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Amts- und Intelligenz-Blntt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

.HFl-ltt.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlobn) 1 60 ^!, in dem Bezirk 2

außerhalb des Bezirks 2 40 Vierteljähr­

liches und Monatsabonnement nach Verhältnis

Donnerstag den 30. November.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 -I. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.

1882 .

Abommiits «nisdeuGMsWtt"

mit dem

Deutschen NnterhaltunMatt"

für den Monat Dezember nehmen alle Postanstalten und die Postboten an.

Nagold.

Schafraude betreffend.

Unter den Schafen des Zieglers Johannes Kuch in Haiterbach ist die Schafraude ausge­brochen, was hiemit zur allgemeinen Kenntniß ge­bracht wird.

Den 27. November 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Un die Gemeindebehörden.

Nachdem die Ilmrechnung des Flächenmaßes in das Bietermaß vollzogen und in den Gemeinden des Oberamtsbezirks auch die Grundsteuer-Ein­schätzung vollendet ist, wurde von K. Cataster-Com- mission die Lieferung der Liquidation des Flächen­gehalts der Culturarten und Elasten der Grundstücke in den einzelnen Gemeinden angeordnet.

Dieses Geschäft ist von den Gemeindebehörden auszuführen, zu welchem Zweck denselben -

a) je ein Stück Anleitung,

b) sämmtliche Classifications- und Cultur-Aus- scheidungsprotocolle nebst etwaigen Nachträgen und die nach Erlaß vom 3. November 1877, Ziffer 1953, gefertigten Wald-Parcellen-Ver- zeichnisse,

v) die nöthigen Formularien für die Liquidation, in den nächsten Tagen zugehen, mit dem Auftrag, die Liquidation binnen 6 Monaten zu fertigen.

Da diese Flächen-Liquidation die Grundlage für die künftige Berechnung des Katasters der Grund­steuer zu bilden hat, ist auf deren wichtige Anferti­gung die größte Sorgfalt und Pünktlichkeit zu ver­wenden und haben daher die Gemeindebehörden dafür Sorge zu tragen, daß die Ausführung dieses Ge­schäftes tüchtigen und zuverläßigen Geschäftsmännern, etwa den Hilfsbeamten der Gemeinden, übertragen wird.

Die Beschlüsse über die Aufstellung des Ge­schäftsmanns und dessen Belohnung im Wege des Accords sind behufs Einholung höherer Genehmigung binnen 4 Wochen hieher vorzulegen, wobei bemerkt wird, daß eine Belohnung von ca. 4 Pf. pro Par­zelle dem Mühe- und Zeit-Aufwand entsprechend sein dürfte, um so mehr, als in der Hauptsache das Geschäft am Wohnsitz des Geschäftsmannes wird vollzogen werden können und diese Belohnung ander­wärts genehmigt worden ist. Selbstverständlich ist es Sache der Gemeindebehörden, mit dem betreffen­den Geschäftsmann über die Uebernahme des Ge­schäfts sich ins Benehmen zu setzen.

Den 28. November 1882.

__K. Ober amt. Güntner.

Nagold.

An die gemeinschaftlichen Aemter.

Die Unterzeichnete Stelle sieht sich veranlaßt, wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß die Centralstelle für die Landwirthschaft gerne bereit ist, die Gründung oder die weitere Ausstattung von OrtS- bibliotheken durch unentgeltliche Ueberlaffung von Schriften zu fördern.

Den 28. November 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Prof. Max Müller über die Abschaffung des Krieges.

Der vor Kurzem in Brüssel begründete inter­nationale Friedensbund erfreut sich der Sympa­thien aller vernünftig denkenden Menschen ein Beweis, daß seine Bestrebungen gut und zeitgemäß sind. Hervorragende Männer aus allen civilisirten Ländern haben dem Friedensbunde ihre Zustimmung übermittelt und ihre Mitwirkung zur Erreichung sei­ner Ziele in Aussicht gestellt. Auch der berühmte Sprachforscher Prof. Max Müller in Oxford hat in einem Briefe an den Vorsitzenden der englischen Friedensgesellschaft, E. M. Geldart, seine Aner­kennung über die Bestrebungen des Friedensbundes ausgesprochen. Wir halten die diesbezügliche Kund­gebung des großen Gelehrten für wichtig genug, um sie auch den Lesern desGesellsch." zugänglich zu machen. Der Brief Max Müller's lautet:

Werthester Herr Geldart! Recht gerne hätte ich mit Ihnen der internationalen Konferenz in Brüssel beigewohnt, doch ist dies leider unmöglich. Mein Wunsch ist der, daß Ihre Versammlung eine sehr zahlreiche sein möge, denn um Ihren Zweck zu erreichen, haben Sie Zahlen nöthiger als Beweis­führungen. Ich bin. noch nie einem Menschen sei es nun Mann, Weib oder Kind begegnet, welcher Ihren Vorschlag, den Krieg durch ein Schiedsgericht zu ersetzen oder letzteres wenigstens zuerst in An­wendung zu bringen, nicht gebilligt hätte. Aber ich weiß aus Erfahrung, daß nichts in der Ausführung schwieriger ist, als gerade dasjenige, was vernünftig, leicht, ja beinahe selbstverständlich erscheint. Was könnte gräßlicher sein, als daß vernunftbegabte We­sen geschweige denn Christen ihre Streitig­keiten mittelst Schläge und Hiebe anstatt auf anstän­digem Wege schlichten sollten! Doch ist es so seit dem Anfänge der Welt gewesen, und unserer Reli­gion, unserer Moral, unserer Bildung zum Trotz sind wir um keinen Deut besser als Hunnen u. Van­dalen, als Abel und Kain.

