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Antragstellers von der Tagesordnung abgesetzt werden. Hasenlever begründete darauf seinen Antrag aufDiäten-Gewährung. v. Kar - dorff sprach gegen den Antrag und erklärte es für unnötig, so erfolglose Anträge zu wiederholen. Meyer (Halle) erklärte sich prinzipiell für den Antrag, aber gleichfalls gegen die aussichtslose Wiederholung desselben. Das Haus trat sofort in die zweite Lesung des Antrags ein und nahm denselben mit Stimmenmehrheit ohne Debatte an. Nächste Sitzung morgen; Tagesord­nung: Gesetzentwurf betreffend die Verlängerung des Sozialisten- Gesetzes.

Karlsruhe, 16. Febr. Seitens der liberalen Kammermehrheit wurde ein am 13. Februar zum Branntweinmonopol eingebrachter Antrag nach sechsstündiger Debatte angenommen. Das Amandement der Klerikalen, das Reichsmonopol als unannehmbar zu bezeichnen, wurde abge­lehnt, ebenso der Antrag einiger Liberalen, wonach es noch nicht möglich sei, sich über das Monopol auszusprechen.

Der wegen Landesverrats zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilte dänische Kapitän a. D. v. Sarauw ist zur Strafverbüßung in das Zucht­haus in Halle eingcliefert worden.

Hages-Werrigkeitsn.

Calw, 19. Febr. Zur Gründung eines Weltsprachevereins (volapük) zirkuliert hier gegenwärtig eine Einladung zum Beitritt. Ter Verein, der sich dem nun ca. 500 Mitglieder zählenden Württ. Welt­spracheverein anschließt, bezweckt mit dem Eintrittsgeld von 50 ^ und dem Jahresbeitrag von 1 ^ seinen Mitgliedern die Erlernung der volspülr in mancherlei Hinsicht zu erleichtern. Auch Freunde der Sache, denen die Erlernung durch mancherlei Umstände, Zeitmangel rc. nicht ermöglicht ist, finden Aufnahme unter obigen Bedingungen. Die Sache ist in den Händen des Herrn Rektors vr. Müller.

Vom hies. Schöffengericht wurde dieser Tage ein Bürger und Gemeinderat von Zavelstein wegen Wilderns zu 3 Wochen Haft und zu den Kosten verurteilt.

Alten steig, 14. Febr. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben in der letzten Sitzung einstimmig 60,000 v/L. als Beitrag der Stadt­gemeinde zum projektierten Bahnbau NagoldAltensteig bewilligt. Von Privaten und Gemeinden sind bis jetzt 37,368 gezeichnet worden. Der Ausführung des Bahnbaues ist man somit um einen wesentlichen Schritt näher gerückt.

Cannstatt, 17. Febr. In der Kuhn'schen Maschinenfabrik in Berg verunglückte gestern der 28 Jahre alte ledige Schlosser Mögele von Untertürkheim auf gräßliche Weise. Derselbe war damit beschäftigt, einen 37 Zentner schweren Elsenbalken anzubohren, als dieser plötzlich umfiel und ihm beide Beine zerschmetterte.

Ludwigsburg, 17. Februar. Der 10 jährige Sohn des Wirts Rambold in der A. Frscher'schen Bierbrauerei wollte am letzten Samstag nachmittag ein junges Ulanenpferd streicheln, das ihm besonders gut gefiel. Das von einem Soldaten an der Trense geführte Pferd schlug aus und traf den Knaben so unglücklich an den Kopf, baß er gestern abend an den Ver­letzungen starb. Der Soldat ist außer Schuld.

Dev 'UcrvMon.

Die letzte Nummer dieses Battes enthält eine Einsendung, die dem schon mehrfach in diesen Blättern besprochenen Projekte eines Pavillons auf dem hohen Felsen entgegentritt. Diese Einsendung ist zunächst thatsächlich dahin zu berichtigen, daß dieses Projekt nicht vom Verschönerungsverein ausgeht, es liegt darüber kern Beschluß des Ausschusses vor, ich habe vielmehr nur in der Ausschußsitzung am 15. Mai v. I. über den Erfolg meiner seitherigen Bemühungen um Errichtung eines eisernen Pavillons berichtet und dabei be­merkt, daß die Mittel des Vereins in keiner Weise in Anspruch genommen werden sollen, wie sie es auch in der That nicht können. Irgend eine dem

