macht folgende interessante Mittheilungen über die Geldmittel der sozialdemokratischen Parteileitung: Nach unserer Information gingen vom 1. Oktober 1881 bis Ende September d. I. bei der Centralstelle, dem Landesausschusse in der Schweiz, ein: für den Fonds zur Unterstützung der vom Sozialistengesetz Betroffenen 18 900 »kL, für den allgemeinen Mahlsands 20 500 , für den Agitationsfonds 530
und für den Flugschriftenfonds 190 im Ganzen also 42 120 Diese Gelder wurden gesammelt von deutschen Sozialisten des In- und Auslandes. So finden wir darunter z. B. über 800 von der Administration der „New-Yorker Volkszeitung," 200 Mark von einigen Cigarren-Arbeitern einer Fabrik in New-Aork, 60 sogar vom Verein „Vorwärts" in Buenos-Ayres. Bekanntlich hatten die beiden Sozialdemokraten Fritzsche und Viereck im Frühjahr 1881 eine Kollekten-Reise durch die Vereinigten Staaten gemacht. Dieselbe brachte 17 000 ein, von denen nach Abzug der Reisekosten, Spesen u. s. w. 12 000 ^ für die Parteikasse übrig blieben.
Crossen, 27. Nov. Der frühere Ministerpräsident Mantcuffel ist gestorben. (Sch. B.)
Oesterreich-Ungarn.
Aus Wien wird der Fff. Ztg. gemeldet: Da die Polizei den Setzern, welche die Arbeit ohne Kündigung eingestellt haben, mit zwangsweiser Zurückführung zur Arbeit bezw. mit Arrest drohte, haben die meisten Setzer die Arbeit wieder ausgenommen, sie meldeten jedoch gleichzeitig die Kündigung auf über 14. Tage an.
Auf dic Juristen ist man in Ungarn schlecht zu sprechen; so kursirte im ungarischen Abgeordnctenhause während der Berathung des Gesetzes über die Beamten-Qnalifikation folgendes scherzhafte Amendement unter den Abgeordneten: „Ist der Jurist recht gerathcn Macht man ihn zum Advokaten,
Ist sein Wissen nicht ganz klar,
Wird aus ihm dann ein Notar,
Taugt er auch zu diesem nicht,
Kommt er zum Bezirksgericht,
Und ist er auch da zu dumm —
Jn's Justizministerium!"
Italien.
König Humbert von Italien hat in seiner jüngsten Thronrede seinem Volke ein seltenes Zeug- niß ausgestellt: „Ich habe, sagte er, die tröstliche Gewißheit, daß das italienische Volk für die Freiheit reif ist."
In der italienischen Kammmer brachte die Regierung einen Gesetzentwurf über die Errichtung eines Nationaldenkmals für Garibaldi ein.
Schweiz.
Bern. Laut amtlicher Schätzung beträgt der Schaden, den der Föhnsturm in Grindelwald angerichtct, 294 277 Fr.; in Lauterbrunnen 80 300 Fr.; über 50 000 Waldbäume sind geknickt.
Frankreich.
