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Man hat zwar aller Orten, und sonderlich auf den steinernen Brucken mit grosser Leibes- und Lebensgefahr sich alle meiischmögliche Mühe gegeben, allen Schaden abzn- wenden, und die Gebäu, Brucken und anders zu sslviren. Mein die Gewalt Gottes gehet weit über menschliche Rettung, dann als wir sahen, wie der damalige zugleich gegangene entsetzliche Sturm-Wind den 20. Decbr. Abends das Crcutz wie ein leichtes Schindelen, vom Kirchenthurm herunter gerißen, und wie das Wasser aller angewandten menschlichen Hülfe ohngeachtet nebst anderem unbeschreiblichen Schaden 2 hölzerne Brucken ganz wcggeschwemmet, zwey Joch von der untern steinernen Brucken vollkommen niedergestürzt, und die obere steinerne nicht wenig beschädiget habe, und was dergleichen mehr wäre, so legten wir billig unsere Hand auf den Mund und sagen: Das hat Gott der Herr gcthan, und hatten auch billige Ursach, Gott zu loben, daß es nicht noch übeler angeloffen.
Und damit man, was sich in obigem Scripta seit.4nno 1733 geändert, auch sehen möge; so dienet folgendes zur Nachricht:
1. Ist Imperator Caroln« VI. wie oben gemeldet, gestorben, der das Reich rave einer künftigen Kaiscrwahl in keine geringe Lrwiu gesetzt.
2. Der dißmalige Kirchen-Thnrmdecker heißt Johann Machtolff, von Böblingen gebürtig.
8. Der noch minderjährige gnädigste Landes-Herr ist Carl Eugenins, Herzog zu Württemberg und Teck ec. dene der liebe Gott mit himmlischem Seegen krönen wolle.
4. Der Herr Administrator und Ober-Vormunder ist Jhro Durchlaucht Carl Friedrich, Herzog zu Württemberg und Teck, auch in Schlesien zu OelS und Bernstadt ec.
5. Die Obcr-Vogteyen im Land haben ceßirt, und seynd nimmer besezt.
6. Herr LIr. Johann Christoph Breeg, ein so lehrreicher als gelehrter Herr ist dssmalen Special-Superattendens und Stadtpfarrcr allhier.
7. Herr Rath und Vogt Tr Grafst ist, wie ao. 1733 noch allhier.
8. Das Diaconat hatte Herr Ilr. Rösler gleichfalls noch.
9. Der Magistrat bestehet der Zeit aus folgenden Personen:
1. Herr Burger-Meister Joh. Valentin Rühlen.
2. „ „ „ Maximilian Benjamin Grafst.
3. „ Johann Georg Stüber.
4. „ Johann Heinrich Schom.
5. „ Ludwig Friederich Wagner.
6. „ Johann Georg Haydt.
7. „ Michel Heldmaier.
8. „ Ludwig Kleinbub.
9. „ Simon Botzenhardt.
10. „ Christoph Gentsch.
Und
zwey Gerichtsstellen seynd der Zeit vakant.
Raths-Collegium.
1. Herr Ludwig Stnber / ,
2. „ Hoh. Mart. Natter s BangnierS.
3. „ Jerg Friedrich Zahn.
4. „ Johann Bernhardt Wagner.
2. „ Johann Georg Rnhlen.
6. „ Paul Haas.
7. „ Philipp Reinhardt Pfizer.
8. „ Johann Jacob Zahn, Znckerbeck.
9. „ Johann Jacob Dörtcnbach.
10. „ Johann Leonhardt Pommer.
11. „ Johann Schnauffer, Cronenwirth.
12. „ Johann Jacob Edlen.
10. Herr vr. Planer, Herr Verwalter Schickardt, Herr Präceptor dir. Schill,
Herr Apotheker Gärtner seynd alle noch in ihren Functionen. >
12. Von löbl. Handlungs- und Färber-Compagnie seynd seit 2nno 1733 gestorben:
Herr alt Hans Jerg Gfrörer. )
„ Hans Jerg Zahn Senior. )
„ Johann Schill. )
„ Johann Jacob Zahn. )
„ Veit Jacob Zahn. ) seelig.
., Mose Törttenbach. )
„ Johann Michel Wagner. >
„ Jg. Veit Christoph Zahn. )
„ Johann Jacob Gfrörer. )
Targegen seynd dazu gekommen:
Herr Georg Christoph Schauder, Botzncr Fierant.
„ Jacob Christoph Bischer, Mode-Färber.
» Johann Jacob Gfrörer, Indigo-Färber.
„ Johann Georg Zahn, Botzner Fierant und Farb-Gewölbs-Verwalter.
