Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 17. August.

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1882.

Amtliches

Nagold.

Sekarmtmachrrng.

Johann Georg Keck, Bauer und Obmann des Bürger-Ausschusses in Garrweiler, ist durch Decret k. Kreisregierung vom 1. ds. Mts. Ziffer 5271 zum Ortsvorsteher daselbst ernannt, am 11. ds. Mts. von der Unterzeichneten Stelle der Gemeinde vorge­stellt, in Pflichten genommen und in sein Amt ein­gesetzt worden, was zur allgemeinen Kenntniß ge­bracht wird.

Den 14. August 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Denselben gehen gedruckte Auszüge aus dem Amtsversammlungs-Protocoll vom 15. April ds. Js. zu, mit der Weisung, in Gemäßheit §. 76 des Ver­waltung?-Edicts den Gemeinderath und Bürger-Aus­schuß ihrer Gemeinde von den durch die Amtsver­sammlung gefaßten Beschlüssen in Kenntniß zu setzen.

Den '14. August 1882.

K. Qberamt. Güntner.

Nagold.

FtoMerrr.

Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß ge­bracht, daß das k. Ministerium des Innern, Abthei­lung für den Straßen- und Wasserbau, durch Erlaß vom 10. ds. Mts. Ziffer 5055 die Sperrung der Flößerei auf der Nagold von Calw aufwärts für die Zeit vom 21. bis 26. August ds. Js. behufs Aus­besserung der herrschaftlichen Floßgassen in Calw und Nagold verfügt hat.

Den 14. August 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Zur sozialen Frage.

Im Vordergrund der Betrachtung sollte für alle politischen Parteien die soziale Frage stehen. Seit der Kaiserlichen Botschaft an den Reichstag sollte man denken, diese unsere Forderung verstände sich ganz von selbst. Es ist aber thatsächlich nicht der Fall. Zwar jede politische Partei widmet in ihrem Programm der socialen Frage einige, wie es scheint wohlgemeinte und warm empfundene Worte. Aber bei genauerem Zusehen merkt man bald, daß der Inangriffnahme dieser Frage noch so viele Hin­dernisse entgegenstehen, welche erst beseitigt werden müssen, und so viele Vorfragen erst noch erledigt werden müssen, ehe die Hauptfrage in Angriff ge­nommen werden kann, daß wohl noch Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen können bis zur Verwirk­lichung der in der Kaiserlichen Botschaft in Aussicht genommenen socialen Besserungen. Damals sagte man, die Kaiserliche Botschaft treffe den Nagel auf den Kopf, das sei die Signatur der Zeih, in diesem Zeugniß liege vor uns das Kaiserliche Vermächtniß für die Zukunft seines Volkes. Und heute? Immer mehr scheint, sei es bewußt oder unbewußt, dies hohe Ziel aus den Augen zu schwinden, man zerrt die für dieses Ziel dargebotenen Mittel hin und her und reißt sie womöglich ganz in Fetzen und Stücken, so daß sie nichts mehr bedeuten, man zankt und streitet über die einzuschlagenden Wege, bis man vollständig in Verwirrung geräth, weil kein einziger Weg taugt. So bleibt's schließlich ganz und gar beim Alten; statt auf grüne Auen und in lebensfrische blühende Gefilde zu gelangen, kommt man in eine dürre, heu­lende Wüste und Einöde, und nur eine kurze Zeit

ist man über in den Weg gestreute duftende Blumen und grüne Zweige hinweggeschritten. Das darf aber nicht sein. Das wäre nicht blos ein Unglück, das wäre auch ein Unrecht. Unser politisches und socia­les Programm muß die von der Kaiserlichen Bot­schaft so treffend gezeichnete Aufgabe des deutschen Reiches allem voranstellen und immer aufs neue laut und deutlich als die ganz und voll und bald zu lösende Aufgabe aller Welt verkünden!

Die Provinzial-Correspondenz sagt in Bezug auf die Kaiserliche Botschaft v. 17. Nov. v. I. fol­gendes. Das Wesen und der Inhalt des Pro­gramms erfährt durch die Ablehnung des Tabaks­monopols keine Aenderung. An seinen Grundzügen wird die Regierung um so fester halten, als das­selbe derjenigen Auffassung von dem Wesen des Staates entspricht, welche dem Staate nicht nur die Stellung eines mehr oder weniger theilnahmlosen Zuschauers zuweist, sondern seine hohe Aufgabe in dem Recht und der Pflicht erkennt, die Ausgleichung der gegenüberstehenden Interessen durch eine Positive Thäügkeit und ein schaffendes Eingreifen zu fördern. Mögen auch die Parteileidenschaften das Wesen die­ses Programms zu verdunkeln und zu entstellen suchen, die gesunde Vernunft wird sich auf die Dauer nicht der Einsicht verschließen können, daß nur mit diesem Programm eine gedeihliche Weiterent­wickelung unsers Staatslebens möglich ist.