Die „Germania" schreibt: In Paris wird wieder eine finanzielle Krisis, wenn nicht gar ein Krach, befürchtet, dem Ende dieses Monats mehrere Bankhäuser zum Opfer fallen dürften. Rothschild hat am 20. d. M. über diese Angelegenheit mit mehreren Banquiers konferirt. So lautet die Meldung. Worin liegt aber die Ursache der Krisis? Rothschild und sein Famulus Leon Sah dürften ihr nicht fernstehen. Zwei Richtungen bekämpfen sich auf dem französischen Finanzgebiete. Die Anhänger der großen Bankinstitute und der Bankgesellschaften einer- und die Freunde der Befreiung des Staates aus den Klauen beider andererseits. Gambetta und sein Gefolge gehören zur letztem Kategorie, sie wünschen die Stärkung der Staatsgewalt, welche die Bahnen möglichst bald auf Grund des Rückkaufsrechts an sich bringen soll. Tausende von Beamten, groß und klein, würden dadurch von ihnen abhängig und gäben zuverlässige Wahlagenten zur Begründung des Gambetta'schen Empire. Während also die Gambettisten pro äominations arbeiten, verfolgen die Eisenbahnen und Banquiers, die bei ihnen als Aktionäre das Wort führen, die eigene Bereicherung ynd die Ausbeutung des Landes oft auf schonungslose Weise. Jedes Mittel ist ihnen recht und ihr Hauptwerkzeug ist der frühere Finanzminister Leon Sah. Auf seine Fiuanzkapazität schwört alles mit Ausnahme der Intransigenten und der konservativen Rechten. Diesen Mann verwendet nun Rothschild als Mauerbrecher, indem er durch ihn die Finanzen schwarz in schwarz malen läßt. So rosig, wie oft geschildert, ist die Finanzlage der Republik sicher nicht, aber so schlecht, wie «ay sie darzustellen ein
Interesse hat, ist sie auch nicht. 1876 lieferten Rothschild und Konsorten den fortgeschrittenen Republikanern die Millionen zum Wahlsiege gegen Mac-Mahon. Will Rothschild nun durch die düstere Darstellung wieder einen Umschwung herbeiführen? Oder merkt er, daß es mit der jetzigen Regierungs- klique bergab geht? Das wäre nicht unmöglich. Jedenfalls geht in der Tiefe etwas vor, was noch nicht auf der Oberfläche zu merken ist. Woher z. B. die plötzliche Schwenkung der fanatisch kirchcnfeind- lichen „Republ. frantz.", die mit einem Male vor der Bekämpfung des Papstes und der Kirche warnt? Frankreich bleibt das Land der Ueberraschungen. Uns genügt es vorläufig, die Vorgänge zu signali- siren, über welche wohl die nächste Zukunst schon mehr Licht verbreiten wird. (D. Rchsp.)
Ein unfehlbares Barometer will ein Mitarbeiter des „Figaro" im gezuckerten schwarzen Kaffee entdeckt haben. Er offerirt seine Entdeckung in folgenden Worten der öffentlichen Konlrvle: „Wenn man Ihnen den Kaffee servirt und Sie den Zucker hineingemorfcn haben, so warten Sie ein wenig, ehe Sie mit dem Löffel umrühren. Wenn die Luftblasen, die sich immer m der Milte bilden, an der Oberfläche der schwarzen Flüssigkeit erscheinen, einige Minuten dort bleiben und sich dann langsam nach allen Seiten der Taffe gleichzeitig verflüchtigen — so ist das ei» Zeichen schönen Wetters; zeigt sich der Schaum aber nicht in der Mitte, zertheill er sich rasch und geht er nur an die eine Seile der Tasse, so ist veränderliches Wetter; zeigt sich endlich der Schaum in der Mitte, aber ohne Zusammenhang, in kleinen, getrennten Kugeln, welche rasch dem Rande der Tasse zueilen, so ist das ein Zeichen von Regen." An Einfachheit lässt das Experiment allerdings nichts zu wünschen übrig.
sAuch ein Jubiläum.; Im Herbste dieses Jahres feiern die Zündhölzer ihr SOjähriges Jubiläum. Sie wurden im Jahre 1832 von einem gewissen Congrsve erfunden u. seit der Zeit hat sich der Konsum derselben zu immenser Groß- artigkeit anfgeschwungen. In Frankreich, wo sich, da die Fabrikation der Zündhölzer unter Zollkontrole steht, dic Ver- brauchsmassc genau konstatircn läßt, rechnet man täglich im Durchschnitt fünf auf die Person; legt man denselben Maßstab an ganz Europa, so ergibt sich, daß dort täglich circa 1500 000 OOo, also jährlich 574 500 000 000 derselben verbraucht werden, wozu ein Kapital von 547 000 Millionen erforderlich ist. Nimmt man durchschnittlich für ein Zündholz das Gewicht von 0,1 Gr. an, so ergibt als jährlicher Verbrauch Europas das immense Gewicht von 4 745 000 Centnern, wozu circa 200 000 der größten Bäume erforderlich wären. -- In Europa leben gegen 50- bis 60 000 Menschen von der Fabrikation dieses Feuerzeuges und alles dessen, was dazu gehört, der Schachteln rc.
England.
London, 28. Nov. Als ein Eisenbahnzug die Bahnbrücke bei Aberdeenshire passiren wollte, brach die Brücke Plötzlich zusammen. Bis jetzt zählt man 5 Todte und 11 Schwerverwundete, sowie eine größere Anzahl Leichtverletzter. ((H. T.)
