31. Jahrgang.
Yro. 24.
unrl Intelkigenzbkatt für äen Kezirkr.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
§am8tag, äen 2^. Februar 1886.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 ^ durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
Zum Abonnement auf das
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für den Monat Wävz ladet Jedermann in Stadt und Land freundlichst ein
öie Weöcrktion.
Diese Gesuche sind in der Regel mündlich anzubringen.
Wegen der Behandlung derselben werden die Ortsvorsteher auf die Vorschriften der Verfügung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend das Verfahren bei Reklamationen und Klassifikationsgesuchen vom 8. April 1876, Ziff. III., Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern von 1876, S. 120 ff., hingewiesen.
Den 26. Februar 1886.
K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Amtliche Mekanntmcrchungerr.
Calw.
An die Ortsiwrsteher.
Die Amtsvergleichuugskostenverzeichnisse pro 1885/86 und die Verzeichnisse des Aufwands der Gemeinden für Geisteskranke und Idioten pro 1885/86 sind getrennt und je in doppelter Ausfertigung spätestens
bis zum 15. März ds. Is.
mit den dazu gehörigen Beilagen an die Oberamtspflege einzusenden.
Von Gemeinden, aus welchen die genannten Verzeichnisse nicht rechtzeitig einkommen, muß angenommen werden, daß sie derartigen Aufwand im Etatsjahr 1885/86 nicht gehabt haben.
Den 26. Februar 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Aufforderung
zur Anbringung der Gesuche um Zurückstellung von der Aushebung wegen häuslicher Verhältnisse.
Diejenigen, welche Ansprüche auf Zurückstellung Militärpflichtiger wegen häuslicher Verhältnisse aus den in der Ersatz-Ordnung §. 30 Ziff. 2, Lit. a bis o aufgesührten Gründen (Reklamationen) erheben wollen, werden aufgefordert, dieselben womöglich so zeitig geltend zu machen, daß sie noch vor dem Zusammentritt der zur Entscheidung darüber berufenen Ersatzkommission vollständig erörtert werden können.
Die Ortsvorsteher haben derartige Gesuche, welche bei ihnen schriftlich eingereicht oder mündlich zu Protokoll gegeben werden können, genau nach den Vorschriften der Verfügung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend das Verfahren bei Reklamationen und Klassifikationsgesuchen vom 8. April 1876, Ziff. >., Lit. ä, Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern von 1876, S. 114 ff., zu behandeln.
Formulare werden vom Oberomt abgegeben.
Den 26. Februar 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Aufforderung
an die Hleservisten, Landwehrmänner und Krsahreservisten erster Klasse zur Anbringung ihrer Gesuche um Zurückstellung aus
Kkasststkationsgründen.
Unter Bezugnahme auf die Kontrol-Ordnung §. 13 Ziff. 2, §.15 Ziff. 2, W- 17—19, werden diejenigen.Reservisten, Landwehrmänner und Ersatzreservisten erster Klasse, welche auf Zurückstellung hinter die letzten Jahresklassen ihrer Waffe oder Dienstkategorie wegen häuslicher oder gewerblicher Verhältnisse (aus Klassifikationsgründen) Anspruch machen, aufgefordert, ihre Gesuche vor Ende des Monats Februar, spätestens aber vor dem Musterungstermin bei dem Ortsvoi sicher (ihres dauernden Aufenthaltsorts) anzu- Lringen.
°Uocitrfchs Wachvichtsn.
Deutsches Reich.
— Die dem Reichstag zugegangene Begründung des Branntweinmonopols führt in breiter Ausführung den Nachweis, daß keine andere Besteuerungsart als das Monopol die erwarteten und benötigten Erträge auch nur annähernd liefern könne. Es werden zu dem Zweck die drei Besteuerungsarten der Maischraum., Fabrikats- und Konsumtionssteuer durchgesprochen und an deren Wirkungen im nordd. Branntweinsteuergebiet, bezw. in England
Feuilleton.
