Amts- und Intelligenz-Blatt sllr den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Donnerstag den 21. September.
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je K 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein.
1882.
Nagold.
An die Grtsvorsteher.
Der am 29. v. Mts. in Nummer 103 d. Bl. verlangte Bericht über Steuerpflichtige, welche mehr als 100 bezahlen, steht von einem Theil der Gemeinden noch aus und ist bei Wartboten-Vermeidimg binnen 3 Tagen zu erstatten.
Bemerkt wird, daß auch im Falle einer Fehl- Anzeige in Rubrik 2 der Tabelle die Zahl sämmt- licher in oder außer der Gemeinde wohnender Steuerpflichtiger anzugcben ist.
Den 19. September 1882.
K. Oberamt. Güntner.
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
-s- Vom Westbezirk, 19. Sept. Die seit 11. d. Akts, andauernde Witterung wirkt an nassen und feuchten Stellen oder in sumpfigen Wiesen äußerst nachtheilig auf den zum Grünfutter bestimmten Grasnachwuchs ein. Es erzeugen sich an solchen Plätzen nur saure Gräser, die mit Recht als schlechtes, ungesundes Futter betrachtet werden. Die im August in Aussicht gestandene reiche Oehmdernte wird namentlich bei uns bedeutend reduzirt, sofern noch viele Wiesen des Oehmdabschneidens harren, auf andern die halb und halb getrocknet gewesenen abgemähten Gräser in Haufen aufgeschichtet liegen, welche manchfach in Fäulnis; übergehen. — Mit den Kartoffeln, dem Brote der Armen, steht es schlimm: Der Ertrag ist gering, die Kartofselfäule richtet einen Theil der Jahresernte zu Grunde. Der ausschließliche Genuß derselben möchte für die Gesundheit entschieden nachtheilig werden. — Der Haber befindet sich theils noch aus dem Stock, theils ist er geschnitten und wuchern in diesem Falle die Gräser üppig zwischen den Halmen empor. Tritt nicht mit der nächsten Mondswandlung die erhoffte bessere Witterung ein, so erleidet auch die Haberernte bedeutenden Rückschlag. — Die Herbsteinsaat hat auf Feldern mit lockerem Untergrund begonnen.
Psalzgrafen Weiler, 14. Sept. Holzhändler Jakob Rieger von Hörschweiler führte gestern Mittag einen Wagen Langholz. An einer Steige brach unglücklicherweise die Sperre, der Wagen kam in Lauf, Rieger stürzte herab und gerieth unter die Räder, die ihn so znrichteten, daß man ihn als todt nach Hause brachte. -L-eine zahlreiche Familie wird allgemein sehr bedauert. (N. T.)
.Wildbad, 17. Sept. Ein bedauerlicher Unglücksfall erreignete sich diesen Mittag. Einer der ältesten Männer der hieß Gemeinde, ein Achtziger, der die Freiheitskriege mitgemacht, setzte sich, müde von einem Spaziergang, auf eine Mauer an der Enz. Von da siel er rücktings in den Fluß und fand da seinen Tod. Ob er im Schlaf oder vom Schlag getroffen stürzte, wird bei der Obduktion zu Tag kommen.
Stuttgart, 19. Sept. In Folge der ungünstigen Witterung ist Allerhöchsten Orts eine sofortige Beendigung der Manöver angeordnet worden und treffen die hiesigen und in Ludwigsburg garnisonirenden Regimenter mittelst Extrazügen bereits heute und morgen wieder hier ein. (W. L.)
