Stunde daS Feuer bewältigt und die dem eng gebauten Stadt- Ihcil drohende Gefahr beseitigt werden. Das Feuer ist durch's Hopfcntrockncn entstanden, indem der Zimmcrofen so sehr geheizt wurde, daß Hürden und Hopsen in Flammen gericthen.
Stuttgart, 3. Oktbr. Heute hat hier der erste deutsch-evangelische Kirchengesangsvcreinstag begonnen. Nachmittags um 4 Uhr war Sitzung des Centralausschusses des ev. Kirchengesangvereins für Südwestdeutschland im Hotel Royal. Um 6 Uhr war ein Festgottesdienst in der erleuchteten Stiftskirche, welche vollständig besetzt war. Die Liturgie hielt Hr. Dr. H. A. Koestlin. Die während derselben zur Aufführung gebrachten Chöre wurden von dem Kirchenchore der Hospitalkirche und dem der St. Leonhardskirche in vollendet meisterhafter Weise zum Vortrage gebracht. Die Festpredigt hielt Herr Obcrkonsistorialrath Dr. Sell von Darmstadt. — Abends 8 Uhr fand im Konzertsaale der Liederhallc ein Begrüßungsbankett statt. Die Betheiligung von Herren wie Damen war eine sehr zahlreiche. (Hcilb. Tgbl.)
Stuttgart, 4. Okt. Eine Deputation des Landes-Ausschusses der konservativen Partei Württembergs hatte am 30. v. Mts. die Ehre von seiner Exc. dem Minister des Innern v. Holder in Audienz empfangen zu werden, um die vom Landes- Ausschusse an das Königliche Staats Ministerium eingereichte Bitte, betreffend die Beseitigung der Uebel- stände des Unterstützungswohnsitz-Gesetzes rc., demselben noch besonders zu empfehlen. Der Minister erklärt eine Revision dieses Gesetzes im Sinne der in der Petition ausgesprochenen Grundgedanken für dringend wünschenswerth. Er erkannte an, daß die mit dem Gesetz verbundenen Uebelstände immer mehr hervortretcn und zum Bewußtsein kommen. Andererseits sei die Schwierigkeit einer Abhilfe bei der Verschiedenheit der Verhältnisse und Anschauungen bezüglich dieser Frage in den verschiedenen Theilen Deutsch- lunds nicht zu verkennen. Diese Schwierigkeit sei auch bei den Verhandlungen im Reichstag hervorgetreten. Unter diesen Umständen müsse eine Vermittlung und billige Ausgleichung, durch welche den hauptsächlichsten Mißständen abgeholfen würde, gesucht und angestrebt werden. Bezüglich des zweiten Theils der Bitte um Vergrößerung der Landarmenbezirke sprach sich der Minister dahin aus, daß er die diesfalls ausgesprochenen Wünsche und deren Ausführbarkeit einer ernsten und allseitigen Prüfung zu unterziehen nicht unterlassen werde.
Stuttgart. Nachdem der bisherige Landtagsabgeordnete für Stuttgart Stadt, Rechtsanwalt Lautenschlager, die Erklärung abgegeben, eine Kandidatur nicht mehr annehmen zu wollen, wurde von der deutschen und deutsch-konservativen Partei die Kandidatur dem Herrn Oberbürgermeister Dr. v. Hack angetragen, welcher, wie wir hören, die Annahme zngesagt hat, von demokratischer Seite wird demselben kein Kandidat gegenübergestellt werden.
Heidenheim, 4. Oktober. Bei der gestrigen Reichstagswahl erhielten im Oberamt Heidenheim Hähnle 2379, Magirus 2498, Bebel 266 Stimmen. Voraussichtlich ist eine Stichwahl erforderlich.
Ulm, 2. Okt. Heute Vormittag 10 Uhr wurde der am 29. Sept. in Köln verstorbene Oberstlieut. v. Besen selber zur Erde bestattet.
Ulm, 5. Okt. Definitives Resultat: Hähnle 7376, Magirus 7160, Bebel 304, daher ist Stichwahl nothwendig. (N. D.)
