61. Jahrgang.
Wro. 31.
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Amtliche Bekanntmachungen.
Calw.'
An -ie Ortsvorsteher.
Nachdem die Brandschadens-Umlage- und Einzugs-Register an die Ortsvorsteher zur Uebergabe an die Gemeindepfleger hinausgegeben worden sind, werden die Ortsvorsteher unter Hinweisung auf die Ministerial-Versügung vom 25. November 1885 (Neg.-Bl. S. 533) angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß die für das Kalenderjahr 1886 umgelegten Brandschadensgelder rechtzeitig einqezoqen und an die Oberamtspflege abgeliefert werden.
Den 13. März 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Unter den Schafen den Johannes Meier inLiebelsberg, des I. F. Kugele und des Benjamin Bauer! in Altburg ist die Schafräude ausgebrochen.
Ten 13. März 1886. K. Oberumt.
F l a x l a n d.
Komische Wcrchvichten.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 12. März. Dis Eröffnung des zweiten Landtags der gegenwärtigen Wahlperiode hat heute in feierlicher Weise durch Se. K. Hoheit den Prinzen Wilhe l m stattgefunden. Der Gottesdienst in der Schloßkirche nahm um 10 Uhr seinen Anfang. Demselben wohnte Prinz Wilhelm, die Mitglieder des Ministenums und des Geheimenrats, das diplomatische Corps, die Hofchargen, viele Staatsbeamte und die protestantischen Mitglieder beider Kammern an. Stiftsprediger Dr. v. Burk predigte über Sachar. 8, 16 und 17: „Das ist's aber, was ihr thun sollt: Rede einer mit dem andern Wahrheit und richtet recht und schaffet Frieden in euren Thoren; und denke keiner kein Arges in seinem Herzen wider seinen Nächsten." Gleichzeitig ward in der katholischen Eberhardskirche ein solennes Hochamt unter Erstehung des göttlichen Segens zu den ständischen Verhandlungen cele- briert, zu dem die kathol. Mitglieder der beiden Ständekammern sich eingefunden hatten. Nach .dem Gottesdienst begaben sich die Mitglieder der Stände- versammlung ins Ständehaus, wo die Stadtgarde um 9 Uhr die Wache bezogen hatte, und nahmen im Sitzungssaals der zweiten Kammer die ihnen gebührenden verfassungsmäßigen Plätze ein. S. K. H. Prinz Wilhelm hatte
Feuilleton.
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
Bei dem Worte „Haussuchung" hatte sich Etwold jäh entfärbt, und auch jetzt noch zitterte seine Stimme als er sagte: „Ich bin erregt, und ich habe auch Ursache, es zu sein. In ein Verbrechen verwickelt, von dem ich nicht die allerentfernteste Kenntnis habe, muß ich es mir gefallen lassen, mich und die Meinen von dem Herrn Assessor selbst wie Verbrecher behandelt zu Oder was heißt es anders, wenn Sie meine Leute, wenn Sie meine Tochter verhören wollen und von Haussuchung reden? Bin ich denn nicht der Kommerzienrat Etwold, welcher in gewissen industriellen Angelegenheiten selbst das Vertrauen seines Monarchen genießt, nicht der Mann, dessen industrielle Schöpfungen als ein Segen des Landes gepriesen werden uns vessen Name unbefleckt zurückreicht in die Zeit der ersten industriellen Schöpfungen unserer Stadt? Ich frage es nicht, denn was ich hier erfahre ist eine Behandlung, die man meines Erachtens nur einem Unwürdigen zu Teil werden lassen kann, der selbst begründete Veranlassung zu Zweifeln gibt.
„Wenn Sie das meinen", erwiderte der Kommissar gelassen, „so verkennen Sie unsere Handlungsweise vollständig, und kann ich dies nur dem Umstande zuschreiben, daß Sie bisher mit polizeilichen, speziell mit kriminalpolizeilichen Recherchen verschont geblieben sind. Wir setzen nicht den geringsten Zweifel in Ihre persönliche Ehrenwertigkeit, aber wie mir Herr Assessor Soltmann hier versicherte, hat Ihr Fräulein Tochter, was Ihnen und auch
sich vom Gottesdienste ins Palais zurückbegeben und fuhr um 11 Uhr am Ständehaus vor, in dessen Vestibüle sich eine ständische Deputation unter Führung des Fürsten Waldbur g-Zeil-Trauchburg, die Minister, die Mitglieder des Geheimenrats zum Empfange aufgestellt hatte. Unter Vorantritt der ständischen Deputation betrat S. K. Hoheit, welcher große Generalsuniform trug, den Sitzungssaal, gefolgt von den Prinzen, den Ministern und den Mitgliedern des Geheimen Rats. Der Prinz nahm an den Stufen des Thrones Platz, rechts und links von demselben die Minister, die Hofchargen u. s. w. Ministerpräsident! v. Mittnacht holte die Befehle S. K. Hoheit ein. Nachdem dies geschehen, verlas der Prinz die Thronrede folgenden Inhalts:
„Hohe Versammlung!
