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vereitelt, welches selbst unabsichtlich Unheil angerich- tet haben würde. Bismarck's beständiger Entmuthi-^ gung aller Einmischungsversuche sei es zu danken, daß England jetzt die Aufgabe in Egypten lösen könne. Deutschland sei lediglich auf die Erhaltung des Friedens bedacht und habe alles aufgeboten, um die Behandlung der egyptischen Angelegenheit zu einer localisirten zu machen.
London, 8. Scptbr. (Fr. I.) Die Abendblätter melden aus Alexandrien, daß gestern Abend der arabische Pöbel die bei einem Galgen, an welchem der Mörder zweier Engländer aufgehängt war, aufgestellte Polizeiwache angegriffen und vertrieben hat. Der Pöbel bemächtigte sich hierauf des Körpers des Gehängten, um denselben einbalsamiren zu lassen, und will den Hingerichteten als Heiligen verehren.
London, 9. Sept. (Fr. I.) Soeben eingc- laufenen telegraphischen Meldungen aus Jsniailia zufolge ist seit heute Morgen 9 Uhr ein allgemeines Gefecht bei der Gasassinschleuse im Gange. Die englische Infanterie begann das Feuergefecht, worauf auch die Artillerie vorging und in das Gefecht Angriff. Arabi bringt fortwährend frische Truppen per Bahn heran; man schätzt die bis jetzt entwickelte Streitmacht der Egypter auf 5000 Mann.
Ketschwäyo hat in Plymouth an Bord des Dampfers „Nubian", der ihn nach dem Kaplande zurückführt, einige Vertreter der Presse empfangen, denen er u. a. sagte, er kehre Dank der großen Güte der Königin nach seinem Lande zurück, aber als ein Bettler. Vor dem Kriege sei er Eigenthümer großer Vichheerden gewesen, von deren Verkauf er gelebt. Allein das Vieh sei verschwunden. John Duuu habe zwar versprochen, die Heerden wieder zusammenzutreiben, aber er könne Dünn nicht trauen. Er müsse sich lediglich auf sein Volk verlassen, in welches er das größte Vertrauen setze. Er kehre früher zurück als er erwartet. Er habe mindestens zwei Monate in England bleiben wollen, aber als Lord Kimberley ihm mittheilte, daß er wieder König sein solle, habe es ihn nicht länger in England gelitten, da er sich nach seiner Heimath zurücksehue. Er habe gesehen, was Ciuilisation sei, und er wünsche nun selber civilisirt zu sein.
Griechenland.
Athen, 6. Scptbr. Es verlautet hier, daß falls die Unterhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei scheitern und die Feindseligkeiten auss Neue beginnen sollten, die Regierung die Armee mobilisiren wolle. Etwa 4000 Mann Truppen werden in Bereitschaft gehalten, um zu der an der Grenze bereits zusammen gezogenen Streitmacht von 150,000 Mann zu stoßen.
Türkei.
Konstautinopel, 7. Sept. Der Eindruck der Proklamation in türkischen Kreisen ist ein schlimmer. Die Mohamedaner betrachten das Aktenstück als eine sehr große Demüthigung des Khalifen und sagen geradezu, Arabi würde Unrecht thun, sich an dasselbe zu kehren.
Egypten.
Das „W. Fremdenbl." meldet aus Egypten: Die Gesammtstreitmacht Arabis beläuft sich auf 44,600 Mann Infanterie, 1802 Mann Kavallerie, 143 Kanonen und 30,500 Beduinen, von welcher Truppenzahl 19,200 Mann Infanterie, 900 Reiter, 8000 Beduinen mit 40 Kruppschen Kanonen Tel-el-Kebir unter dem Kommando Ruschild Paschas besetzt halten. — Der Nil steigt rasch. Theilweise ist bereits die feindliche Stellung von Kafr-el-Dewar überschwemmt. Es scheint, daß für England nicht nur der Mangel, sondern auch der Neberfluß an Wasser bedenklich werden soll.
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Amerika.
New-Aork, 9. Sept. Gestern fand in Panama ein Erdbeben statt. Namentlich die Kathedrale und mehrere andere größere Gebäude sind stark beschädigt; mehrere Personen wurden getödtet. Die Verluste sind sehr beträchtlich. (St.-A.)
Asien.
