gegenüber gelegenen Hause wieder eröffnet worden, unter Leitung eines Bru­ders des verunglückten Leinert.

Heilbronn, 24. Januar. Schon gestern kam eine große Masse Treibeis den Neckar herab und heute nacht hat sich dieses hier festgesetzt. Soweit man von der Brücke aus den Neckar aufwärts sieht, ist dieser mit Eis bedeckt. Für Schlittschuhläufer hat sich auf dem sogen. Petroleumssee eine gute Bahn gebildet, auf der sich heute Jung und Alt mit Vergnügen cherumtreibt.

Münsingen, 25. Januar. In letzter Nacht nach 9 Uhr rief der Klang der neuen Glocken im nahen Auingen um Hilfe, ein zweistöckiges Wohnhaus, von 2 Familien (Bleher und Fecht) bewohnt, nebst Scheuer stand in Flammen, welche weithin die schneebedeckten Berge erleuchteten. Die eine Familie, schon zur Ruhe gegangen, konnte sich nur noch durch die Fenster retten. Außer der Auinger Feuerwehr war auch die von Münsingen mit ihrer Spritze herbeigeeilt, und es gelang, das Feuer auf seinen Herd zu be­schränken, doch brannten Wohnhaus und Scheuer vollständig nieder. Die bewegliche Habe ist versichert. Ganz vorzügliche Dienste leistete die Auinger Feuerspritze mit ihrem Saugapparat und 2 Schläuchen von Kurtz in Stutt­gart, aus dessen berühmter Werkstätte auch die Glocken Auingens herrühren. Leider sind 2 Mann der Hilfsmannschaft von Auingen verunglückt, dem einen hat ein Leistnagel die Hand durchbohrt, der andere wurde aus Versehen mit einer Axt in den Arm getroffen.

Aalen, 23. Januar. Zu dem Feldbereinigungsgesetz, welches gegenwärtig Gegenstand der Beratung unserer Kammer der Abge­ordnetenkammer ist, glauben wir bemerken zu sollen, daß dasselbe im Wesent­lichen schon seit Jahren in der Gemeinde Essingen, hiesigen Bezirks, unter der Aegide des um die Landwirtschaft und Hebung der Viehzucht vielver­dienten Ortsvorstehers Bäuerle durchgeführt ist. Insbesondere wurde in dieser Gemeinde, wenn auch nicht ohne manchfache Kämpfe und große Kosten, die Felvwegregulierung auf der ganzen großen Octsmarkung nach einem bestimmten Plan und, wie uns mitgeteilt wird, im wohlverstandenen Interesse und zur nachträglich vollkommenen Befriedigung der vielen Inter­essenten schon vor längerer Zeit in Angriff genommen und zu einem glück­lichen Abschluß gebracht. Durch die Zollstofffabrik in Unter- kochen ist der Forstverwaltung ein sehr bedeutender Abnehmer erwachsen, auch wird die Erweiterung resp. Vermehrung der Geleise auf dem Bahnhof in Unterkochen vorzugsweise auf die durch den Fabrikbetrieb bedingte, stetige Steigerung des Verkehrs zurückzusühren sein; die Schönheit und vorzügliche Qualität des Fabrikats haben derselben ein weites Absatzgebiet geschaffen, so daß sie in die Notwendigkeit versetzt ist und im Begriffe steht, die Anlage um das Doppelte zu erweitern.

Frankfurt a. M., 24. Jan. Vor 14 Tagen wurde die Welt mit der Nachricht überrascht, daß Frankfurter Frauen an den deutschen Reichs­tag eine Petition richten wollten, durch welche der beabsichtigten Ein­führung der Sklaverei in unseren afrikanischen Besitzungen vorgebeugt würde. Die Veranstalterinnen dieser Bittschrift sahen sich, wie sie sagten, dazu gedrängt durch den Umstand, daß Vertreter der Kolonialbestrebungen in Afrika zu wiederholten Malen die Notwendigkeit von Zwangsarbeit der Eingeborenen öffentlich betont und verteidigt haben, ohne daß diese Forderung von zuständiger Seite in Abrede gestellt worden wäre." Da unsere demokr. Presse ein begeistertes Lob dieser That deutscher Frauen sang, so hielt es der hiesige Zweigverein des deutschen Kolonialvereins für seine Pflicht, dem Mär­chen von der Beförderung der Sklaverei durch Deutschland entgegenzutreten, und berief auf gestern Abend eine Versammlung ein, zu der er die Damen, welche die Petition veranlaßt hatten, einlud. An der Spitze dieser Damen steht ein weiblicher Arzt, Frau 0r. Adams-Walther, und nachdem der Vor­sitzende des Kolonialvereins, vr. mell. E. Cohn, in längerer Darlegung nach­gewiesen, daß an die Unterstützung der Sklaverei nicht gedacht wird und die Freunde der Kolonialbestrebungen keine Zwangsarbeit, sondern höchstens