Aus Stuttgart wird der „Germania" betreffs der am 3. Okt. stattfindenden Ergänzungswahl in dem 14. württ. Reichstagswahlkreise Ulm-Heiden- Heim-Geislingen geschrieben, daß die Klerikalen nicht nur gegen den deutschparteilichen Kandidaten Magirus, sondern auch gegen den demokratischen
Kandidaten Hähnle stimmen werden. Der letztere habe zwar die schönsten Versprechungen über seine event. Abstimmungen für Aufhebung der Kulturkampfgesetze im Reichstag gegeben und es sei auch kein Grund vorhanden, au der Ehrlichkeit seiner Aussagen zu zweifeln; allein trotzdem könnten die Katholiken sich nicht für ihn begeistern, und das hauptsächlich nicht mit Rücksicht auf die im Dez. stattfindenden Württ. Landtagswahlen. Deshalb werden sich die Klerikalen der Stimmabgabe bei der Reichstagswahl enthalten.
Ludwigsburg, 18. Sept. Ein schönes und frohes Fest hat heute die Bürgerschaft von Ludwigsburg gefeiert: das Fest der Stiftung des Schillerstandbildes, welches die hiesige Siadt- vertretung dem edlen Stifter und Schöpfer unseres Schillerdenkmals, Hofbildhauer Ludwig v. Hofer, zu Ehren veranstaltet hat.
Heute, 18. Sept., tagt auf dem Rathhaus zu Backnang die Wanderversammlung der Württ. Gewerbe-Vereine; vertreten sind auf derselben 37 Vereine mit ca. 140 Teilnehmern.
Laup heim, 18. Septbr. Samstag Nachts wurde der hiesige Polizciwachtmeister und Gerichtsvollzieher Fuchs überfallen und mit Messerstichen so verwundet, daß er bewußtlos in seinem Blute bis gegen Morgen dalag. Ein junger Mensch, welchen man im Verdacht der Thäterschaft hat, ist gefänglich eingezogen.
Oberndorf, 19. Sept. In Folge ununterbrochener Regengüsse am letzten Sonntag und Montag ist in vergangener Rächt der Neckar stark über ^'eine Ufer getreten und hat das Thal überschwemmt.
Brandfälle: In Tettnang am 14. Sept. das mit Futter gefüllte Oekonomiegebäude des Spitals; in dem Hof Rommenthal (Göppingen) am 14. Sept. eine große, neue, einzelnstehende Scheuer, die mit Garben und Heu ungefüllt war; in Heilbronn am 18. Septbr. die dortige Kunstmühle; in Eggenroth, G.-B. Schrezheim, am 16. Sept. eine Scheuer mit angebauter Wohnung; auf den Has- lacher Höfen bei Jungingen in der Nacht vom Sonntag auf Montag zwei Scheuern; in Oberhaslach (Ulm) am 18. Sept. zwei Scheunen, ein der Brandstiftung verdächtiger Dienstbote wurde in Hast genommen.
Mannheim, 18. Septbr. (Fr. I.) Der volkswirthschaftliche Congreß beschloß folgende Resolution: „Der Volkswirthschaftliche Congreß protestirt mit aller Entschiedenheit gegen die auf ihn und seine Teilnehmer angewandte Bezeichnung „Manchesterthum" , wenn damit gemeint ist, daß er ein Feind der deutschen Arbeit und der deutschen Arbeiter sei, er acceptirt dagegen diese Bezeichnung mit Genug- thuung, wenn damit gemeint ist, daß er der freien Bewegung des Handels und der Gewerbe, vor Allem aber der Nichtbelastung der wichtigsten Nahrungsstoffe und Hilfsmittel für die Industrie Bahn brechen will.
Beim Karlsruher Eich-Amte beging ein Küferbursche die Rohheit, einem Faßbinderlehrling, der Füßchen abzuholen kam, ohne jede Veranlassung den glühenden Eichstempel auf die Wange zu drücken, so daß die Buchstaben D. N. (Deutsches Reich) eingebrannt wurden. Die Abdrücke werden sich nicht mehr verlieren, und ist daher der junge Mann dauernd entstellt. Höchst traurig wäre der Fall, wenn der Gestempelte reichsfeindlicher Demokrat wäre!
Frankfurt a. M., 15. Sept. Drei angesehene hiesige Judenfamilien sind zum Katholizismus übergetretcn.
