Rentschler von Unterjettingen, Vizepräses der vor­jährigen Versammlung der Volkspartei in Stutt­gart. (W. L.)

Herrenberg, 5. Dez. Unsere Haushaltungs­schule, in welcher nur für 20 Schülerinnen Vorrich­tung getroffen ist, zählt in diesem Winterkursus deren 22. Zudem konnten nicht alle Anmeldungen berück­sichtigt werden. Wahrlich ein erfreuliches Zeichen für die junge Anstalt. (W. L.)

Herrenberg, 8. Dez. Gemeinderath Schnur- rer in Thailfingen, dem eine Kandidatur für den Bezirk angetragen war, erklärt, zwar nicht als Be­werber auftreten zu wollen, jedoch behalte er sich vor, wenn gleichwohl eine Wahl auf ihn fallen sollte, dieselbe auch auzunehmen.

Von Herrenberg schreibt man derW. L.-Ztg.": Der künftige Besucher der durch die herrliche Aussicht bekann­ten oberhalb Breitenholz gelegenen Burg Meneck wird durch eine Reihe frisch aufgeworfener Grabhügel überrascht werden. Es sind dies Gräber de.' durch die in Breitenholz grassi- rende Lungenseuchc gefallenen Viehes. Durch ein Stier­lein, welches in einem fremden Stalle eingestellt wurde, ward die Krankheit eingeschleppt. Nahezu SV Stück Vieh mußten niedergestochen und wohl die doppelte Anzahl schleunigst ver­kauft werden. Der Vichstand in Breitcnholz ist ans mindestens 2 Jahre ruinirt. Und wer sollte es glauben? In einer Mit­ternacht begab sich eine Anzahl Männer des Orts nach einer Kreuzstraße, wo sie um die 12. Stunde unter gewissen Förm­lichkeiten die Lunge eines gefallenen Stück Viehes verbrannten, um dadurch die Krankheit zu bannen. Ein wohl noch stär­keres Stück Aberglauben erzählt man von einem hiesigen Bäcker. Demselben wurden seine jungen Schweine krank. Ans Befragen erhielt er von einer gewissen Seite die Antwort, es sei eine Hexe daran schuld. Wenn er ein Ferkel im Backofen verbrenne, werde die Hexe kommen müssen. Es geschah also. Ans das höllische Geschrei erschreckt, sprang die oben im Hanse wohnende Schwiegermutter die Treppe herunter, und sie mußte die Hexe sein, welche dann auch vom Schwiegersohn ordentlich bearbeitet worden sein soll.

C,alw, 7. Dez. Nach mehreren vergeblichen Versuchen zu Aufstellung eines Gegenkandidaten hat sich nun von demokratischer Seite Gemeinderath und Adlerwirth Dingler hier zur Annahme einer Kan­didatur bereit erklärt. Derselbe hat großen Anhang im Bezirk und es stehen daher die Chancen für ihn günstig. Jedenfalls gibt es nun einen heftigen Wahlkampf. (N. T.)

Freuden st ad t, 5. Dez. Die K. Eisenbahn­direktion hat lautN. T." die neu herzustellende, 5 Kilom. lange Eisenbahnlinie von Freudenstadt nach Loßburg an Bauunternehmer Lautenschlager von Ludwigsburg vergeben, der die Arbeit, die ca. 130 000 Mark beträgt, um 19 Prozent unter dem Anschlags­preis übernommen hat. Es hatten sich 16 Submit­tenten zur Ausführung dieser Arbeit gemeldet, deren Offerte jedoch blos 5 bis 10 Prozent unter dem An­schlag betrugen.

Kirchheim u. T., 6. Dez. Gestern Morgen fand man in Holzmaden, hiesigen Bezirks, eine ältere Frau an einer Scheuernleiter hängen, anschei­nend erstickt. Da am Leichnam Merkmale eines ge­waltsamen Todes wahrgenommen wurden, so wurde sofort dem Gericht Anzeige erstattet, welches sich heute früh an Ort und Stelle verfügte und konsta- tirte, daß die Frau durch Erdrosselung ihren Tod gefunden; der Thäter hat nach vollführtem Mord sein Opfer an die Scheuernleiter gehängt, um einen Selbstmord vermuthen zu lassen. Ein der That Verdächtiger ist bereits in Haft genommen und in das hiesige Gerichtsgefängniß eingeliefert.

