Dorothea Riexinger von Agenbach (OA. Calw), wegen Kindstödtung. 2) An demselben Tage, Vorm. 11 Uhr: Strafsache gegen den Kellner I. Bork von Obermaxseld in Bayern, wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde. 3) Dienstag den 27. Juni, Vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den Schreiner Johs. Wellhäuser von Wendelsheim, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit. 4) An dems. Tage, Nachm. 4 Uhr: Strafsache gegen den Schlosser Carl Jüngst von Krimitschau, wohnhaft in Reutlingen, wegen Anstiftung zum Meineid. 5) Mittwoch den 28. Juni, Vorm. S Uhr: Strafsache gegen den Wundarzt Carl Rückgabe: von Althcim, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit. 6) An dems. Tage, Nachm. 4 Uhr: Strafsache gegen den Weber Jak. Dieterle von Entringen, wegen des gleichen Verbrechens. 7) Donnerstag den 29. Juni, Vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den Kausmann und Wirth Christ. Friede. Heintel von Egenhausen, und Gen., wegen betriig- lichen Bankerutts, Meineids u. a. B. 8) Freitag den 30. Juni, Vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den Schneider Joh. Gg. Vollmer von Gechingen und dessen Ehefrau Karolinc, geb. Waidmann, wegen Brandstiftung. (T. Chr.)
Gmünd, 18. Juni. In den letzten zwei Tagen wurde hier die Landes-Pferde-Prämiirung abgehalten. Es wurden zur Preisbewerbung vorgeführt 39 Zuchtstuten und 36 Stück 1—4jährige Stutenfohlen. Herr v. Hölder nahm die Preis- vertheilung vor. Beim Mittagsmahl im Lamm betonte der Herr Minister, in Erwiderung eines auf ihn ausgebrachten Toastes, die Nothwendigkeit des Zusammengehens von Regierung und Volk, diese Einigkeit vermöge allein die Hindernisse, die sich der gedeihlichen Entwicklung des Landes entgegenstellen, zu überwinden.
Von Münsingen, Blaubeuren und anderen Alborten wird gemeldet, daß in voriger Woche Bohnen, Gurken, Kartoffeln rc. wiederholt erfroren seien.
Tuttlingen, 18. Juni. Bei der heutigen Bürgerausschußwahl hat von 1463 Wahlberechtigten Niemand abgestimmt.
Ulm, 17. Juni. In vergangener Nacht wurde laut „Ulmer Schnellp." einem Bauern, welcher den hiesigen Wollmarkt besuchte und das Geld für die verkaufte Wolle in der Tasche hatte, beinahe seine ganze Einnahme gestohlen. Der Bestohlene ging gestern Abend noch in der Promenade spazieren, setzte sich dann auf eine Ruhebank und ist auf derselben eingeschlafen. Bei seinem Erwachen Nachts um 12 Uhr saß ein Fremder an seiner Seite, welchen er dann fragte, wo er (der Bauer) noch übernachten könne. Der Unbekannte ging dann mit demselben, „da er ebenfalls gegenwärtig keinen bestimmten Aufenthalt habe," in einen hiesigen Gasthof, woselbst dann beide in einem Zimmer übernachteten. Als der Bauer heute früh erwacht, war sein Begleiter ausgeflogen und mit ihm ca. 450 ^ Ob ihm das Geld schon gestern Abend auf der Bank in der Promenade, wo er geschlafen, oder in dem betreffenden Gastzimmer entwendet worden ist, darüber weiß der Bestohlene keine Auskunft zu geben.
Brandfälle: In Steinheim (Neu-Ulm) 4im 17. Juni ein Bauernhaus. Der Schaden beträgt 15,000 v-L
Darm stadt, 16. Mai. Der Jmpfgegner C. I. Kayser dahier wurde heute wegen fortgesetzter Weigerung, seine Kinder impfen zu lassen, zu achtzehn Tagen Haft verurtheilt.
Krupp in Essen will nicht nur Kanonen gießen, sondern auch Panzerschiffe bauen und zwar in Hamburg, wo er zur Errichtung der Werkstätten Grund und Boden erworben hat.
Berlin, 16. Juni. Man schreibt dem „B. Börs.-Cour." aus St. Petersburg: „Am Montag hatten die Grafen Jgnatieff und Tolstoi gleichzeitig beim Czaren Audienz. Zwischen dem Grafen Jgnatieff und dem Czaren spielte sich eine-sehr erregte Szene ab. Jgnatieff warf, allen Respekt gegenüber seinem Kaiserlichen Herrn außer Acht lassend, dem Czaren vor, er, der Czar, habe seine eigenen Anordnungen in der Judenfrage später selbst des- avouirt. Der Czar erklärte dies als ein Mißver- ständniß seitens Jgnatieff's, und entließ diesen sehr ungnädig." Dieses Telegramm erscheint deßhalb von besonderer Wichtigkeit, weil aus seinem Inhalt hervorgeht, daß Jgnatieff ein für allemal seine Rolle ausgespiclt hat. Ein russischer Czar läßt sich von einem entlassenen Minister schwerlich Vorwürfe machen und Herr Jgnatieff wird wohl niemals mehr eine Stellung in der russischen Politik einnehmen, was der russischen Politik sicherlich nicht zum Nachtheil gereichen wird.
