61. Jahrgang.
Mro. 25.
AnÜ8- und InLelkigenzI)ka1t ^ür den <6ezir^.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p.. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Dienntag, äen 2. März 1^6
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
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Die Jeier des Köchsten Heöurtsfestes
Heiner WazesW öeK HömZF
wird am
8um^tog, den 6. ds. Mt8 ,
in herkömmlicher Weise begangen werden.
Der Gottesdienst in der Turnhalle
beginnt Vormittags 10 Uhr und versammeln sich die Theilnehmer an dem gemeinsamen Kirchgang um 9^4 Uhr auf dem Rathhause.
Aas Jestsflen
im Gasthof zum „Waldhorn" wird um 1 Uhr beginnen.
Der Unterzeichnete erlaubt sich, die Einwohner von Stadt und Land zu zahlreicher Betheiligung an der Feier mit dem Ersuchen ergebenst einzüladen, die Anmeldungen zum Festessen in dem genannten Gasthofe zeitig machen zu wollen.
Oberamtmann Flarlan).
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^ot'itifche WcrcHvicHten.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 27. Febr. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Den Vorsitz führt Präsident von Hohl. Am Ministertisch: Ministerpräsident v. Mittnacht, Minister v. Renner. Es erfolgte die eiste und zweite Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend einen Beitrag von 33,333 33 H an S. K. H. den Prinzen Wilhelm zur häus
lichen Einrichtung re. aus Anlaß feiner Wiedervermählung. Es meldet sich niemand zum Wort. Bei der Schlußabstimmung wird die Forderung einstimmig mit 84 Stimmen genehmigt. Die Summe ist den laufenden Mitteln zu entnehmen. Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung Mittwoch. Tagesordnung: Feldbereinigungsgesetz.
(Nachdruck verboten.)
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
„Also doch ein Raubmord," sagte der Kommissar, „und noch dazu von einem Frauenzimmer verübt. Auch ein seltener Fall."
Soltmann schüttelte bedenklich den Kopf. „Das thut kein Raubmörder, Herr Kommissar," sagte er, auf die unter der Weste verborgen gewesenen Brillant-Chemisettenknöpfe deutend.
„Doch doch, lieber Soltmann," antwortete jener leichthin. „Die Mörderin, noch ein ganzer Neuling im Handwerk, hat nur schlecht gearbeitet und diese Dinge in der Hast vergessen. Von banger Furcht gescheucht, — denn gestört konnte sie hier niemand haben — ist sie geflohen."
„Hat aber doch nichts vergessen, was uns über die Persönlichkeit des Ermordeten einen Anhaltspunkt hätte geben können," entgegnet« Soltmann. „Sehen Sie da, Herr Kommissar, selbst die gezeichnet gewesenen Ecken der Wäsche sind herausgerissen."
„Wie? was?" rief erstaunt der andere. „Wahrhaftig! Und was meinen Sie dazu, Soltmann?"
„Hier liegt ein Geheimnis vor," entgegnete der Assessor, „dessen Begründung uns trotz aller Merkmale so bald nicht gelingen wird."
„Oder nur zu bald, und in einer Weise, welche einen unerhört sensationellen Gerichtsfall im Gefolge haben dürfte."
Der diese Worte sprach, war der Detektiv Neubert, welcher mit noch nem K ollegen den Fußspuren gefolgt war.
Berlin, 26. Febr. Der Reichstag setzte heute die Beratung des Viehseuchengesetzes fort. Nach längerer Debatte lehnte das Haus alle Abänderungsanträge und ebenso die Regierungsvorlage selbst ab und nahm ein Resolution an, weche den Reichskanzler zu Vorkehrungen betreffs Verhinderung des Schmuggels, sowie zu Vorsichtsmaßregeln bei Vieheinfuhren und zur Anordnung einer periodischen Desinfizierung der Gasthofsställe, der Ställe bei den Viehhändlern und der Eisenbahnwagen auffordert. — Der Gesetzentwurf über die Bürgschaft des Deutschen Reiches für die Zinsen der egyptischen Anleihe fand in dritter Lesung die definitive Zustimmung. — Zu dem Anträge Reichensperger, betreffend die Wiedereinführung der Berufung, erklärten der bayrische und der württembergische Bundesbevollmächtigte, Ministerialrat o. Kästner unv Direktor v. Schmid, der Bundesrat habe die Wiedereinführung der Berufung bereits früher abgelehnt
„Wie meinen Sie das, Neubert?" »ragte der Kommissar, während Soltmann mit ungläubigem Staunen emporblickte.
„Erwägen Sie die Thatsache," sprach triumphierend der Detektiv, „daß die Fußspuren unweit von hier beginnen und auch enden."
„Vor einem Hause doch nicht?"
„Vor einem Hause."
„Vielleicht vor einer unbewohnten alten Barracke, womit nichts gewonnen wäre."
„Nein, aber vor dem Hause des Kommerzienrats Etwold."
„An dessen Thür?"
„An einer zuni Hofe führenden kleinen Seitenpforte; und das ist ein Glück, denn vor dem Hauptportal ist alles zerstampft. Es müssen gestern abend sehr viele Wagen dort vorgefahren sein."
„Wenn Sie sich nur nicht irren," sagte der Kommissar. „Wir müssen sogleich Einlaß durch die kleine Pforte suchen."
Er, Soltmann und Neubert begaben sich eiligst nach dem Hause.
Die näher bezeichnet« Seitenpforte war, wie zu erwarten, von einem Portier bewacht, der aber den „im Namen des Gesetzes" Einlaß begehrenden Beamten sofort, wenn auch mit sehr verdutzter Miene, öffnete.
„Sollte mich wundern," murmelte er, jenen nachblrckend, „wenn das nicht dem Anarchisten Matlhies gilt."
Trotzdem schon mehrfach heute hier hindurch gegangen worden war, waren die verfolgten Spuren doch noch zu erkennen. Sie mündeten an einer Seitenthür des Hauses. Diese Thür war nicht verschlossen und unbewacht.
Nach kurzer Beratung und ohne von jemand bemerkt worden zu sein, traten die drei Männer hier ein.
lieber eine steile Wendeltreppe gelangten sie zu einem Korridor in der