Egypten.
Alexandrien. I. Juli. Das Reuter'sche Bureau meldet: An der Cholera starben gestern in Damictte 109 Personen, in Port-Said eine Person. In Samannud ist ebenfalls die Cholera ausgebrochen. Es sind dort 4 Personen an derselben gestorben.
Alexandrien, 2. Juli. Nach einer Meldung des „Bureau Reuter" sind gestern in Damiette 141 und in Maniurah 14 Personen an der Ccho- lera gestorben. Der Sanitatskordou ist verstärkt worden. — In Portsaid kamen gestern fünf Todesfälle von Cholera vor.
Alexandrien, 3. Juli. Die Cholera hat sich jetzt auch hier gezeigt. In Damietia starben während der letzten 24 Stunden 157 Personen an der Cholera.
Aarrdrl L Verkehr.
Sulz a. N., 1. Juli. Es durste sür Auswärtige von Interesse sein, zu erfahren, daß die Witlwe des Posthallers Armbruster dahier ihr großes 3stockigtes Wohnhaus, die frühere Post, an ihren Nachbar, Bierbrauer D ölkcr, einen jungen, lhat- kräftigen Mann, verkauft hat.
Stuttgart, 2. Juli. (Landcsprodukleubörse.) Die Börse war schwach besucht und der Verkehr bewegte sich in den engsten Grenzen. Wir notircn per 100 Kilogr.: Waizen, bäurischer prima 18.75, russischer Sax. 22, Dinkel 12.
Stuttgart, 2. Juli. (Meblbörsc.) Durchschnittsmehlpreise pro 100 Kilogr. incl Sack bei Wagenladungen: Mehl Nr. 1. ^ 32-33, Nr. 2: 30.50- 31.50, Nr. 3:
^ 28- 29, Nr. 4 .« 23-24, Nr. 5: 16-19. Kleie mit
Sack 8—9.
Winnenden, 30. Juni. Beim letzten Biehmarkt ist znni erstenmalc die auf Agitation hiesiger Gewerbetreibender vom Gemeinderath beschlossene Maßregel durchgesiihrt worden, daß kein auswärtiger Krämer oder Gewerbetreibender mehr an den Viehmärktcn hier seilhallen dürfe.
(Postalisches.) Im Postverkehr zwischen Württemberg und der Schweiz treten vom I. Juli an folgende Acn- derungen ein: 1) Für Briefe und Pakete mit Werthangabe wird eine gemeinschaftliche württembcrgisch-schweizerischc Versicherungs-Gebühr von 10 Cent. (8 ^) für je 300 Fr. oder einen Theil von 300 Fr. (240 ^c) des angegebenen Werthes berechnet. 2) Das ermäßigte Porto sür Pakete im würt- tembcrgisch-schweizerischen Grcnzverkehr zwischen Postanstalten, welche in gerader Linie nicht über 10 km von einander entfernt liegen, kommt in Wegfall. 3) Außer den Paketen ohne Werthangabc bis 5 kx unterliegen auch die Pakete mit Werthangabe bis 5 k§ dem Franki rungszwang.
Der Milchmann.
Eine Erzählung von A. v. Rothenburg.
(Fortsetzung.)
Milchmann Kiepke ward an jenem Morgen, wie gewöhnlich, von seinem treuen Weibe geweckt.
„Theodorchen," sagte sie, „ich habe dich schon zweimal geweckt; es hilft Alles nichts; die Leute wollen doch ihre Milch zum Kaffee haben, wie es jedem richtigen Berliner zukommt."
Endlich ermunterte sich der Milchmann; aber sehr verdrossen sah er aus, als er aufrecht in seinem Bette saß und sich den Strumpf über den Fuß streifte.
„Es wird kein gesegneter Tag," fuhr die Frau fort, als sie sah, daß er die Strümpfe verkehrt anzog.
„Es ist nichts in der Welt los," erwiderte der Milchmann, und dabei blieb er.
„Man muß Geduld mit den Männern haben," sprach die Frau zu sich selbst. „Mein Theodor war ein ganz guter Mann, bis es die hohen Taglöhne gab; das kann er nicht vergessen; das steckt ihm immer noch in den Gliedern.