S. M. der König haben Mich gnädigst zu beauftragen geruht, an Höchstdessen Stelle den zweiten ordentlichen Landtag der Wahlperiode zu eröffnen.
Indem Ich dem Bedauern S. K. Majestät darüber Ausdruck gebe, daß Höchstderselben die zur Kräftigung Ihrer Gesundheit gebotene Abwesenheit nicht gestattet, Selbst in Ihre Mitte zu treten, heiße Ich Sie im Namen S. M. des Königs zum Beginn des neuen Abschnitts Ihrer Thätigkeit freundlich willkommen.
Mit Befriedigung dürfen Sie auf die Ergebnisse des vor wenigen Tagen geschlossenen Landtags zurückblicken.
Bei der Verabschiedung zweier Hauptfinanzetats konnte mit Ihrer Unterstützung das Gleichgewicht zwischen den Ausgaben und Einnahmen des Staats, dt- Grundlage einer geordneten Etatsw!iisMfrseEprechenb'hergestellt weißen.
Auf verschievenen Gebieten des Staatslebens ist unter Ihrer Mitwirkung eine Reihe von Gesetzen erlassen worden, von welchen namentlich das Gesetz über die Notariatssporteln, das Branntweinsteuergesetz, die Landesfeuerlöschordnung unv das Gesetz über die Gemeindeangehörigkeit zu erwähnen sind. Die Frage der Stellvertretungskosten der Beamten, welche Mitglieder der Abgeordnetenkammer lind, ist durch Annahme der Ihnen zugegangenen Vorlage erledigt. Durch Ihre Zustimmung zu dem Entwurf des Feldbereinigungs- g'setzes wird ein tiefempfundenes Bedürfnis der Landwirtschaft Befriedigung erhalten. -
Dank der Vorsehung durste im verflossenen Jahre das Land sich einer gesegneten Ernte erfreuen; durch das bei den meisten Bodenerzeugnissen eingetretene Sinken der Presse wurde jedoch der Ertrag der Landwirtschaft vielfach in empfindlicher Weise geschmälert.
Die Lage des Handels und der Gewerbe ist, wiewohl manche Wünsche nach einem besseren Gang der Geschäfte sich geltend machen, im allgemeinen nicht unbefriedigend.
In dem neuen Abschnitt Ihrer neuen Thätigkeit wird eine Ihrer ersten Aufgaben die Beratung des Hauptfinanzetats für die nächste Finanzperiode
mir entgangen, an der Leiche des Ermordeten eine Bewegung gemacht, welche darauf schließen läßt, daß sie denselben gekannt und jetzt wiedererkannt hat. Weit entfernt, die wohlerzogene, tugendhafte Tochter eines so ehrenwerten Mannes mit einem so scheußlichen Verbrechen in Verbindung bringen zu wollen, müssen Sie doch zugeben, daß es für uns von der allerhöchsten Wichtigkeit ist, zu ersehen, wer der Ermordete gewesen."
„Und weiter habe ich Ihr Fräulein Tochter auch nichts fragen wollen", mischte sich hier Sollmann in das Gespräch.
Wäre die Scene mit dem roten Mathies nicht voraufgegangen, so würde Etwold jetzt noch einmal aufgebraust sein; aber diese Beobachtung Soll- manns war ja gewissermaßen eine amtliche Bestätigung dessen, was jener gesehen haben wollte, und so gab Etwold nur seiner Bestürzung über eine solche Vermutung Ausdruck.
„Dies überrascht mich wirklich", sagte er, „um so mehr als die amtliche Stellung des Herrn Assessors den Gedanken an eine Gehässigkeit gegen mich oder meine Tochter nicht auskommen läßt."
„Aber Herr Kommerzienrat —" wehrte hier Soltmann entrüstet ab.
„Nicht auskommen läßt, sagte ich", wiederholte jener. Es wäre doch sehr, sehr merkwürdig" — dies sagte er spöttisch — „wenn meine Tochter Jemanden so gut kennen sollte, den ich noch nie gesehen habe, zumal, wenn der Betreffende aus fernen Landen —"
Es zuckte etwas über des Kommerzienrats Gesicht, das ganz wie ein blitzartig ausleuchtendes Erinnern aussah; er schwieg plötzlich wie über seine eigenen Worte erschreckt und wandte sich nur zu bereitwilligst nach der Thür, wo eben schüchtern geklopft wurde.
Es war der Bureaudiener Jonas, welcher sehr verlegen schien und den Herrn bat, auf einen Augenblick herauszukommen.