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Erscheint Atenstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt S H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
DonnerMg» äen 25. Februar 1886.
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Deutsches Reich.
Berlin, 20. Febr. Der Reichstag genehmigte in erster und zweiter Lesung das in Lissabon vereinbarte Zusatzabkommen zum Welt - Post« vertrage ohne Veränderung. Es folgte sodann die zweite Lesung der Vorlage über den Nord-Ostsee-Kanal. Auf eine Anfrage erklärte Staatsminister v. Bötticher, die Zahlung des von Preußen zu gewährenden Zuschusses von 50 Millionen Mark zu den Baukosten werde in den einzelnen Baujahren allmählig erfolgen, der Zuschuß sei aber ein fester; an etwaigen Ersparnissen beim Bau nehme Preußen nicht teil. Ferner er- wiederte der Staatssekretär auf Anfragen der Abgg. Feustel und v. Schalscha, für Steinlieferungen werde nur die deutsche Konkurrenz zugelassen werden. Die Befürchtung, durch den Bau des Kanals, der den Rhein- landcn und Westfalen Vorteile bringe, werde Oberschlefien zu große Konkurrenz gemacht, sei zu weit gehend. Nur die englische Kohle wolle man aus dem Felde schlagen. Das oberfchlcsische Absatzgebiet werde man durch Herstellung guter Wasserwege zu erweitern suchen. Die M. 1 und 2 des Gesetzentwurfs werden unverändert angenommen, §. 3 erhält die von der Kommission vorgeschlagene Fassung^ welche auch den Schiffen der Bauverwaltung die Abgabesreiheit bei Benutzung des Kanals zugesteht und die F> st- setzung des Abgabentarifs eimm späteren Gesetze vorbehält; ein vom Abg. v. Schalscha gestellter und vom Hause angenommener Zusatzantrag bestimmt, daß der Tarif bis zum Ablauf des ersten Jahres nach der Inbetriebsetzung des ganzen Kanals durch den Kaiser im Einvernehmen mit dem Bundesrate festzustellen ist. Den Rest des Gesetzes nimmt der Reichstag unverändert an. Nächste Sitzung Dienstag: Abänderung des Gerichtsverfassungsgesetzes, Wiedereinführung der Berufung.
— Zu der Reichstagssitzung am 20. Febr., in welcher die Nordostsee, kanal Vorlage, nachdem sie in der Konimission aufs Eingehendste geprüft worden, ohne Schwierigkeit die 2. Lesung durchlief, bemerkt die Köln. Ztg.: Ein großes nationales Werk hat ohne viel Reden den Stempel der Zustimmung des Reichstags erhalten: der Nordostseekanal, dessen erste Anregung auf nahezu anderthalb Generationen zurückgeht, dessen Problem dann von Zeit zu Zeit in wechselnder Gestalt auftauchte, ist jetzt auf der festen Grundlage des neuen deutschen Reiches durch preußische und deutsche Mittel gesichert, und in 8 Jahren hofft man, diese Militär- wie handelspolitisch so wichtige neue Wasserstraße dem Verkehr übergeben zu können. Bei all' den politischen und volkswirtschaftlichen Gegensäzen, die in dem heutigen Reichstage mehr und schroffer als wünschenswert hervortreten, begrüßen wir es als erfreuliches Ereignis, daß der Reichstagsbeschluß, den von der Regierung beantragten Reichszuschuß von 106 Millionen an das Unternehmen zu gewähren, nahezu einstimmig gefaßt worden ist.
Berlin, 21. Febr. Ein dem Bund es rat zugegangener Gesetzentwurf über die Kunstbutter besagt, daß Kunstbutter unter ausdrücklicher und auffälliger Bezeichnung als solche öffentlich feilgeboten und verkauft werden dürfe. Im Detailverkauf müssen die Stücke eine viereckige Form mit der Bezeichnung „Kunstbutter", sowie den Namen und die Firma des Verkäufers enthalten. Als Kunstbutter gilt diejenige Butter, welche nicht ausschließlich aus Milch entstanden ist. Zuwiderhandlungen werden mit 150 --«i bestraft. Das Gesetz tritt am 1. Juli 1886 in Kraft. Wie die Begründung ergiebt, beträgt die Gesamtproduktion der Kunstbutter Deutschlands jährlich 15 Millionen Kilogramm im Werte von 18 Millionen Mark.
