nicht einen solchen schlimmen Charakter haben," sagte sich Gisela und das stets zur Verzeihung geneigte Herz der edlen Dame begann dem Manne zu verzeihen, der sie einst schnöde verlassen hatte, ja, der Baron Curt, dem Gisela früher nie mit leidenschaftlicher Liebe zugethan war, erschien ihr jetzt wie ein vollendeter Kavalier, der einen scharfen Läuterungs- prozeß durchgemacht hatte. Das versöhnte und hoffnungsvolle Herz der Baroneß Gisela ging noch weiter, sie hielt es sogar für möglich, nunmehr mit dem Baron Evrt noch ein glückliches Eheleben führen zu können. Diese Wandlung im Herzen Gisela's war sowohl durch die stattgehabten letzten Vorgänge, als auch durch ihr echt weibliches Gemüth bewirkt, welches die Ehe als ein unlösliches, von der Religion geschätztes Band zwischen zwei Gatten betrachtete und somit erfreut war, im entscheidenden Momente vielleicht die Trennung dieses Bandes noch verhindern zu können. Und nun der letzte Punkt, welcher auf das Ge- müthsleben der Baroneß Gisela von großem Einfluß war.
Dieser betraf die Baroneß Gertrud von Swo- bada, augenscheinlich ein reizendes junges Mädchen, ausgestattet mit den besten Gaben des Herzens und Geistes, welches als eine Flehende vor der Baroneß Gisela, ihrer Schwägerin, stand und bei dieser Schutz suchte gegen ein rauhes Glück, welches wohl Niemand ändern konnte als der Vater Gisela's, der durch seine Millionen allmächtige Banquier Nepomuck.
All' diese Umstände ließen im Herzen der Baroneß Gisela den Wunsch reifen, das schmerzliche Geschick, welches der Familie Swobada drohte, zu verhindern, doch erschien dies selbst für die edle Gisela, die Tochter eines Millionärs, als eine unlösbare Aufgabe. Sie konnte nicht hineilen zu dem Baron Curt von Swobada und sich ihm als Gemahlin auf' drängen. Ihr weiblicher Stolz ließ das unmöglich zu und dann hätte dieser Schritt auch die Mißbilligung ihres Vaters, der darin eine neue Demüthignng seiner Tochter erblicken mußte, gesunden. Etwas thnn wollte Gisela doch zu Gunsten der Familie Swobada,
nur war es ihr noch recht unklar, was sie eigentlich thun sollte, denn erstens sollte es ohne die Mithilfe ihres Vaters sein und zweitens sollte es heimlich geschehen, Niemand und die Familie Swobada am allerwenigsten sollte eine Ahnung haben, daß Gisela irgendwo die Hand im Spiele hätte. Sie brauchte zu diesem Zwecke aber offenbar eine Vertrauensperson, die sich indessen auch recht schwer finden ließ. Gisela dachte wohl an Seyfried. Dieser war aber der Vertraute ihres Vaters und deßhalb faßte sie in dieser Angelegenheit, von der ihr Vater nichts wissen sollte, kein rechtes Vertrauen zu Seyfried. In Neudegg war Baroneß Gisela auch von allen außergewöhnlichen Hülfsmitteln abgeschnitten und sie kam daher nach einigem Ueberlegen zu dem Entschuß, nach Wien zu reisen und dort ihren Plan reifen zu lassen und zur Ausführung zu bringen. Am andern Morgen, nachdem sie noch am Abend vorher einen Brief an ihren Vater bezüglich ihrer Ankunft in Wien geschrieben hatte, fuhr Baroneß Gisela in einem eleganten Reiscwagen von Neudegg nach der österreichischen Hauptstadt ab.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Das Pfeife »rauchen. „Wenn mein Pfeifchen dampft und glüht", singt Pfeffel und preist begeistert die Vorzüge eines guten Pfeifchens. Allein trotz dieser Vorzüge hat (vom Standpunkt des Rauchers aus gesagt) die edle Sitte des Pfeifenrauchens immer mehr an Boden verloren, und das altehrwürdige Pfeifchen ist Schritt für Schritt der modernen Cigarre gewichen. Woher kommt diese Erscheinung, während doch allgemein anerkannt ist, daß der Rauchtabak weniger der Verfälschung unterworfen ist als die Cigarre, und daß das Tabakrauchen nicht bloß billiger sondern auch entschieden gesünder ist als das Cigarrenrauchen? Die Antwort liegt nahe. Mancher würde zwar das Stopfen der Pfeife der lieben alten Gewohnheit zulieb noch gern in den Kauf nehmen;
