ist 50 v-L, 2. Klasse 75 einschließlich freien Besuches der Hygiene-Ausstellung des zoologischen Gartens, Aquariums, Panoptikums, Nationalpanorsmas, der Charlottenburger Flora.
Tübingen, 8. Juni. Die hiesige Bahnhofrestauration, welche dieser Tage in Folge des auf 1. August d. I. erfolgenden Wegzugs des seitherigen Pächters nach Stuttgart neu vergeben wurde, ersteigerte ein Herr Ebert aus Ulm um die jährliche Pachtsumme von 8000 -,-6, "während Herr Weber seither 4500 jährl. bezahlte.
In Aep fingen, OA. Biberach, wurde die in Aussicht stehende Ernte durch ein schweres Hagelwetter vernichtet und ein Bauernhaus durch Blitzschlag eingeäschert.
Gestern Nacht ist ein Drittheil der Weberei Kuchen abgebrannt. Der Schaden an Gebäuden und Zubehörden beträgt etwa 80 000 Der Rest der Weberei und die Spinnerei wurden nur mit großer Anstrengung gerettet.
Brandf'älle: In Riegersheim (Ellwan- gen) am 7. Juni ein 2stockigtes Bauernhaus mit Scheuer; in Erlenmoos (Biberach) am 6. Juni durch Blitzschlag ein großes Bauernhaus; iu Blön- ried (Saulgau) am 6. Juni ebenfalls durch Blitzschlag das Wohn- und Oekonomiegebäude des Martin Rothenhäusler, wobei 3 Kühe verbrannten.
Berlin, 9. Juni. Die Academie des Bauwesens hat in ihrer gestrigen Abendsitzung den aus- gearbeitetcn Wallot'schen Entwurf für das Reichstagsgebäude für nicht ausführbar erklärt.
Die Budgetcommission des Reichstages hat die Berathung des Haushaltes für das Jahr 1884/85 beendet. Ju Folge verschiedener Abstriche bei den Ausgaben und gleichzeitiger Höher-Ansctzung der Einnahmen schließt der Haushalt mit 18i/z Millionen günstiger ab, so daß die Matricularbcitrcigc, die Anfangs mit 10 Millionen höher, als pro 1883/84 angesetzt waren, sich jetzt um 8yz Millionen niedriger, als pro 1883/84 stellen. — Der Reichstag hat in dritter Lesung die Zucker st euervorlage (Steuervergütung) angenommen.
In Frankfurt a. M. brannten vorgestern in einer Wohnung die auf dem Tisch gelegenen Zeitungen sammt Teppich plötzlich lichterloh. Glücklicherweise wurde das Feuer schnell gelöscht. Die Untersuchung nach der Ursache ergab, daß eine gefüllte Wasserflasche, auf welche die Sonne schien, als Brennspiegel gewirkt und die Zeitungen angezündet hatte. Oesterreich-Ungarn.
Einer der bekanntesten Wiener Aerzte, Dr. med. Adolph Sch rank a, ist dieser Tage in die psßchiatrische Klinik des allgemeinen Krankenhauses zu Wien gebracht worden. Sein Irrsinn hat eine tragische Vorgeschichte: die Liebe. Der berühmte Arzt verheirathete sich im 51. Lebensjahre mit einem 19jährigen Mädchen, das er abgöttisch liebte. Sie aber liebte einen andern. Bald traten Zerwürfnisse ein, die sich soweit verschärften, daß sie ihn verließ. Dr. Schranka ließ sich gerichtlich scheiden und ergab sich aus Verzweiflung dem Trünke. Schranka leidet heute an Säuferwahnsinn. Der 55 Jahre alte Mann sieht wie ein gebrochener Greis aus. Trotz seiner Lebensweise, die alle Welt kannte, gehörte er zu den gesuchtesten Acrzten. Er rechtfertigte auch jenen Ruf. Die Patienten ließen ihn holen, obgleich sie wußten, daß er trunken war, und verwendeten ohne Zögern seine Rezepte, obgleich er sic im Rausche schrieb. Am Krankenbette kehrten für Augenblicke seine vollen Geisteskräfte zurück, und cs ist kein Fall bekannt geworden, daß er einen Fehlgriff gethan.