Vielleicht gehe ich hierin zu weit, ja gewiß gehe ich zu weit. Darum gestehe ich Ihnen offen, daß ich, so hoch ich auch das Privilegium anschlage, in England wohnen zu dürfen, noch niemals so stolz mich gefühlt habe, wenigstens ein halber Engländer zu sein, als zu der Zeit, da Herr Gladstone die Alabama"-Ansprüche einem Schiedsgerichte unter warf und seine ganze wohlverdiente Popularität in die Waagschale legte, damit sein Volk sich dem rich­terlichen Urtheilsspruche fügte. Und dennoch, welch' grobe Angriffe mußte der Mann gar nicht zu gedenken des Hohnes fremder Staats- und Kriegs männer in seinem eigenen Lande sich ausgesetzt sehen! Meines Erachtens war diese sogenanntena­tionale Schande" aber trotzdem ein größerer Triumph als selbst Sedan! Nun, was einmal geschehen, kann wieder geschehen. Auch ist es ja wiederholt ver­sucht worden, und wenn der Erfolg bis jetzt auch nicht ganz nach Wunsch war, so gereicht er doch dem Staatsmanns, dessen Autorität groß genug war, um eine mächtige und stolze Nation jedem ungün­stigen Schiedsgerichtsspruche sich fügen zu lassen, zu um so größerer Ehre.

Als praktisches Resultat Ihres Kongresses er­scheint mir vor Allem die Schaffung einer mächtigen Organisation zur Sammlung der Stimmen (votss) wünschenswerth. Lassen Sie unsere drei bis vier Propositionen nicht blos von Hunderten, sondern von Tausenden unterschreiben. Giebt es zum Bei­spiel in ganz London auch nur einen einzigen Men­schen, welcher verneinend darauf antworten würde?

London aber hat so viele Einwohner wie das ganze Königreich Sachsen. Wohlan! Giebt's im König­reich Sachsen einen Einzigen, welcher mitNein" darauf antworten wollte? Wo nicht, so haben Sie gleich anfangs ein Königreich, und haben Sie erst eines, so folgen auch andere. Sie halten mich viel­leicht für zu sanguinisch? Gut, so will ich zugeben, daß möglicherweise ein paar Leute in Sachsen, Sol­daten vom Fach zum Beispiel, mit der Unterschrei­bung unserer Vorschläge zögern könnten. Doch, möchte ich fragen, würden nicht alle Wähler, würde nicht wenigstens deren überwiegende Mehrheit in Sachsen dieselben unterschreiben? Wenn so, so er­gäbe sich sofort ein Parlament, welches verpflichtet wäre, unsere Grundsätze zur Geltung zu bringen. Wie nnn sind diese Unterschriften zu bekommen? Das ist die Frage! Es sollten verschiedene Grade der Mitgliedschaft bestehen! Es sollte ein jedesordent­liche" Mitglied sich verpflichten, wenigstens noch zehn Namen zu bekommen; und ein solches Mitglied, welches hundert Namen für die Sache gewonnen, sollte eine gewisse Ehrenstelle, ja eine ganz besondere Ehrenstelle unter den Anderen einnehmen. Machen sie nur den Versuch und bringen sie auf diese Weise ein ganzes Heer von Stimmwerbern zu Stande. Das kann mit Ruhe und ohne Ueberstürzung ge­schehen. Und sollte dann einmal so etwa ein Mi­nister Belgiens oder Hollands von einer Anwand­lung militärischen Ehrgeizes befallen werden, so halten sie ihm dieses Verzeichniß entgegen und rufen sie ihm zu: Sehen Sie her, das ganze Volk Belgiens (respektive Hollands), jeder Mann, jede Frau, jedes Kind sagt: Kein Krieg oder jedenfalls nicht ohne vorangegangenes Schiedsgericht!

Und außer diesem ruhigen Systeme der Stim­menwerbung giebt es noch ein Mittel, welches mit aller Sicherheit versucht werden könnte. Es giebt nämlich gewisse Länder, welche einander unter keinen Umständen bekriegen könnten. England würde nie und nimmer der Schweiz, noch würde die Schweiz jemals England den Krieg erklären. Die Macht- verhältniffe anderer Länder sind hinwiederum so übermäßig ungleich, .daß alle WeltSchande!" ru­fen würdv, wenn sie sich gegenseitig bekriegen woll­ten, z. B. Rußland und Baden, England und Sachsen. Warum sollten nicht einige von diesen kleinen Ländern ein Bündniß mit einander schließen und formelle Verträge unterzeichnen, wonach sie sich verpflichteten, einander nicht zu bekriegen, ohne sich zuerst auf ein Schiedsgericht berufen zu haben? Man könnte erwidern, daß so etwas unnütz wäre. Aber nur sachte! So ganz unnütz wäre es nicht. Ein Bach kann unnütz sein, doch mittelst eines Dammes wird er zum Mühlenbach, und damit fängt er zu wirken an. England könnte mit aller Sicherheit an die Spitze treten, und je eher dies geschieht, je größer werden seine Autorität und seine Macht sein.

Es möge nur mit ein paar Ländern der An­fang gemacht werden, und zwar mit solchen, welchen es als eine reine Formalitätssache erscheinen dürfte. Da nun die Zahl der Länder, welche England nie­mals bekriegen werden, eine stets wachsende ist, so würde damit im gleichen Grade auch die Zahl seiner Bundesgenossen wachsen, welche alle bereit sein wür­den, einen gemeinsamen Grundsatz aufrechtzuerhalten, ja im Nothfall durch ihre vereinten und daher un­widerstehlichen Kräfte zur Geltung zu bringen. Wür­den Schweden, Dänemark, Belgien, Holland, Por­tugal, Spanien, Italien, Griechenland, Rumänien nicht, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern.

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