Den erhebenden Schluß seiner 50jährigen Ju­belfeier beging die Gustav-Ado.lf-Versammlung am Schwedenstein bei Lützen, dort wo Gustav-Adolf 1632 gefallen ist. Die ganze Versammlung war von Leip­zig hinübergesahren und viele Tausende von Nah und Fern hatten sich um das Denkmal im Freien versammelt und sangen das Lutherlied:Ein' feste Burg" und lauschten der Festrede des Prälaten Ge- rock aus Stuttgart. Der König von Schweden hatte seinen Gesandten in Berlin zu der Feier gesandt. Auch ein Nachkomme des Pappenheims, der 1632 gegen Gustav-Adolf gekämpft, wohnte der Feier bei. Kaiser Wilhelni schickte aus Dresden folgendes Te­legramm an den Oberpräsidenten:Ich ermächtige Sie, die heutige Jubelversammlung zur Gedenkfeier des vor 250 Jahren gefallenen Schwedenkönigs und des 50jähr. Bestehens des Gustav-Adolf-Vereins in meinem Namen herzlich zu begrüßen."

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 18. Scpt. Depeschen aus Südtyrol signalisiren beträchtliche, bereits auf 2 Millionen be­zifferte Schäden an Brücken, Bahndämmen, Straßen und Häusern in Folge des durch die fortwährenden Regengüsse veranlaßen Austritts der Flüsse und Wildbäche.

Triest, 18. Sept. (Fr. I.) Vorgestern ver­haftete ein Grenzgendarm bei Rouchi ein Individuum, welches einen Koffer mit zwei Orsinibomben und einer Flasche Nitroglycerin nach Triest einschmuggeln wollte, wo derzeit die Kaiserfamilie zum Besuche weilt. Der Verhaftete, dessen Spießgeselle es gelang, zu entwischen, heißt Michele Oberdank, ist ein Triester Deserteur, 28 Jahre alt, seit drei Jahren in Nom und dort ass Jrredentist bekannt. Oberdank feuerte Lei seiner Verhaftung aus einem Revolver auf den Gendarmen, welcher, obgleich leicht verletzt, dem Kai­ser über den Vorfall selbst Bericht erstatten konnte.

Innsbruck, 18. Sept. In Folge heftiger Regengüsse steht das Etschthal, Pusterthal und die Stadt Trient unter Wasser. In Brunek wurden Häuser weggeschwemmt; der Bahnverkehr ist theilweise eingestellt. Auch das obere Drauthal bis Villach ist überschwemmt, der Bahnverkehr ist eingestellt.

Klagenfurt, 18. Sept. In Folge der fort­währenden Regengüsse ist das obere Drauthal bis Villach überschwemmt. MehrereDraubrücken wur­den fortgerissen ; der Bahnverkehr ist eingestellt.

Bozen, 17. Sept. Die Ueberschwemmungen und Dammbrüche nehmen immer größere Dimensionen an. Der Avisiobach ist ausgetreten, ebenso die Etsch bei Trient. Die Gegend von Branzoll und Ncu- markt liegt vollständig unter Wasser und das Etsch­thal bei Gargazon, unterhalb Meran, bildet einen großen See. Der rechte Eisakdamm bei Sigmunds- kron ist durchbrochen und die Fluchen drängen dort der Etsch entgegen, welche soeben nach Durchbrechung des Dammes der Meeraner Bahn die Felder erreicht hat, so daß beide Flüsse sich nun vereinen, um so­wohl große Flächen des schönsten Wein- und Acker­landes zu verwüsten, als auch die Kolonie Sigmunds- kron mit dem Untergange zu bedrohen. Das Un­glück ist schrecklich und macht einen um so gräßlicheren Eindruck, als keine Aussicht auf Besserung des Wet­ters ist. Der Schaden beziffert sich jetzr schon auf Hunderttanfende von Gulden und wird in kurzer Zeit nach Millionen zu berechnen sein. (W. L.)

Kossuth's 80. Geburtstag wird in ganz Ungarn gefeiert.

