Fasanen und 229 Rebhühner, im Ganzen 3670 St. Wild. Hirsche, Rehe und Damwild sind für eine andere Jagd aufgehoben. Jeder Jäger gab durchschnittlich 750 Schüsse ab; gemiethete Treiber waren es 700, freiwillige 1200. —
Der Roman eines Schauspielers. Dieser Tage kehrte ein gewisser ungarischer Schauspieler, Namens Alois Keszthelhi, ins Vaterland zurück, nachdem er 10 Jahre hindurch ein schicksalreiches abenteuerliches Leben in sremden Ländern gesiihrt hatte. Seine Abenteuerlust führte Keszthelhi Anfangs der Sicbcnziger Jahre der Schauspielkunst zu, doch blieb er ihr nur kurze Zeit treu und trat bei ven Husaren ein. Als solcher rettete er in Wien das Leben einer sangen Dame, deren Pferde durchgegaugen waren. Die Dame — sie war eine Ausländerin und nannte sich Ladh Saytou -- blieb ihm von diesem Moment an eine dankbare Freundin, bewirkte seine Entlassung vom Militär und nahm ihn unter dem Titel eines Sekretärs auf ihre Reisen mit sich. Keszthelhi lebte wie ein Fürst, da die Ladh immer viel Geld besaß. Sie bereisten Europa, Eghpteu, Indien, China und Japan und wollten nach Amerika. Als sie in San Franzisko landeten, wurden Beide von einem Detektive verhaftet. Da entpuppte sich die vornehme englische Gesellschaft als das Stubenmädchen des berühmten amerikanischen Millionärs Mackah. Sie hieß Eleonore Price und entwendete in Norderney ihrem Dicnstherrn eine runde Million. Keszthelhi wurde zwar in Freiheit gesetzt, aber da er ohne Mittel war, mußie er sich durch die niedrigsten Handarbeiten ernähren. Schließlich trat er einer Circustruppe bei, schloß sich hierauf einer Auswanderer-Gesellschaft an und zog dann nach Neu-Sceland, wo er Gold- wäschcr, später aber Schornsteinfeger wurde und in Otlagv lebte. Von dort kehrte er nach langen Kreuz- und Qucr- fahrten als Matrose nach Europa zurück und will nun wieder in Thalicns Dienste treten.
Italien.
Peinliches Aufsehen macht ein verwegener Räuberstreich auf einem Bahnzuge von Rom nach Neapel, wo in einem Coupe erster Classe zwei italienische Reisende, Beamte der Armee, von zwei unterwegs eingestiegenen Kerlen mit Dolchen bedroht, ausgeplündert und gebunden wurden, worauf die Strolche gegen Ende der Fahrt, einen Kilometer vor dem Bahnhöfe etwa, die verminderte Geschwindigkeit des Zuges benutzend, ins Freie sprangen.
Die Befestigung von Rom ist nunmehr soweit vollendet, daß die Hauptstadt Italiens gegen einen Handstreich vollkommen gesichert ist und nur noch im Wege der förmlichen Belagerung erobert werden kann. 15 zu selbstständiger Bcrtheidigung eingerichtete Forts umschließen die Ewige Stadt und bieten einem zahlreichen Heere gesicherte Unterkunft.
Die Hinrichtung des irredentistischen Verschwörers und Bombenwersers Oberdanks bewegte lebhaft die römischen republikanischen Kreise, die eine von der Polizei später aufgelöste Protestdemonstration vor dem Parlament verursachten. Vierzig Abgeordnete der äußersten Linken richten eine Anfrage an die Regierung, ob sie etwas zur Rettung Ober- dank's gelhan habe. Römische Studenten telegraphieren nach Vorlesung eines Briefes des Hingerichteten ihr Beileid an dessen Mutter und an den Podest« von Triest.
Schweiz.
Die Cigarreu-Fabrik der Gebr. Vautier in Iverdon (Schweiz), welche die Grandson-Cigarren herstcllt, ist am Donnerstag abgebrannt.
