Der Gesellschafter.

Amts Md Melligenz-Matt für den Oberamts Bezirk Nagold.

.W 88.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ 60 in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 ^ 40 Vierteljähr­liches und Monatsabonnement nach Verhältnis

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1882 .

Abonnements-Einladung.

Auch für die Monate Augrrst st Keptemver

nimmt jedes Postamt resp. die betreffenden Post­boten Bestellungen auf denGesellschafter" an.

' Amtliches.

Nagold.

Au die Ortsbetzörde«.

Der Trigonometer des k. statistisch-topographi­schen Bureaus, Hr. Regelmann, wird zum Zweck der Herstellung der einheitlichen Karte des deutschen Reichs die Reduction der trigonometrisch gemessenen Höhenpunkte auf Normal-Null vornehmen und wird Anfangs nächster Woche im Oberamtsbezirk Nagold mit den hiezu nöthigen Feld-Arbeiten beginnen, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.

Zugleich werden die Ortsbehörden unter Hin­weisung auf die k. Verordnung vom 26. März 1821, Reggsbl. Seite 155, angewiesen, dem Trigonometer in seinen Arbeiten die nöthige Unterstützung zu ge­währen.

Den 28. Juli 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkciten.

Deutsches Reich.

/> Wildberg, 30. Juli. Welch verkommene Subjekte bisweilen alsarme Reisende" bei uns herumlungern, zeigte sich in der letzten Woche hier nur zu eclatant. Zwei Vagabunden mußten wegen Diebstahls ans K. Amtsgericht eingeliefert werden; dem einen gelang es jedoch unterwegs dem ihn be­gleitenden Polizeidiener zu entspringen. Der eine Diebstahl wurde auf der Kegelbahn, die natürlich auch fürarme Reisende" eingerichtet ist, verübt. Ein drittes Subjekt machte unterhalb der Stadt auf ein 12jähriges Mädchen einen unsittlichen Angriff. Leider -ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Bur­schen zu erwischen. Einer war verhaftet, mußte aber, weil schuldlos, wieder entlassen werden.

* Die am Jacobifeiertag von Hrn. Oberamts­baumwart Bihler nach Wildberg in den Gasthof zum Hirsch eingeladene Versammlung von Ge­meindebaumwärtern und sonstigen Freunden der Obstbaumzucht war sehr zahlreich besucht, 12 Ge­meinden waren durch erstere vertreten. Hr. Bihler verbreitete sich in klarem und jedem verständlichen Vortrage über die zur Obstbaumzucht geeigneten Lagen, über Anlagen von Baumgütern, Baumsatz und Auswahl der Sorten, sowie über die Behand­lung derselben in den ersten 35 Jahren. Mit der Aufforderung zur fleißigen Förderung der Obstkultur wurde die Versammlung mit vollkommener Befrie­digung des Gehörten geschloffen.

Calw, 24. Juli. Der Missionsverein in Lyon sandte zum Bau der katholischen Kirche 6000 Franken. Der Kirchenbau kann jetzt begonnen werden und es handelt sich jetzt in erster Linie darum, einen ge­eigneten Bauplatz zu finden, was bei dem bergigen Terrain kein so einfaches Werk ist. Doch die Sache liegt in den besten Händen, und im nächsten Jahre schon hoffen wir ein eigenes Gotteshaus zu besitzen.

Stuttgart, 27. Juli. Die Stuttgarter Mezgermeister hatten gestern Abend im Saale des Gasthauses zum gold. Lamm eine allgemeine Ver­sammlung. Hauptgegenstand der Berathung war lautW. L.-Z." die Ergreifung von Maßregeln, um Fälle vom Verkauf ungesunden Fleisches, wie kürzlich wieder bei Schiettinger vorgekommen ist, un­möglich zu machen. Man beschloß, an maßgebender

Stelle dahin zu wirken, daß Vieh nur in lebendem Zustande eingeführt werden dürfe, geschlachtetes aber zurückzuweisen sei; hierdurch werde die Controle we­sentlich erleichtert. Anläßlich einer Erörterung ver- chiedener Berufsangelegenheiten sprachen sich die Anwesenden für Einführung von Lehrbriefen und Arbeitsbüchern aus, zumal in Norddeutschland ein Geselle ohne ein Arbeitsbuch absolut keine Arbeit findet.