In Obcrdischingen bei Ulm trieb seit Jahren ein Zauberer in Ställen sein Unwesen. Er nahm bedeutende Summe» Geldes mit. Er nagelte an die Stalldeckcn altes Leder, hauptsächlich alte Schnhabiätze, unter Segnungen und salbungsvollem Tröste für die Besitzer des verhexten Viehes. Jetzt ist der Betrüger, der ein faulenzender ehemaliger Maurer von Rcchberghansen ist. verhaftet. Seine Geständnisse komprvmiti- ren mehrere Familien. Er gab anch an, wie viel Geld er jedem Bethörtcn abnahm.
Lahr, 3. Okt. Der wegen des Verbrechens an der Friescnheimer Bahnstrecke verhaftete frühere Bahnbcdienstcte Urban Bürck wurde wieder freigelassen, so daß angenommen werden muß, eS hätten sich für den Verdacht der Thäterschaft gegen ihn keine genügenden Anhaltspunkte ergeben.
Kolmar, 80. Scptbr. Am Montag erhielt dahier eine Ausstellung ihren Abschluß, wie sic Kolmar wohl noch nie in seinen Mauern gesehen; die Ausstellung der nach dem Eisenbahn-Unglück bei Hugstetten, am Schauplatz der Katastrophe, aus- gcsnndencn Gegenstände. Eine Masse Gegenstände wurde nicht abgehvlt, die entweder Tobten oder Verwundeten angehörten oder von ihren Eigeu-
thümern wegen des jetzigen Zustandes nicht mehr erkannt werden konnten.
München, 2. Okt. Seit einigen Tagen werden Telephonversuche zwischen München und Bayreuth gemacht, welche theilweise gelungen sind. Am Freitag Abend wurden diese Versuche mit Regensburg fortgesetzt und haben ein glänzendes Resultat ergeben. Nicht allein, daß die Verständigung mit Regensburg vollkommen gut war, München konnte sogar bei zwei verbundenen Regensburger Linien sich per Telephon verständigen, was bei einer Entfernung von über 300 Km. gewiß als ein großartiger Erfolg zu betrachten ist.
München, 3. Okt. In jüngster Zeit ist, wie der „Fränk. Kurier" erfährt, ein Reskript des Kriegsministeriums an die einzelnen Regimenter gelangr, laut welchem solchen Unteroffizieren rc., welche (wenn auch nur einmal) wegen Ueberschreitung der Dienstgewalt gegen Untergebene bestraft sind, das Kapituliren in der bayerischen Armee nicht mehr gestattet ist. Augenscheinlich soll damit der immer noch hie und da vorkommendcn Mißhandlung der Soldaten ein Ziel gesetzt werden. (W. L.)
München, 4. Okt. Die am 1. d. Mts. stattgehabte Versammlung der Anwaltskammer des Oberlandesgerichtsbezirks Augsburg sprach sich gegen die Annahme der Robe aus, und beschloß, es bei dem Gebrauch der bisherigen Sitzungskleidung vorerst zu belassen. (W. L.)
Der sogen, schwarze Brenner zeigt sich außer der Trau- bcnfäule in manchen Lagen der Würzburger Weinberge. In Folge der großen Feuchtigkeit platzen die Beeren und werden faul.
In Steinensittenbach (Oberbayern) wurde ein ganzer Hopfengarten, dessen Ertrag wegen säumiger Zahlung des Eigenthümers mit Beschlag belegt worden war, in einer Nacht völlig ansgeraubt, so daß, als Tags darauf der Hopfen durch den Gerichtsvollzieher öffentlich versteigert werden sollte, nur mehr die leeren Stangen vorhanden waren.
Frankfurt, 4. O kt. Die Handelskammer zu Leipzig hat sich der Eingabe der hiesigen Handelskammer an den Bundesrath wegen Beseitigung der Verschiedenheit der Postwerthzeichen angeschlossen, „da jetzt Aussicht ist, daß sich ein Ausgleich finden läßt, ohne das politische Gebiet und die Reservatrechte Bayerns und Württembergs zu berühren."