Berlin, 17. Juni. Von einem Theilnehmer an dem parlamentarischen Diner, welches der Reichskanzler vor drei Tagen gegeben hat, wird das folgende BiSmarck'iche Scherzwort mitgetheilt: Ei
ner der Gäste äußerte seine Verwunderung darüber, daß Bismarck Herrn Gladstone seinen „lieben College«" genannt habe. „Wir sind College«", antwortete der Fürst, „ich bin Forstzüchter und er ist Holzhacker."
Berlin, 17. Juni. Bei der namentlichen Abstimmung des Reichstags über den entscheidenden § 1 der Tabakmonopolvorlage waren von den 17 Abg. aus Württemberg 15 anwesend; Riekert's Mandat ist erledigt, v. Ow war beurlaubt. Von den 15 anwesenden enthielten sich 2 der Abstimmung: Reiniger und Graf Waldburg-Zeil. Von den übrigen 13 stimmten 4 mit Ja: Graf Adelmann, v. Neurath, Stälin, v. Wöllwarth; 9 mit Nein: Bühler, Härle, Mayer, Erbgraf Neipperg, Payer, Retter, Schott, Schwarz, Utz. (Sch. M.)
Berlin, 19. Juni. (Fr. I.) Finanzminister Bitter hat seine Demission eingereicht und schon dem gestrigenMinisterrathenicht beigewohnt.
Berlin, 19. Juni. Die Westmächte schlugen den übrigen Mächten vor, eine Konferenz am 22. Juni in Konstantinopel behufs Verhandlung über die egyptische Frage zusammentreten zu lassen. Die deutsche Regierung nahm den Vorschlag an. Nach hier eingegangenen telegraphischen Nachrichten läßt sich dessen Annahme auch durch die Kabinette von Rom, Wien und Petersburg sicher voraussehen. Die Konferenz wird demnächst nach Maßgabe ihrer Resultate mit der Pforte in Verhandlungen treten. In Egypten erklärten der Khedive, Derwisch Pascha u. Arabi Pascha den europäischen Vertretern gegenüber, daß sie die Garantie für Erhaltung der Ordnung übernehmen.
Berlin, 20. Juni. Fürst Bismarck reiste heute Vormittag 8Vr Uhr nach Varzin ab.
Berlin. Der Rufname des jüngst geborenen Sprößlings unseres Königshauses wird Wilhelm sein.
Der Reichskanzler hat bei Gelegenheit seines jüngsten Geburtstagsfestes aus einem Thüringischen Staate folgende, durch ein freundliches Dankschreiben des hohen Adressaten erwiderten, Verse erhalten:
Dem Tag Heil! der dem deutschen Land,
Erlauchter Fürst, Dich brachte,
Durch Deinen Kops, durch Deine Hand Zum starken Reich uns machte.
So weit die deutsche Zunge klingt Und wahres deutsches Fühlen dringt,
Gedenkt in stolzer Freude Fürst Bismarcks Jeder heute.
O mög' der Tag Dir oft noch blühn,
Geweiht zum schönsten Feste;
Doch ohne Kopfschmerz, Neuralgien Und ähnliche Gcbreste.
Von Sorgen frei und von Verdruß Und Aerger, den Ueberfluß Täglich von allen Seiten Die Menschen Dir bereiten.
Mas' allen Aerger in den Wind Und laß' dein sorglich Grämen:
Man muß die Deutschen, wie sie sind,
Und stets gewesen, nehmen.
Das ist gar wunderbares Zeug:
Streithammlig und doch gut zugleich,
Und ohne Protestiren Läßt sich das nie regieren.
Und käm' der Heiland selbst einmal,
Das Völkchen zu belehren, —
Der Richter schlüge gleich Skandal,
Und Rickert ließ sich hören.
Und Beide, mit beredtem Mund,
Sie thäten aller Menschheit kund,
Daß niemals ein Erlösen,
Als nur durch sie gewesen.
So ist der Deutschen Art und Sein —
Just nicht besonders rühmlich! —
Sieh, Fürst, nicht scheel deswegen drein,
's ist rassencigenthümlich.
Du wirst sie doch mit starker Hand Für Kaiser und für Vaterland,
Gcb's Gott! noch lange Zeiten Zu neuen Ehren leiten!
Die Reichstagsabgeordneten Baumbach, Laster und Günther-Berlin haben folgenden Antrag eingebracht: „Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß im Wege internationaler Vereinbarung diejenigen Farben bezeichnet werden, welche von den betheiligten Staaten bei der Fabrikation von Spielwaaren zuge- lassen werden sollen."