Und stehen dismalen nimmer in der Activität:
alt Veit Christoph Zahn.
Jacob Christoph Zahn und
Rudolph August Rühlen.
12. Die I'retia rsinni seynd, wie folgt, der
1 Scheffel alter Kernen 1 Scheffel neuer 1 Scheffel Haber neu aber 1 Scheffel Gerste»
1 Simri Erbse»
1 Aymer mittl. Wein
schlecht
7
7
1
4
20
40 bis 50 fl.
Zeit:
" fl. 40 kr. fl. 30 kr. fl. 20 kr. ff. 48 kr. 40 kr.
fl-
40 kr. 11 kr.
Aymer Ausstich 100 Ayer 1 Pfund Butter 1 Maas Milch 4 Pfund rucken Brod 13 Loth weiß Brod 1 Pfund Rindfleisch 1 Pfund Kalbfleisch
1 Pfund schweincn aufeinander ..
13. Hat man nachfolgende izo gangbare Geldsorten hiebey legen wollen. Carolin Thl. 2 fl. 20 kr.
kr. kr. 3 hl. kr. kr. kr. kr. 3
hl.
1 württemberglschcr halber Gnldcn, gangbar pro 1 doppelte Landinüiize 1 einfache dito 1 Kreutzer Thl. idem 1 Kreutzer Thl.
1 Pfenning
-. — 27 kr.
—. - 4 kr. 8 —. — 2 kr. 2 —. - 1 kr.
2
hl.
hl.
hl-
hl.
Weilen nun, wie schon gemeldet, der KirchenKnopff voll Wasser gewesen, und die Äo. 1733 darein verschlossene Schrifft völlig verdorben und nach vorher wieder neu gemachtem Kircheii-Crentz und rcnovirtem Thnrmdach Samstag den 4. Marty 2vno 1741 der Knopfs samt dem neuen Crentz und Hahnen wieder ans den Kirchen-Thurm gethau, so ist diese Schrift vordcrist in einer zihnerne» Capsul verwahrt, und sodann in de» Knopfs verschlossen worden, und zwar nachmittags nach 1 Uhr.
In Abweßenhaith Herrn Rath nnd Vögten.
Joha» Valentin Rühlen.
Maximilian Benjamin Grafst.
Johann Georg Haydt.
, Johann Bernhardt Wagner.
T. 27 Jähriger Stadt U. Ambtschreiber C. B. Canz, Xot. caez. pdl.
Vorstehendes ist der Inhalt der Urkunde. Die wortgetreue A b s chrift, die wir Hrn. Fabrikant C. Staelin hier verdanken, enthält jedoch noch einen weiteren Anhang, aus welchem wir bas Wesentlichste im Auszug mittheilen:
Mnv 1635 war Krieg, Hunger und Pestilenz im Land, man mahlte Aicheln statt der Frucht, 1 Aymer Wein kostete aber mehr nicht, dann 13 fl., damalen starben zu Stuttgart 4779 nnd Callw 772 Personen.
^nno 1666 war in der Nachbarschaft wieder eine Pest, dannenhero mau mit 7 ausgesezten Wachen die Avenüen der Stadt Callw vermehrte, und sonsten alle pi-N- caution gebrauchte.
Mno 1102 siengc der Hirschauische Abt Gebhardt an schläfrig zu werden, in AnStheilung des denen Armen gewidmeten Almosens, (vrusins pax. 544.)
2nno 1525 als die Banrcn rcbellirtcn, haben sie 4 Tag nach Quasimodogeniti nemlich den 27. April das Kloster Hirschau verwüstet, und vermnthlich in der Stadt nicht besser verfahren, wie sie dann am 8. May mit 30 m. Mann die Stadt Hcrrenberg gestürmt und erstiegen, ohnerachtet ihrer 200 davor getödtet worden. (6ru8. p. 269).
-Inno 1346 verkaufte Pfalzgraf Wilhelm von Tübingen die Stadt und Schloß Callw an Graf Eberhardt und Ulrich von Württemberg pro 7000 Pfund Heller. (Orns. p. 460).
vlnno 1654 den 20. Decbr. ist Johann Schotten von Horb eine neue Orgel verdingt worden, vor 750 fl. Geldt, 8 Centncr Zinn, und der Nothdurft an Pergament.
Herrn Mr. Johann Valentin Andrea, und Joh. Bernhardt Wagners Lob- nnd Wunsch-Spruch der Stadt Callw:
So lang Callw ehrt die göttlich Waid,
Und hört der Obrigkeit Bescheid,
Handelt redlich und treibt Arbeit,
Erhält Frieden nnd Einigkeit.