Aus Sachsen, 1. Okt. Während die gesegneten Fluren im Norden Sachsens dies Jahr eine Getreideernte eingebracht haben, wie seit vielen Jahren nicht, sieht das arme Erzgebirge mit Sorge dem Winter entgegen, da in Folge der anhaltenden Nässe die Kartoffelfäulniß in erschreckendem Maße um sich greift. Die Früchte sind nicht nur an Menge und Umfang gering, sondern nahe zur Hälfte von der Füulniß angegriffen. Auf den Feldern steht noch viel Sommergetreide an, welches vielleicht gar nicht zur Reise kommt. Es ist nur ein Glück, daß einzelne Industriezweige, wie Posamentenarbeit und Spitzen- fabrikativn, sowie einzelne Zweige der Webindustrie jetzt gut gehen. (St.-A.)
Als Beweis von Intoleranz auf protestanlischer Seite wird der „Germ." anS Eisenach folgendes mitgelheilt: Die hiesigen Katholiken halten ihren Gottesdienst in einem ärmlichen Betsaale. Voriges Jahr wurde der Vorschlag gemacht, eine der alten dem Verfalle anheimgegcbenen Kirchen den Katholiken käuflich zu überlassen. Dieser Vorschlag rief aber bei den Protestanten fanatischen Widerstand hervor und wurde deshalb anfgcgeben. Inzwischen war durch milde Beiträge der Bausands soweit gewachsen, das; man an den Erwerb eines Bauplatzes für die neue katholische Kirche denke» konnte. Da veröffentlicht jetzt ei» Eisenacher Blatt folgendes Inserat: „An die Bewohner Eisenachs!" Die katholische Kirche sucht einen Bauplatz für eine neue Kirche und wird Einem oder dem Anderen von Euch einen hohen Preis bieten. Bedenket, was Ihr lhnt, vergeht nicht, daß, wenn Ihr nehmet das lockende Gold, Ihr untreu werdet Eurer heiligsten Ncverzeugung, daß Ihr eine Kirche errichten helft, die sich nicht cntblödet, die Gefühle Hunderter von Protestanten zu verletzen!"
Berlin, 26. Sept. Hier ist am Sonntag eine evangelische „kirchliche Volkspartei" gegründet worden. Nach der „Krzztg." „soll die neugegründete Partei die noch über die Protcstaiitenvereine hinaus- gehendcn Elemente einer Kirchen-Demokratie organi- siren." Gegen den Namen kirchliche Volkspartei wurde stark vpponirt und namentlich eingewendct, daß derselbe zu unliebsamen Verwechslungen mit der politischen Volkspartei führen werde. Trotzdem wurde dieser Name angenommen.
Berlin, 4. Oktbr. Die „Kreuzzeitung" versichert, der Reichstag trete Ende November zusammen. (N. T.)
Berlin, 3. Okt. In diplomatischen Kreisen
wird versichert, daß Graf Hatzfeld keine Neigung mehr habe, die interimistische Leitung des auswärtigen Amts noch länger zu führen.
Berlin, 4. Oktbr. In einem „Die Staatsregierung und die konservative Partei" betitelten Artikel schreibt die „Provinzial-Correspondenz": Die konservative Partei werde sich in allen technischen Fragen unbeirrt von Rücksichten der Popularität oder der sozialen Interessen, deren Einfluß das konservative Gewissen nicht dulde, auf Sachkundige aus ihrer Mitte oder, wenn solche zeitweilig für bestimmte Fragen nicht vorhanden seien, am liebsten auf die Autorität und Sachkunde der Regierung zu verlassen. Der Regierung die Unabhängigkeit als Selbstzweck gegenüberstellen und dieselbe zugleich als Popularitätsmittel bei Wahlen zu benutzen, könne unmöglich der Gesinnung einer Partei entsprechen, die sich selbst oft die Partei der königlichen Autorität genannt habe. Es sei der erhabene Beruf des Königsthums, stets das dauerhaft Gute im Auge zu behalten und dasselbe niemals durch Nachgiebigkeit gegen die Launen des Tages, welche das Parteileben zeitige, gefährden zu lassen. In der Widerstandsfähigkeit gegen diese Launen bei vertrauensvoller unv schaffend thätiger Wechselwirkung mit dem Thron und seinen Dienern liege die Unabhängigkeit der konservativen Partei. Von dorther habe sie wohlthätige Impulse zu empfangen und kräftig weiter zu tragen, dadurch sei sie aber auch berechtigt, mit ihren Gedanken und Rathschlägen au höchster Stelle beachtet zu werden.