Schweiz.
Erstickung durch Kloakengase. Aus Basel, 7. Juni, schreibt man der „Str. P.": Gestern Abend zwischen 5 und 6 Uhr ist hier ein schrecklicher.Fall von Erstickung durch Kloakengase vorgekommcn. Metzgermeister Gasser, ein junger Mann, erst seit einigen Monaten in Kleinbasel etablirt, wollte eine Cistcrne, welche er als Ablagerungsort für die Abfälle von Gedärmen und dergl. benutzte, leeren lassen, und da ihm beim Aufheben des Deckels ein Stück desselben hiuunterfiel, stellte er eine Leiter und stieg in das 25 bis 30 Fuß tiefe Cisternenloch, um das Stück zu holen. Zwei junge Maler, Gebrüder Carl- sohn, welche anwesend waren, sahen den Mann Plötzlich von Leiter fallen, und in der Meinung, Gasser habe den Tritt verfehlt, betrat sogleich einer von ihnen die Leiter, um nachzusehen und den Gefallenen heraufzuholcn. Kaum war er etwa 10 Sprossen hinuutergcstiegeu, als ihn sein Bruder ebenfalls den Halt verlieren und in die Tiefe sinken sah. Schnell entschlossen und die schreckliche Gefahr nicht ahnend, eilte der andere nach und wurde von gleichem Schicksal ereilt. Die herbeigeeilten Leute beschlossen jetzt, die wahre Sachlage kaum noch erkennend, Jemanden an einem Seil hinunterzuschickcn; einer der Metzger- kuechte war sofort bereit, aber als derselbe in eine gewisse Tiefe kam, ließ er die Leiter los und konnte, wie eine leblose Masse am Seil hängend, nur mit Mühe heraufgczogen und zum Leben znrückgebracht
werden. Jetzt war jeder Zweifel ^verschwunden und mit Hilfe von Haken und gekrümmten Eisenstangen gelang es, die drei Leichname aus dem schrecklichen Pestloch herauszuziehen. Natürlich blieben alle Belebungsversuche ohne Erfolg. Man denke sich den Seelenzustand des Vaters Carlsohn, der anwesend war und nur mit Mühe verhindert werden konnte, in das Grab seiner Söhne hinunterzuspringen — und der jungen Wittwe des Metzgers, welche mit ihren Kleinen herbeeilte und ihren Mann nur noch als Leiche wiedersah!
Frankreich.
Paris, 8. Juni. Ein Theil der algerischen Truppen erhielt den Befehl, sich bei eintreffender Ordre nach Tonkin in Marschbereitschaft zu halten.
Von Paris wird gemeldet: Gutem Vernehmen nach wird die englische Regierung die Franzosen in Tonkin ruhig gewähren lassen und sich nicht in ihren Streit mit China einmischen. Die deutsche Regierung zeigt sich bei dieser Gelegenheit Frankreich gegenüber durchaus freundlich, was aber hier grade nicht beruhigend wirkt, da man der Berliner Regierung immer schwarze Hintergedanken zuschreibt. Betreffs Chinas will man die Gewißheit haben, daß, falls man ihm in der Form einige Zugeständnisse machte, es seinen Widerstand gern aufgeben würde. So legte man hier wenigstens die Erklärungen aus, welche Marquis Tseng in Moskau abgegeben hat.
Drei Menschenleben wegen — eines Hündchens. Eine Dame mit Sohn und Tochter badete vor etlichen Tagen in Asnisres bei Paris ihren kleinen Schoßhund in der Seine. Das Hündchen gerieth etwas zu weit ab vom Ufer und verschwand unter den Wellen. Der junge Mann trat ins Wasser und hielt sich an den Kleidern seiner Mutter fest, als er sofort den Boden unter den Füßen verlor; die Mutter faßte unwillkürlich nach den Kleidern ihrer Tochter und alle drei Personen verschwanden unter dem Wasser, aus welchem sie als Leichen gezogen wurden! Und dies Alles eines Hundes wegen!