Und sie seufzte dabei.
Der Milchmann zog unterdessen seine Straße fürbaß; die Sonne war noch nicht aufgegangen; in den Kronen der alten Pappeln, welche die Chauffee begrenzten, säuselte der Morgenwind; ein Storch stand schläfrig auf der Wiese und hatte das Bein unter die Flügel heraufgezogen.
Plötzlich bellte der Karo laut auf, und der Milchmann, der bis dahin im halben Traume hinter dem Karren einhergestolpert war, that heute zum ersten Mal seine Augen wirklich ganz auf und machte plötzlich ein ganz verwundertes Gesicht.
Auf einem Chauffeesteine saß dicht vor ihm ein blasser Knabe; baarhaupt, mit zerzaustem Haar, und ganz übernächtig saß er und starrte kläglich nach dem Milchmann hin, dem vor Erstaunen die Peitsche aus der Hand fiel.
„Da soll mich doch Dieser und Jener," rief der Milchmann, „wenn das nicht des Hauptmanns Hcr- burg Walther ist! Heda, junger Herr? Sind Sie's, oder sind Sie's nicht?" —
„Wo bin ich nur?" fragte Walther, denn er war es. Der starke Duft des Heues hatte ihn voll
ständig betäubt; fast ohne Besinnung war er aus dem Heubündel herausgekrochcn und hatte sich hier auf den Stein niedergesetzt.
„Den wollen wir uns denn doch nur lieber mit- nchmen," sagte der Milchmann nachdenklich, „und ihn bei Nr. 35 abgeben, wo er bingehört. Ein paar Mark Trinkgeld giebt mir der Hauptmann schon. — Na, nur vorwärts, junger Herr!" fuhr er Hin lauterer Stimme fort, „setzen Sie sich aut das Stroh zwischen die Milchkannen; ich helfe dem Karo: ich schiebe von hinten."
Mechanisch gehorchte Walther: es war ihm immer noch, als ob er träumte, und als er mehr und mehr zur Besinnung kam, schämte er sich sehr.
Für ihn sang die Lerche nicht, welche j ibelnd ihr Loblied anstimmtc; sür ihn funkelte der Strahl der Sonne nicht; keine Blume öffnete, ihn zu erfreuen, ihren süßen Kelch, denn wer eine Schuld aus dem Herzen hat, für den schmückt sich umsonst die sommer- lustige Erde.
Herr v. Herburg war ans seinem unruhigen Schlafe früher schon aufgefabreu; die ganze schreckliche Wirklichkeit lag plötzlich wieder vor ihm. Stoch däm inerte eben erst der Tag, als auch schon die Hausglocke ertönte, und eine Meldung vom Polizeibürean einlief. Leider brachte sie keine gute Botschaft, denn noch immer war keine Spur von Walther entdeckt worden.
Herr von Herburg seufzte kiel. Je Heller cs ward, um so mehr steigerte sich seine Dual; die schrecklichsten Bilder schwebten seiner aufgeregten Phantasie vor. Er wußte nicht, was er beginnen sollte. Einmal entschloß er sich, sein Pferd satteln zu lassen, um persönlich nach seinem verlorenen Kinde zu suchen; dann wieder fürchtete er, irgend eine wichtige Botschaft zu versäumen, welche während seiner Abwesenheit anlangcu konnte.
Der Diener bereitete im Eßzimmer den Kaffee. Der brave Bursche sah ebenfalls ganz kummervoll aus, denn er und Walther waren stets die besten Freunde gewesen. Herr von Herburg stand am Fenster; trüben Blickes starrte er in den sauberen Hosraum hinunter, wo sein Walther so oft sich mit fröhlichen Knabcn- spielcn ergötzt hatte.
In seine traurigen Gedanken versunken, überhörte er den knarrenden Schritt draußen auf der Treppe. Plötzlich rief Friedrich: „Herr Hauptmann, um Gottes willen, Herr Hauptmann!"
