Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

.M 70.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 6V in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 ^ 40 Vierteljähr­liches und Monatsabonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 20. Juni.

Jnsertionsgebühr für die rspaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -I, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882.

Amtliches.

Nagold.

Dir Ortsvsrstehrr

werden aufgefordert, für den Staats-Anzeiger pro 1. Juli 1882/83

8 40 ^

au die Oberamtspflege hier einzusenden.

Den 16. Juni 1883.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Krkanntumchimg.

Für die Sicherheit des Baues der steinernen Brücke bei der Eisenbahnstation Teinach ist von gro­ßem Werth, daß oberhalb der gedachten Brücke, und zwar im diesseitigen Nagoldgebiet, sämmtliches Floß­holz derart befestigt wird, daß dasselbe bei etwa ein­tretendem Hochwasser nicht fortgeflößt werden kann.

Dies wird zur Nachachtung unter dem An­fügen bekannt gemacht, daß Zuwiderhandlungen hie- gegen der Strafbestimmung des Art. 44 des Polizei­strafgesetzes vom 27. Dezember 1871 unterliegen.

K. Oberamt. Güntner.

Tase»-Ne«igkeite«.

Deutsches Reich.

Das Calwer Wochenblatt bringt in seiner neuesten Nummer folgendesEingesandt": Zur Schwarzwaldsängerbundfrage. Von vielen Gesangvereinen des Schwarzwalds ist der Wunsch laut geworden, einen Schwarzwaldsängerbund zu gründen und die Einsender dieses können es nur mit Freu­den begrüßen, wenn diese schon so lange in der Schwebe befindliche Frage gelöst wird und die betr. Vereine einmal in geselliger Vereinigung zusammen­treten zur Hebung deutschen Gesangs und deutscher Sitte. Sind es ja doch stets lauter erfreuliche Er­folge, die unsre Nachbarn im Strohgäu Jahr für Jahr zu verzeichnen haben. Warum sollte denn für uns die Gründung eines solchen Bundes ein Ding der Unmöglichkeit sein? Lassen wir uns keine Mühe scheuen, um das Zustandekommen eines solchen Bun­des zu erreichen, denn die Konkurrenz beim Wettge­sang ist keine so große und der zu bestimmende Fest­ort ist leichter zu erreichen. Es ergeht deßhalb an sämmtliche Gesangvereine des Schwarzwalds die Auf­forderung, diesen Gegenstand zu besprechen und an ei­nem noch zu bestimmenden Tag in der so ziemlich in der Mitte gelegenen Stadt Calw zusammenzutreten, um die Wahl eines Komitos vorzunehmen. Lassen wir es uns auch fernerhin angelegen sein, deutsches Lied und deutsche Sitte zu pflegen und lasset uns Zusammenhalten als ein einig Volk von Brüdern! Darum frisch ans Werk, frisch auf zur Gründung eines Schwarzwaldsängerbundes! Mehrere Sänger.

Stuttgart, 15. Juni. Se. M. der König wird dem Vernehmen nach am nächsten Donnerstag den 22. Juni sich mit hohem Gefolge zum Sommer­aufenthalt nach Friedrichshafen begeben. I. M. die Königin wird die Sommerresidenz am Bodensee erst zu Anfang des kommenden Monats beziehen und noch auf der Villa Berg verbleiben.

Gmünd, 15. Juni. Ein Leichenzug, wie Gmünd wahrscheinlich noch keinen gesehen, bewegte sich heute Mittag 3 Uhr durch die Stadt gegen den Kirchhof: die sterblichen Reste vonVater Buhl" wurden der Erde übergeben. Seine getreuen Turner trugen ihn von seinem herrlichen Tuskulum, dem Hohlenstein, zunächst in das Haus seines Schwieger-, sohnes, des Fabrikanten Böhm. Dort sammelte sich die Leichenbegleitung, Tausende schlossen sich an,

Tausende bildeten die Straßen entlang Spaliere, ganz Gmünd war auf den Beinen, ganz Gmünd wollte seinem hochachtbaren Mitbürger, dem Manne mit dem offenen Herzen und der freien Stirn die etzte Ehre erweisen. Würdig des großen Tobten war die Leichenfeier, würdig des edlen Mannes, des treuen Bürgers, des stets zur Hilfe bereiten Turners und Feuerwehrmannes, des echten, deutschen Pat­rioten! Sein Andenken bleibt im Segen!

