unaufhörlich die Gemüther beschäftigte und die allge­meine Stimme gegen die Beschuldigten spricht, weil man weiß, daß sie mit dem Verstorbenen auf dem schlechtesten Fuße gestanden hatten.

VomKocher, 25. Mai. Auf einzelnen Land­orten unserer Gegend wird heute von Wässerwiesen das erste Hen eingeführt.

Spaichingcn, K6. Mai. Die vielen Sorgen, »elchc der Dreifaltigkcitsbcrgvcrcin wegen der Mittel 'zur Rcstimrittion der Bergkirchc hat, wurden dieser Tage in etwas erleichtert, als ein bis jetzt unbekannter Wohlthäter im dortigen Opfer­stock die schöne Summe von 800 niederlcgte. (N. T.)

Brandfälle: JnKeuzenmoos, Gemeinde Bodnegg, (Ravensburg) am 24, Mai die Scheuer des Oekonomen Heilig.

Des großen Schadens wegen, de« die Maulwürfe aus Bali» ge r Markung anrichteteu, sah sich die Gemeinde veranlaßt, einen besonderen Maulwursfänger aufzustcllen, der pro Stück 10 4 Fanglohn erhalten sollte. Bald lieferte der angcstellte Schäfer Jakob Schöller 507 stück ab, wofür er auch ausdczahlt wurde: doch fiel schon hier die große Anzahl Maulwürfe auf. Das war aber noch mehr der Fall, als er in vcrhältnißmiißig kurzer Zeit eine neue Rechnung über Fang­gebühr für mehr als 400 Stück cinrcichtc. Nun stellte man Nachforschungen an und sand denn, daß ;c. Schöller von den Mausern der anstoßenden Nachbargcmernden gefangeuc Maul­würfe, L S ->! kaufte und an die Stadtgemcinde Balingen zu 10 ^ verkaufte. Ein Extraprämie wird wohl nicht sür ihn ausbleiben. (W. L.)

Aus Hohenzollern. Zu näherer Kenntniß und Würdigung des Vaganten wese ns darf der amtlich konsta- tirte Inventar- und Kassenbestand einer kürzlich hier .verhaftet gewesenen Zigeunerfamilie der Oesfentlichkcit nicht vorenthaltcn werden. Als der Wohnungs- und Schlafwagen auf seinen In­halt näher untersucht wurden, fanden sich in demselben 150 Manns- und Frauenhemden, welche mitleidige Seelen den zer­lumpt einhergehenden Vagabunden geschenkt hatten, um ihre Blößen zu decken, was sie aber wohlweislich nickt thaten, denn sonst hätten sie fernerhin keine Hemden mehr heischen können. Ferner fanden sich an baarcm Gclde gegen 300 ^ und ein Silbcrschmuck für den inhastirten Zigeunerkönig, der nach bei­liegender quittirter Rcchmmg in Pforzheim um 900 erkauft worden war. Trotz dieser reichen Rcisemittel sielen diese armen Wanderer" mehreren Gemeinden in Hohcnzollorn zur Last, wovon aber nur eine, die zufällig Kenntniß von dem ge­fundenen Gclde bekommen hatte, ihre Auslagen wieder ersetzt erhielt. Was aber außerdem bei Privaten, namentlich «us den hier-häufigen Einödhöscn erbettelt und erpreßt wurde, entzieht sich aller u. jeder Kontrole; aber zu bedauern sind die Bewohner solcher Gehöfte, die den Brandschatzungen dieses Gesindels fast schutzlos Preisgegeben sind. (Sch. M.j

Aus Baden, 25. Mai. Nach neueren Mit- theilunge» wird die Konsekration des Erzbischofs wohl noch vor dem 24. Juni, aber nicht schon >am nächsten Dienstag stattfinden. Bischof Hefele von Nvttenburg soll die Ceremonie vornehmen. Der ba­dische Dwzesanklerus will dom neuen Bischof eiweu kostbaren Kelch verehren.