Der Reichskanzler hat auf die Adresse der Tabakpflanzer von Haßloch nachstehende Antwort ertheilt: „Ich danke Ihnen und allen an der Adresse vom 15. v. M. Betheiligten für die wiederholte Zustimmung
zur Tüüakuwnopolvorlagc, uud freue mich, daß dieselbe in einer durch Erfahrung und Sachkunde ausgezeichneten Landschaft so zahlreiche Anerkennung gefunden hat. Ich theile mit Ihnen die Ueberzeugung, daß unter allen Formen der Tabakbesteuerung die des Monopols die für den Produzenten und für den Raucher am wenigsten nachtheilige, für den Staat aber die nützlichste ist, weil sie die höchsten Erträge behufs Abschaffung direkter Steuern gibt. Ich zweifle auch nicht daran, daß diese Ueberzeugung in Zukunft die Mehrheit des Reichstags für sich haben wird, v. Bismarck."
Ems, 18. Juni. Der Kaiser kam heute Nachmittag 3 Uhr mit großem Gefolge hier an, 1200 Schüler bildeten Spalier. Am Bahnhof war die Generalität aus Coblenz und die Behörden, wie die fürstlichen Kurgäste versammelt. Der Kaiser sah sehr wohl aus.
Oesterreich-Ungarn.
Pest, 19. Juni. (Fr. I.) Das Räthsel von
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Tisza Eßlar hat endlich seine Lösung gefunden; die Leiche des verschwundenen Christenmädchen wurde am Theißufer bei Tiszalök gefunden und war ganz unverletzt, was auf einen Selbstmord schließen läßt: es herrscht große Freude unter der Bevölkerung, da die Nachricht diesmal ganz authentisch ist; eine Commission befindet sich unterwegs, um die Identität der Leiche festzustellen.
Frankreich.
Paris, 18. Juni. Französische militärische Blätter machten schon wiederholt auf die jährlich steigende Ziffer der Deserteure und widerspenstigen Konskribirten aufmerksam, die sich indeß merkwürdigerweise der Leistung ihrer militärischen Dienstpflicht nicht durch die Auswanderung entziehen, sondern ruhig im Lande bleiben, einen Hausstand gründen und unbehelligt ihre bürgerlichen Rechte ausüben. — Aus Rio de Janeiro angelangte Nachrichten melden die Ermordung einer aus 19 Personen, darunter 5 Franzosen, bestehenden wissenschaftlichen Mission unter der Leitung des durch seine Reisen im Stromgebiet des Amazonenstromes bekannten Reisenden Crevaux durch die Tobasindianer.
Der „Figaro" muthet dem ohnehin nicht sehr starken Glauben seiner Landsleute wieder ein bedeutendes Stück zu, indem er unter dem Titel: Die „geheimnißvolle Hand" ungefähr folgendes veröffentlicht: „Fürst Bismarck hat der hohen Pforte versprochen, ihr in Aussicht gestellt, oder sich ihr gegenüber verpflichtet — genau läßt sich das nicht feststellen — der Türkei den vollen Besitz Egyptens wieder zu verschaffen; der Sultan würde, sobald er Egyptens sicher sei, aus seinem Palais am Bosporus ausziehen und sich in Alexandrien oder Kairo häuslich niederlassen. Das auf diese Weise frei gewordene Konstantinopel sei bereits an Oesterreich vergeben, so daß dieses Land, nach Abzug einiger an Griechenland und die anderen kleineren Nachbarstaaten fallenden Provinzen in den Besitz der jetzigen europäischen Türkei treten würde. Als Trinkgeld für dieses erfreuliche Tauschgeschäft würde dann Deutschland die deutschredenden Länder Oesterreichs nebst Triest als Hafenplatz erhalten. England, gewinnsüchtig wie immer, zeige sich bereits geneigt, zu Allem seine Zustimmung zu geben, vorausgesetzt nur, daß ihm die Straße durch den Suezkanal nach Indien offen gelassen würde." Die „Nordd. Allgem. Ztg." bezeichnet diese Erzählung des Pariser Blattes als ein unverschämtes Märchen und sagt: Deutschland habe in seiner friedlichen Politik etwas anderes zu thun, als solche phantastische Pläne auszudenken.
Paul de Cassagnac spricht sich im „Pays" rundweg dahin aus, daß er, da er das Kaiserreich nicht haben kann, aus Haß gegen die Republik und ihre Leiter sich dem Herzog von Aumale zur Verfügung stelle. Wer hätte das für möglich gehalten? Rußland.
St. Petersburg, 15. Juni. Vorgestern ist den Redaktionen der Befehl zugekommen, nichts über den Kaiser und das ganze Kaiser!. Haus zu melden, selbst nicht die gewöhnlichsten Dinge; so wurde z. B. von der Preßverwaltung die einfache Notiz getadelt, daß Großfürst Alexei nach Moskau, zur Ausstellung gereist sei! Diese Vorschrift ist noch Jgnatiefsischen Angedenkens und entspricht ganz seiner Politik der Entfremdung zwischen Volk und Kaiser. Statt durch recht viele Nachrichten über die Kaiser!. Familie und das Kaiser!. Haus Interesse und Liebe für das Landcsoberhaupt und dessen Angehörige
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