Italien.

Aus Rom wird gemeldet: Norditalieu ist überschwemmt. Der Betrieb der Gotthard- und Brennerbahn ist unterbrochen. In Verona stürzten zwei Häuser ein. Como steht unter Wasser. Salzburg und Südtyrol ist von Wassersgefahr stark bedroht, Straßen und Eisen­bahnen sind stark beschädigt, der Verkehr stockt. Mehrere Ortschaften sind überschwemmt; der Scha­den ist höchst beträchtlich.

Schweiz.

Der am 13. ds. um 7 Uhr 20 Min. morgens von Bern nach Luzern abgelassene Schnellzug ist infolge eines unmittelbar vor ihm eingetretenen Erd­rutsches in der Nähe von Werthenstein zwischen den Stationen Wohlhauscn und Malters in vollem Lauf entgleist. Mittels sofortiger Anwendung der He­be rlin-Bremse konnte der Zug auf ganz kurze Distanz gestellt und dadurch großes Unglück verhütet werden. "Nach dem Urthcil von competenteu Augen­

zeugen scheint es unzweifelhaft, daß ohne diese con- tinuirliche DffMsvorrichtung der Sturz des Zuges über die Bahnböschung in den Flnß unvermeidlich gewesen wäre. Mit Ausnahme des verletzten Heizers kamen Reisende und Zugpersonal mit dem Schrecken davon.

Frankreich.

Der Pariser Korresp. der Schief. Ztg. schreibt über die Deutschen in Paris: Die hiesigen Deut­schen nützen Frankreich ungleich mehr, als dieses ihnen. Der Beweis ist gar nicht schwer zu erbringen. Fangen wir gleich bei dem Turnverein an. Derselbe besteht größtentheils aus jungen Kaufleuten. Wo aber finden dieselben Anstellung, da die französischen Geschäftshäuser grundsätzlich keinen Deutschen an­nehmen ? Als Kaufleute finden unsere jungen Lands­leute nur in deutschen Geschäftshäusern Unterkommen. Es gibt hier namentlich einige hundert deutsche Kom­missions- und Speditionsgeschäfte. Diese besorgen aber nicht nur die Ausfuhr pariser und französischer Artikel nach Deutschland und Oestreich, sondern auch nach Rußland, den Donauländern, Skandinavien, den Ver. Staaten, Mexiko, den südamcrikanischen Staaten und selbst oft nach Asien und Afrika. Mit dem Aufhören dieser Geschäftsvermittler müßte die Ausfuhr Frankreichs nach Deutschland und Oestreich sofort um ein Bedeutendes sich vermindern. Ehe sich französische Geschäftsleute der deutschen Kundschaft zu bemächtigen vermöchten, würde diese größtentheils durch die heimischen Konkurrenten übernommen wor­den sein. Anstatt Pariser Modewaaren und Nipp- sachen würde man dieselben aus Berlin, Wien u. s. w. beschaffen, wie dies thatsächlich im Winter 1870/71 der Fall gewesen. Am Bank- und Wechselgeschäft sind wiederum viele Deutsche in gleicher Weise und aus denselben Gründen beiheiligt. Das Kunst- Handwerk in Paris weist viele klangvolle deutsche Namen auf. In allen Fächern sind sie vertreten, oft da am meisten, wo man sie am wenigsten vcr- mulhet. Man darf dreist behaupten, daß Deutsche verhältnißmüßig mehr als jede andere Nation zur Vervollkommnung und zum Aufschwung des Pariser Luxus-, Mode- und Kunstwaarengeschäftes beige­tragen haben und noch beitragen. Sie sind gewich­tige Mitarbeiter an dem Ruf der Pariser Leistungen und somit an dem Pariser Wohlstand. Eigentlich könnte man alle Zweige der menschlichen Thätigkeit durchgehen, überall würde man Deutsche finden, welche sich darin ausgezeichnet, also Paris genützt haben öder­es noch thun. . (Sch. M.)

