Vereine (Ebingen, Ehningen, Nottenburg, Schramberg, Seebronn, Tuttlingen, Tübingen) mit einer Mitgliederzahl von etwa 180 Schützen traten sofort dem Bunde bei; der Eintritt weiterer Vereine ist in sicherer Aussicht. Das erste Schießen des Verbands findet Ende Mai oder Anfangs Jum in Tübingen statt.
Eßlingen, 16. Febr. Die Stichwahl zum Landtag hatte im Oberamtsbezirk Eßlingen bis jetzt folgendes Ergebnis: Mauz 1941 und Merkel 738 Stimmen. Die Abstimmung einiger weniger Filderorte steht noch aus, wird aber an der Sache selbst nichts ändern, sodaß die Wahl des elfteren gesichert ist. ' ««^1
Tuttlingen, 14. Febr. Am letzten Donnerstag wäre beinahe wieder ein schlittschuhlaufender Knabe in der Donau ertrunken. Der Knabe, welcher sich auf eine besonders tiefe, nur mit einer dünnen Eisdecke versehene Stelle wagte, sank plötzlich unter und hätte sicher das Leben verloren, wenn nicht Schönfärber Storz mit Einsetzung seines eigenen Lebens sofort zur Stelle gewesen wäre. Storz, welcher sich unter Anstrengung aller seiner Kräfte mit dem Knaben aus dem Wasser herausarbeitete, wurde die nötige Hilfe von einem Nachbarn, dem Weißgerber Storz, geleistet. Schönfärber Storz, welcher sich vor einigen Jahren auf die hochgehende, stark strömende Flut wagte, um einem Mann vor dem Tode des Ertrinkens zu bewahren, wurde damals von Sr. Majestät dem König mit der goldenen Civilverdienst- medaille belohnt.
Von der hohenzollernschen Grenze, 11. Febr. In Heinstetten, Amts Meßkirch, ereignete sich ein beklagenswertes Unglück. Der Sohn des Löwenwirts daselbst empfing am 1. ds. Mts. nachmittags während der Arbeit in der Brennerei seines Vaters den Besuch zweier gleich jugendlichen Kameraden. Freundschaftlich brachte er seinen Gästen ein Glas Branntwein zum Kosten. Dies scheint nun denselben so gut gemundet zu haben, daß sie hinter dem Rücken des Haussohnes mehr des gebrannten Wassers durch Herausschöpfen mit dem Milchhafen zu erlangen suchten, was ihnen nur zu gut gelungen sein muß, denn nach kaum einer Stunde fielen beide zum Schrecken ihres arglos seiner Arbeit obliegenden Kameraden bewußtlos nieder und hat der eine der Unglücklichen, Matthias Noppel, schon nachts 1 Uhr sein junges Leben ausgehaucht, während der andere, Hugo Koch, bis den folgenden Tag noch ohne Besinnung an den Folgen seines unbeschreiblichen Leichtsinns darniederlag. ^
Ulm, 14. Febr. Am Lichtmsßfeiertag, Dienstag den 2. d. M., entfernte sich abends 7^/4 Uhr ein Rekrut des hier ganisonierenden 2. württ. Dragoner-Regiments Nr. 26, welcher sich immer zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten betragen hatte, in Uniform mit umgeschnalltem Säbel aus der Kaserne. Nachdem er weder an dem Abend noch am darauffolgenden Tage zurückgekehrt war, wurde er als unerlaubt abwesend verfolgt, ohne daß übrigens irgend etwas bezüglich seines Verbleibs bekannt geworden wäre, bis am Donnerstag den 11. d. M. nachmittags dessen Leiche in der Nähe von Oberelchingen K. bayerischen Bezirksamts Neu-Ulm ein paar Stunden unterhalb hiesiger Stadt in der Donau gefunden wurde. Bei der gerichtlichen Sektion fanden sich auf der rechten Seite zwischen der neunten und zehnten Rippe eine 4 cm. lange, 1 cm. weit klaffende Stichwunde und außerdem zwei leichtere gleichfalls mit einem scharfen Werkzeug zugefügte Verletzungen am linken Oberarm. Das gebrauchte Instrument hatte hier wie bei der erstgenannten Wunde zuvor den Waffenrock, das Hemd und das wollene Unterleibchen mit welchem der Verletzte bekleidet war, durchdrungen. Diese Verletzungen, zu denen sich noch ein paar Hautabschürfungen und Blutunterlaufungen an anderen Körperteilen gesellen, sind dem Getöteten zweifellos durch fremde Hand beigebracht worden. Eine Beraubung scheint nicht stattgefunden zu haben, man fand bei dem Toten, der vorher in der Kantine Kameraden einige Glas Bier bezahlt hatte, noch 59 Pf. Dagegen fehlte aus der Scheide, welche noch an öer umgeschnallten Kuppel hieng, der Säbel. Es sind sowohl von der zunächst zuständigen bayerischen, als von den durch diese sofort benachrichtigten württembergischen Behörden umfassende Nachforschungen eingeleitet. Darüber, ob die Stichwunde in der Seite die Todesursache war und der Entseelte als Leiche in die Donau kam, oder ob derselbe noch lebend in den Fluß geworfen wurde und ertrank, wird wohl die morgen stattfindende Sektion Aufschluß geben.