Erschreckt wendete sich Herr von Herburg um und ward todtenbleich, dann wieder rauschte ihm das Blut vom Herzen zum Kopf und machte ihn dunkel- roth. Seine Arme streckten sich aus, — denn auf der Schwelle des Zimmers, den Mund von einem Ohr bis zum andern verzogen, stand lachend der Milchmann, der einen sich sträubenden Knaben fest am Arme gepackt hielt.
„Nur immer herein," sagte er zu dem Knaben: „ein Vater frißt Einen nicht, wenn man einen dummen Streich gemacht hat."
„Walther," rief Herr von Herburg, und als der Knabe die Stimme hörte, da kam's über ihn wie Sturinesgewalt; in einem Nu stürzte er vorwärts, umschlang die Kniee des Vaters mit den Armen und preßte sie fest an seine Brust.
„Ich will's auch nie wieder thun," schluchzte er. Der Friedrich Hub alsbald auch an zu weinen, wischte sich mit dem Rücken der Hand die Augen, und ließ den Kaffee überkochen.
Der Hauptmann aber, — nun, der konnte nicht anders, er hob den Jungen mit kräftigem Ruck in die Höhe und drückte ihn an sich, daß ihm fast der Athem ausging. Ein Jauchzen war in seiner Seele, das Jauchzen der Freude, daß er seinen Sohn wieder hatte.
Herr von Herburg sing an zu fragen, und der Milchmann mußte erzählen, und Walther erzählte, und dem Hauptmann gingen die Augen über, als er hörte, in welcher Gefahr Walther gewesen war. Das währte denn dem Milchmanns zu lange; er drehte verlegen seinen Strohhut zwischen den Fingern.
„Na, Adjes, Herr Hauptmann," sagte er endlich, nachdem er vergeblich auf ein Trinkgeld gewartet hatte; ich muß denn doch wohl nach meinem Wagen sehen."
Schon war er im Abmarschiren begriffen, als Herr von Herburg ihn zurückrief.
„Mein lieber Freund," sagte er, „so dürft Ihr mir nicht davon. Ich habe ja eine Belohnung ausgesetzt für den, der mir meinen Sohn gesund wiederbrächte."
Der Hauptmann trat an seinen Schreibtisch, während der Milchmann sich seine besonderen Gedanken machte.
„Nun, was wird denn das sein?" dachte er; „ob wohl zehn Mark herauskommen? oder gar zwanzig? das wäre ei» Spaß!"
Als aber der Hauptmann ansing, aus der Platte seines Schreibtisches das Geld aufzuzählen, und zwar ein Zehnmarkstück nach dem andern, und immer zehn in einer Reibe, da sperrte der Milchmann seine Augen weil aus, und immer weiter, und als der Hauptmann immer noch mit Zählen fortfuhr, that er auch die Kinnladen aus einander, und stand da wie ein Götzenbild, und vermochte kein Wort hervorzubringen.
„Dreitausend Mark," sagte endlich der Hauptmann nniblickcnd, „wie gern gebe ich es Euch! Nehmet doch, Mann! nehmet — was starrt Ihr mich an?"
„Herr Hauptmann!" stammelte der Milchmann.
„Ah," sagte der Hauptmann, „habt Ihr etwa nicht gewußt, um was es sich handelte? Ihr seid ja ein braver Mann! Packet ein, es ist Euch von Herzen gegönnt!"
Der Milchmann wußte nicht, ob er wache oder träume; ihm war's zu Muthe, als wären die Sterne vom Himmel gefallen und als brauche er nichts weiter zu thun, als sie in sein rolh karrirtes Schnupftuch einzusammeln und nach Hause zu tragen.
Ganz verdutzt strich er seine Goldstücke ein, bedankte sich zehn Mal hinter einander und stolperte dann die Treppe hinunter. (Fort', kolgk.)
Altertet.
