, dis endlich mit der Zeit die Schmerzen, dann das Fieber und die Verdauungsbeschwerden aufhören, der Gebrauch der steifen und geschwollenen Glieder wieder allmälig beginnt und endlich endlich der Anfall als kuriert zu betrachten ist. Im künftigen Herbst oder Früh­jahr beginnt aber dasselbe Leiden in derselben Rei­henfolge.

Wir haben uns hier nicht die Aufgabe gestellt, den Verlauf eines Gichtfalles in seiner ganzen auf­regenden Ausführlichkeit zu schildern, oder gar die Ursachen der Gicht und die Mittel gegen dieselbe vom medizinischen Standpunkte aus zu erörtern, sondern ! wir wollen hier nur von einem Hausmittel berichten, welches in mehreren Fällen heftiger Gicht sich ganz ausgezeichnet bewährt hat.

Dasselbe ist der Zitronensaft, in großen Mengen dem Gichtkranken verabreicht.

Es wäre uns eine große Genugthuung. wenn unser Hausmittel auch nur einem unserer Leser, die sich so oft in ihrer Not an uns wenden, in seinen gichtischen Leiden Heilung brächte und wir sind jedem dankbar, der seine Erfahrungen, welche er aus un­sere Anregung hin gesammelt, uns mitteilr. Wir wollen in Nachstehendem einen Erkrankungsfall jüngster Zeit und die dabei statlgehabte Anwendung unseres Hausmittels schildern, so daß der Leser selber sich sein Urteil bilden und zutreffenden Falles danach handeln kann.

Der Kranke ist ein an hartes Arbeiten gewöhn­ter Manu von 67 Jahren; er ist Stellmacher in einer Leipziger Eisenbahnwerkstelle. Vor etwa zwanzig Jahren wurde er gelegentlich einer Reparatur, die ihn in starken Schweiß versetzt hatte, Plötzlich einem heftigen Zugwinde ausgesetzt und erkältete sich natür­licherweise dabei gründlich.

Nicht lauge darauf stellten sich die ersten hef­tigen Krankheitserscheinungen gichtischer Natur ein, und in jedem Jahre fast mußte der Bedauernswerte wochenlang die entsetzlichsten Schmerzen erdulden, die ihn hilflos auf das Krankenlager warfen.

Der Gebrauch der Teplitzer Heilquellen, welche ihm die menschenfreundliche Unterstützung der betr. Eisenbahnverwaltung ermöglichte, schaffte nur vorüber­gehende Heilung, ebenso der Gebrauch der Salizyl­säure, die ihm außerdem bedeutende Verdauungs­störungen und andere Beschwerden, wie Ohrensausen u. s. w. verursachte.

Im Frühjahr und Herbst meldete sich mit ent­setzlicher Pünktlichkeit jener unheimliche tückische Gast und peinigte bald mehr, bald weniger heftig den Kranken. Ein periodisch sich wiederholendes wochenlanges Darniederliegen schwächte den Mann aufs äußerste und eine Erholung zwischen den ein­zelnen Fällen konnte kaum eintreten.

Um Weihnachten 1883 stellten sich wiederum die Vorboten ein, der Mann wurde krank, mußte seine Arbeit aufgeben, kam zwar noch nicht direkt zum Liegen, stand aber nichtsdestoweniger tüchtige Schmerzen aus, bis er anfang Februar plötzlich in einer Nacht in der Weise erkrankte, wie wir das ein­gangs schilderten. Die Knöchel der Füße schwollen an, ebenso die Finger, namentlich die der rechten Hand, eine rot entzündete, trockene, glasig aussehende Haut, die bei der geringsten Berührung schmerzte, umspannte die geschwollenen Teile, die Gliedmaßen waren gelähmt und der Kranke konnte ohne die Hilfe seiner ihn treu pflegenden Frau auf seinem Schmer­zenslager sich nicht bewegen. Dazu kam vollständige Appetitlosigkeit und alle Symptome eines akuten Gicht­anfalles traten auf.

Acht Tage lang lag bereits der Aermste, als ein Freund desNeuen Blattes", der Kenntnis von der Heilkraft der Zitronensäure gegen Gicht und