Der General Wimpfsen setzt im Evenement seine Enthüllungen über die deutschen Kriegspläne fort. Er kennt den Feldmarschall Moltke gut genug, um zu wissen, daß „derselbe ein unversöhnlicher Feind Frankreichs ist, und wie übrigens jeder echte Deutsche dieses Land noch für zu mächtig ansieht." Daher Moltke's Herumkrauchen an allen Theilen der französischen Grenze. Jetzt habe er sich überzeugen wollen, ob ein Heer von wenigstens 300000 Mann in Savoyen und überhaupt in das südliche Frankreich eindringen könne, während zugleich ein Armeekorps, durch die Schweiz ziehend, das mittlere Frankreich angriffe und die vor Metz zusammengezogenen Heeresmassen im Norden vorrückten. Der superkluge General Wimpffen enthüllt „diesen Angriffsplan", weil er es für nöthig erachtet, „die Landesvertretung" darauf hinzuweisen, daß wir uns mehr denn je beeilen müssen, für eine solide Militärorganisation zu sorgen. Wenn wir verhindern wollen, daß verbündete Monarchen sich getrauen, ihre Heere gegen Frankreich lvszulassen, so müssen wir ihnen beweisen, daß die ganze Nation bereit ist, ihnen einen unüberwindlichen Widerstand zu leisten." Die „Köln. Ztg." fügt spöttisch hinzu: „Es ist für uns Deutsche recht bedauerlich, daß unser großer Stratege keinen Feldzugsplan ausarbeiten kann, ohne daß General Wimpffen mit seinem Scharfblick ihn alsobald durchschaut und durch eine Enthüllung im Evenement durchkreuzt."
Italien.
Ein schläfriger Minister-Präsident. Vergangenen Donnerstag hat sich in der italienischen Deputirtenkam- mer ein heiteres Intermezzo ereignet. Aus der Rednertribüne stand ein Oppositioneller und donnerte selbstverständlich gewaltig gegen die Regierung. In dieser Noth hatte jedoch Gott Morpheus Erbarme» mit dem eben anwesenden Ministerpräsidenten Depretis (derselbe hat bekanntlich das 70. Lebensjahr längst überschritten), /denn er schickte einen süßen Schlummer über ihn und ließ ihn in seinem dornigen Ministerfanteuil so sanft schlafen, gleichsam als säße er zu Hause im Grobvaterstuhl. Deputate und Galerie-Publikum fingen nun zu lachen au, doch Niemand wollte den Greis in seiner Ruhe stören. Endlich ergriff der Kammerpräsident Farini irgend eine Gelegenheit und läutete mit der Glocke, worauf der Ministerpräsident erwachte, und nun neuerdings das Donnerwetter von der Rednertribüne her über sich ergehen lassen mußte.
ELgland.
London, 6. Juni. „Times" erfahren aus zuverlässiger Quelle: Die Nihilisten unterließen während der Krönung einen Anschlag gegen die Person des Czaren, weil sie der Ansicht waren, daß ihre Interessen darunter leiden würden. Ihr Zweck sei nicht, einen Mann zu tödten, sondern den ganzen
russischen Staat zu rcvolutioniren. Wenn das Exe- kutiv-Komite gewollt hätte, so wäre ein Attentat sehr leicht auszuführen gewesen, denn die Werkzeuge der Nihilisten befanden sich während der Krönung in der nächsten Umgebung des Czaren.
Die Engelmacherei ist leider in England in ungewöhnlich starkem Schwünge, und die Auffindung einzelner Kinderleichen gehört zu den alltäglichen Vorkommnissen. Ein schauerlicher Fall wurde aber dieser Tage in Gloucester entdeckt. Einige Personen führten bei der Polizei über die furchtbaren Miasmen Klage, welche aus einem Garten zu kommen schienen, der zu dem, von einer Wartefrau bewohnten Hause gehörte. Eingeleitete Nachforschungen führten nun zu der Entdeckung von sieben halbverwesten Kinderleichen, welche ganz oberflächlich in dem Garten begraben waren. Die „Engelmacherin" und ihr Mann befinden sich in gerichtlichem Gewahrsam.