Frankreich.
Paris, 21. Dez. Fürst Krapotkin wurde gestern in Chonon verhaftet und nach Lyon ins Gefängnis) gebracht. Die Verhaftung fand statt in Folge der Entdeckung wichtiger bei der jüngsten Haussuchung aufgefundener Schriftstücke. Die Be- lastiingsmomente machen unzweifelhaft, daß Krapotkin an verschiedenen Bewegungen der Anarchisten auf französischem Gebiete theilgenommen hat. Krapotkin ist in Folge dessen angeklagt, an einer Verbindung zwischen Franzosen und Ausländern zum Zweck eines durch Mord und Plünderung zu bewirkenden sozialen Umsturzes theilgenommen zu haben, Anstifter der anarchistischen Verbindung in Frankreich gewesen, auch nach Lyon gekommen zu sein, um in heimlichen Zusammenkünften diesen Zwecken Vorschub zu leisten. Krapotkin wird in der ersten Hälfte des Januar mit 45 andern Anarchisten vor den Gerichtshof Lyon gestellt werden.
Paris, 22. Dez. Nach Toulon ging der Befehl, ein Transportschiff für die nothwendigcn Verstärkungen in Tonkin auszurüsten. Dem Vernehmen nach ist auch wegen der Mission Brazza's nach dem Kongo-Gebiete eine Verständigung erfolgt; es heißt, es werde ein Kredit von einer Million und achthunderttausend Franken gefordert werden.
So sehr Frankreich seit fast zwei Jahrzehnten gegenüber von Rußland einen zärtlichen und allianzlüsternen Ton anschlägt, so dürfte ihm doch,
zumal wenn noch einige Jahre hingegangen sein werden, die Kriegslust sehr schwer kommen. Denn der Staat hat für 20 Milliarden Schulden, die. Gemeinden 5, die Stadt Paris 2ffz und die Departements auch noch eine gewisse Summe Schulden. Zusammen dürften da nicht weit von 30 Milliarden Schulden herauskommen, ungerechnet der drei Milliarden schwebenden Schulden des Staales. Binnen zwei, drei Jahren werden es insgesammt 35 Milliarden sein, wodurch fast die Häffle der Einnahmen des Staales, der Gemeinden u. s. w. absorbirt werden. Da wird es, trotz des Reichthums des Landes, doch schwer und sogar sehr bedenklich, sich in einen großen Krieg zu stürzen. ffD. Rchsp.)
Paris. Das Marineministerinm schasste mittelst Decrets das Abendgebet ab, das bisher auf allen Kriegsschiffen für die ganze Mannschasl obligatorisch war. iVerl. N. Nachr.)
England.
London, 21. Dezbr. Aus Berlin wird der „Daily News" lelegrapyut,, Graf Herbert Bismarck sei aus Wien dorthin zurüctgekeyrl; Oesterreich und Deutschland hätten sich gemeuischasilich über die gegen die russischen Rüstungen zu ergreifenden Maßregeln verstüildlgi. Deutschland werde eine strategische Eisenbahn nach der russischen Grenze bauen. sD. R.)
Die Organisation der Londoner Bettler wird durch folgende Begebenheit gekennzeichnet: Ein Deutscher in London wurde von einem Landsmann ausgesucht, der einer Unterstützung bedurfte. Er stellte einige Fragen an den Bittsteller und ersuhr dadurch, daß derselbe erst am Tage vorher in London ange- tvmmeu war. „Wieso wußten Sie dann, mich aus- zufinden?" fragte er erstaunt. Der Bettler zögerte imt der Antwort. „Es wäre besser, wenn Sie mir die Wahrheit sagen," fuhr der Fragsleller fort, „denn sonst gebe ich ihnen nichts, wahrend Sie so eine halbe Krone erhalten." „Nun denn," antwortete der Mann, ich sprach nach meiner Ankunft in einem Hause m Whnechupel vor, wo man ein Buch darüber fuhrt, wer m London den Deutschen gibt und wie viel gegeben wird. Man zahlt dort im Verhältnis) zu der Summe, die man zu erhalten hoffen darf. Für Ihre Adresse mußte icch da Sie gewöhnlich eine halbe Krone zu geben pflegen, einen Schilling an die Spekulation wagen."