Berlin, 18. Sept. Das Madrider Cabinet macht wieder erhebliche Anstrengungen, um an den voraussichtlichen europäischen Berathungen über die egyptische Frage theilnehmen zu können. In Berlin und in Wien ist man mit diesen spanischen Wünschen durchaus freundlich gesinnt. Auch Italien scheint dieselben zu unterstützen. Wie sich Frankreich und England zu ihnen stellen werden, ist noch unbekannt, dagegen verlautet von guter Seite, Rußland befürworte ebenfalls die Zulassung Spaniens sowohl zur Conferenz als auch zu einem Congresse, wenn ein solcher zusammentreten sollte. (Fr. I.)
Berlin. In Kreisen der hiesigen Lebewelt erregt ein Spielverlust ganz ungewöhnliches Aufsehen. Eine sehr reiche Persönlichkeit^hat an einem Abend die bisher selbst m den betreffenden Kreisert noch nicht erhörte Summe von einer halben Million Mark verloren. Dreihunderttausend Mark hat er sofort bezahlt, wegen des Restes von zweihunderttausend Mark hat indeß ein Schiedsgericht aus sehr respektirten Persönlichkeiten auf Grund besonderer, nicht zu erörternder Umstände entschieden, daß er nur ein Drittel der Summe zu zahlen hat.
Der Reichsanz. meldet amtlich: Se. Maß der Kaiser und König haben allergnädigst geruht, „dem Reichskanzler Fürsten v. Bismarck wurde die Ec- laubniß zur Anlegung des von Sr. Maj. dem Kaiser von Japan ihm verliehenen Ordens des „Chrysanthemum" ertheilt."
Fürst Hohenlohe hat von dem deutschen Turnverein in Paris für seine demselben gewidmete Unterstützung ein Dankschreiben erhalten.
Der eine Windthorst ist für die Katholiken in Deutschland mehr Werth als zehn Bischöfe und tausend Pfarrer. Er ist nicht nur eine Säule der Kirche, sondern mehr noch ihr Perpetuum mobile, ihr überall gegenwärtiger Vorkämpfer. Niemand merkt's ihm an, daß er seine 70 Jahre hinter sich hat, er ist unermüthlich im Reichstage, im Landtage und in allen kleinen und großen Versammlungen, in denen über kirchliche Dinge verhandelt wird; er ist geistvoll, witzig, scharfsinnig, schlagfertig, ganz zu Haus in weltlichen und geistlichen Dingen und Künsten und verfügt über alle Töne. Wie hat er's auf dem Frankfurter Katholiken-Kongreß verstanden! wie wußte er mit den katholischen Studenten und den Frauen zu reden und sie zu ermuthigen und zu begeistern! Auffällig war auf dem Kongreß das Ge- ständniß, daß der Eintritt in den geistlichen Stand seit zehn Jahren sich stetig und reißend vermindert hat. (Die Versammlung beschloß, in Volksblättchen, in Flugschriften und auf alle Weise dem katholischen Volke §die Erbabenheit des Priesterstandes so recht vor Augen zu stellen und ihm klar zu machen, welche Gnade es für eine Familie sei, eines ihrer Angehörigen in dem Dienste der Kirche zu wissen.) — Wo so viel gesprochen wird, wie auf dem Kongreß, da gibts auch großen Durst. Die Herren haben an einem Abend im Saalbau 10,000 Glas vertilgt. (Dfz.)
Der Parteitag der „entschieden freisinnigen Richtung" der Landeskirche ist nach Berlin zum 23. September berufen. Pfarrer Bion (Zürich) hält die Festpredigt.
Ueber die Camminer Pastoralkonferenz orthodox-lutherischer Geistlichen, welche sich u. a. mit der Frage beschäftigte, ob der Papst auch gegenwärtig noch als der „Antichrist" zu betrachten sei (welche Frage allerdings verneint wurde,, sagt die „Germania": „Wir versichern die Herren Bekämpfer des „Antichrists" unseres aufrichtigsten Mitleids."