Winterbach, OA. Schorndorf. Heute am 7. Dez. erlebt die Pfarrwitwe Marie Louise Weickh, geb. Rothacker, früher in Gussenstadt bei Heiden­heim, jetzt 102 Jahre alt, abermals ihren Geburts­tag. Körperlich ist sie noch ziemlich gesund, geistig weniger.

Am 14. Mai 1883 soll in Münsingen das 400jährige Gedächtniß des Abschlusses des Münsin- ger Vertrags (14. Dez. 1482) gefeiert werden. Durch denselben wurde bekanntlich die im Jahre 1441 ge­checkte Grafschaft Württemberg wieder vereinigt und ihre Untheilbarkeit auf ewige Zeiten festgesetzt.

Brandfälle: In Untereisesheim am 4. Dez., Nachts 9V» Uhr, die Scheuer des Viktualien­händlers Chr. Zwirn; in Wittershausen (Sulz) am 6. Dez. ein von fünf Familien bewohntes Bauern­haus, genannt die Kaserne; in Pliezhausen am 5. Dez. ein Wohnhaus samt Scheuer.

DieGerm." schreibt aus Karlsruhe: In gläubigen protestantischen Kreisen Süd- und Nord­deutschlands wird eine Petition an den Reichstag verbreitet, welche das Einschreiten durch die Gesetz­gebung gegen das Umsichgreifen der Prostitution verlangt. Dieselbe enthält 5 Punkte. Der Reichs­

tag soll nämlich darum angegangen werden, dahin zu wirken, daß die KZ 180, 182 und 183 des Straf­gesetzbuches verschärft, namentlich das Vermiethen von Wohnungen an Proslituirte als Kuppelei be­straft, die Verführung aller minderjährigen Mädchen, nicht bloß der zwischen dem 14. und 16. Lebensjahre, mit Gefängniß bis zu einem Jahre geahndet werde, und daß auch Männer, welche durch Verkehr mit Prostituirten öffentlich Aergerniß geben, in Strafe verfallen. Ferner soll Unzucht unter allen Formen als Vergehen gelten, und endlich soll kein Mädchen auf die Liste der gewerbsmäßigen Prostituirten ge­setzt werden, ohne daß sofort den Eltern, Vormün­dern oder dem Seelsorger davon Anzeige gemacht werde.

Welche Massen Eier die Provinz Niederbayern produ- zirt, ist daraus ersichtlich, daß z. B. die Ausfuhr allein pro Jahr 48 Millionen Stück betrügt; die Gcsammlproduklion wird annähernd aus 88 Millionen Stück berechnet, welche einen Geldwert!) von etwa 5 Millionen Mark repräsentircn.

Bodenheim, 2. Dez. Angesichts des furcht­baren Elends der Wasfersnoth sollte man es kaum für möglich halten, daß es noch Leute gibt, welche die Noch noch dadurch vermehren, daß sie ihren Mit­menschen das Wenige, was Manchem noch geblieben, durch Raub entziehen. Trotzdem wurde dieses schänd­liche Handwerk hier von einer Anzahl Burschen in frechster Weise getrieben. Mit einem Nachen ausge­rüstet, fuhren die Kerle an die unter Wasser gesetz­ten Häuser und plünderten dieselben aus. Die ge­stohlenen Sachen wurden alsdann in ein Versteck ge­bracht. Den Bemühungen der Sicherheitsorgane ist es bereits gelungen, zwei dieser Kerle zn verhaften. Die Anzahl der bis jetzt hier zusammengestürzlen Häuser beträgt 26, in einer Straße stehen nur noch 3 Häuser und noch immer kracht es fortwährend.

Berlin, 6. Dezbr. DieFrance" läßt sich durch Telegramm aus Berlin melden, Graf Her­bert Bismarck sei zum Attache der französischen Botschaft in Paris ernannt worden.

