Der Gesellschafter.

Amts und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 60 in dem Bezirk 2

außerhalb des Bezirks 2 40 Vierteljähr­

liches und Monatsabonnement nach Verhältnitz.

Dienstag den 19. September.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S ^!, bei mehrmaliger je 6 <>. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882

O

Abonnements-Einladung aus denGesellschafter".

Mit dem 1. Oktober beginnt wieder ein vierteljährliches Abonnement auf denGesellschafter", weßhalb diejenigen, die nicht halbjährlich abonnirt haben, freundlich gebeten werden, ihre Bestellung noch vor Ablauf dieses Monats zu erneuern, wenn sie den ununterbrochenen Empfang des Blattes wünschen.

llm unfern Lesern für die Zukunft ein regelmäßiges FeuiUetott durch gediegene Erzählungen, Länder- und Völkerschilderungen, humoristische Skizzen, Belehrendes und Unterhaltendes aus den verschiedensten Gebieten, Räthsel rc. bieten zu können, wofür wir seither nur gar zu oft durch vermehrte Inserate und Anhäufung von politischen Nachrichten leider keinen Raum mehr gewinnen konnten, so haben wir uns entschlossen, diese Lücke vom 1. Oktober ab durch eine besondere, je der Samstags-Nummer desGesellschafters" beigegebene Beilage auszufüllen, welche den Titel

Deutsches HlnterHuüungsöLutt

führen wird. ^

Noch bemerken wir, daß mit der Redaktion dieses Unterhaltungsblattes eine Persönlichkeit betraut ist, die ganz besonders auf diesem Felde zu Hause sich fühlt. In diesem Unterhaltungsblatte wird alles religiös Zudringliche, vollends aber alles konfessionell Verletzende durchaus ferne bleiben und ein einfach gesunder deutscher Kern darin wehen. Die Schreibart wird in klarem, durchsichtigem Stil und populärer Schreib- und Anschauungsweise gehalten werden. In Rücksicht auf unseren hauptsächlichen Leserkreis wird der Druck mit größeren Lettern ausgeführt werden. Zu Mitarbeitern sind nur die besten »nd bewährtesten Kräfte unter unfern deutschen Volksschriftstellern gewonnen. Die Redaktion wird also bestrebt sein, das Blatt zu einem wirklich deutschen Famklierrblatt zu machen.

Selbstverständlich erwachsen uns durch diese wöchentliche Beilage desGesellschafters" keine geringen Opfer, trotzdem soll in dem Abonnementspreis desGesellschafters" vorerst keine Aenderung cintreten und kann daher wie bisher zu 80 L für hier (ohne Trägcrlohn), zu 1 in dem Bezirk und zu ^ 1.20 außerhalb des Bezirks, inbegriffen des Postzuschlags, vierteljährlich abonnirt werden.

Zu zahlreichen Bestellungen glauben wir um so mehr einladen zu dürfen, als wir durch dieses Unterhaltungsblatt auch für das Hauptblatt, den Gesellschafter", nunmehr dem politischen Theil und für landwirthschaftliche und andere Aufsätze ein erweitertes Interesse zuwenden können.

Die HleöcrkLion desGesellschafters".

Amtliches.

K. Amtsgericht Nagold.

Der Gerichtsvollzieher von Haiterbach und Beihingen, Gemeinderath Johann Georg Gutekunst von Haiterbach, hat seinen Wohnsitz in letzterer Stadt.

Den 14. September 1882.

Oberamtsrichter

_ Daser. _

Amtmann Wieg an dt von Waldsee wurde seinem An­suchen entsprechend auf die bei dem Oberamt Nagold erledigte Amtmannsstclle gnädigst versetzt.

Die erledigte Kollciboratorsstclle an der Lateinschule in Altcnstaig wurde dem Hilfslehrer Offner an der Elemcntar- anstalt in Stuttgart und das erledigte Nevieramt Baindt, Forsts Weingarten, dem Forstamtsassistcnten Hossmann in Neuenbürg gnädigst übertragen.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

** Nagold, 18. Sept. Nächsten Donnerstag als am Matthäusfeiertag findet in Wildberg die jährliche Gesangskonferenz der Lehrer des Bezirks statt. Dieselbe gestaltet sich zu einem Gesangsfest, an welchem sich auch die Kirchenchöre von Altenstaig, Nagold und Wildberg bethätigen. Der liturgische Gottesdienst, in welchen 8 Männerchöre der Lehrer und 7 gemischte Chöre der Kirchengesangvereine ein­gereiht werden, beginnt um 2^2 Uhr. Alle Freunde kirchlichen Chorgesangs werden herzlich zu dem Feste eingeladen.

Das Gehör der Kinder. Der Dr. moä. Weil in Stuttgart hat im Laufe der letzten Jahre 4500 Schulkinder auf ihr Gehör untersucht, und zwar Knaben und Mädchen aller Stände. Die Er­gebnisse dieser Untersuchung lassen sich in folgende Punkte zusammenfassen: 1) Das wohlgebildete Ohr hört auf 20-25 Meter Entfernung Flüstersprache mittlerer Stärke bei genügender Ruhe in der Umge­bung. 2) Die Gehörstörungen sind ungemein ver­breitet; in den Volksschulen hörten bis zu 30 Pro­zent der Kinder auf einem der beiden Ohren man­gelhaft; nicht ausreichend hörte noch ein größerer Prozentsatz. 3) Die Kinder von wohlhabenden Fa­milien bieten bessere Verhältnisse, als die Kinder ar­mer Eltern. 4) Der Prozentsatz der Gehörstörun­gen steigt mit dem Alter. 5) Die Landschulen bie­

ten vergleichsweise gute Verhältnisse. Die meisten von den Erkrankten waren nie in Behandlung gewe­sen, viele hatten gar keine Ahnung von ihrem Lei­den; nicht wenige waren für unaufmerksam gehalten und danach behandelt worden. Daher sollte jedes unaufmerksam erscheinende Kind auf sein Gehör un­tersucht werden.

