selbe, auch die Baronesse Jsabella war in Begleitung ihrer Eltern anwesend.

Sie war in ihrer blaßgrünen Seidenrobe, nur mit einer einzigen weißen Rose im kastanienbraunen Haar geschmückt, die schönste, vornehmste Erscheinung, die Perle des eleganten Cercles. In der vordersten Reihe sitzend, wartete sie gleich dem übrigen Audito­rium gespannt auf das Austreten des Künstlers.

Und er erschien endlich in seiner edlen Beschei­denheit, in seiner ruhigen, einfachen Würde. Und als er zum ersten Male sein leuchtendes, blaues Auge in seinem wunderbar schönen Glanze cmporschlug, als die idealen, edlen Gesichtszüge zum ersten Male dem Publikum sichtbar wurden war es um die Seelen­ruhe der Baronesse Jsabella geschehen.

Was und wie lange er gespielt, sie wußte es nicht mehr, sie erinnerte sich nur noch, daß sie erst von einem nicht enden wollenden Beifallssturm aus ihren Träumen geweckt wurde.

Da flog ein Lorbeerkranz aus einer Loge, schlecht dirigirt, statt auf die Bühne, zu ihren Füßen nieder.

Verwirrt, erröthend bückte sie sich, einen Augen­blick zögerte sie noch, dann erhob sie sich in edler, strahlender Begeisterung und drückte dem überraschten Künstler den Kranz auf das blonde Lockenhaupt.

Bei dieser hastigen Bewegung löste sich die weiße Rose aus ihrem Haar und glitt zu Boden; doch schnell hatte der Held des Abends sich derselben bemächtigt und nach kurzer Berührung mit seinen Lip­pen sie an seiner Brust befestigt.

Vom Großherzoge in auffallender Weise prote- girt, von lernbegierigen Schülern bestürmt, verweilte Eugen S . . . . mehrere Monate in W . . . ., ward in dieser Zeit bald der gefeiertste Liebling des Publikums und erhielt Zutritt in den vornehmsten Kreisen.

So kam er auch in das Haus des Kammerherrn von Nordheim, Jsabella's Vater uud wurde mit lie­benswürdiger Gastfreundschaft ausgenommen. Zuerst sah er Baronesse Jsabella nur auf Soireen und ge­sellschaftlichen Vergnügungen dann fast täglich in den Salons ihres Vaters.

Konnte es anders kommen, als daß in Beider Herzen bald das Feuer der ersten, reinen Jugendliebe entflammte, daß sie sich im Stillen Treue bis in den Tod gelobten und daß sie, unbekümmert um die Zu­kunft, sich ganz dem Wonnegefühle eines nie geahn­ten Glückes Hingaben?

Da, im vierten Monat nach dem ersten Auftre­ten Eugen's, erschien plötzlich auf einem Balle des Kammerherrn, vom Commandirenden der Garnison eingeführt, Rittmeister Graf Landeck, der von einem anderen Regiment« zu längerer Dienstleistung nach W . . . . versetzt war.

Der Graf war eine stolze, ritterliche Erschei­nung, das vollendete Ideal männlicher Schönheit, das Muster eines echten Cavaliers.

In wenigen Stunden war er der Löwe des Festes und als er nach der ersten Fransaise Jsabella an ihren Platz zurücksührte, als er über ihren Sessel gebeugt die geistvollste, glänzendste Conversation, die hinreißendste Liebenswürdigkeit entwickelte, als er ihr von seinen Reisen, von fremden Ländern und Völkern erzählte erblaßte mehr und mehr das Bild ihres Geliebten in Jsabella's Herzen.

In wenig Wochen ward der Graf der erklärte Günstling der Damenwelt, dann auch Jsabella's -- zuletzt der ihrige allein.

Der fremde Künstler, ohne Rang, ohne Vermö­gen, mit einer ungewissen, vielleicht sorgenvollen, pe­kuniär ungünstigen Zukunft war bald vergessen.

Zugleich wurde der Kammerherr auffallend käl­ter gegen Eugen S.. sein Benehmen wurde

nahezu verletzend.

Der in seinen heiligsten Gefühlen so tief ver­wundete, um Liebe und Glück betrogene Künstler raffte sich auf zu einem letzten, entscheidenden Schritte; er hielt bei dem Baron um die Hand Jsabella's an. Mit verächtlichen Worten, beleidigender Kälte ward ihm die Thüre gewiesen.

Außer sich vor Scham drang er bis zu den Zimmern Jsabella's vor. Das gnädige Fräulein sei krank und könne Niemand empfangen.

Er reiste noch an demselben Tage ab, vier Wochen später las er die Verlobungsanzeige Jsabella's mit dem Rittmeister in den Zeitungen.

Das war die Geschichte der Jugendliebe der nun seit zehn Jahren verwittweten Gräfin Landeck.

Das Traumbild der alten Dame war ver­schwunden, ihre Thränen waren versiegelt.

Drüben vom nahen Gebirgsdorfe erklangen Kir­chenglocken, sie läuteten in ernsten, feierlichen Klängen die Christnacht ein.