Die Jmpffrage wird im Reichstag diesmal zu sehr interessanten Debatten führen. Es wird auch von den Freunden des Impfzwanges anerkannt, daß die Zahl der Gegner des letzteren im Wachsen be­griffen ist. Die Petitionen, welche vorliegen, sind sehr umfangreich. Ihre Berathung wird jedoch wahr­scheinlich hinausgeschoben werden.

Ocstcrrcich-Ungarn. ^

Die Gemeinde Gisellahain im Torontaler Comitat, einst ein blühendes Dorf, ist durch Ueber- schwemmung vollständig zu Grunde gerichtet worden. Heute ist nur noch der Name der Gemeinde Gisella­hain übrig. In Folge dessen hat das Municipium des Torontaler Comitats die faktisch nicht mehr exi- stirende Gemeinde auch rechtlich für erloschen erklärt und dieselbe als Puszta der Gemeinde Barcza ange­schlossen.

Pest, 4. Dez. Ein Raubmord wurde an der Kariolpost nächst Budapest verübt. Der Post­kutscher wurde erstochen. Der Begleiter, ein gedien­ter Unteroffizier, erschossen aufgefunden. Ein Ab­gang von 18 983 Gulden ist konstatirt. In einem Packet, das im Graben lag, waren 36 724 Gulden Steuergelder. Die Raubmörder scheinen Kenntniß davon gehabt zu haben, daß es der vorletzte Tag der Beförderung durch die Kariolpost sei und daß sie große Geldsendungen nach Budapest führe. Schweiz.

Zürich, 6. Dezbr. Heute früh 6 Uhr starb Dr. Alfred Esch er (der Schöpfer der Gotthardbahn), geb. 1819, an einem Karbunkel.

Bei einer Fahrt mit dem Dampfschiff auf dem Bo- densec fiel einem Schweizer seine Geldtasche mit 2800 in Gold in den See. Er wollte unwillkührlich nachspringen, wurde aber am Rockschoß zurückgehalten. Wer ihm das Geld wiederbringt, bekommt 300

Frankreich.

Paris, 6. Dez. Aus Konstantinvpel trafen hier heute Nacht wichtige Depeschen ein über die dortige Lage. Heute Nachm, beräth ein außeror- dentl. Ministerrath über eine etwaige Zusammenzieh­ung eines Geschwaders am Bosporus. Fürst Hohen­lohe hatte heute eine lange Unterredung mit dem Premierminister Duclers. Louis Blanc, der radi­kale Parteiführer und bekannte sozialistische Schrift­steller starb heute in Cannes.

Paris, 8. Dez. Das Leichenbegängniß Louis Blanc's erfolgt aus Staatskosten.

Paris, 8. Dez. Die Seine ist abermals ge­stiegen. Die Regierung verlangt von der Kammer für die Ueberschwemmten eine Million.

Die Ueberschwemmungen durch die Seine, Rhone und Loire und ihre Zuflüsse haben große Dimensionen angenommen. Die Schäden sind in Paris, Rouen, Lyon u. a. Städten beträchtlich. Die Eisenbahnverbindungen sind mehrfach unterbrochen. Italien.

Rom, 8. Dezbr. Die Agenzia Stefani theilt mit, daß Giers nur deshalb Rom berührt habe, um dem italienischen Königspaare seine Aufwartung zu machen. Die Gerüchte, welche die Anwesenheit Giers mit politischen Erwägungen oder mit der zwischen Rußland u. dem Vatikan schwebenden Fragen in Zusammenhang brachten, seien völlig unbegründet.

Mailand, 7. Dez. Verflossene Nacht gab es enormen Schneesall, der jetzt noch andauert; fast alle Telephondrähte sind gebrochen und liegen zur Erde. Viele sind darüber gestürzt.

Türkei.

Kairo, 7. Dezbr. Mahmud Pascha, Sami, Ali Pascha Fehmi, Abdellal Pascha und Tulba Pascha, welche heute Vormittag vor das Kriegsge­richt gestellt wurden, bekannten sich der Rebellion schuldig. Ali Fehmi, Sami, Tulba und Abdellal sind zum Tode verurtheilt und zur lebenslänglichen Verbannung begnadigt worden.