Am Dienstag begannen in Le res die Schwurgerichtsverhandlungen gegen die am schwersten Beschuldigten von der „schwarzen Hand." Gegen 16 von den 18, welche vor den Schranken standen, hat der Staatsanwalt die Todesstrafe beantragt. Die Anklage richtet sich auf grausamen Mord eines ihrer geheimen Bundesgenossen. Die Verhandlung dürfte etwa fünf Tage in Anspruch nehmen. Die Gefangenen wurden, mit Ketten aneinander geschlossen, unter starker Bedeckung durch die Straßen geführt, welche dicht gefüllt waren von sinkenden Arbeitern. Rußland.
Moskau, 7. Juni Gestern Abend brachte die 52 Sänger starke deutsche Liedertafel Moskaus dem Kaiserpaare im Kreml eine Serenade. I», Ganzen wurden neun Piecen vorgctragen, darunter das namentlich von der Kaiserin gewünschte Lied „Wer hat Dich Du schöner Wald." Das Kaiserpaav dankte dem Dirigenten Professor Malm auf das Verbindlichste.
Moskau, 8. Juni. Gestern fand unter Theilnahme des Kaiserpaares, der kaiserlichen Kinder und sämmtlicher Großfürsten die Einweihung der Erlöserkirche statt. Der Kaiser hatte sich zu Pferde, die Kaiserin im offenen Wagen zur Kirche begeben. Die Majestäten wurden von einer zahllosen, die Straßen bis zum Dachgiebel füllenden Menschenmenge, wie von den aufgestellten Truppen enthusiastisch begrüßt. Nach der Einweihung hielten die Majestäten mit dem Gefolge unter Vorantritt der Geistlichkeit einen feierlichen Umgang um die Kirche. Die auf den Plätzen aufgestellten Batterien lösten Salutschüsse, alle Glocken läuteten. Die Feierlichkeit war um 2 Uhr beendigt. Der Kaiser spendete 50 000 Rubel an die Armen von Moskau.
Petersburg, 8. Juni. In ganz Rußland fällt reichlicher Regen. Das Sommergetreide gedeiht vortrefflich.
Petersburg, 8. Juni. Die Majestäten werden am 10. Juni hier erwartet, in Folge dessen den Einwohnern gestattet ist, schon jetzt ihre Häuser zu schmücken.
Petersburg, 9. Juni. Am Sonntag findet der feierliche Einzug des Kaiserpaares statt, das sofort nach seiner Ankunft die Kasankirche betritt. Die Innungen werden die Polizei bei Aufrechthaltung der Ordnung unterstützen. Die Häuser werden mit Flaggen und Lampions decorirt. Von Nachmittag bis Abend 11 Uhr findet ein Volksfest statt und wird die Militärmusik an verschiedenen Punkten spielen.
Die Moskaja Gazeta berechnet die durch das Zaren annullirten Steuerreste auf die Summe von 48 Millionen Rubel, davon rückständige Loskaufgelder 21 Millionen, restirender Obrok (Abgaben ehemaliger Leibeigenen an ihre Herren) 14 Millionen und rückständige Kopfsteuer 13 Millionen Rubel. Türkei.
Scutari, 8. Juni. Das Pulvermagazin der Festung ist durch einen Blitzschlag in die Luft gesprengt worden. Ein großer Theil des Bazars wurde zerstört und zahlreiche Todte und Verwundete s ind vorhanden. _ (Fr. I.)
Ha«del K Verkehr.
Ebingen, 6. Juni. Der Heuet hat bei uns stellenweise bereits begonnen und dürfte schon Anfangs nächster Woche im Thal ganz allgemein werden. Wenn die Witterung sich demselben so günstig erweist als bisher dem Wachsthum, so wird das Ergebniß ein ausgezeichnetes sein; die Gräser stehen dicht und hoch wie selten und verbreiten ein überaus liebliches kräftiges Aroma. Auch der sonstige Stand der Felder berechtigt zu besten Hoffnungen und allgemein hört man mit Zuversicht dem Glauben an ein „gutes Jahr" Ausdruck geben. Buchenes Scheiterholz im Wald wird je nach Qualität mit 18, 19