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OeKrrreich-UvSLM.

Wien, 28. Juni. In dem Duellprozeß des Redakteurs Bolgar, welcher den Oberstlieutenant v. Schlayer erschoß, bejahten die Geschworenen einstimmig, daß Bolgar und beide angeklagte Sekun­dantenunter unwiderstehlichem Zwange" gehandelt, worauf der Gerichtshof alle drei Beschuldigten frei­sprach. (N. T.)

lieber de» widerlichen Prozeß, der in der unga­rischen Siadl Nyiseyghaza bei Debrcczin geführt wird, lhcilt Der Deutsche" in Lundershausen folgendes Uriheil eines un­befangenen Mannes mit:Da stehen jüdische Männer vor Gericht, angeklagt, au einem jungen Mädchen einen Lustmord oder gar einen rituellen Mord vollbracht zu haben, ein Ver­brechen, wie es schauriger nicht der düstere Fanatismus der finsteren Zeiten der Mcnscheiigeschichtc ausüben konnte. Hätte vor zehn Jahren Jemand behauptet, das; ein solcher Prozeß im neunzehnten Jahrhundert möglich sei, man würde ihn für einen eitle» Narren gehalten haben. Heute steht - und das gibt zu denken - Ungarns gesammte öffentliche Meinung entschie­den auf Seiten der Ankläger. Im Sitzungssaal drängt sich die magyarische Gentry, diese Gentry, an deren Mark das Judenthum nagt, und klatscht der schwarzen Anklage Beifall zu. So gefährlich ist cs für eine Rasse , sich außerhalb der Gewohnheiten und Satzungen der Gesellschaft zu stellen, auf deren Bolkskörpcr sie lebt. Der Hauptbelastungszeuge ist der 14jährige Judenknabc Moritz Scharf, der sehr intelligent drcinschaut. Es mag kaum ein so geriebenes, geistig entwickel­tes, aber auch so gemüth- und herzloses Judcnkind geben, wie der kleine Moritz, welcher gegen die Juden die wuchtige Anklage erhebt, die Esther Salymossi ermordet zu haben. Trotz zahl­reicher kleiner Widersprüche und unaufgeklärter Punkte, wie z. B., weshalb er denn nicht Lärm gemacht, als er das Ab- schlachtcn der Esther gesehen, oder weshalb er denn Mittags, als er den Tempel sperrte, in den er eine Stunde lang neu­gierig durch's Schlüsselloch geblickt, nicht auch nachsah, was mit der Leiche und dem Blute geschehen sei, welche, nach seiner eigenen Aussage, von den Juden dort zurückgelassen wurden hat der Knabe einem dritlhaibstündigen Kreuzfeuer von Fragen zu widerstehen gewußt, ohne verwirrt zu erscheinen. Vorsichtig wich er unangenehmen Fragen einfach mit der Be­merkung aus, das wisse er nicht oder wolle cs nicht sagen. Einen höchst peinlichen Eindruck machte auf das Pubiikum, welches der ganzen Verhandlung mit gespannter Aufmerksam­keit folgte, das oft rohe Benehme» des Knaben seinem Vater und allen Angeklagten gegenüber, indem er wiederholt auf einzelne Fragen seines Vaters und der anderen Angeklagten antwortete:Schweigen Sie, Sic gebörcn ins Gesängniß. Ihne» habe ich nichts zu antworten." Ans eine direkte Frage seines Vaters bemerkte er sogar, er wolle von ihm nichts mehr wissen, er wolle nicht Jude sein, er werde schon sehr gut versorgt sein, wie? das gehe den Vater und .die Andern nichts an. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß der Knabe im magyarischen Sinne bearbeitet worden und daß vielleicht sogar Versprechungen, klingende Gründe auf ihn ge­wirkt haben. Er will nur ungarisch, nicht deutsch sprechen, obwohl das Deutsche ihm geläufig ist, daß Ungarische ihm erst im Laufe der Untersuchung völlig beigebracht wurde. So schwankt denn die grausige That, von der Parteien Haß und Gunst verzerrt, gestaltlos hin und her." (Die neuesten Kreuz­verhöre der wichtigsten, zum Theil amtlichen Personen stellen es so gut wie außer Zweifel, daß dem Moritz Scharf seine ganze Anklage eingetrichtert worden ist, thcils durch Drohungen, theils durch Versprechungen. Der Commissar hat ihm gesagt: Moritz, Dein Vater hat alles gestanden, gestehe Du auch, wir schützen Dich". Moritz scheint im Anfang sogar Prügel be­kommen zu haben. Es steht fest, daß er die ermordete Esther weder gesehen, noch überhaupt persönlich gekannt hat. Räth- selhaft ist, wohin die angeblich Ermordete gekommen ist; ihr Leichnam hat sich noch nicht gefunden. Der Prozeß wird nicht vor Geschworenen, sondern vor einem Collegium von drei Richtern geführt.)

