gesagt als gethan. Das Wichtigste dabei ist. daß von solcher Seite, die gut unterrichtet ist, ein Krieg mit Rußland als nahezu unvermeidlich erklärt wird.
Die Berliner machen der Kaiserstadt Wien mitunter den Vorwurf, daß sie nicht deutsch genug sei. Wien selbst klagt, daß es trotz seiner Vorzüge von Fremden nicht genug besucht sei. Um beiden Uebelständen abzuhelfen, hat die städtische Behörde eine besondere Commission eingesetzt, welche sich „Fremden-Erzeugungskommission" nennt. Das ist allerdings Deutsch, aber ein erschreckendes Deutsch und noch etwas mehr. —
Der Kriegskorrespondent der „Köln. Ztg." in Egypten behauptet mit aller Entschiedenheit, daß die Engländer in den Gefechten möglichst wenig Gefangene machten, sondern daß namentlich in der Haupt- und Schlußaffaire bei Tel-el-Kebir ein großer, wahrscheinlich der größte Theil der feindlichen Verwundeten nachträglich von den Engländern ge- tödtet worden sei. Der Korrespondent erzählt, daß er selbst dabei gewesen sei, wie man egyptische Verwundete getödtet habe; er habe auch ein dutzendmal aus dem Munde englischer Soldaten gehört, daß sie keinen Pardon gegeben, weil zuweilen egyptische Verwundete, die sich todt gestellt, sich plötzlich herumgedreht und gefeuert hätten. Ein egyptischer Verwundeter erschoß sogar einen Engländer, der ihm Wasser reichte, ein anderer einen Engländer, der ihm den Rücken zuwandte. Den einen dieser beiden Egypter band man während der Nacht an einen Wagen oder eine Kanone, als aber der Morgen kam, war ihm der Schädel zerschmettert. Die Dragoner haben dem Korrespondenten erzählt, daß die Kavallerie niemals Pardon gegeben und niemals feindliche Verwundete zurückgelassen habe. Auch seien unmenschliche Grausamkeiten an den Verwundeten begangen worden, u. a. habe sich ein zu dem bei Belbeis stehenden Schottenbataillon gehöriger Mann unter Vorzeigung einiger Trophäen gerühmt, daß er einen verwundeten höhern Offizier tüchtig mit dem Seitengewehr bearbeitet, ihn dann nackt ausgekleidet und als er sah, daß der Mann noch immer lebe, ihm den Schädel zertrümmert habe n. s. w.
InDransfeld sind durch die jüngste Feuersbrunst 40 Wohnhäuser und 50 Nebengebäude eingeäschert worden. Brandstiftung ist sehr wahrscheinlich. Der mnthmaßliche Verbrecher ist verhaftet.
Hamburg, 10. Okt. (N. Heilbr. Tagblatt.) Der der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Aktien- Gesellschast gehörige Postdampfer „Herder", Kapitän Rage hat in Folge starken Nebels Schiffbruch erlitten und ist untergegangen. Die Passagiere und Mannschaften konnten gerettet werden, auch die Postsäcke sind geborgen, dagegen befürchtet man, daß die übrige Ladung des Schiffes total verloren sei. Oesterreich-Ungarn.
Wie aus Wien gemeldet wird, hat die Kaiserin Eugenie das Schloß Wasserberg in Steuermark, das durch seinen herrlichen Park berühmt ist, für 60,000 Pfd. St. von dem Baron Herzinger gekauft. Die Kaiserin soll England in heftigem Groll verlassen haben, da die übertriebenen Aufmerksamkeiten, die dem König Cetewayo dargebracht wurden, sie verstimmten.
Einen cigenthümlichen Selbstmordversuch hat eine Frau in Pest gemacht. Sie setzte sich in einer öffentlichen Bade-Anstait aus einem mitgcbrachten Glase sechzig Blutegel an, kleidete sich dann an und ging mit den Blutsaugern am Leibe nach Haus. Unterwegs aber sank sie aus der Straße bewußtlos nieder und wurde, von den Thiercn förmlich zerfleischt, ins Spital gebracht.
