sein. Ein Ueberschuß aus dem Etatsjahr 1884/85 wird, wenn nicht unvor­hergesehene Verhältnisse eintreten, eine erwünschte Beihilfe für die kommende Finanzperiode gewähren. Im Zusammenhang mit dem Etat ist die Fortdauer der Wirksamkeit des Sportelgesetzes von 1881 Ihrer Beschlußfassung zu unterstellen.

Die Zulassung der Erhebung örtlicher Verbrauchsabgaben zur Deckung der Gemeindebedürfnisse geht mit dem 31. März 1887 zu Ende. Aus diesem Anlaß wird eine Vorlage über Besteuerungsrechte der Gemeinden an die Kammer gelangen.

Unter thunlichster Berücksichtigung der während des letzten Landtags zum Ausdruck gelangten Bitten und Wünsche soll Ihrer Prüfung eine ueue zur Regelung der Verhältnisse der evangelischen Kirchengemeinden bestimmte Vorlage unterstellt werden.

Ein weiterer Gesetzentwurf ist zur gleichzeitigen Regelung der Verhält­nisse der katholischen Pfarrgemeinden bestimmt.

Die Einbringung eines Gesetzentwurfs über Zwangsenteignung wird eine frühere Bitte der Kammer erfüllen.

Der in Aussicht gestellte Entwurf eines Gesetzes über landwirtschaftliches Nachbarrecht wird Ihnen gleichfalls zugehen.

Auch ist der Entwurf eines Gesetzes über Bewässerungs- und Ent­wässerungsanlagen im Zusammenhang mit anderen Teilen des Wasserrechls so weit gefördert, daß Sie den betreffenden Vorlagen noch in dieser Landtags­periode entgegensehen dürfen.

Tie Vorarbeiten für Gesetze, druck) welche unter Festhaltung der be­währten Grundlagen der Organisation der Gemeinden und Amtskörperschaften die Selbstverwaltung derselben weiter entwickelt, den besonderen Bedürfnissen der größeren Gemeinden Berücksichtigung geschenkt und die Aussichtführung der höheren Behörden im Sinne der Vereinfachung neu bestimmt werden soll, sind bis zur Ausarbeitung vollständiger Entwürfe vorgeschritten.

Einen besonders wichtigen Gegenstand Ihrer Thätigkeit wird der Ent­wurf eines umfassenden Verfassungsgesetzes bilden, mit dessen Vorlegung die Königl. Regierung im Vertrauen auf allseitiges Entgegenkommen den erneuerten Versuch machen will, zu einer Verständigung über eine veränderte Zusammen­setzung beider Kammern der Ständeversammlung zu gelangen. Die vielen Beweise treuer Anhänglichkeit, welche S. M. dem König, Meinem vielgeliebten Oheim, aus Veranlassung Meiner Verlobung mit der Prin­zessin Charlotte von Schaumburg-Lippe aus allen Teilen des Landes dargebracht worden sind, haben S. Königl. Majestät erfreut und gerührt. Für diese Zeichen der Teilnahme spreche auch Ich Meinen wärmsten Dank aus.

Zahlreich und umsaffend sind die Aufgaben, die auf dem neuen Landtag Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen werden. S. M. der König wünschen und hoffen, daß es dem Eifer und der Stände für das Wohl des Landes gelingen möge, die Verhandlungen dieses Landtags einem segensreichen Ver­lauf und Ausgang zuzuführen.

Im Namen S. M. des Königs erkläre I ch den Landtag für er­öffnet.

Unter demselben Förmlichkeiten, wie sein Eintritt erfolgt war, verließ der Prinz, während die Versammlung ein dreimaliges Hoch auf S. M. den König ausbrachte, den Saal und begab sich ins Palais. Die Feier der Land­tagseröffnung hatte damit ihren Abschluß erreicht.

Die Kommission für Beratung des Branntwein-Monopols hat die den Kernpunkt der ganzen Vorlage bildenden beiden ersten Para­graphen und zwar den ersten mit 19 gegen 6 Stimmen, den zweiten mit 20 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Die weitere Beratung wurde bis Dienstag vertagt. Der Sitzung wohnte laut einem Telegramm der Frkf. Ztg." Finanzminister v. Scholz und Staatssekretär v. Burchard mit Kommissarien bei. Die Freisinnigen und das Zentrum beteiligten sich an der Diskussion fast gar nicht. Buhl erklärte die Bereitwilligkeit der Nationalliberalen zu einer anderen Form der Branntweinsteuer, wurde aber von Finanzminister v. Scholz bedeutet, daß es der Regierung um das Mo­nopol zu thun sei. v. Kardorff erörterte sein Projekt, das auf eine Konsumsteuer hinauslief. Frege (deutschkons.) beantragte Niedersetzung

einer Subkommission zur Prüfung der finanziellen Seite des Monopols. Dieser Antrag wurde mit 17 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Es meldete sich dann niemand mehr zum Wort und der Vorsitzende schritt zur Abstimmung. Für den § 1 stimmten nur die Deutschkonservativen und Gamp von der Reichspartei, v. Kardorff stimmte dagegen. Die Kommission hält wahrschein­lich nur noch eine formelle Sitzung ab, um den Rest des Gesetzes durch die erste Abstimmung für erledig t zu erklären und den Referenten zu ernennen.

Gcrges-Weuigkerterr.

Freude nstadt, 11. März. Innerhalb weniger Wochen sind zwei hochbetagte Männer von hier durch den Tod abgerufen worden. Wäh­rend im Februar d. I. der 93 Jahre alte Fuhrmann David Bühler das Zeitliche gesegnet hat, ist demselben gestern der Veterane Dreher Heinrich Roh im Alter von 90 Jahren im Tode nachgefolgt. Roh hat den Feldzug von 1815 mitgemacht; in den letzten Tagen hatte er noch das Unglück, bei einem Sturze den Arm zu brechen. Noch lebt hier der 92 Jahre alte Veterane aus den Freiheitskriegen alt Büchsenmacher Daniel Bacher in seltener Kraft und Rüstigkeit.