In Manila starben an der Cholera am Mittwoch 176, in den benachbarten Ortschaften 368 Personen. (N. T.)
Afrika.
Eine unheimliche Gährung verbreitet sich mehr und mehr über die muhamedanische Welt. AuS Tripolis wird berichtet: Der Schrecken ist unter den Europäern allgemein. Sämmtliche Restaurants, sämmtlichc Werkstätten und Läden sind geschlossen, weil ihre Inhaber vorzogen, ihre Habe
durch schleunige Abreise gegen jede etwaige Katastrophe sicher zu stellen. Alle Geschäfte liegen darnieder. Umsonst giebt der türkische Gouverneur die beruhigendsten Versicherungen. Umsonst hat er seine Beamten bei Todesstrafe für Leben und Eigenrhum der Europäer verantwortlich gemacht. Niemand glaubt mehr an seinen Einfluß, vbschon ihm 5000 Bajonuete zur Verfügung stehen. Nachts wimmelt es in den Straßen von Patrouillen, welche jeden irgendwie Verdächtigen festneymen. In der Provinz ist der Fanatismus so hoch gestiegen, daß alle Europäer nach der Hauptstadt flüchten mußten. In Bengasi predigt ein zclotischer Marabut den heiligen Krieg. Täglich treffen Acgypter ein, die reich mit Beute beladen von Alexandrien kommen. Die Konsuln rathen ihren Landsleuten zur Abreise. — Achnlich steht es in Syrien. Die Ermordung eines Muselmannes durch einen Christen rief in Beirut eine so furchtbare Erregung unter der muhamedanischcn Bevölkerung hervor, daß die entsetzten christlichen Einwohner aus Furcht vor dem drohenden Gemetzel in Schacireu die Stadt verließen. Die Engländer haben zu ihrem Schutz ein Kriegsschiff nach dem Hafen von Beirut entsendet. (In Beirut haben verschiedene europäische Nationen und auch die Nordamerikaner Missions-, Erziehungs- und Wohlthätig- keitsanstalten. Von deutscher Seite ist ein großes Waisenhaus und Pensionat daselbst errichtet, das von Kaiserswerthcr Diakonissen geleitet wird.)
Handel S Uerkeffr.
Stuttgart, 0. Scptbr. Lconhardsplatz: 500 Sacke Kartoffeln, .«> 3.50-4.20 pr. Clr. chadische 4, Pfälzer 4.20). Wilhelmsplatz: 400 Säcke Mostvbst, 3.80—4.20 per Ctr. Verkauf nicht lebhaft. Marktplatz: 4000 Stück Fit- dcrkraut, 10—18 pro 100 Stück.
Heilbron u, 7. Sept. O bst- und Kartoffelm arkt. Beim heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Acpsel 4 30 bis 4 ^ 50 Pr. Ztr., Birnen 3 90 vis
4 50 4 pr. Ztr. Kartoffeln: gelbe 3 80 4 bis 4
50 ^ pr. Ztr., Wurstkarlosfctu 3 ^ 80 bis 4 ^ pr. Ztr.
Tübingc n, 8. Sept. Auf dem heutigen Wochenmarkt waren Kraut, Mostobst und Zwetschgen in ziemlicher Menge bcigesühri. Kraut kostete das Hundert 12 -14 .tk, Aepscl der Sack 8 ^ 50 4 bis 9 .kk 50 ^l, Birnen 10 50 bis 11
Zwetschgen das Sri. 4 .kil bis 4 50 „4. Kartoffeln waren
nur wenige da. Milchschweiue kostete das Paar 12 bis 20
Tübingcn, 8. Sept. (Prcisc dcr Lebcnsbcdürs- nisse.) 8 Pjd. Kernenbrod 1 28 8 Pfd. Schwarzbrod
1 12 ^l, 1 Paar Wecken 90 Gramm 6 1 Pfd. Mastoch-
scnflcisch 00 ^!, 1 Pfd. Rindfleisch 54 1 Pfd. Knhfleisch
46 1 Pjd. Kalbfleisch 50 I Pfd. Hammelfleisch 00 ^!,
1 Pfd. Schweinefleisch 56 1 Pfd. Butter 1 .L, 2 Stück
Eier 12 — 13 ?!, 1 Psd. Rindschmalz 1 20 1 Pfd. Schweineschmalz 80 1 Zentner Kartoffeln 5 ,6, 1 Zentner Most-
obst 5 00 1 Zentner Heu 3 .kk, 1 Bund Stroh 40 ^l.
