Hespeler nahm es für etwa 34000 «/L Waare fort, worunter hauptsächlich Langholz. Einzelne Feuerwehrmänner, welche dabei beschäftigt waren, das Holz zu retten, standen in Gefahr zu ertrinken. Der Verkehr in der unteren Stadt ist vollständig abgeschlossen und werden die Straßen daselbst mit Nachen befahren, um den vom Wasser eingeschlossenen Familien die nothwendigsten Nahrungsmittel bringen zu können. Seit dem Jahr 1862 hatten wir keinen solchen hohen Wasserstand wie Heuer. Doch war derselbe im Jahr 1851 noch bedeutender. Von Tein ach hören wir, daß am Dienstag Abend ein Telegramm nach Calw abgieng, um die dortige Feuerwehr zu Hilfe zu rufen. Dieselbe kam dann Nachts um 1 Uhr mit Extrazug in Teinach an. Ebenso wurde die Feuerwehr von Stammheim ge­rufen und wurden mittelst der Rettungsgeräthschaften 5 Personen gerettet, welche in größter Lebensgefahr standen. Wie mag es nun in den Rheinländern aus.sehen?

H Haiterbach, 28. Dezbr. In der Nacht vom 26.Z27. d. M. fand in Folge des vom Staudach herabstürzenden starken Schnecwassers hinter der oberen Mühle ein nicht unbedeutender Erdrutsch statt, der die dort durchführende Wasserleitung zum Marktbrunnen zerstörte und die Bewohner der an­liegenden Häuser in nicht geringe Angst versetzte. Die herabgerutschte schlammige Masse füllte einen ihr im Wege stehenden Holzschopf vollständig aus. Weitere Gefahr ist vorerst nicht zu befürchten. Heute Morgen nach 9 Uhr ertönte schon wieder die Feuerglocke. Das dem Schuster Gottlob Renz und der Küfer I. G. Ziegler's Wittwe gehörige Doppelhaus mit Scheuer an der Bösinger Straße gegenüber demWaldhorn" stand bereits in Hellen Flammen, die hoch zum Dach hinausschlugen, als die schnell zur Stelle gewesene hiesige Feuerwehr ihre Arbeit begann. Bei dem starken Luftzug war die Gefahr für die Nachbargebäude keine geringe. Das vom Feuer ergriffene Gebäude brannte zwar bis auf den Grund nieder; doch gelang es der an­gestrengten Thätigkeit unserer Feuerwehr, ohne aus­wärtige Hilfe das verheerende Element auf seinen Herd zu beschränken. Die hiesige Feuerwehr hat durch ihre heutige Arbeit eine neue Probe ihrer Meisterschaft in Bekämpfung des entfesselten Ele­ments abgelegt und sich dadurch den Dank der Ein­wohnerschaft erworben. Besonderes Lob gebührt auch den Wasserträgerinnen, die trotz des gräßlichen Schmutzes und Rauches bei der Brandstätte mit un­verdrossenem Muthe das Rettungswerk wacker unter­stützten. Die Abgebrannten sind zwar versichert, je­doch ungenügend. Die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt unbekannt.

Alle uns vorliegenden Blätter sind voll twn Ueberschwemmungsberichten aus allen Theilen des Landes, auch die Rhein- und Maingegenden haben wiederholt unter dieser Calamität schwer zu leiden. Besonders hat das Hochwasser viele Mühlenbesitzer in großen Schaden gebracht. So wurde z. B. den Zimmermeistern Kirchherr und Theurer von der Sta­tion Teinach ein ganzer Holzpoüer nebst der hölzer­nen Brücke des Hrn. Stalin bei Kenntheim und der Walkmühlesteg zur Stadt Calw getragen; auch von der Schwane letzterer Stadt wurde ein Holzpolter fortgeschwemmt. Ein Erdrutsch am Bahndamm bei Hirsau verursachte zum guten Glück keine Verkehrs­störung. Von Cannstatt wird berichtet, daß seit 1824 der Neckar eine solche Höhe nicht mehr erreicht habe. Es ist überhaupt nicht möglich, jetzt schon ein über­sichtliches Bild der Zerstörungen zu geben, E die Ueberschwemmungeu aller Orten angerichtet.

Stuttgart, 23. Dez. Der Bau der neuen Kaserne ist ziemlich weit vorbereilet, der Exerzirplatz sogar schon soweit, daß er im kommenden Jahre im Bedarfsfälle ohne weiteres benützt werden kann. Die Stellung des Baues ist leicht erkennbar; die Fronte der Kaserne wird einerseits nach der Moltkestraße, gegenüber den Ziegeleien, andererseits nach dem Exer­zierplatz gerichtet sein.

