anwesend, als sie mit diesem Titel beehrt wurde. Ihr Bruder, sehr beschränkten Geistes, glaubte dieses und wars dieselbe zum Hause hinaus. Diese eilte aber zur Geburtshelferin, welche den Wunderdoktor verhaften ließ.
Zu den verschiedenen zur Bekämpfung der Blutlaus angewendeten Mitteln fügen wir eines bei, das wir selbst mit bestem Erfolg erprobt haben und das sich durch seine Einfachheit auszeichnet, ohne den Bäumen schädliche Folgen zu hinterlassen. Man löse Vi—Schmierseife in 2/4 oder Wasser auf und bepinsle die infizirten Stellen mit einem kräftigen Pinsel. Das Mittel hilft sicher. (Reichsp.)
München, 7. Aug. Die hiesige altkatholische Gemeinde hat nunmehr Aussicht, die griechische Kirche mitbenützen zu dürfen. Der Herr Archimandrit hat bereits seine Einwilligung vorbehältlich der Genehmigung des Bischofs von Athen gegeben.
Die unaussprechlichen Seufzer nach gutem Wetter werden in vielen Kirchen zu andächtigen Bitten und Fürbitten. Auch in der Synagoge in Fürth sind Bittgebete in das tägliche Gebet eingeschaltet worden.
Die jetzige Behandlung der katholischen sog. Staatspfarrer durch den Fürstbischof von B r e s- lau hat in preußischen Negierungskreisen ebenso peinlich als befremdlich berührt, zumal, da man von Herrn Robert Herzog ein solches Vorgehen am wenigsten erwartet zu haben scheint. Möglich, daß man staatlicherseits darauf Bedacht nimmt, die betreffenden Pfarrer in irgend einer Weise davor zu schützen, daß sie ihre Existenz verlieren, weil sie sich nicht gegen die Gesetze des Landes auflehnen wollten.
Berlin, 6. Aug. Wie die „Gem.-Ztg. für Elsaß-Lothringen meldet, hat der Kaiser eine Ehejubiläums-Medaille gestiftet. Diese wird aus Anlaß der goldenen oder diamantenen Hochzeit an würdige Jubelpaare verliehen, die einer Unterstützung nicht bedürfen. Die Medaille ist von Silber, etwas größer und stärker wie ein Fünfmarkstück, und trägt in prachtvoller Prägung auf der einen Seite die Bilder des Kaisers und der Kaiserin und auf der andern Seite eine zur Feier passende Inschrift. Anträge auf Verleihung dieser Medaille können aber nur vor dem Tage der goldenen bezw. diamantenen Hochzeitsfeier vorgelegt werden. Andere Geschenke an Jubelpaare, abgesehen von Geldunterstützungen an solche, die derselben bedürftig sind, werden nicht mehr gewährt.
Berlin, 6. Aug. Wie aus ultramontanen Kreisen verlautet, hat Fürstbischof Herzog den Wunsch ausgesprochen, daß diejenigen katholischen Abgeordneten, welche in der Seelsorge beschäftigt sind, bei dem außerordentlichen Mangel an Geistlichen ein Mandat nicht wieder übernehmen möchten.
Berlin, 7. Aug. Daß dem Reichstage nach dem Beispiel anderer Staaten eine geordnete Gruppe von Aktenstücken über die egyptische Frage (etwa ein Blaubuch) vorgelegt würde, ist von dem Reichskanzler, der schon in der inneren Politik mehr als genug Dilettantengeschwätz anhören muß, nicht wahrscheinlich. Nur für den Fall, daß dem deutschen Reiche aus den egyptischen Wirren gewisse Kosten erwachsen sollten, würde die Reichsregierung bei Mo- liviruug der etwa zu fordernden Summen dem Reichstage Ausschlüsse über ihre Stellung zu der Frage geben. Es wird versichert, daß sämmtliche Regierungen mit der Haltung des Reichskanzlers in der egyptischen Frage sich einverstanden erklärt hatten.