Eßlingen, 0. Scptbr. Der heute hier abgchaltene Faß markt war mit 280 Stück Fässern im Gesammtgchatt von 540 Hkl. befahren. Tie Größe der einzelnen Stücke ging von 70 bis zu 900 Liter. Der Umsatz war wohl in Folge der geringen Herbstaussichlen sehr klein. Die Preise per 3 Hkl. bewegten sich zwischen 10 und 23 (R. T.)
Ernte. Uebcr das Ernte - Ergebnis; in Württemberg rcfcrirt an dem Wiener Saatcnmarkt Herr Fr. Ramm, Stuttgart: Die Ernte dürfte in Dinkel 110, Winrer- waizcn 110, Somnicrwaizcn 107, Roggen 100, Gerste IlO, Haber 115 Proz. eines Dnrchschnittscrtrages ergeben; hiebei ist die Verschlechterung durch Regen schon berücksichtigt.
H op f c uber icht. Aus allen Bezirken Hort man, daß bei der Hopfcnpflücke das Erträgnis; die Schätzung keineswegs erreichen wird, sondern bedeutend zurückblcibt. Ucbcrdies erweisen sich die Witterungsverhttitnisse als sür die Hopfenernte wenig günstig. Deshalb Klagen über langsames Trocknen des Produkts, sowie über dessen hierdurch gefährdete Farbe und Qualität. Nach Mittheilung des Herrn Fr. Wirth aus Kaltenberg wird dessen letzte Schätzung von 5500 Zentner im Oberamt Tettuang keineswegs erreicht. Sackreife Waare geht von dort zu 230 bis 200 „Kl rasch ab. Kupfcrbrand hat in dieser Gegend seine Verheerungen in nicht unbedeutendem Grade begonnen, so daß auch durch diesen das Erträgnis; geschmälert wird. Die Gemeinde Baisingen erntet etwa 300 Zentner. In Spalt rechnen die Produccutcu aus 400 per Zentner. Die Drahtanlagen liefern entschieden reicheres Erlrägniß als die Stangengärtcn. Die englische Hopfenernte wird wahrscheinlich 140—160,000 Zenincr ergeben und bleibt also unter der Hätftc einer Mittelernte. Die großen Zufuhren alten Hopfens werden dazu Helsen, die Preise der kommenden Ernte zu ermäßigen.
— Wie stehts mit uns? Hab ich da vor einiger Zeit ein hübsches Bild gesehen, das mir allerlei Gedanken gemacht hat. Ans dem hübschen starken Ast einer knorrigen Eiche sitzt rittlings ein Mann in der Zipfelmütze, mit geflicktein Wams und geflickten Hosen, durch die Strümpfe sehen die Zehen. Er aber sitzt schmunzelnd mit dem Gesicht gegen die Eiche gekehrt, und sägt den Ast, ans dem er sitzt, mit seiner Säge durch, daß die Sägespäne nur so fliegen. Man sieht, das Kerlchen ist ganz vergnügt, daß die Arbeit so fördert, und er denkt nicht daran,
daß er bald mit dem Ast in die Tiefe stürzen muß, über die sich der Ast streckt. — Nun was soll das Bild? denke ich. Mein Nachbar aber sagt: „Der famose Kerl ist gewiß niemand anders als 'unser guter deutscher Michel. Den hat unser Herrgott auf einen gar schönen, festen Ast gesetzt, der ihm nicht bloß eine echte Rücklehne gewährte, sondern von dem er auch manches Jahr die köstlichen Früchte gepflückt hat. Das war aber der Ast der christlichen Sitte und Zucht und gar vieler heilsamen, aus dem Gemeinwohl ersprießlichen Ordnungen und Einrichtungen in Kirche und Staat. Auf dem Ast hätte unser guter Michel nur hübsch ruhig sitzen bleiben, und die Wasserreis«', die hier und da heranwuchsen, abschneiden sollen. Aber der gute Michel wurde mit der Zeit zu pfiffig und klug, und deuchte ihm der Sitz auf solchem Aste nicht mehr zeitgemäß und der Bildung unsrer Zeit und den Fortschritten der Wissenschaft nicht entsprechend. Da hat er sich denn nach einer Säge umgesehen mit scharfen Zähnen, die wohl geeignet wäre, diesen festen Ast abzuschneidcn. Und