aber das lästige Reinigen derselben (das doch unbedingt nothwendig ist, wenn man die bekannte beißende Empfindung an den Geschmacksorganen vermeiden will), das ists, was dem Raucher nicht behagt, was der bequemeren Cigarre den Vorrang verschafft und schließlich der Pfeife auf Jahre hinaus ihren Ruheplatz an der Wand anweist. Es gibt nun aber ein Mittel, jenes Raucherkreuz zu beseitigen, das im Folgenden mitgetheilt werden soll: Man fülle nemlich den Wassersack, der nicht zu klein sein darf, mit kaltem Wasser und zwar bis zu dem Punkte, wo er sich in seine beiden Hälften trennt, so daß keine direkte Verbindung zwischen dem brennenden Tabak und dem Mund des Rauchers mehr besteht, sondern der Rauch durch das Wasser hindurch muß. Dadurch wird nicht blos der Rauch abgekühlt, sondern es bleiben auch alle schädlichen Be- standtheile desselben im Wasser zurück, so daß er im Mund des Rauchers eine äußerst angenehme Empfindung erzeugt. Natürlich wird nach jedem Pfeifchen das nun lau und unrein gewordene Wasser ausgeschüttet. Wers Prokuren und sich ein richtiges Urtheil bilden will, möge sich vorher eine gründliche Entfernung der alten, oft mehrjährigen Aufspeicherungen in seiner Pfeife nicht verdrießen lassen, kroliatum 68t.
— Um Zwiebeln gut den Winter hindurch aufbewahren zu können, empfiehlt sich ein Austrocknen derselben am warmen Ofen, worauf man sie an frostfreie Orte bringt. Gut ausgetrocknete Zwiebeln geben auch im Frühjahr vie besten Steckzwiebeln ab.
— Behandlung des Pelzwerks. Pelzwerk sieht oft, wenn es einige Monate nicht gebraucht wird, alt und zusammengedrückt aus. Diesen Fehler verbessert man dadurch, daß man etwas Kleie warm macht und damit das Pelzwerk tüchtig reibt, worauf man es ausklopft und tüchtig ausbürstet.
— Ein Ehepaar, wovon die Frau einer Lantippe nicht unähnlich, stiegen auf den Thurm der Domkirche zu M. Als sic hcrunterkameu, begegnete ihnen ein Be
kannter, der den Mann fragte, wo sie gewesen wären? — Ganz leise sagte dieser hierauf: „Ich habe einen Drachen steigen lassen."
Revier P s a l z g r a f e n w e i l e r.
Steinbeisuhr- ä: Zer kleinerungs-Attord.
Mittwoch den 22. November, Vormittags 10 Uhr, wird die Beifuhr und Zerkleinerung von 2260 Nutzlasten Kalkstein für verschiedene Wege des Reviers im Gasthaus znm Schwanen in Pfalzgrafcn- weiler veralkordirt.
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Nächsten Montag den 20. d. Mts.,
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Zusammenkunft beim Rathhaus.
Den 13. November 1882.
Schultheißenamt.
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Stand am 1 . Mtober 1882 .
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137,930,000 „
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zahlung der Versicherungssumme nach Beibringung der Sterbefallnachweisunge».
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Frankfurter Geldkurs oem 14. November 1883. 20 Fraukenstücke . . . 16 17—20 4
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Verantwortlicher Redakteur: Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.