— Die Branntweinmonopol-Vorlage ist dem Reichstag zugegangen. In der Rentabilitätsberechnung sind für Qualitätsbranntweine bedeutend hohe Preise in Aussicht genommen, so z. B. für den Getreidebranntwein 65 per Hektoliter, für Tresterbranntwein 135 , für Kern-
und Steinobst, Beerenfrüchte-, Wurzeln- rc. Branntwein 400 per Hekto-
liter, was für einzelne Sorten Preise bis zu 600 ergibt. Für den gewöhnlichen Branntwein sind 35 im Durchschnitt in Aussicht genommen. Die Berechnung nimmt als Ankaufspreise für ordinären Branntwein im Ganzen 147 Mill. Mark, für Getreidebranntwein 4,500,0i 0 für Trester- Branntwein 1,670,000 für Kern-und Steinobst- rc. Branntwein 6,728,000
für importierte Liqueure 6 Mill. Mark an; zusammen belaufen sich die Ankaufskosten auf 165,748,000 >M Zu diesen laufenden Ausgaben kommen die Kosten für Kontrolle der Brennereien mit 11,270,000 <^L, für Geräte, Lagerräume und Fabriken 10,725,000 -M, für Betriebskosten 153,905,000 für Zinsen und Amortisation des für Entschädigung und Unterstützung aufgewandten Kapitals 24,300,000 zusammen also an laufenden Ausgaben 365,948,000 Die einmaligen Ausgaben betragen für Kontrollen 6,000,000 -«i. für Geräte, Lagerräume und Fabriken 97,500,000 -^L, für Betriebskosten 77,000,000 »/L, für Entschädigungen und Unterstützungen 540,000,000 zusammen einmalige Ausgaben 770,500,000 — Die Einnahmen ergeben aus dem Verkauf des gewöhnlichen Branntweins 504,025,000 -^i, des Getreidebranntweins 54,000,000 -/t6. des Branntweins aus Weintrestern 8,517,000 --1L, des Obstbranntweins 17,200,000 -«>, der Liqueure aller Art 18,OOO.OOO M-, der ausländischen Spirituosen: 31,250,000 M. Zusammen 632,992,000 M. Hierzu kommt der Betrag für den zum Export gelangenden Rohbranntwein und für den zu gewerblichen Heizungs-, Beleuch- tungs- rc. Zwecken im Inlands rektifizierten Branntwein von insgesamt 35,700,000 M., so daß die G e s a m t b r u t t o e i n n a h m e sich auf 668,692,000 M. beläuft. Zieht man hiervon die Gesamtausgaben im Betrage von 365,948.000 M. ab, so verbleibt ein Nettoüberschuß im Betrage von ca. 303,000,000 M., welcher mit der Amortisation der zur einmaligen Ausgabe aufzunehmenden 720,500,000 M. allmählig um deren Zinsen von rund 32.000.000 M., also bis auf 335,000,000 M. steigt.
Hcrges-Weuigkeiterr.
Tübingen, 22. Febr. S. K. H. Prinz Wilhelm von Württemberg traf heute Vormittag mit dem Schnellzug 9 Uhr 42 Minuten hier ein. In seinem Gefolge befanden sich Finanzminister v. Renner, Forstdirektor v. Dorrer und Hofmarschall v. Platow. Nach kurzem Aufenthalt. während dessen in der Bahnhofrestauration ein Gabelfrühstück eingenommen wurde, zu welchem auch die Vertreter des Korps Suevia eingeladen waren, wurde die Reise in zwei zweispäpnigen Wagen nach dem Schönbuch fortgesetzt, um daselbst die Forsten zu inspizieren. Auf dem Schaichhof wird das Mittagsmahl eingenommen und die Rückreise nach Stuttgart wird über Böblingen stattfinden.
Reutlingen, 22. Febr. Heute Nacht nach 12 Uhr wurde ein Brand in der Web-Geschirrfadrik von W. Margrafs, in Bezingen hieher ge- meldet. Das Feuer konnte durch die 4 Feuerwehren von Bezingen, Reut- üngen Landabteilung und Bruderhaus, sowie Wannweil auf den Entstehungsherd im Hauptgebäude beschränkt werden. Der Schaden ist bedeutend.
Heilbronn, 21. Febr. In der hiesigen Kilianskirche wäre in vergangener Nacht beinahe ein Brand ausgebrochen. Als der Heizer, der während der Nacht das Heizen der Kirche zu besorgen hatte, diese einmal betrat, um nach dem Thermometer zu sehen, bemerkte er, daß ein Teil des Bretterfußbodens und ein darunter liegender Balken Feuer gefangen hatte, und löschte dieses, ehe es sich weiter verbreiten konnte. Wahrscheinlich wird ein Defekt in den Heizungsröhren die Ursache dieses Unfalls sein.
Ellwangen, 22. Febr. In Nosenberg wurde heute früh die Frau des vormaligen Landjägers Schwarzkopf in ihrer Scheune mit durchschnittenem Halse tot aufgefunden. Zur Untersuchung des Thatbestandes haben sich sofort der l. Staatsanwalt Herr Schmoll und Herr Ooeramts- Wundarzt Dr. Werfer dorthin begeben.
Baden-Baden, 20. Febr. Durch die städtische Behörde wurde das Lotterie-Unternehmen der zur Erhaltung der Rennen auf dem Jffezheimer Turf statlfindenden diesjährigen Lotterie von Baden-Baden der Firma Jooß und Ströbel in Heilbronn übertragen. Für den auf 6. März anberaumten großen Maskenball sind vierzehn wertvolle Preise, wie z. B. goldene und silberne Remontoiruhren, Tafelbesteck in Etui, goldenes Medaillon u. s. w., den originellsten Masken bestimmt. Da sämtliche Säle des Konversationshauses reich dekoriert und brillant erleuchtet den Besuchern des Maskenfestes zur Verfügung stehen, bietet dasselbe der harmlosen Jntrigue und dem Scherz ein Feld, wie es an Größe und Eleganz kaum eine Großstadt aufzuweisen vermag. An Gästen aus Straßburg,