Bei der Abgeordneten-Wahl in Vaihingen iegte der Kandidat der demokratischen Partei, Guts­besitzer Maurer von Hochdorf mit 2122 Stimmen gegen Oberamtspfleger Geyer, der 1583 St. erhielt.

Wie gefährlich oft sogen. Kraftproben aus­allen können, beweist ein in Heidenheim vorge- ommener Fall. Der 18 Jahre alte Sohn des- ers Schwegelbauer das., ein für sein Alter sehr großer und starker junger Mann, hat vor etwa 14 Tagen in der Brauerei z. Traube ein 90 Liter hal­tendes volles Bierfaß emporgehoben, wodurch er sich, wie es scheint, innere Verletzungen zuzog, denn er klagte alsbald über Schmerzen in der Brust und am Dienstag machte ein Blutsturz seinem jungen Leben ein Ende.

Aulfingen, Amts Engen, 12. Juni. Vorge­stern, Morgens 7 Uhr, traf die 13 Jahre alte Marie K. ihren 84 Jahre alten Großvater, Schreiner Andr. K., als sie ihm den Kaffee bringen wollte, rücklings quer über dem Bett liegend, todt au. Um ich den Tod zu geben, hatte der Entseelte ein zu- nmmengcdrehtes Sacktuch um den Hals gebunden, das er mit einem hindurchgesteckten Stock so lange zusammendrehte, bis der Tod eintrat. K. galt schon längere Zeit als kindisch, auch soll er sich schon ge­äußert haben, daß er sich noch hängen wolle.

In Ottersdorf, A. Rastatt, hat eine Wittwe ihr neugeborenes fünftes Kind sofort nach der Ge­burt getödtet und durch ihren 14jährigen Sohn begraben lasten.

(Seltene Fruchtbarkeit.) In Stockach hat ein Mutterschwein nicht weniger als 23 Junge geworfen.

Frankfurt, 18. Juni. (Fr. I.) Ein Pri­vatbrief, in den Einsicht zu nehmen uns gestattet war, erwähnt, daß es in Berlin wiederFrietionen" gebe und diesmal Herr v. Puttkam er als der­jenige genannt wird, dergeschäftsmüde" ist.

Bautzen, 14. Juni. Zum ersten Male seit 16 Jahren ist in Sachsen wieder ein Todesurtheil vollzogen worden. Wie dasDresd. Journ." berichtet, wurde heute früh der wegen Mordes zum Tode verurtheilte Ziegeldecker Anton mittelst Fall­beiles hingerichtet.

Dresden. 12. Juni. Bebel wurde wegen Beleidigung des Bundesraths zu zwei Monaten Ge- fängniß verurtheilt.

Berlin, 14. Juni. Der Reichskanzler wurde heute aus der Sitzung des Reichstags durch den kaiserlichen Flügeladjutanten Fürsten Radziwil zum Kaiser abberufen. Der Vorgang machte Aufsehen.

Berlin, 15. Mai. Der Reichstag lehnte die ZK. 2 bis 72 der Monopolvorlage fast ohne Debatte ab. Damit ist der Entwurf in allen seinen Theilen abgelehnt und es findet (nach Z. 19 der Geschäfts­ordnung) eine dritte Berathung nicht statt. Es folgt die Berathung der Resolutionen, v. Bennigsen motivirt die Resolution der Nationalliberalen. Er ist gegen jede höhere Besteuerung des Tabaks und erklärt sich bereit, für jeden gegen eine solche gerich­teten Antrag, der Aussicht auf Annahme habe, zu