— ^Die Grünfütterung hat bekanntlich neben ihren eminenten Vortheilen auch gewisse Nachtheile, die sich indeß bei einiger Aufmerksamkeit leicht vermeiden lassen. Zu den unangenehmsten Folgen der Grünsüttcrnng gehört die Blähsucht, die sich ost trotz aller Gewissenhaftigkeit und Aufmerksamkeit bei der Fütterung dennoch einstellt und dem Landwirth immer Schaden bringt, auch wenn es gelingt, durch rasche geeignete Hilfe die Thiere zu rcttcü. Deßhalb soll hier auf ein erprobtes Mittel aufmerksam gemacht werden, das ebenso einfach als vor- theilhaft anzuwcnden ist. Eine Handvoll Fenchel- oder auch Kümmclkraut unter dem Futter beschränkt nachgewiesenermaßen die Gefahr der Blähsucht auf ein Minimum. Man versäume deßhalb nicht, bei der Aussaat des Grünfutters stets etwas Fenchelsamen unter die Saat zu mischen und dieses einfache Mittel wird den Laudmann vor mancher Sorge bewahren. Aber damit nicht genug. Die Vcrfütterung von etwas Fenchel ist auch, wie oben gesagt, vortheilhast, da dieselbe einen höchst wohlthätigcn Einfluß auf die Milchsekretiou der Milchkühe ausübt und den erzeugten Milchprodukten nicht nur einen sehr angenehmen Geschmack gibt, sondern auch den Ertrag der Milch um ein Erhebliches steigert. — Wenn weiter die Milchbildung einer Kuh ohne sichtbare Ursache sich mindert oder gar aufhört, so gibt man dem leidenden Vieh einen Ausguß entweder von Fcuchclsamcn zum Trinken, oder man süttcrt täglich einige Handvoll frisches Fcnchelkraut. Ziegenhirten sollen das Mittel gefunden haben, und in vielen Gegenden gibt mau den Ziegen, welche nicht trächtig sind, im Frühling einige Tage lang Fenchel zu fressen. — Der Anbau eines kleinen Stückchens Land mit Fenchel dürfte sich also, abgesehen von der Beimengung unter das Grünfutter, immerhin für jeden Viehzüchter empfehlen, damit er auch im Winter hie und da etwas unter das Futter mengen oder sonst gegebenen falls davon Gebrauch machen kann. Der Anbau ist sehr einfach. In gutem leichtem Boden ziehe man im April flache, 1 bis Istr Fuß von einander abstehende Furchen und alle 8—10 Zoll lege man 4 —5 Samenkörner, die man mit etwas Kompost oder ausgegohreucm Mist bedeckt. Wenn die Pflänzchen 4 5 Zoll hoch geworden sind, wird der Boden aufgelockert und gejätet; einen Monat später wird nochmals der Boden bearbeitet, und gegen Ende des Sommers schneidet man die etwa drei Fuß hohe Pflanze, trocknet sie, oder verwendet sic im frischen Zustande.
-- Ein altes Spiel in neuer Form spielte in einer Conditorei. Gast (zur bedienenden Maid): „Geben Sie mir eine Apfeltorte." (Die Torte wird gebracht.) — Gast (die Apscltorte zurückrcichend): „Ach geben Sie mir dafür eine Nußtorte." (Das Mädchen nimmt bereitwilligst die Apfeltorte zurück und bringt dem Gast eine Nußtorte. Nachdem der Gast letztere in Gcmiithsruhe verzehrt, erhebt er sich, um sich zu entfernen.) — Das Mädchen (ihm eiiigst nachgchcnd): „Entschuldigen Sie, mein Herr, die Nußtorte ist noch zu bezahlen." — Gast: „Dafür habe ich Ihnen ja die Apfeltorte gegeben." — Das Mädchen: „Aber Sie haben ja auch die Apfeltorte nicht bezahlt." — Gast: „Nun, die habe ich auch nicht gegessen."
Das Mädchen (vcrständnißinnig): „Ach ja io! '
— Friedrich Wilhelm IV. wurde auf einer Moscl- fahrt unweit Cochem von einem Prediger im Namen seiner Dorfgemeinde ein Glas besten Weins mit den Worten «ngc- boten: „So rein wie dieser Wein sind die Gesinnungen meines Ortes." Der König nahm den Trunk dankbar entgegen, soll aber das Glas lächelnd in die Höhe gehalten haben, mit den Worten: „Doch nicht 1848er?"