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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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! Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag ! und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne i Trügerlostn) 80 4, in dem Bezirk I Ur — 4, j austerhalb des Bezirks I UL 20 4. Monats- : abonncmcnt nach Nerhältnist.
Donnerstag den 27. März.
JniertionSgebühr iür die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -I, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegcben sein.
Abonnements-Einladung
auf den
„Heseü'schafter"
für^das II. Quartal 1881.
Diejenigen, die blos für das 1. Quartal abonniert hatten, bitten wir um schleunige Erneuerung ihrer Bestellung bei dem nächstgelegenen Postamt.
Nur Hiesige können direkt bei der Expedition abonnieren.
Abonnementsgebühr für das 2. Quartal bei der Expedition 8Ü L, in dem Bezirk -/L 1. außerhalb desselben -/U 1 , 20 .
Weiterer Beitritt zum Abonnement ist uns jederzeit willkommen.
Redaktion nud Expedition.
Amtli ches.
Me Gerichtsvollzieher
werden erinnert, Hauptregister und Kassentagbuch auf den 1. April d. I. unfehlbar anher einzusenden.
Nagold, 25. März 1884.
K. Amtsgericht.
Daser. O.-A.-R.
Die niedere Postdienstprllsunfl haben u. a. bestanden: Anwärter, Hermann, von Lostburg (Frcudenstadt), Nüstle, Jakob Leonhard, von Oberjcsingen (Herrcnberg), Speer, Gott- hold, von Mindcrsbach (Nagoldl.
Die 2. Schulstelle in Mössingcn (Rvttenburg) wurde dem Schullehrer Pfuderer in Untercnzthal «Altensteig), die zweite in Affolterbach (Backnang) dem Unterlehrer Staiger in Eff- ringen (Nagold) übertragen.
Komisches oder deutsches Lrörecht?
Nach dem deutschen Erbrecht erhielt der erstgeborene Sohn vom Vater den Bauernhof. Die übrigen Geschwister hatten entweder eine Leibrente auf dem Hof stehen oder mußte ihnen der Erstgeborene eine angemessene Summe hinausbezalen. Häufig blieben die nachgeborenen Söhne auf dem Hofe als Knechte und Gehilfen ihres erstgeborenen Bruders. Bekanntlich spielte das Erstgeburtsrecht bei den meisten alten Völkern eine große Rolle. Mit dem Emporkommen der Fürstenmacht in Deutschland hielt auch das römische Recht seinen Einzug und verdrängte das altdeutsche Erbrecht fast überall. Nach römischen Recht wird das Erbe, also auch die Aecker, zu gleichen Teilen unter die Geschwister verteilt, so daß, wenn der Vater 60 Morgen Güter hat, von 6 Kindern jedes 10 Morgen erhält. Wenn nun freilich in diesem Verhältniß die Verteilung fortschreitet, so müssen schließlich die Portionen immer kleiner werden und das Resultat wird am Ende das sein, was inan „Zwergwirtschaft" nennt, der größte Teil der Bauern hat in jedem Esch oder Zeigen der Markung ein paar schmale Riemen Ackerland und erntet selbst in guten Jahren enva so viel, als er mit seiner Familie jährlich verzehrt. Vieh- und Schweinehaltung wirft vielleicht soviel ab, daß er Steuern und Zinse bezahlen kann. So ists in manchen Gegenden des Neckars und Rheins, während das bairische und württembergische Oberschwaben noch größtenteils das altdeutsche Erbrecht haben. Ob cs aber ein so großer Vorteil ist, wenn diese großen Höfe immer noch mehr anwachsen, daß ist sehr die Frage. Wenn Einer einen Besitz hat. welcher bequem sechs Familien nähren könnte, so wird man das doch ebenso wenig für einen gesunden, wünschenswerten Zustand halten, als jene oben beschriebene
Zwergwirtschaft. Diejenigen Gegenden werden daher wohl die besten Besitzverhältniffe haben, in welchen eine genügend entwickelte Jndustrietätigkeit vorhanden ist, so daß nicht die ganze Bevölkerung auf den Ackerbau angewiesen ist. In diesen Gegenden braucht nicht der jüngere Bruder Knecht des Erstgeborenen zu werden, sondern er wird die Zeit, welche ihm sein kleines Ackergütchcn übrig läßt, durch Handwerks- oder Fabriktütigkeit ausfüllen und sein völlig genügendes Auskommen haben.
) Tages-Nerrigkeiten.
Deutsches Reich.
Nagold, 26. März. (Kismarckadrrffe.) Um der Freude Ausdruck zu geben, daß die Gesundheit des Fürsten Bismarck wieder soweit hergestcllt ist, daß er in jüngster Zeit im Reichstag wieder persönlich austreten und seine Ideen, die neuerdings hauptsächlich auf das Wohl der arbeitenden Klassen abzielen, gegen feindliche Parteien in beredten Worten verfechten konnte, haben sich reichstreue Bürger vereinigt, um dem großen Staatsmann auf seinen Geburtstag ihre Verehrung und Zustimmung durch eine Adresse auszudrücken. Dieselbe sollte zur Ehre Nagolds möglichst viele Unterschriften erhalten. Daher sind sämmtliche reichstreue Bürger, welche die hohen Verdienste des Kanzlers um Volk und Vaterland zu würdigen wissen, auf Freitag (28.) Nachmittag von 4 Uhr ab eingeladen, die im Gasthaufe zum „Hirsch" aufgelegte Adresse zu unterzeichnen. Dabei gibt man sich der Hoffnung hin, daß nicht nur Nagolder Bürger, sondern auch Patrioten des Bezirks sich an der Kundgebung beteiligen werden.