Berlin, 7. Aug. Die Bestrebungen der europäischen Mächte, aus der egyptischen Frage keine weiteren Komplikationen entstehen zu lassen, versprechen nach Ansicht hiesiger leitender Kreise Erfolg. Angesichts der fortgesetzten kriegerischen Ereignisse gilt die Vertagung der Konferenz als wahrscheinlich, um später Entschließungen gegenüber vollendeten Thatsachen zu treffen. Bezüglich der Operationen der türkischen Truppen und der Frage des gemeinsamen Oberkommandos ist ein Ausgleich in Vorbereitung begriffen, welcher das Ansehen aller betheiligten Mächte wahrt.
Berlin, 8. Aug. Das Entgegenkommen Württemberg in der Frage der Postwertzeichen wird allseitig sympathisch ausgenommen. Man erwartet, daß Bayern diesem Vorgang folge.
(Fürst Bismarck im Biidnerhaus.) Aus Schiawe wird der „Magd. Zeitung" berichtet: Fürst Bismarck trifft auf einer seiner weiteren Fustprvmcnaden vor der Thür eines abgelegenen Biidnerhanses eine Arbeiterfamilie und bittet um ein Glas Wasser. „Ein Gtas haben wir nicht", sagt die Frau, „sonder» nur einen Topf". „Nun gut", entgegnet der Fürst, „geben Sie mir einen Tops Wasser", und damit seht er sich zu
den Leuten und untelhii.'l sich über dies und das mit deich lb.n. „Sie kennen mich wohl nicht?" sagte er beim Abschiede. „Pta", meint der Mann, „so ein bischen was Vornehmes müssen Sic wohl sein, mindestens doch ein Amtmann." Hieraus Vorstellung und Tableau. Die Freude der guten Leute wurde erhöht durch ein Geldgeschenk für den gastlich gewährten Topf Wasser.
Oefterreich-Uilgarn.
Triest, 4. Aug. Der Kaiser richtete, wie der „N. Fr. Pr." gemeldet wird, aus Ischl an den Statthalter Baron Prelis folgendes Telegramm: „Ich ersuche Sie um telegraphische Nachricht über das Befinden der beim Fackelzuge Verwundeten, denen ich Sie bitte, meine Theilnahme bekanntzugeben." Die Nachforschungen nach dem Thäter sind bis jetzt erfolglos geblieben.
Aus Triest wird gemeldet: Die Polizei entdeckte Spuren von dem Verbrecher, der das Bombenattentat ausgeführt. Derselbe ist ein junger Mensch, der für 20 Gulden zum Werfen der Bombe gedungen war. Der Verbrecher ist flüchtig.
In Tisza-Eßlar ist die Synagoge von einem Volkshaufen gestürmt und geplündert jworden. Kos- sut bezeichnet in einem hierher gerichteten Schreiben diese Affaire als ein wahrhaftes Unglück des Landes. Schweiz.
