Der Gesellschafter.
Amts- Md Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag den 2. Dezember.
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1882 .
Abomnikilts «ns dcu „GesklWsln"
mit dem
„Deutschen Unterhaltnngsblatt"
für den Monat Dezember nehmen alle Postanstalten und die Postboten an.
Amtliches.
Nagold.
Wahl eines Landtags-Abgeordneten.
Auf Grund Art. 10 des Wahlgesetzes vom 16. Juni ds. Js. und des Z. 10 der Instruction hiezu wird verfügt, daß jede der 38 Gemeinden des Bezirks einen Abstimmungs-District bilde und die Wahl vorzunehmen sei auf dem Rathhaus — in dem für die Gemeinderathssitzungen bestimmten Lokale. — Sollte der Ortsvorsteher ein passenderes Lokal Vorschlägen wollen, ist dies binnen 5 Tagen hieher anzuzeigen.
Den 29. November 1882.
K. Oberamt. Güntner.
" N a g o l d.
An die Schultheitzenämter.
Die Militairstammrollen von den Jahrgängen 1880, 1881 und 1882 sind behufs Berichtigung sofort einzusenden.
Den 30. November 1882.
K. Oberamt. Güntner.
K. Amtsgericht Nagold.
Gerichtsvollzieher betr.
Der Eichmeister Wilhelm Murr von Wildberg. Gerichtsvollziehersstellvertreter von Gültlingen und Gerichtsvollzieher von Effringen, ist nunmehr auch zum Gerichtsvollzieher von Nothfelden gewählt worden und hat seinen Wohnsitz in Wildberg.
Den 27. November 1882.
Oberamtsrichter
Daser.
Tages-Neuigkeiterr.
Dentsches Reich.
* Nagold, 1. Dez. Die letzten Tage des November gehören zu den ruhmreichsten des würt- temb. Armeekorps, sind doch vor 12 Jahren unsere Söhne und Brüder in heldenmüthigem Kampfe französischer Uebermacht bei Champigny und Brie siegreich gegenübergestanden. Um das Andenken der Tapferen zu feiern, die dokt gekämpft und den Tod fürs Vaterland gestorben sind, hielt gestern Abend unser Militär- und Veteranen-Verein eine Versammlung in der Krone ab, wobei das Vorlesen der wichtigsten Ereignisse jener Tage aus einem Buche, Trink- fprüche auf Kaiser und Heer, patriotische Lieder und Deklamationen die Unterhaltung bot.
Rottenburg, 26. Novbr. Der hochw. Bischof hat ä. ä. 21. Nov. ein Schreiben an die kath. Pfarrämter der Diözese erlassen, welches auf den großen Schaden aufmerksam macht, den der Hagelschlag im zu Ende gehenden Jahre verursachte — über 11 Mill. Gesammtschaden in 39 Oberamtsbezirken mit 214 Gemeindemarkungen, wovon nur ca. der 40. Theil durch Versicherung gedeckt wird. Zugleich wird verordnet, daß am Sonntag vor der betr. Kollekte das bischöfliche Rundschreiben in der Kirche verlesen und zur regen Betheiligung an den Sammlungen aufgefordert werden solle.