Vom untern Neckar, 11. März. Wie überall, so werden auch in unserer Gegend die Fischottern auf den Aussterbe-Etat gesetzt. Die Neckargartacher Jäger fingen in drei Jahren ihres Pachtes 14 Exemplare dieser Fischfeinde vermittelst Netzes, in den letzten Tagen 3 Stück, wovon jetzt noch einer lebendig gehalten wird. Die Fischottern halten sich haupt­sächlich in den Nebenbächen des Neckars, Leinbach und Böllingerbach, auf.

Heilbronn, 12. März. In der Brauerei zum Löwen ent­zündete sich gestern Abend das auf der Darre befindliche Malz. Durch Abschluß der betr. feuerfesten Räume wurde der Brand eingeschränkt, dem Besitzer erwächst aber immerhin noch ziemlich bedeutender Schaden, da außer dem verbrannten Malz ein großes Quantum Gerste für die Darre vorbereitet gewesen sein soll.

Ulm, 12. März. Der Absatz der Lose der Münsterbaulotte­rie ist recht erfreulich, die Generalagentur hat bereits keinen Vorrat mehr. Die zur Lotterie in München angekausten Gemälde, unter welchen prächtige Stücke, sind jetzt im Gewerbemuseum zur Schau gestellt. Die reichhaltige Ausstellung daselbst wurde letzter Tage wieder durch mehreres neu Eingelieferte vermehrt. Der Fischereiverein Ulm hielt gestern im Cafo Rampp in Neu-Ulm eine Versammlung bei welcher Reallehrer Möller mehrere Fisch­präparate vorzeigte und über den Blutkreislauf des Fisches sprach. Der Verein wird die im Lauf des Sommers in Augsburg stattfindende Fischerei-Aus­stellung auch beschicken. Die Kälte hält immer noch an und sind nachts 10 und mehr Grad zu verzeichnen. Die Donau führt seit einigen Tagen viel Grundeis mit sich. _

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Aber Etwolv fühlte die Blöße, die er. sich mit seiner plötzlich abgebro­chenen Rede gegeben hatte, und er war nicht Willens, die Herren ihre Mei­nung darüber austauschen zu lassen.

Er fragte schroff, was es denn wieder gäbe, und ob er nicht einmal fünf Minuten fortblewen könne.

Jonas erwiderte:Herr Merkel bittet höflichst um Bescheid, wo der Herr Kommerzienrat das Geld hingelegt haben. Der Wechsel wird soeben präsentiert."

Die dreizehntausend Mark?" sagte Etwold ärgerlich. Ich sagte dem Herrn Kassierer schon, daß sie auf meinem Bureautisch liegen."

Um Vergebung, Herr Kommerzienrat", wandte Jonas ein,Herr Merkel hat das Geld dort nicht gesehen."

Es liegt aber dort" , beharrte Etwold.Ich selbst habe es, gleich als ich ins Comptoir kam, dahin gelegt, die genaue Summe in Gold und Banknoten. Herr Merkel soll genauer Hinsehen und mich nicht weiter inkom­modieren."

Der Diener ging; der Sanitätsrat, welcher so lange in frostiger Re­serve im Zimmer verblieben war, nahm die Gelegenheit wahr, um sich zu verabschieden und nochmals die größte Ruhe für Klara zu empfehlen, da ein Nervenfieber zu befürchten stehe. Etwold blieb mit den beiden Beamten allein.

Sie sprachen von fernen Landen, Herr Kommerzienrat", nahm Soltmann das Gespräch wieder auf.Es trifft das merkwürdiger Weise mit meiner eigenen Beobachtung überein. Aus welchem Grunde vermuten S i e denn , daß der Ermordete ein Ausländer sei?" Sein dunkles Auge ruhte voll auf dem Gesicht des Kommerzienrats.

Ich?" erwiderte dieser in einiger Verlegenheit.Ich glaube, man sagte es, daß es ein Ausländer sei."

Wer sagte es?"

Wer? Nun jedenfalls Jemand in meiner Umgebung. Ich hörte es sagen. Uebrigens machte die Erscheinung des Ermordeten auch auf mich einen fremdländischen Eindruck."

Ohne Zweifel", sagte der Kommissar,haben wir es hier mit Jemand von jenseits des Ozeans zu thun. Ich glaube, es klopft wieder, Herr Kom­merzienrat."

Herein!" rief dieser.

Jonas präsentierte sich wieder, noch verlegener als vorhin.

Nun?" fragte Etwold ungehalten.

Der alte Mann zuckte bedauernd die Achseln.Nicht da, Herr Kommer­zienrat, sagte er"

Was nicht da?"

Das Geld."

Sie meinen?"

Die Dreizehntausend"

Der Kommerzienrat machte eine heftige Bewegung.Sind das Herrn Merkels Worte, die Sie mir überbringen?" fragte er.

Mit aller Bescheidenheit ja", lautete die servile Antwort.

Das ist ja sehr befremdend", sprach jener halblaut für sich.In meinem Bureau ist mir doch nie etwas fortgekommen." Und sich wieder zu dem Diener wendend, sagte er verdrießlich:Aber warum bezahlt denn Herr Merkel den kleinen Betrag vorläufig nicht aus seiner eigenen Kaffe? Was soll man denken, wenn der Wechselbote so lange warten muß. Sofort ein­lösen I Das Weitere wird sich finden."

Jonas entfernte sich eiligst.

(Fortsetzung folgt )