Projekt abgeneigte Aeusserung wurde dabei von keiner Seite gemacht. Der Plan ist hienach also auch nicht im Auftrag des Verschönerungsvereins von Hrn. Kirchenbaumeister Raisch ausgearbeitet worden, derselbe ist viel­mehr dem Projekte freiwillig in so äußerst dankenswerther Weise entgegen gekommen. Der Ursprung des Gedankens, den kahlen, öden Berggipfel durch irgend einen Aufbau zu krönen, ist rein privater Natur, derselbe wurde zuerst in engerem Kreise ausgesprochen, fand dann vielseitigen Beifall und tritt be­kanntlich nicht jetzt erst an die Oeffentlichkeit, sondern ist in diesen Blättern z. B. schon in Nro. 102 und 114 von 1884 angeregt und seither zum Oeftern besprochen worden, ohne daß irgend ein Bedenken dagegen laut geworden wäre. Im Gegentheil sind, nachdem einmal ein Anfang gemacht war, die Beiträge in stets erfreulicherer Weise geflossen und die weitesten Kreise,Leute der verschiedensten Lebensstellungen" haben sich für den Plan interessirt, wie u. A. auch das Dilettantenconcert am 22. Nov. v. I. beweist, während die Namenliste der Spender den Gedanken ausschließt, als ob die Idee nurin einigen Kreisen" ventilirt worden wäre.

Wenn nun jetzt erst, da der Plan seiner Ausführung ziemlich nahe gerückt ist, sich eine Stimme dagegen erhebt, so bin ich gewiß berechtigt, mit Rücksicht auf die schon so weit vorgeschrittenen Vorbereitungen und Erfolge dem Einsender einzu spät" zuzurufen. Insbesondere kann ich aber auch die Gründe, mit denen der Einsender das Projekt bekämpft, durchaus nicht als stichhaltig anerkennen. Er fragt nach der Bedeutung des Baues, ob wohl dadurch der landschaftliche Reiz erhöht werden soll? Ich sage herzhaft Ja! und habe für dieses Ja den Beifall einer großen Zahl von Männern, denen der Sinn und das Verständniß dafür, wieweit die Kunst an einem Orte von dem eigenthümlichen Charakter des hohen Felsens eingreifen darf und wieweit nicht, ganz gewiß nicht abgesprochen werden kann. Es kann doch gewiß nicht behauptet werden, daß der hohe Felsen etwas absolut Schönes ist, an das keine verbessernde und verschönernde Hand gelegt werden darf. Landauf landab kann man viele solche Höhenpunkte finden, die durch Pavillons, Thürme, Kapellen u. dergl. gekrönt sind, ohne daß Jemand darin einen störenden Ein­griff in die Schönheit der Natur erblickt. Ueberhaupt ist ja der Begriff von Schönheit ein höchst subjektiver, dem Einen gefällt, was der Andere tadelt, daher auch das alte Sprichwort, daß sich über den Geschmack nicht streiten läßt, und so haben auch die Freunde des Pavillons von Anfang an darauf verzichten müssen, das Projekt ohne allen Widerspruch ausgeführt zu sehen. Merkwürdigerweise begründet der Einsender aber seinen Widerspruch auch mit einem Bedenken, mit dessen Widerlegung ich ein für allemal glaubte, verschont bleiben zu dürfen, nachdem ich es im vorigen Jahre in Nro. 60 dieses Blattes gründlich widerlegt habe. Es betrifft dieses Bedenken haupt­sächlich die Sedanfeier, für die man eine Störung, ein Verdrängen des großen Feuers am Vorabend befürchtete. Da aber der Felsen durch dieses Feuer jetzt schon sehr schwer beschädigt ist und durch dasselbe seiner siche'''' entgegenginge, ist ja für die Zukunft die schon das letztemal be; nung getroffen worden, daß die Feuersäule nicht mehr auf dem Fel nur auf einem Nebenplatze aufgebaut werden darf, und ich habe ausdrücklich erboten, für dieselbe nötigenfalls einen besonderen ...

Platz herzustellen, der das Feuer in der ganzen Stadt zu seinem vollen Ein- druäkommen läßt. Ich weiß nicht, ob dem Einsender diese meine Zusicherung in Nro. 135 des vorigen Jahres entgangen ist; jedenfalls sei sie hiemit aus­drücklich wiederholt. Was sodann aber das Fackeln betrifft, so wird diese Freude unserer Jugend durch das Projekt noch viel weniger getrübt. Das kleine Fackelfeuer wird bekanntlich auf einem andern Felsen, dem sogenannten Altar angezündet und zum Schwingen der Fackeln bleibt neben dem Pavillon mehr als genügend Raum. Die Gönner des Projektes können also mit vollem Rechte den Vorwurf von sich abweisen, als ob sieohne Noth die Hand an uralte Gebräuche, an ein geheiligtes Recht des Volkes" legen wollten.

