mschen Ministers Depretis hat, wie überall, auch hier den besten Eindruck gemacht; namentlich ist man erfreut über die Entschiedenheit, womit er den Anschluß Italiens an Deutschland und Oesterreich empfiehlt. Die italienische Regierung glaubt offenbar an die Erhaltung des Friedens, und dieser Glaube herrscht auch bei uns entschieden vor.
Die „Germania" motivirt das Zusammengehen der Centrumspartei mit den Demokraten bei der kürzlich erfolgten Nachwahl im vierzehnten würt- tembergischen Wahlkreise mit der Stellung der beiden Kandidaten zum Kulturkampf. „Es darf kein Kulturkämpfer gewählt werden und deßhalb haben die Katholiken für Höhnte gestimmt." Hiezu bemerkt die „Nordd. Allg. Z.": „Es gehört die vollendete Heuchelei der „Germania" dazu, um den Kulturkampf zur Rechtfertigung der demokratisch-klerikalen Allianz in Württemberg in's Feld zu führen. Soll der Kulturkampf in Preußen von Württemberg aus geschlichtet werden ? Liegt überhaupt die Entscheidung in diesem Konflikte in so bedeutsamer Weise beim Reichstag, daß die württembergischen Katholiken sich unabwendbar gedrungen fühlen mußten, den Vertreter einer politischen Richtung zu wählen, die jede positive Religion überhaupt verwirft? Vom Standpunkt der „Germania" selbst heißt das doch nicht anders als: den Teufel mit Beelzebub auszutreiben, und so reich ausgestattet an sophistischen Gründen das Arsenal der „Germania" sonst auch sein mag, so wird es ihr doch kaum gelingen, dies Verfahren auch nur aus dem Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit zu rechtfertigen."
Aus einem Briefe Bismarcks: „Ew. rc. danke ich verbindlichst für die freundliche Uebersendung Ihres Werkes. Die fesselnde Schilderung und die naturgetreuen Abbildungen haben die Abneigung überwunden, welche mich sonst abhält, deutsche Bücher mit lateinischen Lettern zu lesen, weil ich mit der Zeit, welche Geschäfte und Gesundheit zu meiner Verfügung lassen, haushälterisch umgehen muß. Ich brauche erfahrungsgemäß 80 Minuten, um die Seitenzahl in lateinischer Schrift zu lesen, die, mit deutschen Lettern gedruckt, eine Stunde erfordert. Französisch oder cnglich mit deutschen Lettern gedruckt, oder Deutsch mit griechischen, wird jedem Leser, auch dem mit allen Alphabeten gleichmäßig vertrauten, die gleiche Schwierigkeit machen. Der gebildete Leser liest nicht Buchstabenzeichen, sondern Wortzeichen. Ein deutsches Wort mit lateinischen Buchstaben ist ihm eine eben so fremde Erscheinung, als Ihnen ein griechisches Wort in deutschen Buchstaben sein würde, und uö- thigt zu langsamerem Lesen, gerade so wie die neuerdings eingeführte willkürliche Entstellung unserer hergebrachten Orthographie.
Braunfchweig, 7. Okt. Eine Trichinen- Epidemie, die ganz bedeutende Dimensionen anzu- nehmen droht, ist hier zum Ausbruch gekommen. Etwa 100 Personen aus allen Schichten der Bevölkerung sind bis jetzt von der Krankheit befallen; Todesfälle sind glücklicherweise noch nicht vorgekommen, doch sollen einige der Patienten lebensgefährlich erkrankt sein. Die Epidemie ist auf den Genuß von Mettwurst, Schlackwurst, sowie rohen gehackten Schweinefleisch-Maaren, die fämmtlich aus einer der ersteren Schlächtereien herrühren sollen, zurückzuführen.
Dem „D. Vbl." wird geschrieben: Ein gewisser G. Kemp von Hamburg-Eimsbüttel hatte vor einiger Zeit in den „Fliegenden Blättern" annoncirt, daß gegen 2 ^ 80 ^ Frankozusendung oder 3 „tL Nachnahme eine „magnetische Uhr" zugesendet werde, die so genau wie ein Chronometer die Sonnenzeit anzugeben vermöge. Einsender dieses machte nun eine Posteinzahlung mit 2 80 ; statt der
Uhr kam eine gedruckte Postkarte mit der Erklärung zurück, daß fragliche Uhr erst bis 11. Sept. geliefert werden könne, weil die Bestellungen so zahlreich eingelaufen seien, daß erst eine Nachsendung von England abgewartet werden müsse. Woche um Woche verstrich und auf ein ergangenes Monitorium per Postkarte erfolgte die minder erfreuliche lakonische Rückantwort: „aus Eimsbüttel verschwunden". Ohne Zweifel sind Blanche auf den Leim gegangen und dürfte deßhalb dieses Vorkommniß auch für andere derartige Fülle zur großen Vorsicht mahnen.