Wir halten es für nöthig, aus der Kaiser­lichen Botschaft vom 17. Nov. v. I. die bedeut­samen Sätze von der Herzenstheilnahme und Für­sorge unseres theuren Kaisers für das Wohlergeheck der Bedürftigen des Volkes nochmals in Erinnerung zu bringen.

Schon im Februar d. I. haben wir unsere Ueberzeugung aussprechen lassen, daß die Heilung der socialen Schäden nicht ausschließlich im Wege der Repression socialdemokratischer Ausschreitungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven För­derung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein werde. Wir halten es für unsere kaiserl. Pflicht, dem Reichstage diese Aufgabe von neuem ans Herz zu legen, und würden Wir mit um so größerer Be­friedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das Bewußtsein mitzu­nehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften seines inneren Friedens und den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie An­spruch haben, zu hinterlassen. In Unfern darauf gerichteten Bestrebungen sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen auf die Unterstützung des Reichstages ohne Unter­schied der Parteistellungen. In diesem Sinne wird zunächst der von den verbündeten Regierungen in der vorigen Session vorgelegte Entwurf eines Ge­setzes über die Versicherung der Arbeiter ge­gen Betriebs-Unfälle mit Rücksicht auf die im Reichstage stattgehabten Verhandlungen über den­selben einer Umarbeitung unterzogen, um die erneute Berathung desselben vorzubereiten.

Ergänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisa­tion des gewerblichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt.

Aber auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher

Fürsorge, als ihnen bisher hat zu Theil werden können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht! Der engere An­schluß an die realen Kräfte dieses Volkslebens und das Zusammenfassen der letzteren in der Form kor­porativer Genossenschaften unter staatlichem Schutz und staatlicher Förderung werden, wie Wir hoffen, die Lösung auch von Aufgaben möglich machen, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfang nicht gewachsen sein würde. Immerhin aber wird auch auf diesem Wege das Ziel nicht ohne Aufwendung erheblicher Mittel zu erreichen sein."

Wer wollte sich dieser königl. Worte und der hohen Gesinnung, welche sich in denselben ausspricht, nicht freuen. Vor dem ganzen deutschen Volke be­kundet Kaiser Wilhelm in denselben, daß es seine eigene Absicht und nicht blos die Absicht seiner Regierung ist, den Armen und Schwachen der Gegenwart eine Besserung ihrer Lage und Fürsorge für die Tage ihres Alters zu schaffen. Wie sein unvergeßlicher Vater Friedrich Wilhelm m. im Jahre 1807 den damals hart bedrückten Klassen, den Leibeigenen und dem Bauernstände eine freie Stellung schuf, so will Kaiser Wilhelm seine Hand anlegen, daß für die heutzutage schwächste Klasse unse­rer Mitbürger eine Besserung erzielt werde.

^ ' Die erledigte evangelische Helferstelle in Nagold wurde dem Repetenten Martin Finckh am Seminar in Tübingen gnädigst übertragen.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Hochdorf, Oberamts Horb, 10. Aug. Bei der gestern hier vorgenommenen Abstreichsverhand­lung, die Anfertigung eines neuen Wörchkarrens be­treffend, wurden vom Anschlag, welcher 250 o-L be­trug, 131 ^ weggesteigert und zu 119 ^ von Wagner V. in Horb übernommen. (H. Chr.)

In Nills Thiergarten in Stuttgart ist am 12. Abends der längst erwartete männliche Löwe, übrigens etwas reisemüde von Hamburg eingetroffen.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Katharina von Württemberg haben der Central­leitung des Wohlthätigkeitsvereins zur Vertheilung an die Hagelbeschädigten des Landes einen Beitrag von SechshundertMark gnädigst zustellen lassen.

DieLudwigsb. Ztg." schreibt vom 10.: Un­ter allgemeiner Theilnahme wurden gestern Abend um 7 Uhr die 2 von ihrer Mutter im Neckar er­tränkten Krauß'schen Kinder in Aldingen beerdigt. Pfarrer Pfäfflin aus Mühlhausen sprach am Grabe tief ergreifende Worte, so daß kein Auge thränenleer blieb. Der Vater der Kinder war nicht bei der Be­erdigung, obwohl er sich an demselben Abend in Mühlhausen aufgehalten hat. Er wollte, wie er ge­äußert habe,sich nicht angaffen lassen." Vormit­tags besichtigte er die Leichen seiner 2 Kinder, und obwohl kein Fernstehender unberührt bei dem An­blick der Bedauernswerthen blieb, ist er ziemlich kalt geblieben und hat nur gesagt, als er die blauen Spuren am Halse des einen sah:So, hat sie (die Mutter) dich vorher auch noch recht malträtirt." Nach einigen Minuten entfernte er sich wieder.

Hohenheim, 10. Aug. Heute fand in Ge­genwart des Herrn Präsidenten v. Werner die Probe landwirthschaftlicher Geräthe und Maschinen statt. Es war eine größer Anzahl derselben, so ins-