als Versicherungsagent anwesende Kaufmann Julius Schaal wurde am Kopfe bedeutend verletzt, wäh­rend Spritzenmeister Grözinger und der Feuerwehr­arzt Dr. Krais an den Schultern beschädigt wur­den. Lamparter hinterläßt eine Wittwe und 4 Wai­sen. Auch die anderen beiden schwerverletzten Män­ner sind Familienväter. Die Theilnahme an diesem erschütternden Unglücksfall ist eine allgemeine. Ueber die Entstehung des Brandes ist bis jetzt nichts Näheres bekannt, man vermuthet jedoch, daß dieselbe auf Unvorsichtigkeit zurückzuführcn ist.

In Alten selben OA. Crailsheim schnitt eine im Be­trieb befindliche Futtcrschneidmaschine einem 6jährigen Mädchen beide Hände ab. Das Kind starb noch am gleichen Abend an Verblutung.

In Ellwangen feierte dieser Tage der 64jähr!ge Stadtförster Marz sein 40jähriges Dienstjubiläum. Namens der biirgcrl. Collegicn wurde ihm aus diesem Anlaß 300 in Gold überreicht.

In Buchau wurde dem sogen. Seilerbauern 78000 Mark aus seinem Kasten gestohlen. Bon dem Diebe hat man noch keine Spur.

Br and fälle: In Wüstenroth (Weins­berg) am 13. Nov., Abends 6 Uhr, ein Wohnhaus etwa zur Hälfte: auf dem Kopfenhof, Gemeinde Leidringen (Sulz), am 18. Nov., Morgens 2'/s Uhr, ein Wohnhaus sammt Scheuer. Der Eigenlhümer ist verhaftet.

Zum Stromerwesen. Daß der ächte Stromer doch Respekt vor strengen Naturalverpflcgungseinrichtungen hat. möge folgende kurze Notiz beweisen. Auf einem Grenzstock zwischen den Obcrämtern B. und U. stehen zwei Inschriften. Auf dem Arm des Lbcramts U., welches keine Naturalvcrpflegung hat, stehen die Worte:Dieser Obcramtmann ist zünftig"; auf dem Arni des Oberamtcs B. (mit Naturalvcrpflegung) steht die schreckliche Warnung:Dieser Oberamtmann muß Glüd für Glüd verrissen werden." (Sch. M.)

Der berühmteste Trompeter feiert ein seltenes Jubiläum. Victor v. Scheffels prächtige Dichtung: Der Trompeter von Säckingen" erscheint zum Weihnachtsfest in 100. Auflage.

Würz bürg, 20. Nov. DerFrkf. Ztg wird über ein Duell geschrieben: Vor wenigen Tagen trat Hauptmann Emmerich mit seiner Frau in eine Deli­katessenhandlung, welche in demselben Moment der Läudiosus Scheyer zu verlassen sich anschickte. Scheyer stieß an Hauptmann E. und dieser machte eine abfällige Bemerkung, worauf Sch. erwiderte: Würde ich die Dame, die Sie am Arme führen, nicht respektiren, ich würde Sie ohrfeigen." Sch. sandte nun dem E. eine Pistolenforderung. Haupt­mann E. unterbreitete die Angelegenheit dem Ehren- ralhe des Regiments und dieser entschied, daß E. der Forderung Folge zu leisten habe. Um Us8 Uhr trafen verabredungsgemäß die beiden Gegner mit ihren Sekundanten, Zeugen und einem Paukarzte in der Nähe des Militärschießplatzes im Gulteudcrgcr Walde zusammen. Nach vergeblichem Versuch, die Sache beizulegen, schritt man zur Absteckung der Distanze und zur Ansloosung der Plätze und Waffen. Auf Kommandodrei" fielen beide Schüsse fast gleichzeitig, Hauptmann E. sank sofort zusammen und war auf der Stelle todt. Vor Jahresfrist hei- rathete Emmerich und hinterläßt nun eine Wittwe mit einem wenige Wochen alten Kinde. (W. L.)

Der Gerichtsvollzieher Zimnlcrmaim in Cuerdorf bei Kissingcn brannte voriges Jahr dnrch, ohne etwas znrück- zulasscn als Weib und Kind. Drüben legte er sich aus Stra­ßenraub, wurde in Chicago ergriffen und aufgehängt.