Stuttgart, 27. Nov. lieber den Fortgang der Bewegung aus Beseitigung der bei dem Unterstützungswohnsitz
gesetze hcrvorgetrctenen Uebetstände und auf Verbesserung der Armenpflege überhaupt kann Folgendes mitge- theilt werden. Der Bitte des Landcsausschusses der konservativen Partei Württembergs um Revision des Unterstützuugs- wohnsitzgesetzes, welche dieser im Septbr. ds. Js. an das Kgl. Ministerium des Inner» gerichtet hat, haben sich bis jetzt olgende Körperschaften, (nach der Zeitfolge geordnet), angc- 'chlosscn: Die Gcmcinderäthe von Bartenstcin, O.-A. Gcra- bronn, Horb, Friedrichshofen, Rvttweil, Sulzbach O.-A. Gaildorf und Wolpertshausen O.-A. Hall, die bürgerlichen Colle- gicn von Urach, Westerstcttcn und Urspring O.-A. Ulm, der Psarrgcmeindcrath von Stetten O.-A. Cannstatt, die Orts- armeubehörden von Kirchberg O.-A. Gerabroun, Mezingeu und Leutkirch, der Stiftungs- und Gemeinderath von Gingen OA. Geislingen, und die Landesarmeukommission des Oberamts Saulgau. Dcu von Dr. Elwers auf der Versammlung des deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit auf- gestellten Sätzen, welche in der Hauptsache den gleichen Inhalt haben, hat der Gcmeiuderath in Plochingen zugestimmt. In Stuttgart wird sich die Armendeputation mit Berathung dieser Frage beschäftigen, eine Reihe weiterer Zustimmungen stehen in Aussicht. Nach Neujahr sollen einige größere Versammlungen zur Berathung desselben Gegenstandes zunächst in Oberschwabeu, dann in anderen Gegenden des Landes veranstaltet werden. Zur Annahme von Anfragen und von weiteren Zustimmungserklärungen ist Herr Eduard Elben in Stuttgart bereit.
Stuttgart, 29.Nov. (Bortrag.) Jmklei- nen Saale des Bürgermuseums sprach gestern Abend I. F. Blanchard ans Straßburg über Answanderung und hatte sich eines sehr großen Auditoriums namentlich aus Arbeiterkreisen zu erfreuen, für die der Vortrag auch durchaus berechnet war. Redner behandelte zunächst Nordamerika sehr ausführlich und wies nach, welche Schwierigkeiten sich dem einwandernden Arbeiter auf gewerblichem wie landwirth- schaftlichem Gebiete entgegenstellen. Sowohl die Ueberfüllung in allen Branchen, wie das Umlernen der Arbeit selbst, und in vielen Gegenden das ungesunde Klima erschweren dem Arbeiter das Fortkommen. Am besten sei noch in Missouri, Texas, Arkansas, Utah (Mormonenreich) fortzukommen, allein auch hier nur unter gewisfen Bedingungen. Nur wer englisch sprechen kann und gute Empfehlungen oder Bekannte hat, solle es wagen, hinüber zu gehen. Auch über Canada und Südamerika sprach sich Redner aus, ohne auch hier viel Tröstlicheres zu sagen. Nur Chile sei anzurathen, dessen gemäßigtes Klima zu ertragen sei, während Uraguai und die übrigen tropischen Länder sehr nachtheilig auf die Gesundheit der Einwanderer wirken und geschäftlich blühen dem Arbeiter auch keine Rosen, da der Einheimische jede Arbeit treibt und dem Fremden den Broterwerb sehr schwer macht. — Wenn die Zuhörer, unter denen auch viele Mitglieder der sozialdemokratischen Partei sich befanden, herkamen, um das gelobte Land „Amerika" rühmen zu hören, so sahen sie sich gründlich getäuscht; nach diesen Schilderungen werden sie eingesehen haben, daß es sich in Deutschland „trotz Kaiser und Reich" doch besser leben läßt, als über dem Ocean. (D. R.)
Brandfälle: In Mühringen (Horb) am 26. Nov. das Wirthschaft zur Sonne; in Wendlingen (Eßlingen) am 27. Nov. ein Wohnhaus samt Scheuer; in Bühlerthann (Ellwangen) am 28. Nov. 2 Scheuern.
Ulm, 29. Nov. Vom ganzen deutschen Reich fehlt jetzt nur noch das benachbarte Baden, von welchem unsere Münsterlose immer noch ausgeschlossen sind. Es soll in den nächsten Tagen durch persönliche Vorstellung bei Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog ein nochmaliger Versuch gemacht werden, auch in Baden die Konzession zum Vertrieb zu erhalten.
In Schramberg wurde der Metzgerlehrling Christian Weißer das Opfer eines unzeitigen Spasses. Ein Kamerad gab ihm am Ufer des zur Zeit angeschwollenen Baches einen Stoß,
o daß er in's Wasser fiel und aller Bemühungen ihn zu retten ungeachtet, ertrank.
