Oesterreich-Ungar».

Pest, 26. Juli. DerPesti-Naplo" erfährt aus angeblich verläßlicher Quelle, daß die bisherigen Erhebungen in der Tisza-Eszlarer Angelegenheit ganz und und gar keine Ergebnisse geliefert haben. Es ist nicht einmal festgestellt, daß Esther Soly- mossy ermordet wurde, geschweige denn, daß die Mörder ermittelt wären. Wäre nicht der Zwischen­fall mit dem Leichensund aufgetaucht, so wäre die Untersuchung längst abgeschlossen.

Italien.

Ein Meldung aus Rom zufolge ist die ita­lienische Flotte von Syra nach Athen ab­gedampft. (N. T.)

Frankreich.

Paris, 27. Juli. Freycinet theilte dem Mi- nisterrathe mit, die Pforte erklärte sich bereit, unter den Bedingungen der identischen Note unverzüglich Truppen nach Egypten zu senden. Bei der sonach veränderten Lage der Dinge glaubt man in Depu- tirtenkreisen, daß die Berathung der egyptischen Kreditvorlage durch die Kammer heute nicht stattfin­den werde.

Paris, 28. Juli. Nach einer Meldung der Agence Havas" aus Madrid betonte der Minister des Aeußern in einem Rundschreiben an die spani­schen Gesandten, daß der Suezkanal für Spanien wegen seiner Kolonien von größerer Bedeutung sei, als für einzelne Großmächte: Spanien soll deßhalb billigerweise bei der Regelung der egyptischen Frage konsultirt werden.

Paris, 29. Juli. (Fr. I.) Die Kammer lehnte die Creditforderung mit 450 gegen 75 Stimmen ab. In Folge dessen begaben sich die Minister ins Elysee, um ihre Entlassung einzu­reichen. Grevy bat dieselben, die Geschäfte bis zur es neuen Cabinets fortzuführen.

Euglaod.

cvnoon. 27. Juli. Die Garnisonen Rosette, Abukir und Damiette haben dem Khedive die Unter­werfung angezeigt. Die britische Regierung ant­wortete der Pforte, die Kooperation der türkischen Truppen sei durchaus willkommen, da die Situation aber dringlich sei, werde England unbeirrt voran­gehen. Aus Alexandrien wird gemeldet, Arabi rückte vor und eröffnete den Angriff auf die Eng­länder.

London, 27. Juli. Die Ankunft eines deut­schen Kuriers Bismarcks in Alexandria erregt sehr großes Aufsehen. Man erinnert sich, daß auch vor Jsmail's Absetzung ein solcher kam und seitdem kein deutscher Kurier mehr erschien. Militärisch liegt seit gestern nichts Neues vor.

London, 27, Juli, Die Pforte betreibt die Abfindung von 64 Bataillonen nach Egypkk.'ls All erstes Kontingent ist 16 Bataillone stark. Der Sultan bereitet eine Proklamation vor, worin er Arabi für einen Verräther erklärt und die Egypter auffordert, sich um die türkisch; Fahne 'zu schaaren. Dev Mahmubieh-Kanal füllt sich wieder; man ver­rauchet, daß eine Durchsickerung stattfindet, oder daß Arabi's Damm zerbrach. Die Wasserabgabe in Ale­xandrien entspricht wieder dem Verbrauchs-Bedürfniß.

London, 29. Juli. Von Kairo sind acht Notabeln eingetroffen, welche gegen England die feindseligste Stimmung zur Schau tragen. Dieselben machen kein Hehl aus dem allgemeinen Mißtrauen des Landes gegen den Khedive und die Fremden u. sprechen jedem Versuch zu Friedensunterhandlungcn alle Aussichten auf Erfolg ab.

(Eiserne Damenkleider.j In Notting­ham wurde der gelungene Versuch gemacht, Sommer­zeug und Spitzen aus reinstem Draht herzustellen. Der Draht wird auf der Bobinetmaschine so leicht verarbeitet, wie Baumwollengarn. Man verspricht sich von diesem neuen Industrie-Artikel großen Er­folg. Also wird demnächst dieeiserne Jungfrau" mit ihren echteisernen Spitzen" in einer schöneren Gestalt wieder anslebcn.