Zur Verhütung von Mißverständnissen sei indessen bemerkt, daß die Unterzeichnung nur an diesem Abende geschehen kann.
Nagold. (Eingesendet.) Die Restaurierung unserer FriedH ofkapelle, bestehend in gründlicher Abhaltung der seither eingedrungenen Erdfeuchte, besserer Lüftung, Gypsung der Decke, Erhöhung der Empore ic. wurde auf Kosten der Stiftungspflege im Laufe des letzten Sommers vorgenommen. — Jetzt handelt es sich noch um die innere Ausstattung, namentlich um Herstellung neuer Sitzbänke. Die Kosten hiefür sollen durch freiwillige Beiträge aufgebracht werden. In dem vorliegenden, vom Techniker gefertigten Plan und Überschlag sind regelmäßige, einfach ausgestattetc Kirchenstühle vorgesehen, während gegenwärtig blos die Anfertigung von gewöhnlichen Lehnschrannen geplant ist. Sehr zu bedauern wäre, wenn aus Mangel an den nötigen Mitteln dieser billiger erscheinende Vorschlag angenommen werden müßte. Mit der Sammlung ist bereits begonnen und sollen teilweise auch schon sehr ansehnliche Beiträge cingegangen sein, notwendig ist aber, um unsere Friedhofkapelle, wenn auch einfach, so doch würdig ausstatten zu können, daß Jedermann sein Scherflein beitrage.
„Hast du viel, so gieb reichlich,
Hast du wenig, so gieb doch das Wenige mit
treuem Herzen."
/z, Vom Lande, 21. März. Alle, denen die Pflicht obliegt, durch geeignete und ausführbare Maßregeln Not und Verderben besonders von dem ärmeren und hilfloseren Teile ihrer Mitbürger abzuwenden, mögen doch Hand ans Werk legen durch Gründung Raiffeisen'fcher Darlehenskassenvereine. Zum Zwecke gegenseitiger Aushilfe werden die zu hinterlegenden Barmittel von Seiten der Ge- sammt-Mitgliederschaft getragen, — Opfer, die jeder gerne bringt, weil jeder seinen Nutzen von der Einrichtung hat, wie der im landw. Wochenblatt Nr. 12 veröffentlichte Vorgang in der Gemeinde Bösingen nachweist. Der dasige, von Herrn Pfarrer Hahn mit Energie ins Leben gerufene und mit Umsicht geleitete Darlehenskassenverein hatte am Jahresschluß 1883 einen Kassenbestand von 813 34 ^
und ein Vereinsvermögen von 993 vkL 62 An letzterem haben die 79 Vereinsmitglieder statutengemäß persönlich keinen Anteil, können eine Teilung desselben oder einen Dividendenanteil nicht beanspruchen, da das gewonnene Vereinsvermögen Eigentum des Gesamtvereins ist und bleibt. Die Activen betragen 26410 ^ 16 L, die Passiven 26086 vkL 80 der Reingewinn für das Jahr 1883 323 »stki Die ersammelten Pfennigspargelder werden jener Kasse zugeschieden; sie haben im Vorjahr 287 56 L, in den 3 Geschäftsjahren 1881/83
ult. Dezember 724 ^ 44 ^ ertragen. Neben der Geldvermittelung richtet der Vereinsausschuß sein Augenmerk auf die Anschaffung von Kunstdünger, Saatfrüchten rc. zu wesentlich ermäßigten Preisen und unter voller Sicherstellung des Empfangs reeller Ware. Auch hat der Verein im Vorjahr den Verkauf eines Hofquts in die Hand genommen und dadurch die wucherischen Güterhändler von der Gemeinde ferne gehalten. — Gewiß verdient das sich henlicb bewährende Unternehmen der Bösinger Dank und Nacheiferung. Jedem Volksfreunde muß es beruhigend sein, wenn er Männer zusammentreten sieht, welche ihren Mitbürgern Mittel und Wege zur Erleichterung ihres Fortkommens bieten.
Freudenstadt, 21. März. Dieser Tage wurde die etwa 34 Jahre alte Eva Marie Belser, geborne Klumpp, Ehefrau des Maurers Johann Belser von Besenfeld, OA. Freudenstadt, an das hiesige Amtsgericht eingeliefert, weil sie ihrem Ehemann einen Pfannenkuchen zum Mittagessen vorstellte, in dessen Teig der Phosphor von etwa 12 Zündhölzchen gemengt war. Trotz des widerlichen Geruchs und Geschmacks verzehrte der Ehemann diesen Pfannenkuchen, ohne übrigens den mindesten Schaden zu nehmen. Die Belser ist geständig und gibt als Grund ihrer Handlungsweise rohe Behandlung seitens ihres Ehemannes an.
Stuttgart, 24. März. Heute Nachmittag wird Prof. Dr. Stark beerdigt, der Samstag Mittag hier 53 Jahre alt starb. Er hat ein Stipendium von 10000 vlL Kapital für Musikstudierende und 3000 den Armen hinterlasfen.
Die Ziehung der kunstgewerblichen Lotterie, welche am 31. ds. M. stattfinden sollte, ist verschoben worden.
Ludwigs bürg, 23. März. Gestern nachmittag gerieten in der oberen Reithausstraße zwei Bürger, die sich schon lange befehdeten, in Rauf- hündel auf offener Straße. Der eine der Streitenden fiel dabei so unglücklich auf den Boden, daß er. als er sich wieder aufraffen wollte, zusammenbrach und den Geist aufgab. Der Streit hatte nur wenige Minuten gedauert. Man vermutet, daß der Tod