Wie man einem Redner mitspiclt. Man schreibt uns aus Paris: Vorgestern Abend wurde einem Volksredncr, der seine anarchistisch-sociaiistischen Theorien weiter treibt, als manchem seiner Zuhörer angenehm zu sein scheint, in einer Versammlung des 1V. Arrondissements übel mitgcspielt. Der Möbelpacker Robinet war wieder im vollsten Zuge, der beste­henden Ordnung den Krieg zu erklären, als einer der Anwesen­den, ohne daß er es in der Hitze seines Vortrages bemerkte, ibm einen Gürtel um den Leib schnallte, an dem hinten ein Ring bcscstigt war. Plötzlich schwebte zum großen Jubel des Publikums der Redner an einem Strick, der von oben durch den Ring gezogen worden war, in die Höhe und oben ange- langt, mußte er noch eine Donche über sich ergehen lassen, die ihm von vier Verstädtern aus einer Gartenspritze verabfolgt wurde. Vor dem Polizeikommissär schwor Robinet, er werde in seinem Leben nie mehr die Schleusen seiner Bcredlsamkeit vor so undankbarem Gesindel öffnen.

England.

London, 16. Scptbr. Alle Blätter Preisen General Wolscley's Feldherrngenie. Daily News vergleicht ihn bereits mit Carnot und Moltke. An Ovationen und Ehrenbezeugungen wird es nicht mangeln, wenn derEroberer", derHeld" nach England zurückkehrt. Der Kriegsminister hat ein höchst schmeichelhaftes Telegramm an den General gerichtet, worin er in Ausdrücken der Bewunderung von den von ihm geleisteten Diensten und dem Ver­halten der Ossiziere und Mannschaften der unter sei­nen Befehl gestellten Truppen spricht. In Dublin ist bereits eine Geldsammlung angeregt worden, um Sir General Wolseley nach seiner Rückkehr einen Ehrendegen zu überreichen. (Sch. M.)

London, 18. Sept. Aus Alexandrien wird gemeldet: Ein Dekret des Khedive erklärt die Ent­lassung der Armee; diejenigen Offiziere, welche sich der Rebellion schuldig gemacht, werden nach dem Militärgesetz bestraft. (Schw. B.)

London, 18. Sept. (Fr. I.) Laut Nach­richten aus Alexandrien von gestern Abend 9 Uhr hat der Khedive durch einen Erlaß die cgyptische Armee aufgelöst und die sämmtlichen Nebellenosficiere vor das Kriegsgericht verwiesen. Riaz-Pascha er­

klärte eine Wiederherstellung der Ordnung für un­möglich. wenn die Rädelsführer des Aufstandes nicht unnachsichtlich zum Tode verurtheilt würden. Es verlautet, daß die schwarzen Bataillone in Damietta auf Anstiften des Sultans die Uebergabe an die Eng­länder verweigerten.

Allgemein ist die Empfindung, daß nunmehr die politischen Schwierigkeiten in der ägyptischen Frage erst eigentlich beginnen werden. Der diplomatische Schwerpunkt wird von Konstantinopel wegverlegt werden, denn dort ist eigentlich nichts mehr zu thun, er wird entweder in Kairo zu suchen sein oder in London. Sir Edward Malet, der englische General­konsul, der die Würde eines bevollmächtigten Mini­sters, also einen diplomatischen Rang, erhalten hat, wird den Khedive nach Kairo begleiten, und es wird dort wahrscheinlich irgend ein Vertrag vereinbart werden, auf Grund dessen die Engländer in Aegyp­ten eine zeitlang garnisoniren werden. Daran mögen sich noch allerlei Uebereinkünfte über den Suezkanal, die ägyptische Staatsschuld u. s. w. reihen. Es wird interessant sein zu sehen, wie nun Europa hiezu Stel­lung nehmen wird.

Holland.