Unter den 386 Schülern, mit welchen das Gymnasium zu Beuthen in Schlesien das neue Schuljahr eröffnet hat, befinden sich 146 Katholiken, 79 Evangelische und 161 Juden.
Ein recht hübsches Honorar erhielt dieser Tage der Altcrthumsfvrschcr Dr. O. Rüdiger in Hamburg. Es handelte sich nervlich um eine alte Streitigkeit der Recpschlägcr (Seiler) mit dem Hamburger Staat. Nachdem der Prozeß in der Hohe von 1,650,060 „16 gewonnen worden war, hat die obsiegende Partei dem vr. Rüdiger 26,000 „16 für Durchforschung der alten Rezesse gezahlt.
Berichtigung. Im letzten Blatte muß cs unter der Rubrik Hamburg heißen: bei Kap Racc und nicht Kapitän Rage.
Oekerreiä-Utlaam.
Wien, 11. Okt. Die griechisch-türkische Grenz frage, sowie die diplomatische zwischen der Pforte und Griechenland stattgehabte Controverse wird nunmehr als beendigt angesehen. (Fr. I.)
Triest, 11. Okt. Ein Komplice des Attentäters Oberdank, der Apotheker Demetrio Rogasa, wurde in Prato (Toskana) von der italienischen Polizei verhaftet. Die Haussuchung soll ein komp- letes Laboratorium zur Verfertigung von Sprenggeschossen zu Tage gefördert haben. Rogasa wurde bei der Verhaftung ohnmächtig. (St.-A.)
Der Prager Bürgermeister, Dr. Czerny, hat einen Conflict mit der deutschen Bevölkerung der böhmischen Hauptstadt hervorgerufen. Die deutschen Stadtverordneten und die deutsche Bevölkerung fühlen sich dadurch verletzt, daß sich der Bürgermeister am 8. in seiner Antrittsrede an den Statthalter Baron Kraus fast ausschließlich der czechischen Sprache bediente und überdies Prag als slawische Stadt feierte. Der Bürgermeister setzte sich hierbei mit großer Kühnheit über die Statistik hinweg, welche in Prag eine zahlreiche deutsche Bevölkerung aufweist, deren Stellung, Reichthum und Intelligenz sie vor der Jgnorirung durch den Herrn Bürgermeister schützen sollte. Bei diesem Mangel an Rücksicht für die deutschen Mitbürger wird es den Bürgermeister nicht Wunder nehmen, wenn die versöhnten Schlußworte des Bürgermeisters und seine Aufforderung an die Deutschen, in Frieden und in Eintracht an der gemeinsamen Culturarbeit mitzuwirken, nicht jenen Wiederhall finden sollten, der ihnen im Interesse der Stadt gewiß zu wünschen wäre. In Folge dieser extremen czechisch-nationalen Rede Czerny's wollen die wenigen deutschen Abgeordneten Prags zurücktreten. (Bert. N. Nachr.)
Frankreich.
Paris, 11. Okt. Aus gut informirter Quelle wird mitgetheilt, daß zwischen England und Deutschland durchaus kein offiziell modifizirtes Einverständ- niß herrscht, jedoch soll Graf Mjmster mit allen Vollmachten zur Herbeiführung eines solchen versehen sein.
Spanien.