Heidelberg, 14. Febr. Viktor v. Scheffel, der seit einiger Zeit wegen schwerer körperlicher Leiden hier seinen Aufenthalt in dem reizend gelegenen Neckarhotel genommen hat, feiert am Dienstag seinen 60. Geburtstag. Wie wir hören, beabsichtigt ein Kreis seiner Verehrer, ihm zu diesem Tage eine Beleuchtung des Schlosses und des von ihm besungenen Neckar- thales darzubringen, also ein Schauspiel, welches er bisher vielleicht noch nie gesehen und das er nun ohne jede Anstrengung von den Fenstern seiner Wohnung wird genießen können, wie eine Verklärung der Dichtungen besserer Tage.
Wevrnischtes.
— Die Feuerbestattung in Gotha ist im Zunehmen begriffen. Im Jahre 1878 wurde eine Leiche, 1879 18, 1880 20, 1881 und 1882 je 33, 1883 46 und 1884 69 Leichname durch Feuer bestattet. Die meisten Leichname lieferte Gotha mit 65, dann folgt Darmstadt mit 17, Hamburg mit 9, Berlin mit 8 u. s. w. Den Ständen nach waren die Bestatteten Militärpersonen, Justizbeamte, Postbeamte, eine Stiftsdame, Bankdirektoren, Fabrikanten, Gutsbesitzer, Aerzte, Lehrer, Ingenieure, Chemiker und Handwerker.
— Aus Monaco. Die Spielbank von Monte-Carlo hat zwei weitere Opfer gefordert. Am Montag ersch 0 ß sich ein Herr, der an der Spielbank sein ganzes Vermögen verloren hatte. In Folge dessen hat sich seine junge Frau in ihrer Verzweiflung in einen 50 Meter tiefen Felsenabgrund gestürzt, wo sie den gesuchten Tod fand.
— Amerikanische Lehrer nach Deutschland. Wir lesen in amerikanischen Zeitungen: In diesem Jahr wird abermals eine Lehrer-Exkursion stattfinden und zwar wieder mit der altbewährten Hamburger Linie. Die Abfahrt findet am 26. Juni 1886 von New-Uork mit dem prachtvollen Dampfer „Suevia", Kapitän Franzen, statt. Das Komite hat diesen Dampfer, welcher bereits zweimal eine Lehrer-Exkursion hinausbefördert hat, gewählt, weil derselbe sich ganz vorzüglich hierzu eignet und alle Betheiligten hoch befriedigte. Es kann einem Deutschen doch nur rechte Freude machen, daß es in der neuen Welt einen Stamm deutscher Lehrer giebt, welcher zunächst am alten Vaterlands hängt und ferner in der Lage sich befindet, von Zeit zu Zeit die Heimat und liebe Freunde und Verwandte besuchen zu können. Innerhalb weniger Jahre ist dies die dritte Lehrer- Exkursion, welche allein der Dampfer „Suevia" vermittelt haben wird. Es sind lauter deutsche Lehrer mit ihren Familien, welche da reisen werden; wie viele herrliche Familienscenen sich infolge dieser Exkursion in unserem Vaterland abspielen werden, läßt sich wohl kaum ahnen und wir wollen wünschen, daß alle ihre Lieben im besten Wohlsein antreffen.
— Reichtum schützt vor Sterben nicht. Der reichste Mann im Süden der Vereinigten Staaten, Oberst Eomund Richardsohn, ist am 11. Januar in Jackson, Miss., am Schlagfluß gestorben. Er war der größte Baumwollenhändler von New-Orleans. Sein jährliches Einkommen betrug mehr als eine Million Dollars, oder rund 4^ Millionen Mark, und seine Baumwollpflanzungen waren im letzten Jahre zu den größten der Welt angewachsen.
(Eingesendet.)