Den zitternden Händen der Greisin entfiel das Medaillon mit dem Bilde des Geliebten. Es glitt auf den marmornen Kaminsims, ein schriller Klang und das Glas zersprang in tausend Scherben.

Sie bückte sich erschrocken zur Erde, ein weißes, beschriebenes Blatt lag zu ihren Füßen. Bebend ent­faltete sie es und las folgende Worte:

Jsabella, im Angesichte des Todes schreibe ich Dir diese Zeilen, welche Dich überzeugen sollen, daß ich trotz eines Zeitraumes von fünsunddreigig Jahren Dich nicht vergessen habe.

Daß Du durch Deinen einstigen Treubruch mein früheres t!ebe»sglück zerstört, meine Jveale, meinen Schaffensdrang, meine Manneskraft für lange, lange Zeit vernichtet hattest, verzeihe ich Dir.

Daß Du aber dem Glücke meiner einzigen Toch­ter Maria, welche mir der Himmel als einzigen Schatz in einer spät eingegangen kurzen Ehe mit einer Ita­lienerin schenkte und die an der großherzoglichen Oper den Bühnennamen ihrer Mutter, Manconi, führte, entgegengestanden und ihr aus starrem Slandesvor- urtheil den mütterlichen Segen verweigert hast das möge Dir der Allmächtige vergeben.

Du verließest mich einst, um ihm, Deinem spä­teren Gatten, zu folgen, geblendet von seiner Schön­heit, seiner glänzenden Lebensstellung, seinem Rcich- thume, und doch war er, jetzt am Rande des Grabes kann, darf ich es Dir gestehen, Deiner unwürdig ein Elender, ein Verbrecher.

Schon vor jener Zeit, als er um Deine Liebe warb, hatte er in seiner früheren Garnison D . . .. ein armes, unerfahrenes Mädchen durch seine Schmei­cheleien bethürt, sie verführt und sie dann nach seiner Vermählung mit Dir ehrlos verlassen.

Die Unglückliche, von allen Mitteln entblöst, erfuhr erst später den wahren Namen ihres Verfüh­rers, sie reifte, von Mitleidigen Menschen unterstützt, ihm nach W . . . . nach und lud ihn schriftlich zu einer Unterredung unter vier Augen Abends in der Nähe des Schloßteiches ein.

Der Gras kam, wurde von ihr mit Vorwürfen und Drohungen empfangen und, außer sich vor Wuth gerathend und einen öffentlichen Skandal fürchtend, drängte er mit Riesengewalt sein Opfer an das Brü­ckengeländer und die stillen Wellen des Weihers schloßen sich über ein armes, schwergeprüftes Men­schenkind.

Auf der Durchreise nach B . . . begriffen und einen Tag in W . . . . verweilend, war ich, ermüdet von einem Spaziergange durch den Park, auf einer Bank eingeschlafen, durch den Wortwechsel von Stim­men erweckt und so stummer Zeuge des Verbre­chens geworden.

Zu spät gekommen, um die That verhindern zu können, konnte ich nur noch leider vergebliche Hülfe zu ihrer Rettung herbeirufen und dann an der Leiche der Unglücklichen für ihr Seelenheil beten.

Nur die Liebe, das Mitleid für Dich, Jsabella, Deinen stolzen Namen nicht an den Pranger gestellt zu sehen, hielt mich ab, den Grasen, den ich im Fliehen erkannt, den Gerichten zu übergeben.

Und so habe ich denn geschwiegen und das Ge- heimniß in meiner Brust bewahrt bis an mein Lebens­ende bis heute, wo ich diese Zeilen nebst meinem Bilde meiner Tochter Maria mit den nöthigen Auf­klärungen übergab.

Sollten diese Worte dazu beitragen, Deine Ge­sinnung umzuändern so wäre mein letzter, heißester Lebenswunsch erfüllt.

Möge aber auch die Hoffnung, Dich aus den Netzen jenes weiblichen Dämons, jener Marianne Werner, welche in früheren Jahren, wie ich erst kürz­lich in Erfahrung gebracht, wegen Meineid und Dieb­stahl eine längere Zuchthausstrafe verbüßt hat und Dich jetzt zu beerben gedenkt endlich befreit zu sehen sich bald verwirklichen.

So lebe denn wohl, Jsabella, schenke Gott Dei­ner Seele den nahen Frieden und die echte, Alles läuternde, veredelnde Liebe dann werden wir auch dort oben ein seliges Wiedersehen feiern.

Eugen S . . . ." (Schluß folgt.)

Allerlei.