England.

London, 5. Dez. Der Korrespondent der Times meldet aus Kairo telegraphisch einen Brief Arabis, worin sich dersebe sehr ergeben in sein Schick­sal ausspricht und erklärt, er verlasse Egypten mit vollem Vertrauen in dessen Zukunft, da es England jetzt unternommen habe, die Reformen einzuführen, für welche er gekämpft. Schließlich dankt er Glad- stonc und Lord Granville für deren Einmischung zu seinen Gunsten. Die Begnadigung Arabis hat auf die Eingeborenen in Kairo im allgemeinen einen gu­ten Eindruck gemacht, wohingegen die europäische Ko­lonie aufs äußerste erbittert ist.

London, 8. Dez. Die vergangene Nacht ist in Woodstreet eine große Feuersbrunst ausge­brochen. Zehn große Gebäude sind ein einziger rauchender Trümmerhaufen. In Woodstreet ist Philipp Lanc, in Addlestreet der Complex großer Lagerhäuser von Rylands Sons, Silber und Fleming vernichtet. Der Schaden beziffert sich wohl auf eine Million Pfund Sterling. (Fr. I.)

London, 7. Dez. Das Alhambra-Thea­ter (Leicestersquare) ist gestern nach der Vorstellung gänzlich niedergebrannt.

Frankreich und Oesterreich haben auf Englands vorläufige Anfrage wegen der Londoner Konferenz über die Donaufrage zustimmend geantwortet. Deutschland ist einverstanden, wenn die anderen zu­stimmen. Rußlands und Italiens Zustimmung gilt sür wahrscheinlich. Alsdann soll offizielle Einladung erfolgen. Bezüglich der gemischten Uferkommission bleibt der Vorschlag Barrore die Grundlage der in­zwischen fortgesetzten Verhandlungen, sowie der even­tuellen Beschlußfassung der Konferenz.

Amerika.

New-Jork, 7. Dez. Die Beobachtungen des Venusdurchganges sind in Neu-Mexico vollkom­men gelungen, es wurden genaueste Messungen an­gestellt. Auch in Panama sind die Beobachtungen vorzüglich gelungen.

Handel S Verkehr.

Besigheim. Der Nachricht, daß Hopfen, welche früher als Ausfüllmaterial bei Legung von Zimmerböden be­nützt wurden, bei den heurigen hohen Hopfenpreisen aber wie­der hervorgesucht und theuer verkauft worden sind, können wir als Seitcnstück folgende nicht minder interessante Thatsache von hier beifügen: Ein hiesiger Gasthosbesitzer übernahm von sei­nem früheren Pächter zwei mit Hopsen gefüllte sog. Strohsäcke, welche dieser von Reutlingen hieherbrachte, um 3 Weil nun Heuer jedwede Qualität in Hopfen gut genug ist, brachte unser Gasthosbesitzer den Inhalt seiner Slrohsäcke ebenfalls auf den Markt und erlöste die schöne Summe von 157 Prosit zu dem aus diesem Hopfen bereiteten Bier.

Für den zu erwartenden umsangreichen Postpäckerer- verkehr während der Weihnachtszeit sind, wie in früheren Iah- ren, ausgedehnte Vorkehrungen durch Vermehrung der Beför- derungsgclegenheitcn und der Arbeitskräfte getroffen worden. Gleichwohl muß den Aufgebern von Postsendungen, wenn sie auf rechtzeitige und unversehrte Ankunst der letzte­ren rechnen wollen, dringend anempsohlen werden, die Ein­lieferung zur Post nicht erst in den letzten Tagen vor dem Christfest, sondern so frühzeitig als möglich zu bewirken, auch die Sendungen fest und dauerhaft zu verpacken und mit einer deutlichen und haltbar befestig­ten Aufschrift zu versehen. Im Weiteren wird es sich em­pfehlen, die auf den 1. Januar zu erneuernden Zeitungs­beste kl ungen in Bälde, noch vor den Christfeiertagen, bei den Postanstalten zu machen, wenn ein ununterbrochener Fort- bezug der Zeitungen stattfinden soll.