stimmen; nur könne er nicht in der Weise, wie der von der Kommission acceptirte Antrag Lingens es thue, zur Sparsamkeit ermahnen. Ersparnisse wären nur beim Militäretat denkbar; aber an diesem 'zu rütteln, scheine (ihm beim gegenwärtigen europäischen Horizonte ungeeignet. Andererseits sei es aber auch nicht nothwendig, jetzt kolossale Summen im Reiche für die Bedürfnisse der Einzelstaaten zu bewilligen. Man solle abwarten, welche Erträgnisse die Bewilli­gungen vom Jahre 1879 und 1880 bringen werden. Die Vorwürfe wegen des Verwendungsgesetzes, wel­ches zum ersten mangelhaft durchgearbeitet vorgelegt worden sei, zum andern wegen Kollision mit dem Reichstage meritorisch nicht habe erledigt werden kön­nen, verdiene das preußische Abgeordnetenhaus nicht. Wichtiger erscheine die Reform der Klassensteuer und der Einkommensteuer; darauf möge man weiterbauen. Wie kann der Kanzler uns vorwerfen, daß wir kein Herz für die Nothlage der unteren Klassen haben? Es gibt keine Volksvertretung, die mit solcher Hin­gebung und Ueberanstrengung gearbeitet hat, wie die preußische. Man soll aber nicht an den bewährten Grundlagen der direkten Steuern in Preußen rütteln. Wenn der Reichskanzler und die preußische Regierung erklären, die Noch schreie zum Himmel, warum brin­gen Sie nicht ein Gesetz ein, die untersten Stufen der Klassensteuer ganz aufzuheben? Die preußische Regierung ist dafür verantwortlich, daß sie diese Maßregel nicht vorgeschlagen hat und trägt eine schwere Verschuldung. Ich frage den Reichskanzler, wo die liberalen Parteien sind, die verlangt haben, eine Parteiregierung zu bilden? Die Nationalliberalen haben die Regierung und den Kanzler Jahre lang in hervorragender Weise unterstützt und doch ist niemals von ihnen der Anspruch erhoben worden, in die Re­gierung zu treten. Ich weiß allerdings nicht, ob das richtig gewesen ist. Bei uns ist stets ohne Rück­sicht auf Personen, nur im Interesse der Sache ent­schieden worden. An unseren unfertigen Zuständen hat nur die Regierung und der Kanzler Schuld. Das Maß der legislativen Vorlagen in Deutschland und Preußen übersteigt alles Dagewesene. Die Be­völkerung verlangt Ruhe für mehrere Jahre auf finanz-politischem Gebiete. Wir müssen daher für die Gesetzgebung auf sozialpolitischem Gebiete Positives schaffen. Hierzu müssen sich alle bürgerlichen Par­teien vereinigen, um den Agitationen entgegenzuwirken." Bennigsen schließt mit einer Ausführung über Bis­marcks große Verdienste um Schaffung des deutschen Reichs und der Verfassung. Allein dies habe er nur erreichen können durch die Unterstützung des Volkes, dessen Willen er ausgeführt habe. Auf die Dynastien allein könne man sich nicht stützen, Dynastie und Volk müssen Zusammenwirken. Möge immerhin Fürst Bismarck die Zukunft Deutschlands düster ausmalen, die Nation gebe die Zukunft nicht auf, sondern ge­denke sie noch auszubauen mit der ersprießlichen Hilfe desselben Reichskanzlers, dessen Pläne er augenblick­lich glaube bekämpfen zu müssen. (Beifall rechts und links, Zischen im Centrum.)

Berlin, 15. Juni. Der Abgeordnete Pro­fessor Mommsen, der heute vor den Schranken des Landgerichts wegen Beleidigung des Fürsten Bismarck angeklagt war, ist freigesprochen. Herr Mommsen erschien nach beendigter Verhandlung im Reichstage und wurde lautKöln. Ztg." von den Mitgliedern aller Fraktionen der Linken herzlich begrüßt.

Berlin, 15. Juni. Der Kaiser folgte Nach­mittags einer Einladung des Fürsten Bismarck zum Diner. Wie dieNordd. Allg. Ztg." erfährt, ist