Arabi Pascha's indirekt angebahnte Friedens­verband lun gen begegnen vielseitigem Mißtrauen. Man erblickt darin einen lediglich Zeitgewinn be­zweckenden Schachzug. Die englische Militäraktion nimmtindessen ihren wenn auch verlangsamten Fortgang.

NimlknL.

Petersburg, 29. Juli. Tic Stadt Solzy im Gouvernement Pskow, bekannt durch großen Flachs- Handel, wurde durch eine Fcuersbrunsl zerstört.

Aus Petersburg wird gemeldet, daß die Truppenkörper, welche für den Dienst bei der Krö­nung des Kaisers Alexander III. designirt sind, den Befehl erhalten haben, am 1. (13). August nach Mos­kau abzugehen. (Fr. I.)

In der russischen Grenzstadt Radziewilow ist ein großer Brand ausgebrochen, lieber 300 Häuser sind zerstört und 3000 Menschen sind ohne Obdach.

Türkei.

Konstantinopel, 28. Juli. DieAgence Havas" meldet: Es ist unrichtig, daß Arabi Pascha Idem Sultan mittelst Schreibens erklärt habe, er würde die türkischen Truppen bekämpfen, wenn die­selben interveniren sollten; im Gegentheil habe Arabi Pascha dem Sultan erneuert Treue und Gehorsam gelobt.

Konstantinopel, 29. Juli. (Fr. I.) Die Engländer fordern Alexandrien als Faustpfand für den rechtzeitigen Wiederabzug der türkischen Jnter- ventionstruppen, bis zu welchem sie den Platz besetzt halten wollen.

Die Bereitwilligkeit der Türkei zur militäri­schen Intervention wird als eine glückliche Wendung der egyptischen Frage aufgefaßt. Das Entgegenkom­men Englands, welches diesen Entschluß der Pforte herbeiführte, wird auf das energievolle Auftreten Herrn v. Hirschfeld's zurückgeführt, der angeblich den türkischen Ministern erklärte, beim Friedensschluß acceptire Europa nur solche Simulationen, welche den allgemeinen europäischen Interessen, sowie den türkischen Souveränitätsrechten Rechnung tragen. Egypten.

Alexandrien, 28. Juli. Admiral Seymour erklärte in einem Schreiben an den Khedive wieder­holt, das England keineswegs beabsichtige, Egypten für sich selbst zu erobern, noch irgendwie die Reli­gion und die Freiheiten Egyptens anzutasten; Eng­land bezwecke lediglich, den Khedive und das Volk gegen die Meuterer zu schützen. In dem Schreiben wird Tewfik gebeten, die egyptischen Soldaten zn veranlassen, daß sie in ihre Heimath zurückkehren, und dem Volke anzurathen, Arabi und seine Anhän­ger als Verräther zu behandeln.

Es ist schon jetzt vorauszusehen, worauf die ganze egyptischc Angelegenheit hinausläuft: auf Verschleppung. Halbswegs ist sie es schon durch die Kopflosigkeit der Engländer. Jetzt, wo die Tür­kei erklärt hat, Truppen senden zu wollen, werden die Engländer erst recht nichts Ernsthaftes unterneh­men. Uebrigens hat Arabi Pascha inzwischen seine Kriegsmacht auf mindestens 50,000 Mann gebracht, die, in einein befestigten Lager untergebracht, nicht so leicht zu bewältigen sein dürften. Ungeheure Eile werden die Türken im Absenden der Hülfstruppen auch nicht an den Tag legen, und so kommt dann der Monat Augnst heran, und mit ihm der höchste Wasserstand des Nils, der in der Harch Arabis eine Waffe bildet, der auch die^slärkjfi Armee nicht ge­wachsen ist. Der Monat September bringt die Fie­berkrankheiten, dann hält es Niemand, der nicht accli- matisirt ist, in Egypten aus. Eine mißlichere Lage für eine Executionsarmee läßt sich kaum denken.