Aus Baden, 25. Mai. Ein.angesehener^ Kaufmann von Villingen hat unter Mitnahme von etwa 40,000 in Begleitung seiner früheren Dienst­magd das Weite gesucht und seine Frau mit ihren 4 Kindern treulos im Stiche gelassen. Das Ge­schäft befindet sich in bester Ordnung, kurz, vorher hatte der Entflohene Inventar machen lassen und seine Angestellten pünktlich bezahlt. Da auch der Kasse noch ungefähr 60,000 c4L verbleiben, wird die Frau das Geschäft weiter betreiben.

Heidelberg, 30. Mai. In Folge eines Z u- sammcnstoßes zweier Züge bei Heidelberg kurz vor Mitternacht wurden mehrere Personenwagen des Schnellzuges FrankfurtBaselStuttgart rc. zer­trümmert. Wie verlautet, gab es 12 Tode und 30 Verwundere. (DasFr. Journ." bringt die Namen von 7 Todten und 45 Verwundeten, von letzteren werden voraussichtlich noch 45 ihren Lei­den erliegen.)

Augsburg, 26. Mai. Der Abend-Zeitung zufolge ist der Strike in der mechanische» Weberei beendigt: sämmtliche Arbeiter nehmen die Arbeit wie­der aus, nachdem seitens der Direktion die bisherigen Löhne weiter zu zahlen versprochen worden.

DerFranks. Ztg." wird von der Anrach 25. Mai berichtet: Heute Nacht zwischen 2 und 3 Uhr wurde in der Mühle zu Movsbach, kgl. Amtsgericht Neustadl a. A., ein schauderhaftes Verbrechen verübt, indem dem Müller und dessen Frau der Hals abgc- schni'ten und das jüngste Kind in den Mühlslnß geworfen wurde. Zur Verbergung der Unthat wurde die Muhle angeznndet. Der Vater der Frau und die älteren Kinder merkten nichts, bis sic infolge des Rnnches answachtcn. Dem raschen Zusammengreiscn gelang cs, das Feuer zu bewältigen, so daß bloß Wohnzimmer und Schlafkabinet ansbrannten.

Berlin, 25. Mai. General Gras Loris- Melikoss hat während seiner Anwesenheit hier osten geäußert,, die Krönnnnsieice in Moskau wäre ohne

Vorausgängige weitgehende Concessionen an den Volkswillen undenkbar. Das Regiment Jgnatieff aber habe leider alle günstigen Momente zu solchen Zugeständnissen versäumt. Der Czar sei rathlos und mißtrauisch gegen Jedermann, auch gegen Jgna­tieff, habe aber keinen Ersatz sür diesen. (Fr. I.)

Berlin, 25. Mai. Die Einberufung des Reichstages zur Herbstsession soll schon im Oktober erfolgen. (N. T.)

Berlin, 25. Mai. Der Fürst von Bulgarien überbrachte ein Handschreiben des Zaren an Kaiser Wilhelm.

Berlin, 25. Mai. Die preußische Kriegs­verwaltung hat bei Mauser in Oberndorf a. N. 2000 Stück Repetir-Gewehre bestellt; größere Aufträge stehen in Aussicht.

Berlin, 26. Mai. Der Fürst von Bulga­rien ist heute Morgen aus Petersburg hier eingc- troffen und stieg im Schlosse ab. Im Laufe des . Vormittags begrüßte er den Kaiser und fuhr mit demselben nach Potsdam zur Truppenbesichtigung. Nachmittags fand beim Kaiser zu Ehren des Bul­garenfürsten ein Diner statt.

Berlin, 27. Mai Das Friedrich Wilhelm­städtische Theater wurde wegen Feuergeführlichkeit polizeilich geschlossen. (N. Tagbl.)