Schweden und Norwegen.
sEin Fuchs als Haushunds ist gewiß eine Seltenheit. Ein schwedischer Landmann hat vor eiligen Jahren einen Reineke gefangen und gezähmt, so daß das Thier jetzt vollständig die Stelle eines Haushundes vertritt, mit den Bewohnern des Gefliigclhofes auf vertrautestem Fuße lebt, den Familienmitgliedern nachläuft u. s. w. Leider ist der Besitzer dieses Juwels von Fuchs mit seiner Gemeindebehörde in Zwiespalt gerathen, indem die Abschätzungskommission ihn für seinen merkwürdigen „Tiras" zur Hundesteuer heranziehen will, wogegen er kräftig protestirt. Die Kommission sagt: Wer Hundedienste verrichtet, ist als Hund zu behandeln; der Bauer satzt: Fuchs bleibt Fuchs. Eine juristische,Streitfrage, wer löst sie?
Italien.
Nom, 7. Okt. Der Papst spendete den Ueber- schwemmten noch einmal 15,000 Lire.
Mailand, 6. Okt. Es regnet seit 3 Tagen heftig und beinahe ununterbrochen fort und die Furcht der Ueberschwemmung im Venetianischen steigt wieder auf den höchsten Grad. Flüsse, die bisher in ihren Beiten blieben, traten aus, zerbrachen die noch standhaft gebliebenen Dämme und verursachten unsägliches Unglück, desgleichen Italien bis jetzt nicht
aufzuweisen hat. Der Schaden wächst mit jedem Tage, ja mit jeder Stunde an und leider ist keine Aussicht auf baldiges Ende vorhanden. Tausende von Personen sind einem beständigen stürmischen Regen Tag und Nacht in ganz durchnäßten Kleidern unter freiem Himmel ausgesetzt. Mehrere Ortschaften rechts des Kanals bianco sind gänzlich unter Wasser; es bildete sich ein großer See, aus welchem nur Dächer und Baumspitzen Hervorschauen; wer fliehen konnte, der rettete sich und die Regierung sollte eifrigst darauf bedacht sein, die Obdachlosen der Polesina, wenigstens 40,000 an der Zahl, in sichere Gegenden zu befördern und für deren Unterhalt zu sorgen. Die Dörfer der nieder» Polesina sind vollkommen überschwemmt und Ländereien, welche noch vor wenigen Tagen eine schöne Herbsternte versprachen, stehen jetzt unter Wasser. Für die Wasserkorrektionen werden 25 Mill. nicht genügend sein; denn wenn die Nachhilfe nicht ganz gründlich gemacht wird, kann in Monaten oder wenigen Jahren eine neue, noch schrecklichere Verwüstung unverbesserlichen Schaden bringen. Minister Baccarini soll die Idee haben, eine Ueberschwemmungsversicherungskasse zu gründen und mit dem Projekt vor die neue Kammer zu treten. (Sch. M.)
Frankreich.
Paris, 10. Okt. (Fr. I.) Die Regierung beabsichtigt, gegen die immer lärmender auftretenden legitimistischen Demonstrationen Maßregeln zu ergreifen, besonders gedenkt man gegen den Bischof von Arles vorzugehen, der gestern in seiner Kirche das salvum tue roZom anstimmen ließ.
Ein neuer Erwerbszweig in Paris ist folgender: Ein anständiger Mann geht monatlich von Haus zu Haus, wiegt mit seinem Instrument, einer Kinderwaage, die jüngsten Kinder ab und schreibt das Gewicht auf einen Zettel. Die Eltern erkennen aus diesen Wägungen, ob ihr Kind zu- oder abgenommen hat oder stehen geblieben ist.
Die neuesten Meerschaum-Spitzen und -Pfeifen in Frankreich werden aus Kartoffeln gemacht. Man müßte sic freilich „Mehr-Schaum" schreiben, sie sollen aber den echten sehr ähnlich sein und sogar große Haltbarkeit haben.
Egypten.
Alexandrien, 9. Okt. Der Zusammentritt der Notabelnkammer wird vorgeschlagen, welche die gänzliche Unabhängigkeit Egyptens von der Türkei und die Abschaffung des Tributs, sowie einen höheren Titel für den Khedive proklamiren soll.
Kairo, 9. Okt. Die Untersuchung in dem Rebellenprozesse soll ergeben haben, daß die Rebellen fortdauernd Beziehungen mit dem Sultan unterhielten, selbst zur Zeit der Proclamation gegenüber Ara bi.