Stuttgart, 24. Dez. Der geschäftssührende Ausschuß der deuischen Partei erläßt im Namen des Landeskvmites die folgende Kundgebung:Den Mit­gliedern und Freunden der deutschen Partei, deren kräftiges Eintreten für unsere Lache im jüngsten Wahlkampfe ein für das ganze Land hocherfreuliches Ergebniß herbeigeführt hat, widmet das Landeskomite der deutschen Partei wärmsten Glückwunsch und Dank. Dieser Dank gebührt auch allen Candidaten unserer

Richtung, den siegreichen, wie den wenigen unterle­genen, welch' letztere bei ihrem mannhaften Einstehen und Ausharren gegenüber ungünstigen lokalen Ver­hältnissen unserer treuesten Sympathie auch für die Folgezeit versichert sein dürfen."

Eine staunenswerthe Leistung vollbrachte vor einigen Tagen der Bürgermeister von Alling (Ober­bayern), indem er 50 Paar Bratwürste auf einer Stelle verzehrte, wobei er sich nachträglich ganz wohl befand. (?)

In Augsburg hat sich die Einführung der Pferdebahn schlecht rentirt. Das Unternehmen schließt mit einem Defizit von 57 000 vkL ab.

In Heidelberg hat sich ein Studentenverein gebildet, der sich zur Aufgabe macht, keine Fremd­wörter zu gebrauchen. Zuwiderhandelnde haben eine Geldstrafe zu Gunsten der Wasserbeschädigten zu zahlen.

Berlin, 23. Dez. Es ist mehrfach die Frage aufgeworfen worden, ob und in welchem Umfange die Reichsregierung sich mit den Einzelstaaten über die Beziehungen Deutschlands zu Oesterreich und das Verhältniß beider Reiche zum Ausland, namentlich zu Rußland, ins Einvernehmen gesetzt hätte. Wie jetzt derMagdeb. Ztg." aus Berlin mitgetheilt wird, haben die letzteren über jede Phase der Unter­handlungen Kunde erhalten und war der sogenannte diplomatische Ausschuß des Bundesraths, und zwar mit der Bestimmung, den Einzelregierungen darüber Mittheilung zu machen, ganz genau, namentlich von den Verhandlungen bezw. dem Vertragsverhältniß mit Oesterreich, unterrichtet.

Berlin, 24. Dezbr. Ueber die mehrfach er­wähnten Absichten der Regierung, die Artillerie zu vermehren und die Grenzbefestigungen gegen Ruß­land zu verstärken, finden Verhandlungen mit den Bundesstaaten statt. Die Reise des königl. baye­rischen Bundes-Bevollmächtigten General Aylander nach München soll mit diesen Dingen Zusammen­hängen. (D. Rchsp.)

Berlin, 24. Dez. Die dunklen Wolken, die in den letzten Wochen den politischen Horizont um- düstert hatten, haben sich glücklicherweise verzogen und die Völker Europas können das schöne Weih­nachtsfest, das Fest allgemeiner Liebe und Verbrü­derung, an welchem selbst das sonst so laute Geze­ter der Partei verstummt, in ungetrübtem Frieden feiern. Das Friedenswort Kaiser Wilhelms, an des­sen Geltung wir auch in den Tumult der letzten Tage niemals auch nur entfernt gezweifelt haben, strahlt aufs Neue im hellsten Glanze und in schönem Wettstreit können die Nationen sich der friedlichen Mitwicklung ihrer Institutionen, ihres Wohlstandes hingeben. Aus den lärmenden Discusionen der jüng­sten Vergangenheit ist wenigstens ein glückliches Re­sultat von folgenreichster Tragweite zu constatiren: Die Thatsache, daß ein bindender Vertrag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn existirt, welche Form dieser Vortrag auch haben möge. Dieser Vertrag aber stellt beide Reiche als erzgerüftete Wäch­ter des europäischen Friedens jedem Störenfriede gegenüber hin. Ader auch in Rußland und Frank­reich werden die Friedensglocken geläutet und die angebliche Entfremdung, die in Berlin und Wien der italienischen Regierung gegenüber eingetreten sein sollte, findet ihre glänzende Wiederlegung in der so­eben ein getroffenen Nachricht, daß das italienische Königspaar wahrscheinlich zu der silbernen Hoch­zeit des kronprinzlicheu Paares nach Berlin kommen werde. Und so dürfen wir unseren Lesern im Froh- gefühl der allgemeinen Friedenszuversicht freudig den Wunsch zurufen: Frohes, glückliches Neujahr!

DasBerliner Tageblatt" theilt eine Unter­redung mit, welche ein italienischer Journalist, Ni- kola Lazzaro, in Neapel mit Herrn v. Giers hatte. Der russische Staatsmann bestritt, daß er beim Vatikan oder in Berlin eine politische Sendung gehabt habe, doch machte er einige interessante Äu­ßerungen politischer Natur. Bezüglich Egyptens meinte er, die Hauptschuld an der jetzigen Sachlage liege auf Seiten Frankreichs, welches zuerst England zu der gemeinsamen Aktion gedrängt, dann aber sich zurückgezogen habe. Heute werde England sein Ver­sprechen, zur Regelung der epyptischen Frage an die Mächte zu appelliren, einhalten müssen. Zur Orient- Frage bemerkte Giers, der letzte russisch-türkische Krieg habe nicht alle Resultate ergeben, die er zei­tigen sollte. Der Berliner Kongreß habe viele halbe Maßregeln geschaffen, welche Niemanden befriedigten.