Arbeitszwang für die zur Arbeit angeworbenen, im übrigen freien Neger wünschen, erhob sich die Genannte zu einer Entgegnung. Sie berief sich auf Aeußerungen von vr. Peters, Pechuel-Lösche und Karl v. d. Heydt, worin eine Empfehlung des Hörigkeitsverhältnisses liegen sollte. Auch die bekannte Frau Guillaume-Schack suchte die Berechtigung. der > Petition nachzuweisen, aber die Widerlegung war für vr. Cohn nicht schwierig; denn er konnte den Nachweis führen, daß eine der angeführten Aeußerungen nur halb zitiert und die anderen mißverstanden waren, vr. Peters hat dies am 8. ds. in einer Rede zu Köln und K. v. d. Heydt in einem Briefe an vr. Cohn ausdrücklich hervorgehoben. Das Ergebnis der Sitzung kann somit als eine vollständige Niederlage der petitionslustigen Damen bezeichnet werden.

WevrnifcHtes.

Eine Schlittenfahrt des Königs Ludwig. Aus dem bayerischen Hochlande wird derN. f. Presse" geschrieben: Der Winter ist in unserem Gebirge mit seiner ganzen Pracht eingezogen. Die Berge er­scheinen höher und mächtiger in ihrem weißen und glänzenden Kleide, und die Sonne erglänzt auf den mächtigen Silberfeldern in den wunderbarsten Farben. Am schönsten ist es zu dieser Zeit in Lmderhof, dem geheimnisvollen Trianon des Königs Ludwig. Auch bequemer ist in Lmderhof und Umgebung der Verkehr als anderswo in den Bergen; denn Hunderte von Arbeitern sind täglich beschäftigt, insbesondere die herrliche Straße vom Schnee freizuhalten, welche zwischen den dunklen Bäumen des Ammerwaldes dahinzieht. Wie ein Zaubermärchen begegnet dem Wanderer hie und da die wunderbare Erscheinung des königlichen Schlittens, der meistens in stiller Nacht durch den Wald dahin­fliegt. Man denke sich einen goldenen Schlitten mit Krone und Wappen und mit einem vergoldeten Koupe, der die Form eines Schwanes mit aufgeblähten Flügeln hat. Im Innern des Koupes sieht man auf blauem goldgesticktem Hintergründe die volle Gestalt und das blasse Gesicht des Königs, neben dem einer seiner Lieblinge zu sitzen pflegt. Das Innere ist magisch erhellt von einem milden strahlenden Lichte, das aus dem Koupe heraus in breitem Kreise den Schlitten und die dampfenden Pferde beleuchtet und sogar den Vorreiter mit seiner Laterne weit überstrahlt. Es soll elektrisches Licht sein, das durch Akkumulatoren im Innern des Schlittens erzeugt wird. Wie ein Blitz fliegt der goldene Schlitten vorüber, so daß man kaum Zeit hat, die Brillanten- Agraffe an dem Künstlerhute des Königs oder die Uniform des jungen Che- vauxlegers neben ihm ins Auge zu fassen. Bald ist die Cavalcade hinter einer Biegung der Straße verschwunden.

Ein verlorener Schatz. In der 6 Ellen dicken Mauer des Hauptturms auf dem Schloß zu Gnaudstein bei Kohren im Kreis Leipzig, das durch seine wunderschöne Lage bekannt ist und viel besucht wird, befindet sich eine große Oeffnung. Ueber dieses Loch, dessen Herstellung, nebenbei bemerkt, eine riesige Arbeit gekostet haben muß, wird nachstehende Geschichte .erzählt. In den Kriegen Napoleon's I. kam ein Mitglied der Familie von Einsiedel, welcher Gnaudstein seit länger als vierhundert Jahren gehört, als Offizier nach Italien und, nachdem er verwundet worden war, zur Pflege in ein Kloster. Kurz vor seiner Rückkehr zum Regiment zeigte ihm der Prior einen Grundriß des Schlosses Gnaudstein mit dem Hinzufügen, im Wartturm sei ein großer Schatz verborgen, und zwar in der Richtung, nach welcher der Bart eines in einen gewissen Pfeiler des Vorhauses vermauerten Schlüssels Hinweise. Nach der Heimkehr des Offiziers wurde nachgesucht und in besagtem Pfeiler wirklich ein eisernes Kästchen gefunden. Hinzugesetzt wird, daß auf demselben wirklich ein Schlüssel gelegen habe, den jedoch die Arbeiter Weg­nahmen, ohne sich um die Richtung des Bartes zu kümmern. Trotzdem durch­bohrte inan die Turmwand, fand aber den erhofften Schatz nicht. Das lange Zeit im Schloßarchiv aufbewahrte Kästchen enthielt Schriftstücke. Die genannten Schriftstücke sollen erst 1843 zur Entzifferung einem Rechtsanwalt in Leipzig übergeben worden sein. Als in diesem Jahr die Kaufhalle, wo der Advokat wohnte, abbrannte, wurden die Schriftstücke mit in Asche verwandelt.

