61. Jahrgang.
Uro. 33.
Amts- und InteHigenMatt sür clen Aezirkr.
D8K
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt S L p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Samstag, äen 20. März 1886
Adonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 L, durch s die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in
: ganz Württemberg 2 ^ 70 H.
Arnttiche Wekcrnntmcrchurrgen.
Calw.
Bekanntmachung,
ketr. das Mnsternngsgeschast pro 1886.
1) Nach dem genehmigten Reiseplan wird das oiesjährige Musterungs- Geschäft im Aushebungsbezirk Calw in nachstehender Weise vorgenommen werden:
Areitag, den 2. April 1886, Musterung in Liebenzell.
Hiebei haben zu erscheinen morgens 8'/s Uhr: die Pflichtigen von Dennjächt, Ernstmühl, Hirsau, Liebenzell; Morgens 9 Uhr: von Möttlingen, Monakam, AMHengstett, Oberkollbach, Oberreichenbach, Oltenbionn; Morgens 10 Uhr: von Simmozheim, Unterhaugstett, Unterreichenback.
Samstag, den 3. April 1886, Musterung in Weumeiler.
Hrebei haben pünktlich zu erscheinen Morgens 9 Uhr: die Pflichtigen von Agenbach, Aickhalden, Altbulach, Bergorte.. Breitenberg, Emberg, Hornberg; Morgens 10 Uhr: von Liebelsberg, Martinsmoos, Neubulach, Neuweiler, Oberhaugstett, Oberkollwangen; Morgens 11 Uhr: von Röthenbach, Schmieh, Teinach, Würzback, Zwerenberg.
Montag, den 5. April 1886, Musterung in Hechingen.
Hiebei haben zu erscheinen Morgens 9>/s Uhr: tre Pflichtigen von Althengstett, Dachtel, Deckenpsronn, Gechingen; Morgens IO 1/2 Uhr: von Holzbronn, Ostelsheim, Stammheim.
Dienstag, den 6. April 1886, Musterung in Kakm.
Hiebe« haben zu erscheinen Morgens 8 Uhr: die Pflichtigen von Alt- bürg, Calw; Morgens 9 Uhr: von Sommenhardt, Speßhardt und Zavelstein.
Aie Loofirng
findet für sämmtliche Militärpflichtige des Bezirks am
Mittwoch, den 7. April 1886, Morgens 8 Ilstr in Kalw statt.
Bei der Musterung haben nickt nur äie Aflicktigen äe» Jahrgang» 1866 janüern alle äicjenigen äcr früheren Jahrgänge zu erscheinen, über äercn Miki- t 'i flicht noch nicht cnägiktig cntschieäen worden ist, oder welche von der Geschling nickt ausdrücklich entbunden worden sind. Die Angehörigen früherer Jahrgänge haben ihre Loosungsscheine mitzubringen.
Sämmtliche zur Gestellung verpflichtete Leute werden hiemit aufgefordert, bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen und Rechtsnachtheile rechtzeitig an den genannten Tagen und Stationen sich einzustcllen.
Da« Erscheinen bei äer Loosung ist äen Militärpflichtigen äc» kausenäea
Jahrgang» freigestellt. Der Aufruf der Pflichtigen zur Loosung erfolgt in der Ordnung der Gemeinden, in welchen dieselben geboren find und wird für die nicht erschienenen das Loos durch ein Mitglied der Ersatzkommission gezogen werden. Ausgeschlossen von der Loosung sind: die zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten und die von einem Truppentheil angenommenen Freiwilligen , sodann, falls ein Erkenntniß der zuständigen Oberersatzkommission vorliegt, die vorweg Einzustellenden, die dauernd Untauglichen und die dauernd Unwürdigen.
2) Die Ortsvorsteher haben auf Grund der Stammrollen die Heuer gestellungspflichtigen Leute, welche in den Listen noch nicht gestrichen sind, sofort protohollarisck zur Musterung oorzukaäeu. Einsendung von ElöffnUNgs- urkunden wird nicht verlangt.
Von der Gestellung können Gemeindebehörden nicht entbinden. Wer an solcher durch Krankheit verhindert ist, hat ein ärztliches Zeugniß einzureichen , das, falls der Arzt nicht amtlich angestellt ist, von der Gemeindebehörde zu beglaubigen ist.
Gemüthskranke, Blödsinnige, Krüppel u. s. w. können auf Grund eines solchen Zeugnisses überhaupt von der Gestellung befreit werden.
3) Jeder Milrtärpflichtige, sowie dessen Angehörige sind berechtigt, spätesten» am Musterungrtermine Anträge auf Zurückstellung oäer Kcsreiung von äcr Aushebung zu stellen. (Bei erst späterem Eintritt der Veranlassung zur Reklamation kann der Antrag auch noch bei der Aushebung angebracht werden.) Hiebei sind die Betheiligten berechtigt, ihre Anträge durch Vorlegung von Urkunden und Stellung von Zeugen und Sachverständigen zu unterstützen. Derartige Urkunden müssen obrigkeitlich beglaubigt sein.
Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat auf eigene Kosten 3 glaubhafte Zeugen hietür zu stellen.
Meräea Achkamationen mit äcr Erwcrbüuafühigheit von Eltern , Geschwistern u. s. w. begrünäct, so haben die betreffenden Verwandten sich zur ärztlichen Untersuchung bei der Musterung der Ersatzkommission vorzustellen.
8ckukamt»-La»äiäuten , Unterlehrer, Lehrgehilfen haben ihre Prüfungszeugnisse rechtzeitig — spätestens im Musterungstermine vorzulegen.
4) An- unä Abmckäungcn von Pflichtigen sind äksbakä dem Oberamt anzuzeigea, zutreffenden Falls unter Anschluß der Loosungsscheine.
5) Lei äer Musterung haben je äie Ortroorstelicr äer zu musternäca Pflicktigen zu crsckeinen, äagegen bei äcr Loosung nickt. Die Stammrollen sind mitzubringen und bei der Musterung nach dem Ergebniß der Letzteren genau zu ergänzen. Der Eintrag der Loosnummern erfolgt auf Grund der den Ortsvorstehern nach der Loosung zugehenden Loosungsscheine vor deren Ausfolge an die Pflichtigen.
Ieuillet 0 n.
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
„Das klingt alles so bestimmt", erwiderte Soltmann, „und ist doch so rätselhaft, daß ich einen Zusammenhang vergebens suche. Sie haben jedenfalls eine wichtige Entdeckung gemacht?"
„Eine sehr, sehr wichtig e."
„Und die ist?"
„Die Uhr des Ermordeten und eine Barsumme von vielen tausend Mark."
„Nicht möglich!"
„Hier — hier sind sie."
„Und waren — wo?"
„Das Geld im Koffer, auf dem Grunde desselben, die Uhr im Bett —"
„Im Bett?"
„In der Strohmatratze versteckt."
„Und wie kamen Sie darauf, dort danach zu suchen?"
„Ich fand das Zimmer leer, glaubte aber vor meinem Eintritt ein Geräusch vernommen zu haben, welches mich auf das heimliche und eilige Entfernen eines Menschen aus demselben schließen ließ. Ich hielt mich nun zu einer flüchtigen Zimmervisitation berechtigt. Der Koffer kam zuerst heran. Er ist alt und unverschließbar und erweckt natürlich nicht den Gedanken an gestohlenes Gut und verborgene Schätze; das aber gerade reizte mich. Ich durchsuchte ihn bis zum Grunde und fand diese große Barsumme, die der Bewohner eines solchen Zimmers, ein Mann in so niedriger Stellung, unmöglich rechtlich erworben haben konnte. Dies veronlaßte mich dann dem Bett meine ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, doch suchte ich erst
§ lange darin herum, bis ich bei genauer Besichtigung der verdeckt gewesenen Matratze einen Blutfleck fand; und der erst wurde mir Wegweiser zu einem neuen und wieder zugenähten Einschnitt in den Bezug. Ich trenne diesen auf, schaue hinein und sehe, daß eine blutige Hand da durch das Stroh gefahren. Ich folge dieser Hand mit der meinen — finde ganz am Boden etwas hartes — ziehe es hervor und — halte diese Uhr und Kette in Händen! — An letzterer fehlt richtig der an der Weste des Ermordeten hasten gebliebene Haken. Geld und Uhr schob ich rasch in meine Tasche, und eben wollte ich noch weiter suchen, da vernahm ich wieder sich nahende Schritte. Der Mörder! sage ich mir und habe noch Besonnenheit genug, die rote Gardine vor das kleine Fenster !zu ziehen. Er kommt aus dem Hellen in das Dunkle — das macht die eisten Schritte unsicher, und darauf baute ich den Erfolg meines Ueberfalls des mir körperlich überlegenen Menschen. Statt seiner kamen Sie, und so steht die Rückkehr des gefährlichen Patrons noch zu gewärtigen."
„Um so besser^, sagte Soltmann, „denn wenn Mathies Sie so abgeschüttelt hätte, wären Sie wohl kaum mit dem Leben davon gekommen. Bedenken Sie, ein ertappter Mörder! Es gäbe ein Ringen auf Leben und Tod. Aber beendigen wir noch rasch, was Sie unvollendet gelaffen; vielleicht finden wir noch Ring und Portemonnaie."
„Wohl möglich", entgegnete Neubert. „Aber hören Sie! Man kommt schon wieder den Gang entlang — — ein lautes Echo!"
„Das könnte er wohl sein, da er keine Ahnung von bestätigtem Verdachte hat. Stellen wir uns auf die Lauer."
Sie thaten es und lauschten in banger Erwartung den nahenden Schritten.
„Herr Assessor!" tönte es da rufend vom Korridor.
Es war der Kommissar, der sich durch diesen Anruf von draußen bewahrte. Die Sache hatte somit bei allem Ernst etwas Komisches, und alle drei Herren konnten sich nicht enthalten, hierüber zu lachen.
(Fortsetzung folgt.)