Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Dienstag den 1. April.
Jnlertionsgedühr für die Ispaitige Zeile aus gewöhnlicher Scbrift bei einmaliger Einrückung S -I, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Heralisgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.
1884.
An den Isürsten von Wismcrrck
zu feinem 69. HevurLsfest den 1. April 1884.
I.
Wir wurden nicht in den April geschickt,
Als Dich der erste dieses Monds dem Leben,
Den Eltern und dem Vaterland gegeben —
Nein, die Erfüllung haben wir erblickt.
Schien kaum uns noch Fabelland entrückt.
Was unser Hoffen war und unser Streben,
Aus Zwietracht uns und Ohnmacht zu erheben,
Du hasts erreicht; Dir ists mit Gott geglückt.
Und war auch stets ein wechselnder April Dein Los, jetzt Sonnenglanz in Lob und Ehren, Jetzt Hagclschau'r in Hatz und Wutgebrüll:
Getrost! Der Frühlingshimmel wird sich klären — Es reift die Frucht, die Zeit steht nimmer still.
Und unumwölkt wird Dein Gedüchtnitz währen.
; Nicht um der Thaten nur bist Du uns theuer,
s Die Du mit Gott vollbracht fürs Vaterland:
^ Datz Dus umschlungen mit der Einheit Band,
r Datz Du mit sichrer Hand geführt fein Steuer;
) Daß Du gedämpft der Völkerzwietracht Feuer,
( So oft verderbendräuend eS entbrannt,
^ Datz Du zu bänd'gen suchst mit starker Hand
s Den schlimmsten Feind, der Selbstsucht Ungeheuer.
s Du selber mit dem tapfern Mannesmut,
; Mit Deinem Adlerblick, dem freien, lichten,
i Mit Deines Herzens treuer, warmer Glut,
( Mit Deinem Wesen, dem geraden, schlichten,
r Du selbst vor allem bist das edle Gut,
^ Dcß wir uns freun, dran wir empor uns richten.
III.
Sieh da, sein mächt'ges Erzbild hier im Grünen, *) Jedweder Zoll ein Mann, furchtlos und treu,
Aus busch'gen Brauen blickend, wie ein Leu,
Wie einer jener alten Nordlandshünen.
Ja, mag es eines Mannes Art verdienen,
Daß dargestellt in Erz sein Abbild sei,
So ists die Deine — und des Mönchs dabei,
Der dort zu Worms den Gang gethan, den kühnen.
Doch bist Du uns fürwahr kein Götzenbild; Wir knieen nicht vor des Erfolges Riesen,
Nein, Ihm, der Dich mit chrnem Mark erfüllt,
Der fest und klar Dir Deinen Pfad gewiesen Und Dich zum Ziel geführt. Dem Höchsten gilt Der Dank zumeist. Er sei für Dich gepriesen! ch Bismarcks chcrncs Standbild im Bad Kissingen.
Abonnements-Einladung
auf den
„HeseüHafter"
für das II. Quartal 1884.
Diejenigen, die blos für das 1. Quartal abonniert hatten, bitten wir um schleunige Erneuerung ihrer Bestellung bei dem nächstgelegenen Postamt.
Nur Hiesige können direkt bei der Expedition abonnieren.
Abvnncmentsgebühr für das 2. Quartal bei der Expedition 80 L, in dem Bezirk -4L 1 , außerhalb desselben 1 , 20 .
Weiterer Beitritt zum Abonnement ist uns jederzeit willkommen.
Redaktion nnd Gvprdition.
Amtliches.
Nagold.
Un die Drtsvorsteher.
Die Visitations-Protokolle des Obcramtsbaum- warts pro 1883, sind, soweit es nicht bereits geschehen, mit Vollzugsbcricht binnen 8 Tagen hicher einzusenden.
Den 29. März 1884.
K. Oberamt.
G ü n t n e r.
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
** Nagold, 30. Mürz. Einen hier noch nie erlebten hohen musikalischen Genuß brachte heute den Freunden geistlicher Musik die vom hiesigen Seminar veranstaltete Aufführung des Oratoriums Messias von Händel. Der geräumige Festsaal des Seminars vermochte die in ungewöhnlicher Zahl herbciströmcn- den hiesigen und auswärtigen (Altensteig, Calw, Wildberg z. B. waren zahlreich vertreten) Zuhörer weit nicht zu fassen, so datz man dem Gedanken Raum geben mutzte, die künftigen größeren Aufführungen sollten wieder in unsere schönen Stadtkirche verlegt werden. Die Leitung der Ausführung lag in der sicheren Hand des Musikoberlehrers H e gel e von hier. Zur Aufführung kam für diesmal nur der I. und II. Teil des genannten Oratoriums. Das Programm enthielt aber doch 30 größere und kleinere Nummern. Darunter waren zwei bloß für Orchester (die schön einleitende Ouvertüre und die äußerst liebliche 8iutonis pastoralo), 10 gemischte Chöre, 11 Arien und 8 Recitative. Am meisten allgemeine Anerkennung fanden die sämtlich mit Orchesterbeglcituug gesungenen gemischten Chöre, von denen besonders hervorzuhebcn sind: „Denn es ist uns ein Kind geboren rc.". „Hoch thut euch auf rc.", „Denn die Herrlichkeit rc.", sowie der herrliche Schlutzchor: „Hal- lelnjah!" Alle gemischten Chöre wurden meisterhaft gesungen und verdienen sowohl Sängerinnen als
Sänger alles Lob. Die Recitativen und Arien boten viele Abwechslung dar nicht nur hinsichtlich der Me- lodicen sondern auch dsc Sänger und Sängerinnen, welche sie vortrugen. Die Perle des Tages mutzte in dieser Beziehung der im Sologesang vorzüglich geschulten und mit seltener Stimme ausgestatteten Fräulein Feder Haff von Calw zuerkannt werden. Am meisten gefiel die schöne Arie: „Er weidet seine Heerde rc.". Auch die Altistin Fr. H. von hier sang dieArie: „Erwarb verschmähet und verachtet rc." sehr ausdrucksvoll n. ansprechend. Außer diesen Sängerinnen trugen die Lehrer F in ckh von Altenslcig und St. von hier mehrere Recitative und Arien vor nnd erwiesen sich durch ihren guten Vortrag auch schwieriger Melodien als Meister im Sologesang. Trotz der raschen Aufeinanderfolge der einzelnen Stücke nahm die durchweg wohlgelungene Ausführung über zwei Stunden in Anspruch. Für den reichen Genuß, der den Zuhörern durch dies erste Oratorium verschafft wurde, sei hiemit den sämtlichen Beteiligten auch noch öffentlich herzlicher Dank ausgesprochen.
. f Nagold ;(Eingesendet von einem Laien.) Die gestrige Aufführung des Oratoriums Häudels „Messias" war eine glänzende. Dieselbe mag von nahezu 400 Personen, darunter sehr viele Auswärtige, besucht gewesen sein, welche alle vollbemedigt und dankbar den Festsaal verlassen haben mögen. Der Herr Dirigent sah seine gewiß erhebliche Mühe von bestem Erfolge belohnt; es war aber auch eine tüch-