Laut der vom Reichskanzlcramte erlassenen Bestimmung darf vom 1. Jannar 1883 kein Petroleum mehr in den Verkehr gebracht werden, welches bei einem Barometerstände von 760 Millimeter und einer Erwärmung unter 21 Grad Celsius entflammbare Dämpfe entwickelt. Im Hinblick auf daS bevorstehende Inkrafttreten dieser Verordnung ist am 22. Juni d. I. der Bremer Petroleum-Großhandel als Bremer Petroleumbörse zusammengetreten und hat in Bremerhaven und Geestemünde Büreaux errichtet, die nach genauen, sich streng an die gesetzlichen Bestimmungen anlehuenden Vorschriften das für den deutschen Gebrauch bestimmte, dort eingehende Petroleum zu untersuchen und über den Befund Bescheinigungen auszustellen haben. Die Büreaux treten dieser Tage in Thätigkeit. Diese Maßregel ist angesichts der zahlreichen durch die Fenergefähr- lichkeit von Petroleum verursachten Unglücksfälle um so lebhafter zu degrüßen, als im Spätherbst das für den Winter erforderliche Petroleum eingckauft wird. Gleichzeitig dürfte damit aber auch die Mahnung zu verbinden sein, in der Vorsicht beim Gebrauche dieses Leuchtstoffes nun nicht etwa nachzulassen. Petroleum bleibt deshalb immer noch ein gefährlicher Stoff und man wird annehmen dürfen, daß die meisten Unglücksfälle auf Rechnung der Unvorsichtigkeit zu setzen sind. (Dorfztg.)
Oletzo (Ostpr.), 30. Sept. Einige preußische Händler haben in diesen Tagen in Polen einen herben Verlust erlitten. Dieselben hatten nämlich eine L-chweiucheerde von etwa 4000 Haupt, welche gegen 20,000 kosteten, in die Eiufayrt eines polnischen Gasthauses Hingetrieben und sich selbst in den Stuben gebettet. In der Nacht brach aber im Gasthause
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ein Feuer aus, das die halbe Ortschaft in Äsche
legte. Fast sämmtliche Schweine sind in den Flanr men umgekommen. Eine Rettung der Thiere war nicht möglich, da die Händler selbst nur mit dem nackten Leben davonkamen. Ihr Fuhrwerk wurde gleichfalls ein Raub der Flammen.
Es ist noch nicht sehr lange her, daß es viel mehr evangelische Theologen als Pfarrstellen gab. Viele Candidaten kamen eher zu grauem Haar als zur Pfründe, und die armen Bräute mußten bitterlang auf das Häubchen warten. Jetzt ist in Schlesien der Mangel an Theologen so groß, daß die Candidaten amtlich ermahnt worden sind, sobald als möglich ihre Examen zu machen und sich schon nach dem ersten Examen im Kirchendienst verwenden zu lassen.
Der Arbeiter Schmidt in Parchim wnr ein ordentlicher Mann, konnte aber im vorigen Jahre seine Hansmieihe nicht bezahlen und sollte gepfändet werden. In seiner Herzensangst bat er den Gutsbesitzer Segler in Nenhof mn ein Darlehen von 75 und erhielt cs. Tag und Nacht sann Schmidt, wie er sich dankbar bezeigen könne und zündete endlich ans reiner Dankbarkeit eine alte Scheune Seglers an. Er kalkn- lirte so: Die Scheune ist alt und auf dem Abbruch, sic steht entfernt von anderen Gebäuden und ist versichert. Das kommt deinem Wohlthätcr zu gut. In einer windstillen Nacht brannte die Scheune nieder. Niemand hatte Verdacht ans ihn,
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