das wären denn Gesetze mancherlei Art, mit dem er sich in den Jahren 1872—1880 selbst beglückt hat; Gesetze, so schön und so blank wie die Zahne einer Säge, eines da angreisend, wo das andere aufhört; und mit dieser Säge hat er denn flugS dem Aste zugesetzt; ein Lump ist er bei solcher Arbeit geworden, die Zehe guckt ihm zum Schuh heraus, und an der Hose haften kaum die Lappen: eine schon ungezählte Menge seiner Kinder lausen mit solchem Fußwerk durch's Land, und ein anderer großer Theil derselben bringt's bei treuer Arbeit doch zu nichts Ordentlichem, es ist eitel Flickwerk. Und er, der gute Michel, ist so still vergnügt in seiner Arbeit, er sieht mit wahrem Woylbehagen, wie die Spane von dem Ast hernicderfahreii: durch's Mark ist der Schnitt auch schon gegangen und die Tiefe freut sich schon, den Ast, — und den Michel aufzimehmcii. Armer Michel! Guter Michel! Hör doch auf zu sägen! Noch ist der Ast nicht abgcschnitten! Wirf die Säge fort, und such' nach kräftiger Stütze, daß durch den noch stehenden Theil des Mes des Stammes Saft und Kraft cindringen, und dem so arg geschädigten Aste neues Leben und neue Kräfte geben kann. — Nimm zwei Stützen statt einer; die eine die Furcht Gottes als aller Weisheit Anfang, und die andere Gerechtigkeit, die ein Volk erhöht. Lieber Michel! Es^ ist dir noch zu Helsen. Freilich dein Gesicht mußt du in andere Falten legen; der Mund vor allem und das Auge müssen gar anders werden. Aber Mund und Auge werden dann erst die rechten werden, wenn das Herz erst anders wird. Bei all' deiner flotten Arbeit sitzest du doch wie ein schlechter Reiter aus deinem Aste, und bei allem Behagen über die gelungene Arbeit ist's Herz doch nicht ruhig und getrost, so etwas Bangen und Zagen ist doch in deiner ganzen Haltung zu lesen. Höre auf zu sägen, lieber, guter Michel, damit du nicht selbst zur trotzenden Säge wirst dem, der dich zieht.
— (Die Mutter im Sprichwort.) Die Deutschen haben über die Würde einer Mutter verschiedene herrliche Sprüchwörtcr. Sie sagen: „Muttertreu wird täglich neu." „Ist die Mutter noch so arm, gibt sie doch dem Kinde warm." „Wer der Mutter nicht folgen will, wird endlich dem Gerichtsdiener folgen." „Besser einen reichen Vater verlieren, als eine arme Mutter." „Was der Mutter ans Herz geht, geht dem Vater nur ans Knie." Im Hindvstauischen heißt es: „Mutter mein, immer mein, möge reich oder arm ich sein." Der Ve- netianer sagt: „Mutter, Mutter! Wer sie hat, ruft sie, wer sie nicht hat, vermißt sie." Der Russe sagt: „Das Gebet der Mutter holt vom Meeresgrund herauf." Der Czeche und Lette sagen: „Mutterhand ist weich, auch wenn sie schlägt." Fast bei allen Völkern hat man das sehr wahre Sprichwort: „Eine arme Mutter kann eher sieben Kinder ernähren, als sieben Kinder eine Mutter." Das Leiden der Mutter bezeichnet der Italiener in dem Sprichwort: „Mutter will sagen: Märtyrin!" Uebcr den Verlust der Mutter sagt ein Sprichwort der Russen: „Ohne die Mutter sind die Kinder verloren, wie die Biene ohne Königin". Wahrhaftig! Die Mütter dürfen stolz sein aus die Ehrentitel, die ihnen in den Sprichwörtern der Völker gewidmet sind!
— Wie kommt es, daß unser College F., der doch sür eine» der faulsten Menschen gilt, so viele und dickleibige Romane schreibt'? — Wahrscheinlich ist er, wenn er einmal an- füngt zu schreiben, zu sanl, um die Feder wieder ans der Hand zu legen.