Handel L U er kehr.

Stuttgart, 27. Juli. Die Gewerbeabthoiluug theilt mit, das; der Woll markt in diesem Jahre noch wie bisher im Stadtmagazin in der Seidenstraße gleichzeitig mit der T u ch- messe abgehalteu werde, da über die nachgesuchte anderweitige Konzession die höhere Entschließung noch nicht eiugelaufen ist. Die nächste Ledermesse wird am 17. Oktober abgehalten und werden die Preise nicht mehr wie bisher während der Dauer der Messe mitgetheilt, sondern auf besonderen Wunsch erst später.

Nürnberg, 26. Juli. (Hopfenbericht.) Aus dem Spalter Landc(Bayern) schätzt man den wahrscheinlichen Er­trag auf durchschnittlich eine Viertels- bis eine Drittels-Erutc. -- Von der Hallertau liegen Berichte aus verschiedenen Distrikten vor. Wahrend Voh bürg den zu erwartenden Er­trag auf eine schwache halbe Ernte schätzt, erwartet die N cu- städter Gegend nur eine Drittels-Ernte. Borabschlüsse ge­schahen in diesem Theile wenige, so in Vvhburg eine Partie von 4 Ctr. zu 150 in Obcrpindhart zu 200 in Neu­stadt einige Posten zu 150 und 170 <^i; zur Zeit zeigen sich dort die Produccntcn zurückhaltender, da sie noch höhere Preise erwarten. In der östlichen Hallertau Rottcnburg und Umgebung steht die Hopfeupflanze großentheils sehr schlecht. Auch dort sind noch keine Abschlüsse auf neue Waare zu Staude gekommen; indessen gingen vorjährige geringe Hopfen dieser Tage zu 120 .ich ganz schlechtes Zeug zu 80 ab. Ver- hältnißmäßig gut steht der Hopsen in den Bezirken Schwa­bens, Krumbach :c., welche auf eine gute Mittelernte rechnen. In der Gegend von Schönau in der bayerischen Rhein- psalz schätzt mau eine Drittels-Ernte. In Württemberg m der Stand der Hopfcnpflanze je nach der Gegend gleichfalls ein sehr verschiedener. Um Horb steht eine gute Ernte zu erwarten. Ein Ravensburgcr Produzent hat seinen ganzen

Ertrag .an ein ., l E:;r, ,u 14-. .6, ein a.d.rer 20 Eir. zu 140 verkauft; im naben Letinang verkaufte ein Produzent sogar zu 200 Im Obcramt Herren berg rechnet man

im Durchschnitt auf zwei Drittel der vorjährigen Ernte. Sehr üppig steht der Hopfen um Ellwanßcn und bei Crailsheim. In Ellwangeu hat ein Produzent schon vor sechs Wochen seine ganze Ernte um ISO .id pr. Etr. verkauft.