Ein dunkler Punkt am Politischen Horizonte sei aber die Herzegowina.Oesterreich." sagte er mir,muß bei seiner Okkupation mit großem Takt und großer Klugheit Vorgehen. Die Frage der Herzegowina ist um so schwieriger, als sie mit Montenegro in Ver­bindung steht. Die enge Bande, welche dieses kleine und tapfere Volk mit Rußland verbinden, sind tra­ditionell. In der Herzegowina schlagen sie sich im­mer herum, und wenn dieser Zustand nicht aufhören sollte, so könnten ernste Verwicklungen daraus ent­stehen."

Trier, 22. Dez. Unter den Städten, welche ausnahmsweise viel für ihre Armen zu sorgen haben, steht in Preußen Trier mit oben an. Die Zahl der Gesuche um Unterstützungen, welche noch im Jahre 1877 nur 514 betrug, ist bereits auf 1720 angewach­sen und steigt noch fortwährend. Auffallend nimmt die Zahl der Irren zu. Die Schuld der Vermeh­rung des Proletariats liegt wie allerwärts zunächst in dem Mangel an Arbeit und Verdienst, dann aber wesentlich mit in den Mangel einer Centralisation der hier bestehenden Privatunterstützungsvereine. Das Beste wäre wohl auch hier die Gründung einer Ar­beiterkolonie. Jedenfalls muß etwas geschehen, sollen die städtischen Finanzen nicht über kurz oder lang am Armenbudget zu Grunde gehen.

Der Bischof von Metz hat anläßlich der ihm gewordenen Verleihung des Kronenordens einen Brief an den Feldmarschall Manteuffel gerichtet, worin er bedauerte, daß er über die ihm zugedachte Auszeich­nung nicht vorher befragt wurde, da er dieselbe alsdann ebenso abgelehnt hätte, wie er früher die französische Ehrenlegion ablehnte. Pariser Blätter greifen dieses Vorkommniß mit Entzücken auf und suchen es als eine dem Fürsten Bismarck zugefügte Beleidigung zu glorifiziren.

Berichte aus verschiedenen Theilen des Metzer Bezirkes bringen übereinstimmende Mittheilungen über das freche Auftreten der Wölfe. Beispielsweise fielen 4 dieser Thiere in eine bei dem Dorfe Harrau- court lagernde Heerde Schafe ein und schleppten 4 Stück mit sich fort, nachdem sie weitere 16 Thiere erwürgt hatten. Eine wesentliche Verminderung die­ser Raubthiere, denen u. a. während des kalten Win­ters 1879/80 fast der gesammte Rehstand zum Opfer fiel, ist trotz aller Anstrengungen bis jetzt noch nicht gelungen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 27. Dez. Sämmtliche Blätter ohne Parteiunterschied feiern schwungvoll das 600jährige Jubiläum der Dynastie Habsburg. Aus allen Lan- destheilen bringen sie Berichte über die patriotische Feier in den Kirchen und Schulen aller Confessionen. In Wien nahmen der Kaiser und die kaiserliche Fa­milie an dem Hochamte theil. Sodann fand feier­liche Auffahrt statt und es wurden die Glückwünsche der Deputationen bei Hof entgegengenommen. Der Bürgermeister an der Spitze der Deputationen über­reichte eine Huldigungsadresse. Das Episcozat Ober­und Nieder-Oesterreichs unterbreitete ebenfalls seine Glückwünsche.

Italien.

Rom, 26. Dez. Der Papst empfing gestern die Gratulation des heiligen Kollegiums. Auf die Ansprache des Kardinals di Pietro erwiderte der Papst: Er empfange die Wünsche der Kardinäle als ein Zeichen der Hoffnung auf bessere Zeiten. Der Gang der Ereignisse enthülle immer mehr die Kühn­heit der Feinve der Kirche. Mehrere italienische Diözesen seien ohne Hirten, auch sei jüngst ein neues Attentat auf die Unabhängigkeit und Souveränetät des Papstthums begangen worden. Man setze ge­genwärtig die ehedem von politischer Klugheit und Staatsraison diktirte Rücksicht bei Seite, und wie­wohl anderwärts die Volksvertretungen die große moralische Macht des Papstthums proklamirten, so verzichteten doch die Regierungen auf die Beziehun­gen zu dem päpstlichen Stuhle, und doch seien es die Päpste gewesen, welche Italien von den Barba­ren errettet, demselben die religiöse Einheit erhalten und aus demselben eine ruhmreiche und beneidete Nation gemacht hätten. Trotz alledem werde der Papst seine hohe Mission fortsetzen, die Rechte und die Interessen der Kirche zu vertheidigen; er fordere die Kardinäle, Bischöfe und Gläubigen zur Mitwir­kung auf.

Schweiz.

In Zürich wurde am 23. ds. die Dienstmagd Auguste Lehmann, welche die Pfarrersfrau in