Berlin, 28. Nov. (Abgeordnetenhaus.) Bachem weist auf die großen Ueberschwemmungeu von Rhein, Mosel und Main hin, die große Verheerungen verursachen. Minister v. Puttkamcr: Die Kalamität sei überaus groß, die Gefahren wachsen von Stunde zu Stunde; er habe ein Telegramm vom Regierungspräsidenten Berlepsch aus Koblenz erhalten, wonach Rhein und Mosel in diesem Jahrhundert niemals einen so hohen Stand gehabt hätten als jetzt. Neuwied stehe unter Wasser. Soeben übersende ihm Se. Majestät der Kaiser folgendes Telegramm der Kaiserin aus Koblenz: „Der Rhein ist seit gestern Abend noch über 2 Fuß gestiegen und von oben wird gemeldet, daß in der Maingegend ein Wolkenbruch statt- gesunden. Das Wasser steht in der Trinkhalle, im Schloßgar- ten dringt es von allen Seiten ein. Die Schiffbrücke ist zur Hälfte sortgerissen. In der Kastorgasse soll es ganz schrecklich aussehen. Unsere Orangerie im General-Kommando steht unter Wasser. Es ist kein Ende abzusehcn. Der Verkehr geräth immer mehr in's Stocken." Der Minister fügt hinzu: Danach ist die Situation allerdings ernst, ich werde nach Sitzungsschluß Audienz bei dem Kaiser nachsuchen, um Seine Befehle entgegenzunehmen.
Der Verband deutscher Müller setzt einen Preis von Eintausend Mark aus, für die Auffindung eines Verfahrens, durch welches Weizen- und Roggenmehl auf etwaige Beimischungen von Jedermann leicht und zuverlässig untersucht werden kann. Die Arbeiten sind versiegelt und mit Motto versehen bis zu dem 15. Mai 1883 an den Vorsitzenden I. van den Wyngaert in Berlin ^V., Bülowstraße 15/16 zu senden.
Eine seltsame Meldung bringt die „B. L.- Ztg." aus Berlin. Dieselbe lautet: Wie wir hören, hat sich die Reichsmilitärverwaltung veranlaßt gesehen, einem großen Unfug zu steuern, der seit einiger Zeit die Sicherheit des Reichs zu gefährden droht. Es treiben sich nämlich viele in Civil gekleidete fremdländische Offiziere hier und allerwärts herum, die darauf ausgehen, militärische Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Die betr. Individuen sind der deutschen Sprache zum Theil vollständig, theils leidlich mächtig, und es ist das Bestreben derselben, sich bald hier, bald da in das Vertrauen von Personen zu setzen, von denen sie annehmen, es werde ihnen dieses oder jenes spezifisch Militärische auf amtlichem Wege, oder sonstwie durch Bekannte, zugänglich gemacht. Wir bemerken ausdrücklich, daß der Verdacht besteht, das Reich sei ganz plötzlich von einer großen Zahl verdächtiger Individuen heimgesucht, und solcherlei Personen gefalle nicht etwa blos der Aufenthalt in Festungen oder sonstwie militärisch wichtigen Orten, sondern es liege ihnen zum Theil daran, auf Umwegen allerhand in Erfahrung zu bringen. Es versteht sich ganz von selbst, daß unsere Militärs dergleichen Individuen von sich abzuhalten wissen, schon, da ihnen bekannt ist, daß jedwede Mittheilung an Unberufene strafbar bleibt; da indeß bei der allgemeinen Wehrpflicht jeder Deutsche mehr oder weniger in militärischen Dingen Bescheid weiß, so erscheint die Mahnung zur Vorsicht in der Unterhaltung mit Frenzen über Dinge, die unser Landesvertheidigungs- wesen angehen, als eine Pflicht des Patriotismus. Die bisher als verdächtig erschienenen Individuen machen den Eindruck, daß ihre Muttersprache die französische sei. — Auch das „Berl. Tgbl." bringt heute eine ähnliche Mittheilung.
Zwei Briefbeutel, darunter ein für'.den Fürsten Bismarck bestimmter, sind in der Nacht vom 23. bis 24. ds. auf der von Schlawe nach Varzin abgehenden Karriolpost verloren gegangen. Unter den verlorenen Postsachen soll sich ein an den Reichskanzler gerichteter, ziemlich großer Staatsbrief befunden haben.