Königin Christine und der Kardi­nal M a z a r i n. (Nachdruck verboten. > Als die Kö­nigin Christine von Schweden im Jahre 1650 ihren Stallmeister und ehemaligen Günstling Monaldeschi in Hirschgalerie zu Foniaineblau hatte crmvrden las­sen, wagte Mazarin, ihr einige Vorstellungen über diese Gewaltthat zu machen, wodurch er sich die fol­gende derbe Abfertigung von der resoluten Tochter Gustav Adolphs zuzog:Mein Herr Mazarin!" schrieb die Königin.Diejenigen, die Sic von den Umständen bei dem Tode meines Stallmeisters Mo­naldeschi benachrichtigt haben, sind selbst sehr übel unterrichtet gewesen. Ich finde cs zwar sehr son­derbar, daß Sie sich bei Ausforschung dieser Sache so vieler Leute bedienten; indessen setzt mich Ihr Verfahren, so närrisch es auch ist, doch nicht in Ver­wunderung; allein das hätte ich dvch nie geglaubt, daß Sie oder Ihr junger hochmüthigcr Herr sich unterstehen würden, mir den geringsten Unwillen darüber zu zeigen. Höret es demnach Alle, Diener und Herren, Kleine und Große, daß cs mir so zu verfahren gefallen hat und daß ich keinen;, an: we­nigsten aber Prahlern von Ihrer Art, von meinen Handlungen Rechenschaft abzulegen schuldig bin, noch' thun will. Sie sollen es wissen und jedermann, der es hören will, sagen, daß Christine sich wenig um Ihren Hof und noch weniger um Sie beküm­mert. Wenn ich mich rächen will, bedarf ich keines­wegs Ihrer furchtbaren Macht. Meine Ehre hat cS so verlangt, mein Wille ist ein Gesetz, das Sie ver­ehren müssen. Schweigen ist Ihre Pflicht! Gewisse Leute, die ich nicht höher als Sic selbst schätze, wür­den wohl thun, erst zu lernen, was Sie ihresgleichen schuldig sind, ehe sie mehr Aufsehen machen, als ihnen zukommt. Wissen Sie ferner, mein Herr Kardinal, daß Christine überall, wo sic ist, Königin bleibt ic. re." Nachdem die schwedische Exkönigin den Glauben abgeschworen hatte, für den ihr Vater in den Tod gegangen war, begab sie sich nach Rom, wo sie sich durch die sonderbarsten Extravaganzen auszcichnete. So ließ sic einmal zn ihrem Privat­vergnügen vor der Fronte ihres Palastes ein paar Kanonen auffahrcn und feuerte diese selbst ab auf die eisernen Thore des Portals der in ziemlicher Entfernung gegenüber liegenden Villa Medici. Noch im Jahre 1772 zeigte inan die Kugelspuren dem schwedischen Reisenden Björnstahl, der in Italien überall den Spuren der Königin Christine nachschlich. Sie sammelte mit großen Kosten Knnstgegenstände und besaß eine kostbare Bibliothek. Sie war sehr gelehrt und beschäftigte sich hauptsächlich damit, ihre Bücher mit Randbemerkungen und Epigrammen zu versehen. Ihr Aufwand war ungeheuer, außer ihren übrigen Einnahmen bezog sie lange Jahre vom Papste eine Pension von 12,000 Scudi. Die Pension wurde ihr genommen, als der Papst dem bedrängten Kaiser zur Zeit des Türkeneinfalls in Deutschland zu Hilfe kommen mußte. In einem an den Kardinal Azolini gerichteten italienischen Briefe von 1683 versichert die Königin, daß sie nie in ihrem Leben eine ange­nehmere Nachricht erhalten habe, als die von ihrer Pensionsenlziehung.Dies war", schreibt sie,der einzige Fleck in meinem Leben und eine Strafe Got­tes für meine Sünden, womit er meinen Stolz hat demüthigen wollen; nun sehe ich, daß ich des Papstes Beifall und Gunst besitze, da er mir einen so sonder­baren Gefallen tbut, daß er mir zu meiner großen Ehre die Pension wegnimmt." Sie bittet Gott, daß er sie bei dieser Gelegenheit vor Eitelkeit und hoch- müthiger Freude bewahren möge. Sie hätte gewünscht, sagt sie weiter, daß der Papst ihr monatlich 100,000 Scudi hätte wegnehmen können, das würde eine des Papstes würdige Hilfe für den Kaiser gewesen sein. Endlich spricht sie ihren tiefgefühltesten Dank aus für die große Güte, die man ihr durch die Wohlthat der Pensionsentziehung erweist. Der ganze Brief athmet Ernsthaftigkeit und Gottseligkeit und doch leuchtet überall die boshafteste Ironie durch.

Rothe Kanarienvögel. Der bekannte Ornithologe Karl Ruß behandelt im Junihefte der von Sacher Masoch herauSgegcbencn RevueAuf der Höhe" dieFarben der Vögel". Er sagt u. A.:

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