Stuttgart, 28. Juli. Für die im Septem­ber hier stattfindende Bäckerei-, Konditorei- und Kochkunstausstellung sind aus den fernsten Ge­genden des deutschen Reiches Anmeldungen einge­laufen, die zugleich den persönlichen Besuch des be­treffenden Ausstellers ankündigten. Allen voran steht Württemberg, von dem sich unter Anderem 17 be­deutendere Firmen an der Ausstellung betheiligen. Am 10. Aug. geht der Termin für die Anmeldungen zu Ende. Se. Maj. der König hat dem Ver­nehmen nach beschlossen, daß für die Prämmiirung hervorragender gewerblicher Leistungen gewerbliche Fortschritts-Medaillen in Bronze ausgesetzt und von der Regierung vergeben werden sollen.

Stuttgart, 28. Juli. In den letzten Tagen hat Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar das Ehren­präsidium des jungen Instituts des Export- Musterlagers übernommen. Dasselbe wächst in Folge dankenswerther Rührigkeit der Geschäftsleitung rüstig weiter und gewann allein iy den letzten acht Tagen 23 neue Mitglieder. Im Ganzen sind es jetzt deren 278 und erweist sich schon jetzt eine bal­dige räumliche Erweiterung des Geschäftslocals als nothwendig. Das Fremdenbuch weist Besucher und Kunden aus Leipzig, St. Gallen, Costarica, Alexan­drien, Buenos-Ayres, Puebla w. auf. Sämmtliche besichtigten das Musterlager eiugehend und sprachen sich ohne Ausnahme sehr günstig, manche ganz ent­zückt über das Unternehmen aus. Sie fanden bei ihren Preisnotirungen nur zu bedauern, daß trotz allen Murrens manche Mitglieder ihre angemeldeten Gegenstände zum offenbaren Nachtheil der Säu­migen noch nicht ausgestellt haben. Für die ausgeschriebene Directorsstelle liefen bis jetzt nicht weniger als 92 Offerten ein.

Als Predigttext für die kirchliche Feier des bevorstehenden Höchsten Geburtsfestes Ihrer Ma­jestät der Königin in den evangelischen Kirchen des Landes ist, wie wir vernehmen, die Stelle Jere- mia 14, 22:Du bist ja doch der Herr unser Gott, auf den wir hoffen, denn Du kannst alles thun", bestimmt worden.

Müiisinger Alb, 27. Juli. Das tägliche telegraphi­sche Wittemngstelegramm von Stuttgart lautete gestern Nach­mittag zum Schluß aufWiedercrwärmung" und wurde darum freudig begrüßt. Heute traf das insofern zu, als bei uns in Wirthschaften und Privathäusern wieder warme Oefen getroffen worden sind. (Auch in Nagold war cs so kalt, daß Schnitter fast Handschuhe nöthig hatten.)

In Eggmannsried brannte ein nahezu voll­endetes neu erbautes Haus ab. Die Bauleute, Ty- roler, sollen dasselbe an gezündet haben, weil der Bau mangelhaft erfunden wurde; dieselben sind flüchtig.

In Stetten (Hohenzollern) verlangte ein junger, einem Schuster gehöriger Bursche, schon etwas betrunken, von seinem Vater zu weiterem Wirthshaus- besuche Geld, welches ihm aber verweigert wurde. Da ging er in das nächste Zimmer und versuchte sich mit einem Kneipen den Bauch aufzuschlitzen, was ihm theilweise gelang. Die Verletzung ist sehr bedenklich.