Die Kostenvoranschläge des egyptischen Feldzugs (2,300,000 Pfd. St.) werden wahrscheinlich von den wirklichen Kosten nicht übertrvffen. Und diese Kostenvoranschläge waren nicht verschwenderisch angesetzt worden. Vergleicht man damit die Kosten der südafrikanischen Kriege, die 9 Millionen Pfd. St. des abessinischen und die 16 Millionen Pfd. St. des afghanischen Krieges, so begreift man den Stolz des liberalen Kabinets. Es scheint sich bei dieser Rechnungsausstellung von selbst zu verstehen, daß die fernern Kosten für den Unterhalt der in Egypten verbleibenden Truppen vom Khediv gezahlt werden.
Amerika.
Philadelphia, 20. Sept. Im Benton Park zu St. Louis, Missourie, haben die Erdarbeiten zur Aufstellung des Hecker-Denkmals begonnen. Der Tag der Enthüllungsfeierlichkeit ist noch nicht bestimmt.
Die Entwaffnung der nicht eivilisirten Jndia- nerstämme ist nunmehr vom Minister des Innern definitiv beschlossen worden.
Das Staatsdepartement zu Washington hat von dem Ver. Staaten-Gesandten in Bern, Cranz er, einen vom 28. August dadirten Bericht empfangen, in welchem es heißt, daß die Kartoffelernte in der Schweiz gänzlich mißrathen ist. Er empfiehlt dies daher amerikanischen Exporteurs zur Beachtung.
Handel k Verkehr.
Gündring en, 6. Okt. Bierbrauer Prinz von Karlsruhe übernahm 30 Zentner Hopfen, wobei auch die rothcu inbegriffen waren, zu 300 «« von Herrn Baron v. Schertet. Lehrer Sieger erhielt für Prima 340, weitere Käufe zu 305 bis 325 „« Borrath noch ziemlich.
Stuttgart, 9. Oktbr. sLaudesproduktcnbörse.s In Hopfen war heute mehr Waare auf dem Markt wie sonst, allein der Verkauf geht etwas langsamer, doch wurde für Mittel- Qualität 300 „« bezahlt. — Wir notiren per 100 Kilogramm: Waizen, ungarischer 22.50, russischer 21.50, Kernen
22—22.50, je nach Qualität. Gerst«, ungarische X 20.25 bis 20.75, Haber „« 13.40.
Rotten bürg, 6. Okt. (Hopfen.) Die Preise haben eine stetige Tendenz zum Steigen, daher viele Produzenten für jetzt noch nicht mit dem Verkaufe innchalten. Gegenwärtig werden Angebote von 350 gemacht, aber nicht acceptirt; allgemein ist die Ansicht, daß der Hopfen auf 400 „« kommen werde. Auch rother Hopfen geht fortwährend in die Höhe, wird gesucht und bis zu 200 „« per Ctr. bezahlt.
Entringen, 9. Oktbr. (Hopfen.) In den letzten Tagen lebhafter Verkauf zu Preisen von 320-340 ^ pr. Ctr. nebst Leihkauf. Vorrath noch ca. 50—60 Ctr. schöne In. Waare.
Stuttgart, 9. Oktbr. (Mehl- und Produktenbörse.) An heutiger Börse sind als verkauft zur Anzeige gekommen 745 Säcke inländisches Mehl zu folgenden Preisen: Nr. 0: „« 35-37, Nr. 1: „« 34—34.50, Nr. 2: „«32 bis „« 32.50, Nr. 3: „« 30-31.50, Nr. 4: .« 25—25.50. Außerdem kamen noch 700 Säcke ungarisches Mehl als verkauft zur Anzeige.
Stuttgart. Wochenmarkt en xros. Wilhelms- Platz: 5000 Sack Mostobst, der Zentner 7—8 „« Leonhardsplatz: 400 Sack Kartoffeln, der Zentner zu 3,80—4 „« Marktplatz 3500 Stück Filderkraut, das Hundert 9—14 „«
Eßlingen, 8. Oktbr. Der gestrige Wochenmarkt war stark mit Obst, namentlich Aepfeln, befahren. Aus allen Gegenden, vom Remsthal, Schurwald, Lenninger- und Murrthal waren Zufuhren da. Die Preise von Birnen bewegten sich zwischen 6 ^ 50 ^ und 7 die der Aepfel zwischen 8 „« und 8 ^ 50 per Ztr. Mehrere Wagen fanden erst im Laufe des Nachmittags mit Abschlag Käufer und zwar zu 7 „« 80 und 7 „« 60 Sämmtliches Obst war tadellose Waare.