Ludwigsburg, 14. Sept. Der Bau der neu hier zu erstellenden Kaserne ist lautW.-L.-Z." nunmehr einem Hanoveraner Namens Schwarz über­tragen worden. Das nächste Gebot, welches ca. 30,000 höher war, hatten Joos und Cie. gemacht.

Weingarten, 14. Sept. Zurgroßen Lie­besgabe der diesjäbrigen Versammlung des Haupt­vereins der deutschen Gustav-Adolf-Stiftung, welche in dieser Woche in Leipzig tagt, war neben zwei andern Gemeinden (die eine in Mähren, die an­dere in Westfalen) auch die hiesige evang. Gemeinde vorgeschlagen. Aus einem Telegr. des Oberschw. Anz. ist ersichtlich, daß Weingarten durchgefallen ist, aber zu ihrem Kirchenbau einen Beitrag von 5000 Mark erhalten hat.

Die Ehefrau des Bauers Jvh. Vöhrenbacher in dem Weiler Lienberg Gem. Aichhalden OA. Oberndorf wurde von ihrem Manne in solch bestia­lischer Weise mißhandelt, daß sie längere Zeit be­wußtlos war und anfänglich für todt gehalten wurde. Der rohe Ehemann befindet sich in Haft.

Brand fälle: In Romenthal, Gem. Schlath, am 14. Septbr. die mit Früchten und Futter unge­füllte Scheuer des Hofbauern Hößle.

Mannheim, 15. Septbr. Die Kollodium­trockenanstalt der Gummifabrik Neckarau ist um */s7 Uhr in die Luft geflogen; ein Arbeiter, der das Unglück verschuldete, ist verletzt. (Sch. B.)

Fr ei bürg i. Br., 14. Sept. Während es gestern den ganzen Tag unaufhörlich regnete, hat cs auf dem nahen Feldberg geschneit und hatten wir heute Vormittag nur vier Grad über Null. Daß bei dieser Witterung, die bereits die Winterkleider nöthig macht, der Wein kein besonders süßer werden wird, ist leicht erklärbar.

München, 15. Sept. (Fr. I.) Der Magi­strat hat einstimmig beschlossen, insolange die Schlie­ßung des königlichen Residenztheaters zu verlangen,

bis die vom Magistrate zur Feuersicherheit erlassenen Anordnungen in Vollzug gesetzt sind.

In München haben zwei Katzen eine hübsche Erbschaft gemacht. Sie waren die Lieblinge des be­rühmten Bildhauer Halbig; in seinem Testament setzte er zu ihrer Verpflegung 5000 Mark aus, mit der Be­stimmung, daß nach dem Tode der Thiere das Kapital an eine menschenfreundliche Anstalt fallen soll.

In Eisenach wurde ein Weibsbild, das junge Mädchen nach Bremerhafen verkauft hatte, zu 0 Monaten Gefängnis;, 3 Jahre Ehrenverlust w. ver- urtheilt. (Zu wenig!)

Dresden, 14. Sept. Heute Nachmittag um 33/4 Uhr ist der Kaiser Wilhelm mit dem Kron­prinzen, den Prinzen Wilhelm, Friedrich Karl, Alb- recht, dem Großfürsten Wladimir, dem Großherzog von Mecklenburg und dem Herzog von Altenburg hier eingetroffen. Die Begrüßung der hohen Gäste seitens der sächsischen Königsfamilie war eine sehr- herzliche. Vom Bahnhofe bis zum k. Schlosse bil­deten zahlreiche Vereine Spalier. Am Albertsplatz empfing ein 3000stimmiger Kinderchor den Kaiser mit Gesang, worauf der Oberbürgermeister Se. kai­serliche Majestät Namens der Stadt begrüßte. Der Kaiser und der König wurden auf der ganzen Fahrt durch die geschmückten Straßen über die Elbebrücke enthusiastisch bewillkommt. (St.-A.)

Homberg, 13. Sept. (Fünflinge geboren.) In dem Dorfe Casdorf bei Homberg an der Efze hat sich der gewiß ganz ungewöhnliche Fall Ende der vorigen Woche zugetragen, daß die Frau eines dortigen Einwohners mit Fünflingen niedergekommen ist. Die Kinder kamen todt zur Welt, wurden von dem dortigen Arzte in Spiritus gethan und an die Anatomie der Universität Marburg gesandt. Wir wollen hoffen, daß sich nicht auch diese todten Fünf­linge später alsfrivole Enten" cntpnppeu.

Berlin, 14. Sept. DieNational-Ztg." er­hält von sehr beachtenswerther Seite Mitteilungen über die jüngsten diplomatischen Vorgänge in Kon- stantinopcl. Danach habe England in Rußland den entschiedensten Gegner gefunden. Rußland be­absichtige, den Verzicht Englands auf die Realisirung seiner egyptischen Pläne oder eine Kompensation herbeizuführen, so daß Rußland für Englands Vor­theile am Suezkanal durch türkisch Hocharmenicu