Das oberbaycrischc Schwurgericht zu München ver- urthcilke den 21jährigen Commis Mclzl von München, der in Tunis den Commis Glas von Freising ermordet und außer­dem eine Reihe großartiger Betrügereien verübt halte, zum Tode und zu 15 Jahren Zuchthaus. In der Verhandlung, welche 20z Tage lang dauerte, kamen über 300 Aktenstücke, das Resultat der von dem deutschen Generalkonsul in Tunis Dr. Nachtigall mit thätiger Unterstützung der sranzösischen Be­hörden geführten Untersuchung, zur Verlesung.

Berlin, 17. Nov. Ein junger Mann, wel­cher in einem hiesigen Geschäft bedienstet ist, bat ein Fünftel des sächsischen Hauptgewinnes von 500 000 Mark gewonnen. 84 000 sind demselben Heine ausgczahlt worden.

Berlin, 20. Nov. Der Kaiser erthcilte heute Mittag dem nach Petersburg zurnckkehrcnden Bot­schafter von Schleinitz und hierauf dem russischen Minister des Aeußern, v. Gicrs, Audienzen. Zu dem Nachmittags beim Kaiser stattfiudenden größeren Diner sind beide mit Einladungen beehrt worden.

Berlin, 2l. Nov. Während die Zeituugs- kämpfe über die Zweckmäßigkeit einer Verständigung der liberalen Gruppen fortdanern, ist eine Eini­gung thatsächlich derart privatim erzielt worden, daß in jeder Fraktion große Majoritäten für die Idee gewonnen sind. Die Beschlußfassung wurde bis zur

Wiedergenesung des einflußreichen und versöhnlichen Prof. Virchow vertagt. (N. T-)

Die Feriencolonien für arme und kränkliche Schulkinder stammen aus Nordamerika. Dort haben sie einen großartigen Umfang angenommen. Bei New-Iork gibt es allein dreiSvmmerheime", in denen zusammen ca. 34 000 Kinder jgroßer Städte auf längere oder kürzere Zeit verpflegt werden. Zum Theil kommen die Mütter mit ihren Kindern. Zur Mittagsmahlzeit werden Weißbrod, Rindsbraten, Kartoffeln und Reispudding, am Abend Weißbrod, Syrup, Kuchen, Beeren, Früchte verabreicht. In einer Anstalt werden Kühe gehalten und die Kinder können beste frische Milch trinken, so viel sic Durst haben. Wahrlich ein schöner, echt christlicher Ge­danke, an den Kindern solche Barmherzigkeit zu üben. Es kommt auch in unserem deutschen Vaterland von Jahr zu Jahr in immer größerer Ausdehnung zur Ausführung.

Beim Tode Kinkels wird an die Vertheidi- gungsrede, welche er nach seiner Gefangennehmung 1849 hielt, erinnert. In derselben kommt folgende prophetische Stelle vor:Wenn die Krone Preußen jetzt endlich eine kühne und starke Politik verfolgt, wenn es der königl. Hoheit unseres Thron­folgers, des Prinzen von Preußen, gelingt, mit dem Schwerte denn anders wirds nicht Deutsch­land in eins zu schmieden und groß und geachtet bei unfern Nachbarn hinzustellen, uns der innern Frei­heit wirklich und dauernd zu versichern, Handel und Wandel wieder zu heben, die Militärlast, die jetzt zu schwer auf Preußen drückt, gleichmäßiger auf das ganze Deutschland zu vertheilen und vor allem den Armen in meinem Volke, als deren Vertreter ich mich fühle, Brot zu schaffen: gelingt das Ihrer Partei, nun, bei meinem Eide! die Ehre und die Größe meines Vaterlandes sind mir theurer, als meine Staatsideale: ich würde einer der ersten sein, die mit frohem Herzen riefen:Es lebe das deutsche Kaiserthum, es lebe das Kaiserthum Hohenzollern!""

Zu dem Besuch des Ministers v. Giers in Varzin schreibt dieKöln. Ztg.":Einzelne Russen, die sich hier aufhalten, meinen, daß Herr v. Giers durch diesen Besuch seine Stellung in Rußland nicht verbessere. Man müsse also annchmeu, daß er wich­tige und bestimmte Gründe zu diesem Besuche habe. Indessen steht der russische Minister auf einem so guten Fuße mit dem Reichskanzler, daß auch ein Höflichkeitsbesuch nichts auffallendes haben könnte. In jedem Falle deutet es auf eine friedliche Lage, daß Herr v. Giers sich auf mehrere Monate beur­lauben lassen konnte." (St.-A.)