Heilbronn, 7. Okt. (Ledermarkt.) Die Zufuhren, Anfangs nur schwach, haben sich am Markttage selbst noch wesentlich vermehrt und haben schließlich den gewöhnlichen Umfang des Oktobermarktes vollständig erreicht. Der Verkauf hat sich sehr lebhaft gestaltet, und wenn wir auch einen eigentlichen Aufschlag im Allgemeinen nicht nachweiten können, so, ist doch die Stimmung durchgehcnds eine recht feste gewesen. Am stärksten ist die Nachfrage nach Kalblcdcr hcrvorgetreten, von welchem nur wenig zugeführt war.
Ulm, 9. Oktbr. Die heute begonnene Tuchm essc ist von Verkäufern nicht stark besucht. Der Verkauf scheint lebhaft werden zu wollen.
Vom Markgräflerland berichtet die „Br. Ztg" aus Ebringen: Wir können jetzt schon mit Bestimmtheit sagen, daß wir einen recht guten (?) Wein bekommen werden: die Trauben sind alle reif und so wird auch der Wein recht werden und der Absatz wird auch Heuer wieder seinen Weg finden. Der Preis wird sich wieder wie letztes Jahr gestalten.
Aus der Pfalz, 4. Okt. Mit dem „Neuen" steht es an der Bergstraße nicht so schlimm, als mau bei der ungünstigen Witterung erwarten konnte. Die Trauben sind wenigstens in den besseren Lagen süß. Hält die einigermaßen günstigere Witterung an, so wird, hofft man, der 1882er dem 1881er a» Güte nicht viel nachstchcn. Auch die Kartoffelernte fällt, wo sandiger Boden vorherrscht, besser aus, als vermuthet wurde.
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(Fortsetzung.)
Die Morgensonne des Monats August glitzerte und blinkte gar freundlich auf das herrschaftliche Wohnhaus des Baron Andreas von Swobada, als zwei Reiter schon in aller Frühe im munteren Trabe aus dem großen Hofthore ritten und bald auf dem Wege hinter Hecken und Bäumen verschwanden. Kaum eine Viertelstunde später tauchten sie indessen auf einer leichten Anhöhe wieder auf und musterten mit scharfen Blicken die landwirthschaftliche Umgebung. Wir erkennen in den beiden Reitern den Baron Andreas von Swobada und seinen ältesten Sohn, den Baron Curt, welche offenbar dabei beschäftigt waren, ihre ausgedehnten Besitzungen und die darauf beschäftigten Arbeiter zu inspiciren. Sie hatten jetzt offenbar bemerkt, daß die betreffenden Arbeiter aus den angewiesenen Grundstücken anwesend und beschäftigt waren und ritten nun abseits dem Walde zu, wobei sie die Pferde im Schritte gehen ließen und ein Gespräch über die Bewirthschaftung der Güter begannen.
„Ich habe schon häufig betont," sagte der Baron Andreas zu seinem Sohne, „daß in früheren Jahren, wo wir noch bei den Fahnen standen, auf dem Erbtheile unserer Väter viel vernachlässigt worden ist. Miethlinge bleiben Miethlinge und man kann einen Administrator noch so gut bezahlen, so nimmt er die Interessen des Gutsherrn doch niemals so wahr, als wenn der Gutsherr persönlich der Wirth- schaft vorsteht und neben den bedeutenden Unkosten des Offizierlebens in der Hauptstadt trägt in erster Linie die mangelhafte Bewirthschaftung dieser Güter die Schuld daran, daß unsere Vermögensverhältnisse rückwärts gegangen sind. Wir wollen daher nun das Versäumte bestens nachholen, Curt! Du wirst mehr und mehr Gefallen an dem Betriebe der Landwirth- schaft finden und innerhalb drei Jahren müssen wir viel erreicht und zumal unsere Kreditfähigkeit gestärkt haben, denn daß der Banquier Nepomuck uns die hunderttausend Gulden sofort kündigt, wenn die dreijährige Kündigungsfrist abgelaufen ist, bedarf gar keiner weiteren Argumentationen und wir haben nicht
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