Rußland.
St. Petersburg, 19. Sept. Heute wird der Tag der 300jäyrigen Vereinigung Rußlands mit Sibirien gefeiert. Die Feier beschränkt sich aber aus emeu m allen Kirchen Sibiriens gehaltenen Dankgottesdienst. (Schw. M.)
Trotz aller Dementis beharrt der in letzterer Zeit vielfach genannle Petersburger Correspondenl bes Krakauer Blattes „Nowa Reform«" bei seiner Behauptung, Rußland sei auf dem Sprunge, Krieg heraufzubeschwören. Als Beweis seiner richtigen Information kündigt der Correspondent positiv an, daß bis 15. Januar 150 000 Soldaten Warschau passtren werden; davon bleiben in der Umgebung Warschaus 50 000, während der Rest näher der Grenze ui dem verschanzten Lager bei KonSkie ausgestellt wird, wo der bei Plewna ausgezeichnete General Krüdener daS Commando übernimmt.
Das in Moskau erscheinende panjlavistische „Echo" enthält einen Artikel, der bestrebt ist, die russische Bevölkerung zum Kriege gegen Deutschland auszuhetzen. Es betont vor Allem, daß es durchaus nicht so furchtbar sei für Rußland, mit Deutschland zusammenzustoßen. Seien auch die russischen Finanzen schlecht, so führe man ja Krieg niemals mit eigenem Geld, sondern mit Hilfe von Anlehen. Die von Preußen geschlossenen Bündnisse und gesicherten Neutralitäten haben, so wird weiter ausgesüyrt, ja doch nur so lange Werth, als die preußischen Waffen siegreich seien; im andern Fall würden sie gebrochen ; die neuere Kriegserfahrung sei auf Seiten Rußlands, da Deutschland seit 11 Jahren schon im Frieden lebe.
In Finnland hat sich in einigen Dörfern eine originelle Seete verbreitet, deren Hauptdogma aus der Oberherrschaft der Frau in der Familie begründet ist. Die Bekenner dieser Seele legen einen Eid darauf ab, sich vollständig der Frau zu unterwerfen und an einem bestimmten Tag in der Woche derselben zu beichten. Die Mehrzahl dieser Sectirer soll sich durch mäßige Lebensart und Moralität auszeichnen. Ob aber bei diesen Pantoffelhelden
auch Muth, Thatkraft und Unternehmungsgeist zu finden ist ?—
Amerika.
New-Uork, 19. Dezbr. Johann Most ist hier an Bord des Dampfers Wisconsin ein getroffen. Da der Dampfer sich verspätete, unterblieb der'dem Agitator Seitens der Sozialisten zugedachtc Empfang. Most soll heute im Cooper-Jnstitut einen Vortrag über den Sozialismus in Deutschland halten.
Eine gebackene Bibel befindet sich als heilig gehaltenes Familiencrbstück im Besitz eines Farmers, Namens Scheboldt, in Lueas County im Staate Ohio. Der Mann ist ein eingeborener Böhme, und seine Großmutter hatte die Bibel mit Teig umhüllt und in den Backofen geschoben, um sie vor der seiner Zeit von der Regierung verfügten Bibelverbrcn- nung zu schützen.
Haudel ü- Nerirehr.
Stuttgart, 22. Dez. sVoi, der Messe.s In der Gcwerbehalle ging gestern die Möbel messe bei etwas gesteigertem Besuch, aber dennoch ziemlich gedrückten Preisen vollends zu Ende. Das Gesammtresnltat ist als ein befriedigendes zn betrachten. — Heute hat die Leder messe außer- ordcntllich lebhaft begonnen. Die Frequenz und Zufuhr sind ziemlich stärker, als bei letzter Messe, und cs betrug heute Vormittag 9 Uhr die zu Markt gebrachte Waare im Ganzen über 1200 Ztr., während immer noch sehr lebhafte Zufuhr startfindet. Die Preise sind im Allgemeinen befriedigende. — Auf der Kr am ermesse waren am gestrigen Thomassciertage na- menllich viele Landbewohner zn sehen und den bisherigen Tagen gegenüber ging daS Geschäft etwas lebhafter, was namentlich auch der guten Witterung zuzuschr. i.en ist. (R. T.)