Der Besuch des Herrn v. Giers in Varzin wird von den Wiener Blättern als eine frohe Frie­densbotschaft begrüßt. DiePresse" meint, Rußland werde sich dem austrodeutschen Bunde anschließeu; dieNeue freie Presse" sagt, die Doppelentrevue der leitenden Staatsmänner der drei Kaisermächte werde, da Giers auch nach Wien komme, sicherlich die vor­handenen Mißverständnisse beseitigen.

Die Versicherung in der preußischen Thronrede, daß der Friede für die nächste Zeit gesichert sei, verdanken wir dem Kaiser Wilhelm. Es war sein Herzenswunsch, diese Beruhigung dem deutschen Volke zu geben und sie hat auch gute Wirkung ge- than. Auf feinen ausdrücklichen Wunsch wurde diese Stelle in die Thronrede ausgenommen, obwohl die auswärtige Politik sonst nur in der Thronrede im Reichstage eine Stelle hat.

Oestrrreich-Ungarn.

Wien, 19. Nov. Eine heute Vormittag ab­gehaltene Setzerversammlung verlief sehr ruhig. Die Versammlung beschloß die Fortsetzung des Kam­pfes. Der Führer der Setzer, Höger, wurde als Messias der Buchdrucker gefeiert. Ein Wacht­mann wurde arretirt, als er Nachts antisemitische Vignetten an die Hausthüren klebte.

Italien-

Genua, 18. Novbr. Aus Anlaß der bevor­stehenden Eröffnung der Strecke Pino-Novarra er­ließ der Bürgermeister eine Proklamation an die Be­völkerung, den Vertretern Deutschlands und der Schweiz einen guten Empfang zu bereiten, welche hierhergekommen seien, um in der Vollendung der das Millelmeer und Ceutral-Europa näher rückenden großen Verkehrsader der Gotthardbahu einen Triumph der Wissenschaft und Arbeit, das Unterpfand des Friedens, des Verkehrs und der Befestigung der Baude zu feiern, welche Italien mit den genannten

Nationen verknüpfen. Der Minister Baccarini, meh­rere Senatoren und Deputirte sind angekommen. Schweiz.

Zürich, 19. Nov. Die Mörderin in Glattfelden hat im Dunkel der Schlafkammer laut Gcständniß eine halbe Stunde lang mit der Psarrersfrnu gerungen, bis cs ihr gelang, sie zu erwürgen, wodurch sie die Zeugin ihres kaum 400 Fran­ken betragenden Diebstahls beseitigen wollte. Das Mädchen zeigt keine Reue.

Frankreich.

Paris, 20. Nov. Der Voltaire bringt heute einen Leitartikel, oomxlot rovulisto" überschrie­ben, in welchem er die Actionsmittel der Legitimisten zum Sturz der Republik enthüllt. Bei der pronon- cirten Stellung Voltaires zu Gambetta mögen fol­gende Angaben wichtig erscheinen: Das Schicksal des Grafen Chambord beschäftige augenblicklich das mo­narchische Europa. Deutschland sei seiner Restau­ration nicht mehr so feindlich gesinnt als zu Arnim's Zeit. Oesterreich gehe mit Deutschland, vielleicht auch Italien, wo Nigra von Einfluß sei. Eine Mani­festation Chambord's sei zu erwarten, durch welche er die Tricolore versprechen werde. In Paris seien zwanzig royalistische Comite's constituirt und 300 Preßorgane sind zu seinen Gunsten thätig. Beson­ders große Hoffnungen setzt Graf Chambord auf die Armee, und vielleicht mit Recht, denn alle Anzeichen deuten auf eine baldige Action der Legitimisten hin.

Frau Tauner, durch ihren hungerfroheu Ehegcmahl dem Namen nach wctlbckannt, ist soeben in Frankreich ange­langt. Sie ist von ihrem Mann geschieden, weil dieser an ihr durch Experimente sestzustelleu suchte, welchen Einfluss gewisse Speisen aus den Charakter des Menschen ausüben. So z. B. mußte die Aermste längere Zeit täglich bis 2 Kilogr. Schmink­bohnen essen!

Belgien und Holland.

Das belgische Heer hat eine überraschende Erbschaft ge­macht. Eine betagte Jungfrau in Brüssel hat ihm ihr Ver­mögen von 1 Million Franks vermacht. So entschieden wie ihre Zuneigung hat sie aber auch ihre Abneigung ausgedrückt; denn 10 namentlich bezeichncte Regimenter hat sie von der Erbschaft ausgeschlossen, ohne den Grund ihres Grolles an- zudcuten.