Auch die Holländer haben ihren Pfahl im Fleisch. Er heißt Atchin und hat ihnen schon viel zu schaffen gemacht. Neuerdings ist die Lage dort wieder sehr ernst geworden. Einer Depesche des Generalgouverneurs zufolge griffen die Atchinesen am 4. und 7. August militärische Transporte und Pa­trouillen an. Drei Offiziere und 31 Soldaten wur­den verwundet, 12 Soldaten getödtet.

Rußland.

Petersburg, 16. Sept. Der Vater des Kaisermörders Ryssakow erbat und erhielt die Er- laubniß der Namensänderung.

Eine Fenersbrunst in Warschau hat am 16. Sept. einen großen Theil der Vorstadt Praga ver­nichtet; die nnweit gelegene Stadt Skicrnewice ist gleichfalls fast ganz ein Raub der Flammen geworden.

Die Stärke des Zaren. Der Gil Blas vom 18. v. Mts. bringt folgende Meldung:Der Kaiser von Rußland ist von ungewöhnlicher Kraft; er gilt für den stärksten Manu im Kaiserreich. Ein Diener, der jüngst im Palais seine Ent­lassung erhalten hatte, trat mit dem Messer in der Hand in das Zimmer des Zaren. Seine Majestät war eben damit be­schäftigt, sich zu rasiren, als der Diener den Arm erhob, »m einen Stoß gegen den Kaiser zu führen. Diese Bewegung spiegelte sich jedoch im Spiegel ab, was dem Kaiser gestattete, sich rasch umznwcndcn und den Mörder, der im Begriffe stand, auf ihn einzudringen, beim Arme zu lassen. Er drehte diesen so rasch und heftig um, daß er den Elenden, der noch immer das Messer in der Hand hielt, zwang, sich selbst zu tödten. Dieser Mensch war seit langer Zeit, schon seit dieser Thron­folger war, Kammerdiener des Kaisers gewesen." (Sollte dem Berichterstatter des Gil Blas nicht ein kleiner Anachronismus unterlaufen sein? Wir entsinnen unS, feine ähnliche Geschichte von Peter dem Großen gelesen zu haben.)

Türkei.

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Koustantinopel, 18. Sept. Die Vertreter der Mächte treten demnächst zur Erörterung der griechisch-türkischen Grenzstreitigkciten zusammen.

Egypten.

Aus Tel-el-Kebir wird der Times unterm 14. ds. gemeldet: Gestern Abend kampirte das Gros der Armee in dem Dorfe Tel-el-Kebir, das etwa 1 Meile hinter den erstürmten Linien gelegen ist. Das unter dem Feinde in den Laufgräben angerichtete Blutbad war entsetzlich. Der Verlust der Egypter daselbst wird auf 1000 Todte und Verwundete ver­anschlagt; außerdem wurden etwa 1000 auf dem Rückzüge entweder von der Kavallerie niedcrgemäht oder niedergeschossen. Die Seesoldaten verfolgten den Feind auf das Hitzigste bis zum Dorfe Tel-el- Kebir. Schon sind Anzeichen vorhanden, daß die Eingeborenen zu ihren Beschäftigungen zurückkehren.

Die Besatzung der Stadt Abukir in der Stärke von 4000 Mann, hat die Waffen nicdergelegt. Am Dienstag werden sich die Forts, welche von 6000 Mann besetzt sind, ergeben.

Die Baumwolle- und Maisernte im ganzen Nildclta steht glänzend, da den Befehlen Arabi's, das Land unter Wasser zu setzen, nicht gehorcht wurde. Die Baumwolleernte beginnt heute. Die Fellahs sind von der cingetretenen Wendung sehr befriedigt.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 18. Scptbr. In inländischer Gerste will sich noch immer kein Geschäft entwickeln, das Gleiche gilt von Haber; überhaupt ist unser heutiger Umsatz in allen Cerealien ein sehr mäßiger. Wir notircn per lOO Kilogr.: Waizen, un­garischer 22 75 russischer 21 .Kl 75 -l, Kernen 2228 ^l,

Dinkel 18 .Kl je nach Qualität, Hopfen 250270 .kl, Mohn 4)-41

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