Während im Tisza-EszlarerProzcß ans der einen Seite die Verwirrrung zunimmt, geht ans der anderen Seite wenigstens das klar hervor, daß Moritz Scharf eine Menge unrichtiger Angaben gemacht hat, sodaß der Werth seines ganzen Zeugnisses in höchst fragwürdigem Lichte erscheint. ES wird

aus seinen früheren Aussagen fcstgcstcllt, daß er die Esther Salymossy dem Namen nach gekannt, ferner wird das ulidi von drei Angeklagten, die Moritz in der Synagoge bei der von wiesen,

ministeriellen' , _

Scharf, wie dieser ihn beim Verhör erwähnte, in Abrede.

Schweiz.

In Dervio am Eomcr See gab vergangenen Sonntag ein Seiltänzer in einem von Menschen dicht angesiiUtcn Hause eine Vorstellung, bei welcher er auch Feuerwerk abbraunte. In Folge einer unglück­lichen Verwechslung wurde Pulver aus brennendes Feuerwerk geschüttet, woraus in wenigen Minuten die von Menschen vollgestopften Räume in bellen Flammen standen. Es entstund eine furchtbare Panik; Jedermann suchte in höchster Verzweiflung den Ausgang zu erreichen, doch nur wenige gelaug­ten unversehrt in'S Freie ; bis jetzt sind ungefähr 50 Todte und eine große Anzahl mehr oder weniger schwer Verwundete konstatirt worden. Die Trauer in dieser kleinen Ortschaft ist unbeschreiblich.

Bcllano ^Schweiz), 26. Juni. Gestern Abend sind die 46 Opfer des Brandes von Dervio beerdigt worden. Fünf Wagen brachten die Leichen zur Kirche und von da zum Friedhofe. Es sind immer noch einige Todesfälle zu erwarten. Einige Familien sind vollständig ausgcstorben. Es wurde sofort eine Subskription für die Hintcrlassenen eröffnet.

Frankreich.

Paris, 24. Juni. DemFigaro" ist es ge­lungen, sich die Depeschen zu verschaffen, welche der König und die Königin von Spanien während der Fahrt der Letzteren nach Wien mit einander gewech­selt haben. Er druckt dieselben ab, um dadurch die Gerüchte über eheliche Mißhelligkeiten zu widerlegen. Die Depeschen sind allerdings so liebevoll und von einer so ungezwungenen Zärtlichkeit, als rührten sie von Neuvermählten her. Die Depeschensammlung schließt mit einem herzlichen Telegramm der Mutter der Königin aus Wien an ihren königlichen Schwie­gersohn in Madrid.

Paris, 30. Juni. Die Verhandlungen zwi­schen Tricon und China sind gescheitert. Tseng kehrt nicht mehr nach Paris zurück. Den Reserven in Toulon ist der Befehl zugegangen, ihre Abfahrt mög­lichst zu beschleunigen.

Raubmord im Eisenbahn-Coups. Als am Donnerstag Morgen 6 Uhr der Schnellzug Ca­lais-Paris aus dem Bahnhof von Amiens einlief, sah ein Weichensteller, wie ein Mann schleunigst aus einem Coups erster Classe sprang und die Flucht ergriff. Man eilte demselben sofort nach, faßte ihn und führte ihn zu dem Coups, aus dem er ent­sprungen, wieder zurück. Dort bot sich ein schreck­licher Anblick dar. Ein englischer Pastor, dessen Namen noch unbekannt ist, lag am Boden in einer Blutlache. Der Unglückliche hatte fünf Wunden am Kopfe, die wahrscheinlich mit einem Stemmeisen ver­setzt waren. Sein Zustand erschien als ein hoff­nungsloser. Er wurde in ein Wartezimmer gebracht, wo er den ersten ärztlichen Beistand empfing und sodann in ein Hospital überführt. Der Mörder ist gleichfalls ein Engländer. Das Motiv des Mordes scheint Raub gewesen zu sein.

1 Italien.

Mailand, 28. Juni. Die Baumwollspinnerei Crcspi in Vaprio d'Adda. die vor 6 Jahren erbaut, ist in der Nacht vom 24.Z25. Juni abgebrannt. Der Schaden beläuft sich auf 650000 Lire. Die Spin­nerei beschäftigte 000 Menschen.

England

London, 27. Juni. Die Mehrheit der Geist­lichen der englischen Staatskirche nehmen dem Ge­setze über die Ehe mit der Schwägerm gegenüber eine so entschieden feindselige Stellung ein, daß man sogar z» dem Beschlüsse neigt, derartige Trauungen in keiner Staatskirche ciuzusegnen und die nach diesem Gesetz Vermählten nicht zum Abendmahl zuzulassen. Andererseits hat diese schroff ablehnende Haltung zu der Bildung eines Vereins geführt, welcher sich zum Zweck setzt, Kirchen für die Vornahme von Trauun­gen zwischen Schwäge-sleuten und für die Verab­reichung des Abendmahls offen zu halten und eine Agitation cinzuleiten, um die anglikanischen Geistli­chen zum Aufgeben ihres Widerstandes zu bewegen.

London, 28. Juni. Das Oberhüus verwarf mit 145 gegen 140 Stimmen in dritter Lesung die Bill, welche die Ehe eines Wittwcrs mit der Schwester der verstorbenen Frau lcgalisiren soll.