Allerlei.
— Die Fettleibigen mögen sich freuen. Der Bantingkur ist das Urtheil gesprochen. Sie dürfen wieder Brod, Gemüse, Butter, Eier, Lachs u. s. w. essen. Professor Vvit in München, einer unserer ersten Physiologen, hat nachgewiesen, daß diese Nahrungsmittel durchaus nicht in dein Maße die Fettbildung begünstigen, wie man früher angenommen. Gemischte Kost ist also auch für die Fettleibigkeit die zuträglichste. Die von dem Bantingsystem vorgeschriebene fast ausschließlich aus magerem Fleisch bestehende Kost führt allerdings eine ziemlich rasche Verminderung des Körpergewichtes herbei, aber auf Kosten des Allgemeinbefindens und unter Ausbildung von organischen Fehlern, die manchen Bantingmanne das Leben gekostet haben. Auf Grund der Voit'schen Forschungen hat der Göttinger Professor Ebstein ein Buch verfaßt, das den Titel führt: Die Fettleibigkeit und ihre Behandlung; darin ist die Sache genau beschrieben.
— Gegen Schweißfüße wird neuerdings folgendes einfache und unschädliche Mittel im „Sch. V." von einem Arzte empfohlen: Nach einem Fußbad oder einer Fußwaschung werden die Füße, besonders die Sohle und die Stellen zwischen den Zehen, täglich zweimal mit grüner Schmierseife tüchtig eingerieben.
— Ein Berliner, der durch Steglitz kam, kehrte in einem dortigen Gasthause ein und fand den Wirth gerade beschäftigt, einen Knaben aufs unbarmherzigste durckzuprügeln. Nach einer Weile sragte der Fremde den Wirth, wer der gezüchtigte Knabe sei. „Der ist ans der Stadt", erwiderte der Gefragte, „et is mein Bruder sein Sohn, u» hält sich blos zum Vergnügen hier een paar Dage ns."
— Ein ebenso unbedeutender als eingebildeter Veisern ach er von langer, hagerer Gestalt, war zn einer Abendgesellschaft cingeiaden. Als er vorgestellt wurde, rief plötzlich das Töchterchen des Hauses: Aber Papa, der Herr Doctor ist ja ganz groß! Und Du hast doch vorhin der Mama gesagt, er märe kein großer Dichter!
— M ehrLicht. Herr: „Ja, was soll denn die Lampe bei meinem Gummibaum?" — Magd: „Sie haben vor Ihrer Abreise befohlen, daß der Gnmmibaum viel Licht baden sollte, und da habe ich jeden Abend die Lampe an gezündet und den Ban in dazu gestellt"
(Ein Wvrt für Briefträger und Postboten.) Es ist eine alte Sitte, daß man an den Weihnachtstagen oder am Neujahr den Briefträgern und Postboten eine klingende Entschädigung für ihren mühevollen Beruf zu Theil werden läßt. Die Postboten sind sehr wichtige Arbeiter im öffentlichen Interesse und kann man und darf den Dienst eines verlässigen Vermittlers all' der Briefe und Dokumente, der Zeitungen und anderer Gegenstände nicht unterschätzen. Hart genug verdient der Postbote sein Brod, bei jeder Witterung, bei Sturm und Wind, bei Schnee und Regen hat er seine einsamen Pfade durch Wald und Flur zu schlagen. Die Wetter- trotzendcn der Aufmerksamkeit des Publikums bei den herannahendcn Festtagen zu empfehlen, halten wir daher nur für einen Akt der Billigkeit!