England.

In Manchester ist ein ganzes großes Häu­serviertel, meist Fabriken, in Feuer aufgcgangen.

Rußland.

Moskau, 10. Novbr. Ueber die Ermordung e.incs deutschen Arztes durch einen russischen Fürsten berichtet die deutscheMoskauer Ztg.": Dr. Schmidt, aus Deutschland gebürtig, der in Berlin und Rostock Medizin stu- dirt, 1870 den Krieg gegen Frankreich als Militärarzt mitge­macht hatte, hatte sich in Rußland als Landwirtb und Indu­strieller versucht und übernahm 1880 die Verwaltung der Gü­ter des Fürsten und der Fürstin Grusinski. Nachdem in Folge der Verschwendung des Fürsten das Vermögen desselben sich verflüchtigt hatte, übergab die Fürstin, welche inzwischen auch schon beim Obervormundschaftsgerichte Schritte gethan hatte, um wenigstens ihr Gut Ssvkruschkowa dem Einflüsse ihres Mannes zu entziehen und ihren sieben Kindern zu erhalten, dem Schmidt Vollmacht und alleinige Verfügung über dieses Gut, und Schmidt siedelte dorthin über, während der Fürst drei Werst davon entfernt wohnte und die Fürstin in Moskau oder Petersburg lebte. Nachdem Grusinski mehrmals, aber stets vergebens, seine Frau ersucht hatte, die dem Verwalter erthcilte Vollmacht zurückzunehmen und ihm selber die Ver­waltung des Gutes anzuvertrauen, wandte er sich direkt an Schmidt selbst, bot ihm 5000 Rubel, im Falle er die Voll­macht freiwillig zurückgeben und ihm auch die von seiner Ehe­frau zum Aufbewahren anvertrauten vormundschaftlichen Pa­piere überantworten wolle. Schmidt weigerte sich entschieden, diesem Ansinnen nachzukommen. Der Fürst Grusinski schied von ihm unter schweren Drohungen, die sich nur zu bald ver­wirklichten. An dem für Schmidt so verhängnißvollen Sonn­tage, früh um zehn Uhr, fuhr Grusinski vor die Wohnung des Schmidt. Dieser, welcher sich mit einem Untcrverwalter auf seinem Zimmer befand, sab ihn ankommen, schickte ihm den Letzteren entgegen mit der Meldung, daß er nicht im Stande sei, ihn zu sprechen und schloß sich in seinem Zimmer ein. Während Schmidt, am Fenster seines Zimmers stehend, die Abfahrt des Fürsten erwartete, erschien dieser plötzlich (vor dem Fenster, an welchem Schmidt stand, schob eine in der Nähe stehende Kiste unter dasselbe, sprang auf die Kiste, schlug eine Scheibe ein und schoß durch die Lesfnung auf Schmidt mit einem Revolver. Schmidt wurde von der Kugel am rech­ten Schultergelenke getroffen und flüchtete Hilfe rufend aus dem Zimmer. Auf dem Korridor, wo seine Leute sich au f- hiclten, begegnete er auch schon dem Fürsten, der ihm sofort eine zweite Kugel aus dem Revolver in die rechte Brustscite zusandte und als Schmidt in Folge dessen zusammenbrach, ihn noch mit einer dritten Kugel in den Hals dicht über dem Brust­beine schoß. Die Dienerschaft des Schmidt flüchtete vor dem Fürsten, so daß letzterer selbst ini Verein mit zwei Bauern den Sterbenden nach dem Zimmer trug und auf das Bett legte. Hierauf schickte er nach einem Zimmermann, bestellte einen Sarg für den Sterbenden, ließ sich Leinwand reichen, verband seinen beim Einschlagen des Fensters verletzten Finger und als nach einer halben Stunde bei dem Verwundeten sich Todeszuckungen einstelltcu, schleuderte er ihm eine Schüssel Wasser in das Gesicht. Kaum hatte Schmidt den letzten Athem- zug ausgehaucht, so durchwühlte der Fürst seine Taschen, zog den Schlüssel zu dessen Kommode hervor, breitete ein Bett­tuch vor dieselbe, schüttete den ganzen Inhalt der Kommode auf dasselbe, band Alles zusammen und fuhr damit fort, nach-