Der taubstumme Galan. Das folgende hübsche Berliner Geschichtchen erzählt dasKl. I.": Am Sonntag Abend überschritten bei strömendem Regen drei Damen, welche unter einem einzigen Re­genschirme Schutz gegen das Unwetter suchten, den Pariser Platz. Zwei der jungen hübschen Mädchen behalfen sich mit dem gemeinschaftlichen Schirme so gut es ging, während die dritte bald seitwärts, bald hinten die schützende Deckung des Schirmes suchte und immer unter die Traufe gerieth. Ein junger Mann, der hinter ihr ging, bot ihr mit stummer Geberde seinen Schirm an. Sie lehnte Anfangs ab, weil aber gerade ans dem freien Platze ein ge­waltiger Schauer heruntcrprasselte, entschloß sie sich, seinen Antrag anzunehmen. Als das Mädchen den jungen Mann ansah, bemerkte sie den träumerischen Blick eines Taubstummen; er deutete noch dazu auf seine Ohren und den geöffneten Mund und schüttelte den Kopf. Das Mädchen war sofort frei von aller Verlegenheit und sagte zu einer ihrer Freundinnen: Anna, ist es nicht schrecklich, daß dieser hübsche junge Mann taubstumm ist." Anna war derselben Meinung und nun wurde nach Mädchcnart der Jüngling kritisirt von der Farbe seiner Augen bis auf den Schnitt seines Anzuges. Anna meinte so­gar, er werde einen Mustergatten abgeben, da er nie schellen und nie sich in etwas mischen könne. Seine künftige Frau werde ohne Zweifel allein das Wort haben und vor allen Dingen sei bei ihm nicht zu fürchten, daß er jemals in die lästige Gewohnheit der Männer ins Widersprechen, verfallen könnte. Vor einem Hause der Kanonierstraßc wurde Halt gemacht und hier verbeugten sich die drei Mädchen und lächelten. Der junge Mann aber zog artig seinen Hut und sagte mit wohlklingender Stimme: Es war mir sehr angenehm, den liebenswürdigen Damen einen Dienst leisten zu können." In größter Verlegenheit retteten sich die muthwilligen Mädchen in das Haus, wo sich ihre Verlegenheit bald in einem unauslöschlichen Gelächter Luft machte.

fFasten bei acutem Rheumatismus.) Ein zu Montreal erscheinendes medic. Blatt »Oaimäa Lloäicml Uooorä«, zählt eine Anzahl Fälle von Ge­lenkrheumatismus auf, welche ohne Arznei, blos durch vier- bis achttägiges Fasten geheilt worden seien. Die Patienten durften dabei nach Belieben kaltes Wasser oder mäßig Limonade trinken. Gegen chronische Rheumatismen half das Fasten weniger, vr. Wood sagt, er sei nach den schnellen und fast unfehlbaren guten Resultaten, die er in mehr als in 40 Fällen durch einfache Enthaltung von Speisen erlangt habe, zu dem Glauben geneigt, daß der Rheumatismus mit Verdauungsstörungen im Zusam­menhang stehe und nur durch vollständige und dau­ernde Ruhe der Verdauungsorgane geheilt werden könne. Nach unserer Ansicht ist dies nur wieder ein Beweis von der Wichtigkeit der Diät bei Behandlung von Krankheiten.

Als Radikalmittel gegen Schnecken nehme man Kupfervitriol (Blaustein) auf 25 ar 1 Vr Pfund fein gerieben und mit trockenem Sand oder Asche gemengt und Abends nach Sonnenuntergang, wenn die Schnecken aus ihrem Versteck ans Aeßung kom­men, gestreut. (1 Pfund kostet ungefähr 3035 Pfennige.)

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5Venn man stell der tage-, z» okt woollenlangsn On- srträgliollkeiten erinnert, dis von einem Lollnupken oller Latarrd uimsrtrsnnlioll waren, so bullet inan äie Oösung llss Kätllssls erklärt, warum dis Nxotlleker V/. Voss'sollen Latarrllxillsn, wslolls aut Orund neuerer wisssnsollaktliollsr Orgsbnisss (über das sigsntliells tVesen katarrllal isolier Orkrankungen null deren rationelle Beseitigung in kür­zester 2sit) llargestslltsn null von bedeutenden Aedminsrn wie Zanitätsratll Or. Llumsnksld, Lanitätsratll Or. Losd- diksr, Or. Ouooa, Or. Hansen etc. warm empkodlensn 4,xo- tlleker ^V. Voss sollen Latarrllxillsn in vsrllältnissmässig kurzer 2sit sine so grosse Verbreitung rssp. Anwendung getänden und käst vollständig alle übrigen Kittel , wslolls man krüllsr gegen diese Orkrankuugsn gellrauollte, ver­drängt dallsn.

Ourell diese >V. Voss'sollsn Latarrllxillen wird nun- msllr aller auoll der Lollnuxksn binnen wenigen Stunden beseitigt und sellwerers Latarrlle, dis mit Husten, Heiser­keit, Vsrsollleimung, Oisber ete. verknüpft sind, alsbald in die mildeste Oorin ubergsküllrt, um binnen einigen Oagen ebenfalls vollständig beseitigt su sein, lllan aollts ^edoell darauf, dis sollten VV. Voss'sollsn Latarrllxilisn ru erkal­ten, welods ank dem Otigustts dis Namen ^.polllsksr tV. Voss mid Or. medio. tVittlinger tragen müssen. 2u ballen L Lolla oktsl il . 1 in Nagold in der -4potlleke.

Hiezu Nr. 15 des Deutschen Unterhaltungsblattes.