Die Choleraepidemie auf den Philippinen ist nunmehr in der Abnahme begriffen, nachdem dieselbe während der letzten fünf Wochen 17,000 Eingeborene und 300 Europäer hinweggerafft hatte. Ein von China kommender Dampfer soll die Seuche nach der spanischen Ansiedlung Jlo gebracht haben. Hier verbreitete sie sich in erschreckend rascher Weise unter den Eingeborenen, welche die Krankheit wiederum in die fernsten Theile des Archipels trugen, die nur selten von Europäern besucht werden. Von den Suluinseln kam dann die Plage nach Manila und Luzon in der nördlichen Philippinengruppe. Die Durchschnittszahl der Todesfälle in Manila, der Hauptstadt und dem Sitze der Regierung, betrug täglich 300 Eingeborene und 4—8 Europäer. Die Letztem waren meistens Offiziere und Beamte. Die Zahl der Todesfälle unter den Eingeborenen läßt sich übrigens nur sehr ungenau angeben. Die Ausbreitung der schrecklichen Seuche in den spanischen Kolonien scheint durch die schmutzigen Gewohnheiten der Eingebornen, die ungenügenden Sicherheitsmaß- regelu, die große Hitze, insbesondere aber durch den Widerwillen der Malayen, einen europäischen Arzt zu Hilfe zu rufen, wesentlich befördert worden zu sein.
England.
London, 11. Okt. Laut Nachrichten aus Kairo, soll Baker Pascha die Ansicht ausgesprochen haben, daß zur Neuformirnng einer egyptijchen Armee ein Zeitraum von einem Jahre nothwendig ist, und daß daher die englische Occupation ebenso lange aufrecht erhalten werden müsse. Es sind neuerdings weitere 116 Albanier für die Gendarmerie eingetroffen. Der Haupt-Eunnch Ibrahim-Agar soll in Begleitung von Bewaffneten Arabi Pascha in seiner Zelle besucht und ihm bei dieser Gelegenheit in das Gesicht gespuckt und ihn mißhandelt haben. Engli- scherseits wurde bereits eine Untersuchung des Vorganges angeordnct. (Fr. I.)
Das engl. Städtchen Chesterfield, welches nur 12,000 Einwohner zählt, hat das Gas völlig abgeschafft und die elektrische Beleuchtung eingeführt. Die Lampen befinden sich auf gewöhnlichen Telegraphenstangen; die Elektrizität wird den Lampen durch offene Drähte zugeführt. (Sch. M.)
Rußland.
Der Streit über den Termin der Krönung des Kaisers von Rußland ist vorläufig durch die — „Wiener Zeitung" geschlichtet. Eine Petersburger Korrespondenz des amtlichen Blattes meldet: „Die Krönung ist definitiv auf den Mai verlegt. Niemals hat die Absicht bestanden, diese Feierlichkeit in heimlicher Weise vollziehen zu lassen. Sie wird mit aller Pracht stattfinden und durch ein Manifest einige Monate vorher angekündigt werden. Bis dahin werden die Majestäten schwerlich wieder nach Moskau reisen.
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Handel L Uerkehr.
* Nagold, 13. Okt. Unser gestriger Vieh- und Krämermarkt wurde durch ein in früher Morgenstunde über unser Thal herausgezogencs Gewitter vollständig verregnet. Das zahlreich in die Stadt eingeführte Vieh konnte nicht auf dem Platze ausgestellt werden, weßhalb der Handel mit solchem auch gleich Null war. Auf dem Schweinemarkt dagegen, der wie fast noch nie ungemein stark befahren war, ging der Handel trotz des strömenden Regens ziemlich lebhaft, aber zu Preisen, die auch schon lange nicht mehr dagcwesen. Einzelne Paare wurden zu 15, 12 und 10 „16 erhandelt, der größere Theil aber ging zu niederen Preisen, selbst bis zu 3 -46 ab; ja ein Ver käuser bot das Stück selbst für 1 „16 an. An diesem Preisrückgang der Milchschweine trägt natürlich der starke Ausfall der Kartoffelernte schuld und haben wir daher den Winter über wahrscheinlich Aussicht, zum billigen Kraut recht thenres Fleisch zu haben. — Der Krämermarkt bot einen noch traurigeren Anblick dar. Biele Verkäufer brachten nicht einmal das Standgeld ein, obgleich gegen Mittag der Himmel sich aufheiterte u. das Auspacken der Waare riskirt werden konnte. Aber die meisten Marktlcute hatten sich schon in die Wirthshänser verlaufen und größeren Theils den Heimweg ausgesucht. So noch- öfteres Marktwettcr, dessen Nagold sich besonders rühmen darf, und die Frage der Aufhebung der Krämermärkte findet ohne Gesetzgebung ihre Erledigung.