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
1. Kapitel.
Fußspuren.
Die Nebel teilten sich. Das bleifarbene Gewölk, welches den Himmel nach allen Richtungen hin bedeckte, wurde durch die dahinter aufdämmernde Sonne nur wenig gelichtet, und der Schnee, welcher auf der Erde lag und die Nacht mit der ihm eigenen Leuchtkraft erhellt hatte, zeigte sich als schmutzig graue Decke, von den Rauch- und Rußniederschlägen der ringsum emporraoen- den Fabrikschlote überschüttet. Das Keuchen und Klappern der früh thätigen Dampfmaschinen und ein dumpfes Getöse wie von entferntem Donner erweckten sofort den Gedanken an eine sich belebende Riesenstadt, deren industrielle Anlagen sich hier, in dem nördlichsten Teile derselben, zusammendrängten.
Durch eine wenig begangene, nur von Mauern und Zäunen umhegte schmale Gaffe dieses Stadtteils bewegte sich eben jetzt ein Trupp jugendlicher Fabrikarbeiter.
Die Mädchen schritten munter plaudernd und lachend voran; die Burschen folgten mit neckischen Zurufen, auch hin und wieder heimlich einen Schneeball jenen nachsendend, was jedesmal einen leichten Aufschrei der Getroffenen zur Folge hatte.
Jetzt bogen die verfolgten Schönen um eine vorspringende Mauerecke, und gleich darauf durchtönte ein jäher Aufschrei derselben die stille Gaffe. Mit allen Zeichen des Entsetzens flohen sie wieder zu den Burschen zurück, welche selbst bestürzt stehen blieben.
„Was ist denn los? Was habt Ihr denn? Warum kreischt Ihr denn so?" fragten diese; aber die Mädchen vermochten nicht sogleich Antwort zu geben.
Statt dessen wurde eine andere Stimme laut, welche grollend nach der Ursache des frühen Lärmens fragte.
„Guten Morgen, Herr König! Guten Morgen, Majestät!" riefen munter die Burschen, als sie den Nachzügler erkannten, von dessen dicht verhülltem Antlitz momentan nur ein paar wässerige Augen und eine weinrote Nase zu sehen waren. Und rasch versöhnt erwiderte der Andere mit einer gewissen Herablassung: „Guten Morgen, Kinder!"
Der Nachtwächter König war eine populäre Persönlichkeit bei den Fabrikarbeitern, mit denen er allnächtlich in Berührung kam. Er war selbst ein fideles Haus und nur seiner Urgemütlichkeit und weisen Zurückhaltung hatte man es zu verdanken, daß es in dieser bewegten Zeit — man stand kurz vor den Wahlen — hier im Arbeiterviertel ruhig herging.
„Was haben denn die Mädchen?" fragte er nochmals. „Ja, wir wiffen'S nicht, König", erwiederte einer der Burschen, „kommen daher gerannt, sehen aus wie der leibhaftige Tod und geben keine Antwort."
„Wird ihnen wohl eine Katze über den Weg gelaufen sein" , meinte der Wächter. Und sich zu den Mädchen wendend, rief er streng: „Na — wird's!"
„Ach Gott, Herr König" sagte jetzt eines derselben, „da weiter hinauf, gleich hinter der Mauerecke liegt Einer im Schnee —"
„Betrunken?"
„Nein — ermordet!"
„Ermordet!" riefen alle Männer zugleich, und jähes Erschrecken malte sich auf aller Mienen.
„Das glaub' ich nun und nimmermehr", brummte König. „Ein Mord in meinem bestverwalteten Revier, und ich nichts davon wissen? Bah! Unsinn -ein schwer Betrunkener —"
„Ja wohl, hat sich was, Betrunkener!" fiel ein anderes Mädchen schluchzend ein. Der Boden ist ringsum mit Blut gefärbt."
„Na, nu man stille!" rief König besänftigend. „Vielleicht ist's auch