Dublin, 26. Novbr. Sechs Mitglieder der geheimen Polizei wurden gestern von 10 Feniern mit Revolverschüssen angegriffen; ein Polizist wurde getödtet, ein anderer Polizist erwiderte das Feuer und verwundete einen Fenier sehr erheblich; die beiden anderen Fenier wurden festgenommen. (St.-A.)
Ein entsetzliches Unglück ereignete sich am Sonntag Morgen in der römisch-katholischen Capelle von Manghe- r ow, Grafschaft Sligo (Irland). Die Gemeinde lag ans den Knien, als sich ein heftiges Gewitter entlud und der Blitz in den Glockenthurm einschlug, worauf letzterer mit lautem Krachen durch die Decke der Capelle stürzte. Es entstand eine furchtbare Panik, welche glücklicherweise nur kurze Zeit dauerte, da der Priester den Altar verließ und die Gemeinde beruhigte. Die Steine, welche die Decke bildeten, fielen inmitten der Gemeinde nieder und verletzten viele der Andächtigen mehr oder weniger erheblich. Einem Farmer wurde durch einen schweren Stein das Genick gebrochen. In dem Gedränge nach, dem Ausgange wurden ebenfalls viele verletzt. (Fr. I.)
Rußland.
Nach dem Journal von St. Petersburg ist nicht Fürst Grussinsky, der dem deutschen Arzt Schmid ermordete, sondern General Mrowinski, der jene Strafe erhielt, weil er es an der nöthigen Achtsamkeit bei der Inspektion der berüchtigten Käsebude, wo die Nihilisten im Februar 1881 eine Mine legten, fehlen ließ. Also wäre der Mörder noch auf freien Füßen.
In Petersburger politischen Kreisen circu- lirt die Version, Giers Besuch bei Bismarck habe die Erörterung der Lieblingsidee des Czaren, eine allgemeine Entwaffnung herbeizuführen, bezweckt.
Handel K Verkehr.
Stuttgart, 27. Nov. sLandcsprodnktcnbörsc.s Der heutige Umsatz war ein mäßiger; viele Müller konnten in letzter Woche wegen Hochwasser ihre Mühlen nur zeitweise im Gange halten, weßwcgen ihr Waizenbedarf ein kleiner ist. Wir notiren per 100 Kilogramm: Waizen, ungarischer 22.25 bis »4t 23.50, russischer »4t 23, Kernen »4t 19.50—21.80, Gerste, baierische 18.25, ungarische »4L 20.50, Haber »4t 12.80 bis »4L 14.20.
Stuttgart, 27. Nov. (Mehlbörsc.) An heutiger Börse wurden 780 Sack inländisches Mehl als verkauft zur
Anzeige gebracht. Der Preis per Sack pro 100 Kgr. stellte sich von Nro. 0 auf »4L 34.50- 36, Nro. 1 aus »4t 32.50—34, Nro. 2 auf »4L 31—32., Nro. 3 auf ^t 29.- 29.50, Nro. 4 auf ^t 24.
Alter lei.
— Eine kühne Giftprobe. Im vergangenen Winrer starb in Schottland ein berühmter Arzt, Namens Christison. Er hatte sich immer hauptsächlich mit den verschiedenen Giften beschäftigt, welche für die Arzneikunde wichtig sind, und er hat manchesmal ein Gift an sich selbst probirt, um sichere Kunde über die Wirkungen desselben zu erfahren. Einmal wäre ihm das beinahe sehr schlimm bekommen. Er hörte von einem furchtbaren Gift, das in der sogenannten Calabarbohne enthalten sei; die in Calabar in Oberguinea gefunden werde. Um die Kraft und Gefährlichkeit dieses Giftes zu erproben, nahm Dr. Christison eines Abends nach dem Essen ein klein wenig dieser Bohne zu sich. Er bemerkte aber bei Nacht keine besonderen Erscheinungen, die davon herrühren könnten, außer einer auffallenden Mattigkeit und Erschlaffung in seinen Muskeln und anderen Gliedern. Am nächsten Abend nahm er noch einmal von dem Gift und zwar jetzt etwa das Doppelte vom letztenmal. Nach kurzer Zeit stellte sich jetzt ein Schwindel ein; er suchte demselben abzuhelfen, indem er ein warmes Bad nahm. Vergebens. Der Schwindel wurde immer ärger und der Arzt hielt es für gerathcn, durch ein kräftiges Brechmittel