— Es ist eine schöne Gepflogenheit, wenn in einem Gemeinwesen, sei es groß oder klein, Leute der verschiedensten Lebensstellungen freiwillig sich zusammenthun zu gemeinsamem Handeln im Bestreben der Erreichung gemeinnütziger Zwecke. Wir haben hier in Calw in dieser Hinsicht ein Beispiel, das anderen größeren oder kleineren Gemeinden wohl als Muster hingestellt werden darf — unfern Verschönerungsverein. Was hat dieser Verein seit seinem Bestehen nicht alles geleistet! Unwirtliche Bergabhänge sind in liebliche Garten- und Parkanlagen umgewandelt, unwegsame Walddistrikte durch reizende Weganlagen dem Naturfreund zugänglich gemacht worden; und das Alles mit verhältnißmäßig ganz geringen Mitteln. Wahrlich der geschäftsführende Ausschuß des Vereins, insbesondere aber der technische Leiter desselben kann und darf mit vollster Befriedigung auf das Geschaffene zurückblicken. Wenn^aber ein solcher Verein sich nicht begnügt mit dem Geschaffenen, sondern sucht, immer weitere Objekte in den Bereich seines Wirkens zu ziehen, so ist das sicher löblich und wohlgethan, soferne hiebei allen in Betracht kommenden Faktoren gebührende Rechnung getragen wird.
In der neuesten Zeit hat der Verein die Ausführung eines in einigen Kreisen schon längst ventilierten Projekts — die Errichtung eines Pavillons auf dem Hohen Felsen sich zur Aufgabe gemacht. Durch den talentvollen Leiter unseres Kirchenbaus wurde im Auftrag des Vereins der Entwurf zu einem monumentalen Aufbau auf dem Felsen ausgearbeitet. Dieser Entwurf, der dem Publikum durch Ausstellung am Schaufenster der Georgischen Buchhandlung zugänglich gemacht wurde, ist sicher an sich ein sehr gelungener, gegen die Sache selbst wollen sich uns aber so gewaltige Bedenken aufdrängen, daß wir für Pflicht halten, solche nicht unbesprochen zu lassen. In erster Linie müssen wir uns fragen: Was bedeutet dieser monumentale Bau auf diesem Platz? Wir gestehen, daß wir uns die Antwort auf diese Frage schuldig bleiben müssen. Durch eine solche Anlage genügt man doch gewöhnlich irgend einer Pflicht der Dankbarkeit oder Anerkennung einem verdienten Manne gegenüber, oder man sucht dadurch einem hervorragenden historischen oder lokalgeschichtlichen Moment ein Malzeichen zu setzen. Unseres Wissens liegt aber dem Projekt eine solche Tendenz keineswegs zu Grund. Wenn aber das nicht der Fall ist, wozu dann die ganze Anlage? Doch nicht zur Erhöhung des landschaftlichen Reizes! ? Der Hohefels ist schön durch seine wildzerrissene Gestaltung, die schon manchem Künstler den Vorwurf zu Studien abgegeben hat. Unserer Meinung nach ist der neue Weg, durch den die Felsenpartie in dankenswertester Weise besser zugänglich gemacht wurde, das Aeußerste, was die Kunst an diesem Ort leisten darf, jede weitere künstliche oder künstlerische Anlage würde dem eigentümlichen Charakter der ganzen Gruppe Eintrag thun. Dann aber scheint uns ein weiteres gewichtiges Moment gegen die Sache zu sprechen. Nicht nur hat durch Jahrhunderte durch die uralte hiesige Sitte — das Fackeln der Jugend hier stattgefunden. — von diesem Felsen leuchten auch nach altem Brauch die Feuer auf das Thal nieder, die dem Volke große vaterländische Begebenheiten verkünden. So hat wohl im Jahr 1813 ein Freudenfeuer vom Hohenfelsen dem Nagoldthal den Sieg bei Leipzig kundgethan, wie zur 50jährigen Gedenkfeier der Völkerschlacht die Flammen von dort zum Himmel loderten. Die deutschen Siege des großen Jahres 1870/1 sind dort für unsere Stadt zum feurigen Ausdruck gekommen, und alljährlich am Abend des 1 . September rufen uns die Flammen vom Hohenfelsen die großen Thaten unserer Brüder auf Frankreichs Gefilden ins Gedächtnis zurück und halten die Erinnerung wach an die große Zeit, in der Deutschland aus dunkler Nacht zum Lichte nationaler Einheit und Freiheit sich durchgekämpft hat. — Diese Kundgebungen würden künftig unmöglich gemacht sein durch ein Monument, dessen Zweck und Bedeutung Niemandem klar ist. Unserer Meinung nach aber sollte man sich hüten, an uralte Gebräuche ohne Not die Hand zu legen, denn solche Gebräuche sind ein geheiligtes Recht des Volkes. Wir wissen, daß wir im Sinne Vieler sprechen, und hoffen daher, daß die ausgesprochenen Anschauungen an geeigneter Stelle Würdigung finden werden. Sicher giebt es für die Thätigkeit des Verschönerungsvereins der Aufgaben noch viele und dankbare, deren Lösung den allgemeinen Wünschen entsprechen würde, die Ausführung des besprochenen Projekts würde — wir fürchten es — die Gefühle gar manchen für öffentliche Zwecke opferfreudigen Mitbürgers verlezen.