Türkei.

Konstantin opel, 29. Juni. Die Vertreter der Mächte treten morgen zusammen, um Maßregeln gegen die Cholera zu beralheu. Ein von Alexan­drien kommendes russisches Packetboot ist nach vicr- undzwanzigstündiger Quarantäne in den Dardanellen hier eingctroffen, wurde aber nach den Dardanellen zurückgcschickt, um eine zehntägige Quarantäne zu halten. Auch die Ausladung der Briefe wurde un­tersagt.

Egypten.

Alexandrien. 30. Juni. Meldung des Reu- terschen Bureaus. Gestern wurden in Damiette 122 Cholera-Erkrankungen constatirt, wovon 113 tödtlich ausgingen. In Port-Said ist von zwei Cholera­kranken einer gestorben. In Mansura kamen sieben Todesfälle vor.

Handel L Uerkehr.

Stuttgart, 30. Juni. (Traubenblüthc.) Die schöne heiße Witterung der letzten Tage war für die Weinberge ein großer Gewinn. Die Trauben haben zum Theil schon ab- gcblllht alle jene, die kurz über dem Boden hängen, da sie von diesem Reflexwärmc hatten und haben sich, wie der Winzer sagt, bereitsgeputzt", sind groß und vielversprechend. Allgemein hört man sagen, daß jetzt mehr Trauben zu sehen sind, als man im Frühjahr erwartet hat, denn der Nachtricb ist ein ganz bedeutender.

Bon den Fildern, 29. Juni. Die Kartoffel, das Brod der Armen", welche letztes Jahr so ungemein spär­lich gcrathen ist, berechtigt Heuer zu der schönsten Hoffnung. Die frühen beginnen schon zu blühen. - Obst gibt cs Heuer nicht.viel, an einigen Piätzen jedoch genügend.

Die Ernteaussichten in England werden von Woche zu Woche günstiger. Den Berichten nach, die aus allen englischen Grafschaften einlauscn, verspricht das Jahr 1883 ein ganz außergewöhnlich fruchtbares zu werden. Waizen, Gerste, Haber, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln stehen vortrefflich: der Ho­pfen in Kent, Surret), Sussex und Hampshire soll seit Menschcn- gedenken nicht so versprechend gewesen sein; von Früchten wird es an Aepfeln großen Ueberfluß geben, während Birnen nur schlecht gedeihen.

W a l d d o r f,

OA. Nagold.

Langholz-Verkaus.

Aus den hiesigen Gemeinde- Waldungen Hochwald u. Kälberhan

werden am

Freitag den 6. Juli d. I., Nachmittags 1 Uhr, auf hiesigem Rathhaus zum Verkauf gebracht und zwar: aus Kälberhau 148 Stämme mit 74,66 Fm.;

aus Hochwald 168 Stämme mit 247,90 Fm.,

wozu die Kaufsliebhaber hiemit einge­laden werden.

Den 29. Jum 1883.

Schultheißcnamt.

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DOM

AmLNche und "KrnVcrL-Wekclnntrncrchnngen.

I Herrenberg.

Eichen-Schalholz- Verkaus.

O b e r j c t t i n g e n, OberamtS Herrenberg.

Eichen-Schälholz-

Verkaus.

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<-'-S?N'

Freitag den 6. Juli d. I., Vormittags V-10 Uhr, werden ini Ge- meindewaldBühl Unterfettinger

Markung,

56 Stück größtentheils Wagner- Eichlen von 48 Meter Länge mit 20,54 Fm. haltend, ferner 160 Stück eichene Wagnerstangen gegen baare Bezahlung verkauft.

Die Zusammenkunft ist um oben be­sagte Zeit im Schlag.

Waldmeisteramt.

R e u z.

i Am Donnerstag l den 5. Juli kommt im Herren berger Stadtwall in den Abtheilun

__ . genBvrdererEich

Wald, Dreispitz und Kohlhau zumVerkauf 570 St. eichene Wagnerstangen uni Baumstützen,

60 St. birkene Wagnerstangen,

15 St. Ban- u. Wagncr-Eichle,

1 eichener Stammklotz 3 m lang 94 om. Durchmesser mit 2,08 Fm Zusammenkunkunft Morgens 8 Uhi beim Steighäusle, wo auch der Ver­kauf seinen Anfang nimmt.

Liebhaber werden freundlich einge­laden. Waldmeisteramt.

Haslach,

OA. Herrenberg.

Eichen-Verkans.

Freitag den 6. Juli

verkauft die Ge­meinde 105 St. Eichen von 5 bis 10 Meter lang, 15 bis 55 om.

mittlerem Durchmesser, mit zusammen 67 Festmeter haltend, sowie 34 Stück eichene Wagnerstangen.

Zusammenkunft Morgens 8 Uhr im Schlag Büchle am Nebringer Wald.

Die Stangen werden erst um 10 Uhr verkauft.

Kaufsliebhaber hiezu sind eingeladen.

Waldmeisteramt.

Lehrergesangverein

Mittwoch den 4. Juli in Nagold.

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