München, 26. Juli. (Militärisches.) Die neu angeordnete Bewaffnung der Infanterie- und Jägerbataillone des II. bayerischen Armeekorps mit

dem Infanterie-Gewehre LI 71 (Mausergewehre) bringt die gleichheitliche Ausrüstung der sämmtlichen Infanterie des deutschen Heeres zum Abschlüsse, so daß sich im Bedarfsfälle alle Abtheilungen gegenseitig owohl mit Waffen als Muniton aushelfen können.

Berlin, 26. Juli. Die Abführung des Ober­teuermannes Meiling in die Strafanstalt zu Rendsburg hat am gestrigen Morgen stattgefunden. Tags zuvor am Nachmittag war es dem Verur- theilten gestattet worden, von seiner Frau und seinen Kindern Abschied zu nehmen. Mit Thränen in den Augen und zitternder Stimme bat Meiling seine Frau, sich während seiner Strafzeit der Erziehung ihrer beiden Kinder zu widmen und von dem ihr zu- tehenden Rechte, sich nach seiner Verurtheilung zu Zuchthausstrafe von ihm scheiden zu lassen, keinen Gebrauch zu machen, ein Wunsch, den die bedauerns- werthe Frau zu erfüllen zusagte.

Berlin, 27. Juli. Die im Jahre 1876 ge- chlossenen katholischen Bildungsanstalten werden jetzt in anderer Gestalt wieder hergestellt; so in Pader­born das ehemalige Knabenfeminar als bischöfliches Alumnat mit neubestätigtem Statut. Das in letz­ter Zeit aufgetauchte Gerücht von einer Abtretung Luxemburgs an Deutschland ist eine böswillige fran­zösische Erfindung.

Berlin, 28. Juli. In der Regierung nahe- behenden Provinzialblättern wird erklärt: Deutschland könne der Lösung der Orientwirren in voller Ruhe und Neutralität zusehen, ohne die Befürchtung, daß sich daraus Verwickelungen für den Frieden der be­theiligten Mächte oder speziell für Deutschland ergeben; deutsche Interessen seien dort außer Frage.

Eine von Hänel auf dem Parteitag der Fort­schrittspartei zu Neumünster gehaltene Rede wird, wie man derF. Z." meldet, in den Berliner poli­tischen Kreisen lebhaft besprochen. Hänel forderte energisch das Zusammengehen aller liberalen Par­teien und führte Folgendes aus:Wir können doch nicht ewig auf ergebenes Ertheilen von Rathschlägen oder immer nur auf die Negation angewiesen sein. Von Werth sei die liberale Partei nur dann, wenn sie die Absicht auf Herrschaft hat und wenn sie ge­gebenen Falls bereit ist, die Regierung zu führen. Glauben Sie, daß man später über Männer wie Bennigsen, Forckenbeck, Stauffenberg wird hinweg­sehen können? sollen wir selbst das Rezept bereiten, um uns den Tod zu bringen? Wir Liberalen müs­sen zur Verständigung gelangen, sonst geben wir Bismarck Recht zu seiner im Reichstag gegebenen Behauptung von der Unfähigkeit des Liberalismus zum Herrschen und von dem Fraktionspatriotismus."

Berlin, 29. Juli. Die Rede, in welcher Hänel in Neumünster ein Zusammengehen aller liberalen Parteien befürwortet, wird seitens der Li­beralen als zeitgemäß sehr gefeiert. (N. T.)

Aus Warnemünde bei Rostock i. M. lagen demB. C." telegraphische Nachrichten vor, welche meldeten, daß dort ein großes Hotel, das ganz mit Badegästen gefüllt war, in der vorhergehenden Nacht abgebrannt ist. Es herrschte während des Bran­des ein schweres Unwetter, und die Badegäste, von dem Brande im Schlafe überwacht, konnten nur eben ihr nacktes Leben retten, während ihr Gepäck und theilweise auch ihre Kleider völlig zu Grunde ge­gangen sind. Es sind Depeschen in Berlin einge­gangen, in welchen die sofortige Nachsendung von Kleidungsstücken und Geldmitteln verlangt wird. Per­sonen sind glücklicherweise bei dem Brande nicht zu Schaden gekommen.