Betreffs des zur Zeit so sehr im Schwange befindlichen Festlebens bringt die gut demokratisch gesinnte „Neue Züricher Zeitung" die folgende, auch anderwärts beachtenswerthe Mahnung: „Das schweizerische Festleben treibt in diesen Tagen wieder reiche Blüthen, Genf, Ncuenburg, Solothurm, Arau haben vieltägige kantonale Schützenfeste, Genf steht nvch ein internationales Musikfest bevor, Arau hat das eidgenössische Turnfest überstanden und die Reihe der vielen andern Festlichkeiten, an denen sich die Volksmassen betheiligen, ist noch lange nicht abgeschlossen. ... Je mehr wir nun auch die Bedeutung der auf dem Boden des Liberalismus emporgewachsenen Schützen-, Turn- und Gesangfeste für unser Volks- und Staatsleben anerkennen, um so eher glauben wir uns berechtigt, einer Warnung Raum zu geben, die aus dem freisinnigen Lager selbst gegen das allzu stark ins Kraut schießende Festleben ertönt. Man hat sie begreiflicherweise zu Solothurn in den Wogen des Festlebens ungnädig ausgenommen; ist man doch sehr geneigt, das Fest, das man gerade feiert, in erster Linie als vollauf berechtigt zu halten. Der Fernerstehende urtheilt in diesen Dingen kühler und zieht auch andere Umstände in Betracht, wie gerade gegenwärtig die Noth der Zeit, den Niedergang der Geschäfte, die mißliche Lage der Landwirthschaft u. s. w. Darum sollte man eine solche warnende Stimme nicht unbedingt von der Hand weisen, sie nicht als ein Zeichen der Mißgunst der reaktionären Gesinnung erklären. Sie kam diesmal von einem Manne, der ebenso sehr ein Freund der Volkswohlfahrt ist, wie die Männer, welche von solchen Festen herrliche, begeisterte Worte zu sprechen wissen." Frankreich-
Paris, 3. Aug. Es läuft die Meldung ein, daß Graf Chambord todtkrank sei und in den letzten Zügen liege.
Paris, 6. Aug. Der „Fkf. Ztg." wird tele- graphirt: Grevh kouferirte heute mit Dsves, dann mit Duclerc, dem er die Bildung des Kabinets an- bot, und empfing darauf Marcöre. Grevy soll durchaus entmuthigt sein. Das Journal „Paris" will missen, er habe in vertraulichem Kreise von der Eventualität seines Rücktritts gesprochen. Die radikale Linke beschloß gestern, keinerlei Schritte bei Grevy oder irgend einem Politiker mit Rücksicht auf die Bildung eines Kabinets zu thun. Die äußerste Linke votirte eine Motion zu Gunsten der Friedenspolitik und der inneren Reformen, sowie einen Protest dagegen, daß die durch jdas Kammervotum geschlagenen Minister wieder in die Regierung eintreten. Die Vorstände der vier republikanischen Gruppen beschlossen darauf nach längerer Debatte, keine Schritte bei Brissvn zu thun und überhaupt nicht in die Prärogative des Präsidenten der Republik einzugreifen. Die republikanische Union trat darauf zusammen und nahm eine Resolution an, worin die Gruppe ihr Bedauern über das Scheitern dieser Versuche zur Beseitigung der Krisis entspricht.
Paris, 7. Äug. Der Senator Duclerc übernahm die Bildung des neuen Kabinets. (Der Conseilpräsident Duclerc, ein 70jähriger Herr, hat sich vom Setzerlehrling zum Senator herausgearbeitet. Er ist — und das ist ein Vvrtheil für die Geschäfte
— !..i: .4... Präsid:.. N.pnllil eng besrermdet:)^
Paris, 8. Aug. Das neue Kabinet ist folgendermaßen zusammengesetzt: Duclerc, Präsident u. Auswärtiges; Decres, Justiz; Duvanx, Unterricht: Tirard, Finanzen; Billot, Krieg; Jauregniberrp, Marine; Cochery, Posten; Mahy, Ackerbau ; Peter Legrand, Handel und interimistisch Arbeiten; Derellc übernahm das Untcrstaatssekretariat des Innern.
Einer Nachricht aus Paris zufolge wird das neugebildete Ministerium heute erklären, daß es in der äußeren Politik nicht auf die Vergangenyeit zurückkommen werde.