Reutlingen, 10 . Okt. Die Obstzufuhren ans unserem Bahnhofe nehmen immer größere Verhältnisse an. Gestern standen gegen 30 Waggons zum Verkauf. Vormittags ging der Handel ziemlich flau, dagegen war Nachmittags ein sehr reger Verkehr. Die Preise gingen zurück auf 7 46 bis 7 46 30 4 per Zentner Aepfcl, und 6 46 bis 6 „^6 50 4 für Birnen. Letzterer Preis wurde für extra schöne Champagncrbir- ncn bezahlt.
Reutlingen, 7. Oktbr. (Preise der Lebensbedürfnisse.) 8 Pfund weißes Brod 1 „L 12 4, 8 Pfund schwarzes Brod 96 4 bis 1 46, 1 Paar Wecken (100-110 Gramm) 6 4, 1 Pfd. Ochsenfleisch 62 4, Rindfleisch 46—56 -4, Schweinefleisch 50—54 4, Kalbfleisch 48—50 4, Hammelfleisch 40—50 4, 2 Stück Eier 13-16 4, 1 Pfund Rindschmalz 1 46 10—20 4, Schweineschmalz 80 4 bis 1 46, Butter 95 bis 1 46
Hcilbronn, 10. Okt. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Beim heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst ans 5 46 40 4 bis 7 „66 60 4 per Ztr. Gcbr. Obst per Ztr. 8 bis 12 <46 Kartoffeln: gelbe 3 <46 80 4 bis 4 46 10 4 per Ztr., Wurstkartoffcln 4 -16 20 4 bis 4 -16 30 4 per Ztr., blaue 5 46 per Ztr.
Ulm, 10. Okt. (Tuchmesse.) Im Laufe des gestrigen Vormittags ging das Geschäft befriedigend, dagegen ist Nachmittags und heute Vormittag eine Flauheit cingctretcn. Bessere Tuche und Bukskins, sowie Flanell fanden Absatz.
Eßlingen, 10. Oktbr. Ein hiesiger Weinberg besitzet: ließ gestern die frühen Traubensorten (Portugieser, Lorenz und Silvaner) lesen. Der daraus bereitete Wein zeigte ans der Waage der Weinverbessernngsgesellschaft 6g Grade. (O weh!)
Gestern wurde in Jagsthausen neuer Wein verkauft zu 50 „66 pro Hektoliter. Auslese bedungen.
Brackcnheim, 11. Okt. In Botenheim, wo die Frühlese am 16. beginnt, sind Käufe schwarzer Mißlinge von 80 bis 32 -46 pro Hektoliter bereits abgeschlossen. Gewicht von Portugieser 70». — Die Stadthopfen, Gewicht 314/z Zentner, haben der Stadtlasse 8100 46 eingetragen.
Aus dem Breisgau. Die bessere Oktoberwittcrung wirkt noch sehr wohlthuend auf die Trauben. Die Früh-Bur- gunder-Lese im Rheingau ergab in Büdesheim 50—60 statt sonst 250—300 Fuder; ein in Mainz wohnender Gutsbesitzer vom Rheingau erlöste dieses Jahr 140 „16 gegen 6000 „16 im vorigen Jahre. Also ein gewaltiger Rückschlag in der Quantität, deren Qualität erst abgewartet werden muß. Die Trauben iu allen Lagen sind reif und reifen; trinkbar wird deren Erzeugnis;, aber das „Bouquet" fehlt, sagen unsere Winzer; sie freuen sich, daß die Anwendung des Traubenzuckers verboten ist.
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Allerlei.
— Behandlung der Saatkartvffeln. Man hat die Erfahrung gemacht, daß aus Samen gezogene »- Reben der Reblaus widerstehen. Sollte cs sich mit der Kartoffel und Kartoffelkrankheit nicht ebenso verhalten? Es wäre eine große Wohlthat, wenn auf irgend eine Weise für fortgchende Erneuerung der Kartoffel aus Samen gesorgt würde, und vielleicht probirt es einer oder der andere mit einem kleinen Quantum. Indessen sollte man wenigstens die größte Sorgfalt auf die Behandlung der Saatkartoffeln verwenden. Was geschieht aber? Im Herbst werden die Kartoffeln, wie sie aus der Erde kommen, in dumpfen Kellern zu großen Haufen aufgeschültet, so daß nothwendig, besonders in den unten liegenden bald der Trieb geweckt wird. Im Frühjahr zur