das Gift, das er genommen hatte, sich wieder aus dem Magen zu schaffen. Er trank deßhalb einige Gläser Seifenwasser und das wirkte. Aber der Schwindel hörte nicht auf, wurde vielmehr immer schlimmer. Der Arzt legte sich zu Bett, rief seinem Sohn und ließ einen anderen Arzt holen. Dieser fand ihn sehr schwach, von blasser Farbe und schwachem Pulsschlag. Dabei hatte aber der Kranke gar keine Schmerzen und war sich seines Zustands völlig bewußt, überhaupt waren die geistigen Kräfte gar nicht gestört. Aber wenn er sich erheben, auf den Ellenbogen stützen oder sonst bewegen wollte, so ging es eben nicht. Als der Kranke endlich ganz kalt u. starr zu werden anfing, konnte man ihn durch gewärmte Decken, durch Senfteig u. s. w. nur mit Mühe erwärmen. Dann kam ein Schlaf, der mehrere Stunden dauerte; nach dem Erwachen trank er schwarzen Kaffee, und darauf fühlte er sich besser; aber der Zustand der halben Lähmung und des Schwindels dauerte noch etwa einen Tag fort, dann war alles wieder vorbei. Diese kühne Giftprobe führte den Beweis, daß man es in der Calabarbohne in der That mit einem furchtbaren Gift zu thun habe, das, ohne jegliche Schmerzen zu machen, zuerst die Muskeln völlig lähmt und ganz erstarren macht, dann aber auch die Thätigkeit des Herzens aufhebt, und so den Menschen ganz still und unversehens vom Wachen zum Schlaf und vom Schlaf zum Tod hinüberführt.
— Erkennungszeichen. Herr Mayer hat eine reizende Tochter — natürlich heißt sie Elise —, der die bösen Männer bewundernd nachschauen. Aber Elise ist klug und blickt züchtig vor sich hin. Eines Tages erhält ffe folgende patschuliduftende Epistel: „Angcbetctes Fräulein! Schon lange bin ich in heftiger Liebe für Sie entbrannt! Sie würden mich zum glücklichsten aller Sterblichen machen, wenn Sie mir gestatten wollten, Ihnen dies mündlich zu sagen. Heute Abend 6 Uhr, Ecke der Leipziger- und Fricdrichsstraße. Erkennungszeichen: Ich trage einen grauen Ueberzieher, schwarze Beinkleider und in der Hand eine rothe Rose. — Der Dienstmann wartet auf Antwort." — — „Papa", sagte Else, „willst Du den Brief nicht beantworten, Du schreibst solche deutliche Handschrift." — — Und Herr Mayer antwortet: „Mein Herr! Meine Tochter hat heute gerade keine Zeit, aber kommen Sie nur pünktlich an die bewußte Ecke, Sie können mir dann gestehen, was Sie drückt. Erkennungszeichen: Ich trage einen schwarzen Ueberzieher, graue Beinkleider und in der Hand einen derben Knotenstock." — — Ob der Empfänger Mayer's Handschrift auch wohl deutlich gefunden hat?
— Dame: „Ihr Dienstmädchen sucht bei mir Kondition; ich wollte vor Allem fragen: Ist sic ehrlich und zuverlässig und richtet sie Besorgungen gut aus?" — Putzmacherin: „Das kann ich nicht sagen. Ich habe sie zum Beispiel vier oder fünf Mal mit einer Nota zu Ihnen geschickt, gnädige Frau — aber das Geld hat sie mir noch immer nicht gebr acht!" _
Dn. R. >Vtzitlrr«c:llt , der bekannte Verfasser der „Gschichta'n aus 'm Schwobaland rc." hat, wie wir soeben erfahren, in diesem Jahre ein neues Werk, betitelt: „Feindliche Mächte, geschichtliche Erzählungen aus 17 Jahrhunderten" vollendet, welches sechs sehr spannende Erzählungen von der Zeit des Kaisers Tiberius an bis zur Verbannung der Salzburger Protestanten enthält. Das neue Wcitbrecht'sche Werk, welches sich durch edle Sprache, historische Treue, dic keinem Effekt zu Liebe auf die geschichtliche Wahrheit verzichtet, auszeichnen soll, erscheint noch rechtzeitig vor Weihnachten und wird Vielen eine schöne erquickliche Festgabe sein.