Der GMslhaster.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trügerlohn) 90 4, in dem Bezirk I 20 4, außerhalb des Bezirks 1 40 4. Monats­

abonnement nach Verhältniß.

Samstag den 2. Juni.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.

1883 .

Auch für den Monat

Juni

nehmen alle Postanstalten resp. die betr. Post­boten Bestellungen auf denGesellschafter" entgegen. _

Amtliches.

N a g o l d.

Bekanntmachung.

Die Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins hat im Einverständnis; mit den Vorstehern der Würt- temberg'schen Sparkasse die Sparkasse-Agentur in Nagold dem

Kaufmann G. Schmid in Nagold

übertragen, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß ge­bracht wird.

Den 29. Mai 1883.

Kgl. Gem. Oberamt.

Güntne r. K e m m l e r.

Nagold.

Bekanntmachung.

Unter Hinweis auf den Erlaß vom 22. Marz d. I., Amtsblatt Nrv. 36,

betr. die Entwertung der Etats für das Ver-

waltnngsjahr 1883/84,

werden diejenigen Gemeinde- und Stistnngsbehörden, beziehungsweise Verwaltungs-Aktuare, welche noch mit der Vorlage der Etats hieher im Rückstand sind, an­gewiesen , dafür zu sorgen, das; die betreffenden Etats zur Prüfung und Genehmigung längstens binnen 14 Tagen hieher vorgelegt werden.

Den 1. Juni 1883.

K. Oberamt u. K. gem. Qberamt.

Güntner. Kemmle r.

Bekanntmachung des Königl. statistisch-topographischen Bureaus und der K. Centralstelle für die Landwirth- schaft, betreffend die Aufstellung nnd Verbreitung von

Witterungsaussichten.

Die von der meteorologischen Centralstation Stuttgart täglich je für den folgenden Tag ausge­stellten und ausgegebenen Witterungsaussichten (Prognosen) werden mit höherer Ermächtigung auch im Sommer 1883 wieder für die Monate Juni bis September auf Kosten der Centralstelle für die Landwirthschaft alsbald nach Hohenheim und in die Oberamtsstädte derjenigen landwirthschaftlichen Vereine, welche die Zusendung gewünscht haben, te­legraphisch befördert und dort durch Anschlag an ge­eigneter Stelle veröffentlicht werden.

Außerdem können diese täglichen Witterungs­aussichten, welche von der meteorologischen Zentral­station unentgeltlich abzugeben sind, auch von den Gemeinden, Korporationen, Vereinen und Privat­personen mittelst des Telegraphen gegen eine vom Empfänger zu bezahlende ermäßigte Gebühr direkt bezogen werden, in welcher Beziehung das K. Mi­nisterium der auswärtigen Angelegenheiten, Abthei­lung für die Verkehrsanstalten, Folgendes festge- setzt hat :

Die täglichen Witterungstelegramme werden wie dringende Privattelegramme behandelt und haben daher den Vorrang vor anderen Privattelegrammen; sie genießen im Monatsabonnement eine Ermäßi­gung von 40 Ao der einfachen, für das einzelne Te­legramm nach seiner Wortzahl sich ergebenden Taxe, im vierteljährlichen Abonnement eine solche von 60 Ao mit der weiteren Maßgabe, daß wenn die

I einzelnen täglichen Witterungstelegramme (einschließ­lich der Adresse) nicht mehr als 8 Worte enthalten, die feste vorauszub ezahlende Abonnementsge­bühr beträgt:

für 1 Monat .... 10

1 Vierteljahr . . . 24 c-kL

jeden weiteren Monat je 8 mehr.

Für jedes weitere Wort, welches die einzel­nen Witterungstelegramme über 8 haben sollten, ist die gewöhnliche tarifmäßige Gebühr von 5 Pf. nach­zubezahlen. Nach den bei der meteorologischen Cent­ralstation getroffenen Anordnungen wird übrigens dieser Fall nur selten eintreten.

Gesuche um telegraphische Beförderung der täglichen Witterungsaussichten gegen ermäßigte Abon­nementsgebühr sind durch Vermittlung des nächstge­legenen Telegraphenamts bei der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen anzubringen.

Wird von Einzelnen der Bezug der Wetter­karte gewünscht, so kann auf ein. an die meteorolo­gische Centralstation Stuttgart gestelltes Ansuchen die Zusendung alsbald auf Kosten des Empfängers erfolgen.

Stuttgart, den 26. Mai 1883.

K. Centralstelle für die K. statistisch-topographisches Landwirthschaft. Bureau.

Werner. Schneider.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

G Vom Walde. Dienstag Abend gegen 5 Uhr entdeckte man auf den Höhen bei Altenstaig einen bedeutenden Brand in der Richtung gegen Schernbach O/A. Freudenstadt. Wie wir heute mit Bestimmtheit erfahren, brannte dort das Wernersche Anwesen, (W. Anstalt) bestehend in einem 1868 neu aufgebauten Wohnhaus, eigenem Schulgebäude, Scheune nebst 2 sonstigen Nebengebäuden, total nie­der. Bei dem dort herrschenden Wassermangel hätte derselbe nach Umständen leicht einen größern Umfang nehmen können. Das von vr. Stemmer vor we­nigen Jahren mit erheblichem Kostenaufwand aufge­führte Gebäude (Schlößchen) konnte nur mit großer Mühe gerettet werden. Die Herstellung der Gebäude soll W. seiner Zeit 80000 ^ gekostet haben. Herr Werner war heute (Mittwoch) Vormittags schon'zur Stelle. Entstehung des Brandes bis jetzt unbekannt.