Bewahret Haus, Zucht nnd Reinigtest Ist wohl vergnügt mit Mäßigkeit,
Nimmt sich der Armuth an allzeit,
Und bleibt bey alter Tracht und Kleid,
So lang hat Callw Glück, Ehr und Freud,
Gott gcb! daß ihr der keins erleid.
Diese Oolleekanoim und Uisoellanea sollte einer löblichen Handlungs-Compagnie allhier in Callw grgl. nnverlangtcrmaßen hiemit dicnstl. übergeben, und sich dabcy ge- horsamst empfehlen.
8i§n. auf Martini 1741.
T. Stadt und Amtsschreiber zu Callw:
Christoph Bernhardt Canz.
E nde.
Calw.
LaridilmthschlifUicher PeMsverein.
Aufforderung zur Anmeldung von Grasfamen.
Wenn der landw. Bezirksverein auch Heuer wieder, wie seit einer langen Reihe von Jahren, eine Aufforderung zum künstlichen Futterbau und zur Anmeldung des hiezu nötigen Grassamenbedarfs ergehen läßt, so hat er hiezu dießmal eine ganz besondere Veranlassung, nemlich die Erfahrung, die in dem trockenen Sommer des vorigen Jahres überall gemacht wurde, wo der künstliche Futterbau richtig gepflegt war. Dieser lieferte nemlich trotz der großen Trockenheit noch höchst befriedigende Erträge, während die meisten Wiesen mit Ausnahme der Wäfferwiesen im Ertrage sehr zmück- blieben, die alten Grasfelder aber kaum das Mähen lohnten. Es kann keinen besseren Beweis für die großen Vorzüge des künstlichen Futterbaues und für seine Unentbehrlichkeit im großen und kleinen landwirthschaftlichen Betriebe geben, als ein solches futterarmes Jahr, in welchem der Landwirth, der mit kluger Einsicht ein offenes Ohr hatte für den guten Rath des landw. Bezirksvereins, mit einer gewissen Ruhe dem Winter entgegensehen konnte, der für so viele Andere eine Zeit der schweren Sorge wurde. Es wird aber auch kaum einen Landwirt geben, der nicht schon selbst die Erfahrung gemach: hätte, welche guten Folgen reichliche Fütterung und welche schlimmen Folgen magere Kost für seinen Viehstand hat: im erstem Falle reicher Milchertrag, guter Nährzustand, viel und kräftiger Dünger und steigender Wert der Tiere, im andern Falle aber geringer Milchertrag, Abnahme des Fleisches, ungenügender Dünger, sinkender Werth des Viehstandes. Solche allbekannten Erfahrungen sollten zwar für jeden Landwirth von selbst eine stetige Mahnung zur rechtzeitigen Fürsorge für reichliche Futtererzeugung sein; gleichwohl will es aber der landw. Bezirksverein nicht unterlassen, auch seinerseits diesen Mahnruf zu erlassen, und richtet deßhalb an seine Mitglieder auch dieses Jahr wieder die Aufforderung, den Bedarf an dem zum künstl. Fut!:r- bau nöthigen Samen bei ihm anzumelden. Der Verein wird aus seiner Kasse sämmtliche Unkosten bestreiten und für Samen bester Qualität besorgt sein.
Der Termin zur Anmeldung bei dem Vereinssekretär Horlacher ist der 6. März.
Die Anmeldung muß in Pfunden gemacht werden, deren Anzahl mit 5 theilbar ist, oder es ist einfach die Größe des Feldes anzugeben.
Nichtmitglieder können durch den Verein nur Samen bekommen, wenn sie sich gleichzeitig zum Eintritt in den Verein anmelden und auf wenigstens 3 Jahre verpflichten.
Sollten Mitglieder Samen beziehen, um ihn an Nichtmitglieder abzutreten, so müßte dieß als unredliche Handlungsweise verfolgt werden.
Sammler von Bestellungen wollen die Namenliste der Besteller mit eir- senden. Die Herren Ortsvorsteher auf der Waldseite des Bezirks aber werden freundlichst ersucht, Vorstehendes gehörig bekannt zu machen.
Calw, 1. Febr. 1886. Der Vereinsvorstand:
F l a x l a n d.
E. Horlacher, Sekc.
Hbstbäume
für den Frühjahrssatz werden in bekannter ausgezeichneter Schönheit und Stärke und in den für unsere Gegend am besten passenden Sorten auch dieses Frühjahr wieder mittelst persönlicher Auswahl in der Baumschule besorgt und sind Bestellungen längstens bis
6. März
anzum.ldbei
Vereinssecretär E. Horlacher.
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