In den Wandelgängen der Kammer war vorgestern eine Berliner Depesche der „Times" angeschlagen, welche ungeheures Aufsehen erregte. Die Depesche meldet: „Fürst Bismarck habe den deutschen Botschafter in Paris beauftragt, Herrn v. Freycinet zu sagen, er hoffe, ihn wieder ins Amt eintreten zu sehen, und verspreche ihm dann, daß Deutschland die französische Politik im Orient unterstützen werde." Die Depesche kam von der „Agentur Havas", die vertragsmäßig verpflichtet ist, alle ihre Depeschen in der Kammer anschlagen zu lassen. Dieselbe würde vielleicht ganz unbeachtet geblieben sein, wenn nicht Gambetta sich breit davor hingestellt und plötzlich geschrieen hätte: „Unwürdig! Lesen Sie doch! Herr v. Freycinet wird der Schützling Deutschlands." Die „Republique Fran^aise" und andere Blätter widmen der Depesche eigene Leitartikel. Erstere schreibt: „Ein Schrei des Unwillens und Ekels hat sich erhoben, jetzt ist eS erwiesen, daß Freycinet das Bündniß mit England brechen und sich in die Knechtschaft Deutschlands begeben wollte: unmöglich kann er wieder das Ministerium übernehmen." Die Gambettistischen Blätter sehen es also als ein Verbrechen an, wenn ein leitender französischer Staatsmann in guter Beziehung zu Deutschland bleibt. Jedenfalls war die ganze Geschichte abgekartet, um Freycinet unmöglich zu machen, wenn er sich etwa besinnen und wieder ins Amt eintreten wollte. Die Sprache der Gambettistischen Blätter ist übrigens leicht verständlich, da sie sämmtlich Weisung bekommen haben, einen Conflikt mit Deutschland hervorznrufen. Die gambettistischen Blätter greifen auch heute noch Freycinet an, desgleichen Clemenceaus Organ, die „Jnsticc"; die anderen Zeitungen hingegen sind der Ansicht, daß die besagte Depesche ein ganz unmürdiges Manöver gewesen sei, um Freycinet an dem Wiedereintritt in das Kabinet zu verhindern. Die „Agence Havas" erklärt, es sei kein wahres Wort an der Timesdepesche; Fürst Hohenlohe habe keinen Schritt bei Freycinet gethan. Gambetta ist durch diese ganze Geschichte natürlich noch unmöglicher geworden als je, weil seine Blätter bei dieser Gelegenheit eine Sprache geführt haben, die voraussehen ließ, welche schwierige Händel Frankreich mit dem Auslande bekommen würde, sobald er wieder ans Ruder kommen sollte. Auch der „Telegraph" versichert, die Timesdepesche sei in Paris von den Gambettisten abgefaßt worden.
Das Geckenthum der französischen Offiziere ist durch ein Rundschreiben einmal zur Sprache gebracht worden, welches General Gallifet, der Be-' fehlshaber des 12. Armeekorps, erlassen hat. In diesem Circular kritisirt der General in schonungsloser Weise die Kleidung der französischen Offiziere und es heißt da unter Anderem: „Seit einigen Jahren treten im Offizierkorps in Bezug auf den militärischen Habitus recht bedauernswerthe Tendenzen hervor. Die Offiziere tragen Uniformröcke, deren Aermel eine über alles Maß hinausgehende Breite haben. Die Pantalons sind oben zu eng und unten lächerlich weit." Die Stiefel erinnern an die Fußbekleidung, welche zu Zeiten Heinrichs III. Mode war. Die Haare trägt man mit einem Scheitel in der Mitte und die Stirnfrisur der Offiziere macht einen „weiblichen Eindruck." Die existirenden Anordnungen für die Kleidung der Offiziere sind sehr sorgfältige und so lange sie nicht abgeändert werden, haben die Offiziere dieselben strikte zu befolgen." England.
London, 4. Aug. In Arabis Lager sind große Spaltungen ausgebrochen. Ein Oberst und mehrere Bataillonschefs fragten Arabi, ob er Rebellion mache oder Krieg mit England führe. Arabi antwortete, er mache Rebellion. Als die Offiziere hieraus drohten , die Armee zu verlassen, ließ Arabi sie gefesselt nach Kairo führen. Auf Andringen der Armee, in welcher sich in Folge dieses Schrittes
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