Die Sicherheitsbehörde erkannte in den beiden Kerlen ein Paar gefährliche Hochstapler. Verschiedene größere Verkaufsgeschäfte waren in dieser Weise heimgesucht worden und hatten namhafte Verluste erlitten. Die Legitimations­karte, mit welcher der grimmige Eisenfresser bei jeder Gelegenheit renommierte, erwies sich als gefälscht.

In solch durchtriebener Weise macht sich hier in Amerika der Schwindel geltend und Ihr könnt Euch daher vorstellen, wie dringend es geboten erscheint, daß Jedermann auf seiner Hut ist.

Mr. Trollope hat über den eben erzählten Vorfall kein Wort zu mir geäußert. Dennoch ersehe ich aus seinem Benehmen, daß ich sein Vertrauen in höherem Grade als je besitze. Es versteht sich von selbst, daß ich Alles thue, um mir dieses Vertrauen zu erhalten. Zwar fehlt es nicht an einzelnen Kundgebungen des Neides von Seiten einiger meiner Kameraden, wie ich dies bei der Lage' der Sache eben nicht vermeiden kann; im Großen uns Ganzen erfreue ich mich jedoch einer solchen Beliebtheit und Achtung, daß ich auch nach dieser Richtung hin zufrieden sein.

Ich habe meinem Prinzipal mitgeteilt, daß ich Dich, liebe Mutter, auf­fordern wollte, mit meinen Geschwistern hierher zu kommen, damit wir wieder vereint sind. Wenn man eine sichere Existenz hat, so lebt es sich hier in Amerika recht gut, und ich denke, wir sind dann unserem guten Vater näher, als drüben in Deutschland. Mr. Trollope hat mir einen Vorschuß von 150 Doll, bewilligt, welche ich Dir hiermit übersende und von welcher Summe ich glaube, daß sie die Ueberfahrtskosten für Euch Alle hinreichend deckt.

Ich werde in diesen Tagen einen Aufruf in die amerikanischen Zeitungen einrücken lassen. Den Erfolg kann ich Dir, liebe Mutter, jedoch nicht Mit­teilen, weil es sich wohl von selbst versteht, daß Du mit Elisen und Fritzchen bald nach Empfang dieses Schreibens herüber kommst. Ich bitte Dich, Deine Reise ja nicht zu lange hinauszuschieben. Die jetzige Jahreszeit ist noch am Besten dazu geeignet. Wenn erst die Herbststürme kommen, möchte ich es Euch nicht raten.

Komm nur bald, liebste Mutter! mein Salair ist bedeutend genug, um für uns Alle auszureichen. Unser Haus liegt in der prächtigen Straße von Nswyork, dem Broadway, welcher die Stadt in zwei fast gleiche Quadrate teilt und der hier ungefähr dieselbe Bedeutung hat, wie die Straße Unter den Linden in Berlin, denn man sieht hier die großartigsten Promenaden, die reichsten, prächtigsten Läden und die schönsten Monumente. Auch groß­artige Gebäude gibt es hier, das schönste in City-Hall, das schönste in City- Park. Die Stadt hat auch zahlreiche große mit Bäumen bepflanzte Plätze aufzuweisen, welche man Squares nennt. Der schönste von allen diesen Plätzen ist der sogenannte Union-Place. Ec liegt in dem elegantesten Quartier und wird von den stattlichsten Palästen umgeben, die man sich denken kann. Das einige, was kein besonderes Interesse bietet, sind die Kirchen, obwohl sie zahl­reich genug vorhanden sind. Ihre Bauart ist zu einfach und ohne jeden Schmuck, der Auge und Herz zu erfreuen im Stande wäre. Ebensowenig Kunstgenuß hat man, wenn man die Museen besucht. Eine schöne, reichhaltige Sammlung indianischer Waffen und Kuriositäten ist das Beste, was ich gesehen habe. Mr. Trollope, mit welchem ich darüber sprach, sagte mir, die Ameri­kaner hätten für dergleichen einmal nicht den rechten Sinn.

Nun lebt wohl, liebe Mutter und Geschwister. Es hofft Euch bald zu sehen

- Euer liebender Sohn und Bruder."

Hurrah!" rief Fritz und sprang, den Brief durch der Luft schwenkend, im Zimmer auf und ab,nun geht es nach Amerika! Dort leben wir herr­lich und in Freuden! Nicht wahr, Mama! und Elise, Du bekommst da so viel Puppenkleider und Puppenspielzeug, daß Du einen Handel damit an­fangen kannst. Hurrah! das wird ein lustiges Leben sein!"

(Fortsetzung folgt.)