Unterjesingen, 28. Mai. Die auf gestern Nachmittag ins Gasthaus zum Lamm hier einberu- fene Versammlung zum Zwecke einer Besprechung des schon mehrfach erwähnten Sekundärbahnprojekts zwischen Tübingen und Herrenberg war sehr gut besucht. Fast aus sämmtlichen Gäuorten waren De­putationen erschienen. Herr Amtsnotar Pfäfflin lei­tete die Versammlung. Herr Kaufmann Finckh von Tübingen erörterte das Projekt einer Sekun­därbahn in gewandtem Vortrag durch Vorlage von Zeichnungen und Photographien, welche Herr Direk­tor v. Keßler in Eßlingen bereitwilligst zur Ver­fügung stellte. Am schnellsten und sichersten würde man zum Ziele gelangen, wenn der Staat sich der Ausführung des Projektes unterziehen würde. Nach gründlichem Meinungsaustausch wurde beschlossen, innerhalb 4 Wochen eine weitere Versammlung in Entringen abzuhalten.

Horb, 29. Mai. Ein hiesiger Taglöhner, der wie es scheint, zeitweise geistesgestört ist, machte letzten Samstag auf seine Frau einen Mordversuch; derselbe wollte mit einem Hackmesser seine Frau auf den Kopf schlagen, das 6jährige Töchterchen legte

abwehrend in diesem Moment die Hand auf den Kopf ihrer Mutter, wobei, durch das mit Wucht auf das Haupt der Frau niederfallende Messer, dem Kind 3 Finger an dieser Hand förmlich ab getrennt wurden. Der Thäter sitzt bereits im hiesigen Amts- gerichtsgefängniß. Wir bemerken noch, daß derselbe innerhalb einiger Jahre schon zwei Selbstmordver­suche gemacht hat.

Stuttgart, 29. Mai. (Landtag.) Die Tagesord­nung der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten bil­deten die verschiedenen Wahl-Anfechtungen. Zunächst kam die Rottenbnrgcr Wahl an die Reihe. Die Anfechtnngsschrift, die ans diesem Oberamtsbezirk eingclaufen war, hatte mehrere Unregelmäßigkeiten gerügt, doch waren die vorgebrachten That- sachen von der Kommission siir unerheblich erklärt und dem­zufolge der Ucbcrgang zur Tagesordnung beantragt worden. Nach längerer Debatte, bei welcher Becker als Berichterstatter der Kommission, des Weiteren Göz, v. Luz, Lenz, Dentler für den Kommissionsantrag, Ebner. Unterste, Probst, Uhl gegen denselben sprachen, wurde der Kommissionsantrag mit 54 ge­gen 22 Stimmen angenommen. Ebenso wurde der auch auf Uebergang zur Tagesordnung gehende Kommissionsantrag be­treffs der Anfechtung der Wahl im Oberamt Stuttgart nach kurzer Debatte mit 53 gegen 21 Stimmen angenommen.

Stuttgart, 30. Mai. Heute Nachmittag wurde die sterbliche Hülle des in Wien im Duell erschossenen k. k. Oberstlieutenants v. Schlayer auf dem Fangelbachkirchhof zur letzten Ruhe mili­tärisch bestattet.

Das Cannstatter Volksfest scheint dieses Jahr nunmehr definitiv auszufallen nach den in der gestrigen Generalversammung des Rennvereins gemach­ten Mittheilungen Seitens Sr. Kgl. H. des Prin­zen Wilhelm.

Das Kleingewerbe Württembergs. Das Vorherrschen des mittleren und kleineren Be­sitzes in einem Lande wird vom volkswirthschaft- lichen Standpunkte aus mit Recht als ein wün- schenswerther Zustand bezeichnet. Württemberg be­findet sich in dieser Richtung unter den bestsituirten Ländern. Hier überwiegt noch der Mittelstand so­wohl im bäuerlichen als im gewerblichen Betrieb, wie nachstehende Zahlen beweisen. Die bäuerlichen Wirtschaften von 5 Hektar und weniger umfassen nach genauer Feststellung Vs, diejenigen von mehr als 5 Hektar As des landwirthschaftlich benützten Areals. In das erstgenannte Az theilen sich As aller Besitzer, während dem weiteren Fünftheil der Besitzer die übrigen A» des Areals zur Verfügung stehen. Der durchschnittliche Grundbesitz wurde auf 35 Hektar geschätzt. In Norddeutschland bewegt sich der durchschnittliche Grundbesitz von 628 Hek­taren (Pommern). Mit dem steigenden Großgrund­besitz aber nimmt daselbst auch das Kleingewerbe ab; letzteres ist nach Schmoller's Untersuchungen da am stärksten, wo der kleinere landwirthschaftliche Be­trieb vorwaltet, eine Behauptung, für deren Richtig­keit die Statistik unserer Gewerbe eine treffende Illu­stration bildet. In Württemberg hat man 217 419 Betriebe mit bis zu 5 Gehilfen und 70 629 Betriebe mit mehr als 5 Gehilfen gezählt. Die meisten Kleingewerbe sind vertreten bei den Bekleidunqs- u. Reinigungsgewerben (91,9 AH; ihnen reihen sich an die Kunst- und Handelsgärtnerei (87 AH, die Holz- und Schuhindustrie (86,42 AH, die Textilindustrie (Leineweber), sodann kommen die Baugewerbe und die sog. Nahrungsgewerbe. Das bedeutende Vorwiegen, des kleineren Betriebs ist auch durch die statistischen Erhebungen aus Anlaß der Steuereinschätzung fest­gestellt worden. Von den 152 628 Gewerbebetrieben im Lande verfügen 104137 je nicht einmal überein Betriebskapital von 700-M; es arbeiten nur 48 491 mit einem Betriebskapital von 700 c/lL und darüber.