In Einem Punkte kann ich übrigens dem Einsende'r meine Zustim­mung nicht versagen, daß nemlich der Pavillon vernünftigerweiseein Mal­zeichen für einen hervorragenden historischen oder lokalgeschichtlichen Moment" sein sollte. Dieser Gedanke rst kein neuer und wurde namentlich in letzter Zeit, seit der Plan vorliegt, mehrfach besprochen. Die Form des Planes

Nun aber wollen wir eine Bowle brauen und ein Abendessen Herrichten, wie es nach solcher großen Freude nötig ist, denn die Freude macht hungrig, Massa. Der Red werß das wohl."

Und mit Ernst und Eifer gieng der wackere Bursche an die Herrichtung eines splendiden Abendessens, in welchem ihn bald Frau Borrmann in ver­ständiger Weise unterstützte. Während Red in beflügelter Eile durch die Straßen stürmte, um noch manches dazu Nötige herbeizuholen, tauschten die Familienglieder gegenseitig ihre Erlebnisse aus. Dabei kam auch die Ge­schichte des Bildes zur Sprache, welches Andreas mit zur Stelle gebracht hatte und Borrmann erstaunte nicht wenig, als er sich inmitten seiner schwarzen Gefährten auf das Papier gezaubert sah. Der junge, anständig gekleidete Mann, welcher ihm an jenem verhängnisvollen Abend zu Hilfe gekommen war, fiel ihm ein und er zweifelte keinen Augenblick daran, daß Jener der Schöpfer des anmutigen Kunstwerkes sei. Als später jedoch Alle fröhlich essend um den gedeckten Tisch hersaßen, wurde der trüben Vergangen­heit mit keiner Silbe mehr erwähnt. Nur heitere Scherze und fröhliche Bemerkungen wechselten mit gutmütigen Neckereien auf Red, der wiederholt versicherte, daß dieser Abend der schönste seines Lebens sei.

Elftes Kapitel.

Schon am Vormittage des ersten WeihnachtStages zog der ehemalige Kassenbeamte in die von seiner Familie bewohnte, sehr freundlich und sauber eingerichtete Wohnung. Bald danach fand eine Familienberatung statt, welche die nächste Zukunft ins Auge faßte. Der alte Borrmann erklärte sich dafür, nach Europa zurückzukehren und sein altes, ihm liebgewordenes Amt wieder zu übernehmen.Denn," sagte er,ich habe hier unter den fremden, kalt engherzigen Menschen nur Unglück und wenig Gutes erlebt. Ich bin nicht mehr jung genug, um mich an die eigentümlichen Verhältnisse zu gewöhnen, die mir hier überall störend entgegentreten und überdies hängt mein Herz an

der Heimat. Wo ich geboren bin und lange Zeit glücklich war, da will ich auch begraben sein."

Ich will Dir Etwas sagen, Vater," nahm Andreas darauf das Wort. Wenn Du jetzt nach Europa zurückkehrst, so findest Du Deine Stelle besetzt. Vorgesetzte und Untergebene haben sich an den neuen Beamten gewöhnt und Deine Einstellung wird, ungeachtet des alten Wohlwollens, dessen Du Dich zu erfreuen hast, mit mannichfachen Schwierigkeiten verbunden sein. Ich würde deshalb, lieber Vater, dringend raten, daß Du hier bleibst, wo Du ja jetzt die beste Garantie dafür hast, daß Deine Zukunft eine glückliche ist. An vieles und besonders Neue brauchst Du Dich nicht mehr zu gewöhnen, da Du mit der Außenwelt nicht allzusehr in Berührung zu treten brauchst. Ich habe bereits mit meinem Prinzipal wegen Deiner Beschäftigung gesprochen. Vorläufig sollst Du eine Aufseherstelle in einer der Fabriken übernehmen. Der Dienst ist, wenn Du auch genug zu schreiben und zu rechnen hast, nicht anstrengend und Dein Gehalt wird in kurzer Zeit dieselbe Höhe erreichen, wie das europäische. Ich denke also, Du bleibst hier."

Wenn die Sache so steht," sagte Borrmann freudig,dann bleibe ich gern. Der Gedanke, es könnte mir an geeigneter Beschäftigung fehlen, war eine der Hauptursachen, welche mich die Rückkehr nach Deutschland wünschen ließen, denn ohne Arbeit kann ich einmal nicht leben. Geb's Gott, daß es mir in meiner neuen Stellung an reichlicher Beschäftigung nicht fehlen möge. Sie wird das Mittel sein, mich mit den Verhältnissen hier zu Lande auszu­söhnen und Master Trollope wird nicht die geringste Veranlassung zu einer Klage über mich haben."

Das wäre also abgemacht," sprach Andreas vergnügt,und für unfern Red ist auch gesorgt. Er bekommt eine Stelle als Comptoirbote und bleibt im klebrigen was er ist, ein freier Mann."

(Fortsetzung folgt.)