Berlin, 28. Mai. Hinsichtlich der Aufgabe, die den nach der Türkei beurlaubten preußischen Offi­zieren zufälll, erfährt die Ess. Z. nachstehende Einzel­heiten: Die Reformen in der türkischen Armee wer- ^ den von den betreffenden Offizieren nach eigenem Er­messen vorgenommeu und ihre Wirksamkeit dürfte sich zunächst aus die Umbildung des Osftzierkorps erstre­cken. Oberst Kähler, bisher Kommandeur des 6. Hus.-Reg., wird voraussichtlich der Person des Sul­tans attachirt und als Chef der Offiziere die Re­formen im Allgemeinen zu überwachen haben, wie speziell sich mit der Bildung des Generalstabes nach preußischem Muster beschäftigen. Nebenbei gesagt, ist sowohl Oberst Kähler wie Hauptmcmn .Kamphö- vener seinerzeit im preußischen Generalstabe thärig gewesen. Die drei Offiziere, Hauptmann Kamphö- vener von der Infanterie, Hauptmann Ristow von der Artillerie und Rittmeister Frhr. v. Hobe, erhal­ten von der türkischen Regierung jährlich 20,000 Fr. Pro Person und die Kompetenzen ihrer Charge, be­stehend aus 5000 Fr., mithin in Summa 25,000 Fr. jährlich; Oberst Kähler bezieht 30,000 Fr. und ca. 8000 Fr. Kompetenzen, also 38,000 Fr. jährlich. Der Dienst selbst wird während des dreimonatlichen Urlaubs von den Offizieren in Zivil gethan werden. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt die Entscheidung be­züglich eines eventuellen Uebertritts der vier Offi­ziere in türkische Dienste. Zur Reise und Ziviladju- stirung ist jedem der Offiziere eine Summe von 900 Thalern ausbczahlt morden.

(lieber die Berliner Polizei und die nihi­listische Conspiration) werden derOsnabr.Ztg." aus besonders gut unterrichteten Kreisen die Nach­richten sür vollinhaltlich eorrect erklärt, nach denen nicht nur von Berlin und anderen Hauptstädten offi- ciös Warnungen vor erneuten nihilistischen Anschlä­gen nach Petersburg gerichtet worden sind, sondern nach denen auch die Polizeibehörden in Berlin und London den Angehörigen ihrer Fürstenhäuser ent­schieden abgcrathen haben, die Reste zu den beabsich­tigten Moskauer Krönungsfeierlichkeiten anzntreten.

Die Befestigung der deutschen Ostseehäfen bildet jetzt den Gegenstand der eifrigsten Thätigkeit. Man schreibt derA. Z." darüber: In Kiel ist die eigens zu diesem Zweck errichtete Festungsbaukom- mifsion bereits am 1. April in Wirksamkeit getreten, und da die Befestigungen auf der «Leeseite des Kie­ler Hafens vollständig vollendet sind, und der schmale Eingang in die Kieler Bucht durch 4 starke Forts beherrscht wird, so beginnt man jetzt damit, durch große weit vorwärts geschobene Forts auf der Landseite Kiel zu einer starken Landfestung zu machen. Die Einfahrt von Pitlau, dem Hasen von Königs­berg, soll jetzt durch 2 starke Panzerforts gesperrt werden; ebenso wird bei Memel die Errichtung eines neuen Panzersorts beabsichtigt. An der Verstärkung von Danzig wird ebenfalls noch eifrig gearbeitet; es sollen auf dem rechten Weichselufer 5 und auf dem linke>! Ufer 3 neue Forts allen Angriffen von der Seeseite begegnen. Swinemünde, der Seehafen von Stettin, ist ebenfalls in der letzten Zeit verstärkt worden, und Stralsund ist immer noch mit Werken versehen. Ganz ichntzlos sind bis jetzt noch Warne­

münde, der Außenhafen von Rostock, der große vor­zügliche Hafen Wismar und Travemünde, der Außen­hafen von Lübeck, doch sind auch hier schon die Plätze ausersehen, wo man erforderlichen Falls in wenigen Wochen Panzerthürme errichten will. Ans strate­gischen Gründen wünscht die preußische Negierung jetzt eine Eisenbahn auf der 44 Kilometer langen Strecke von Rostock nach Stralsund zu erbauen. Ist dies erreicht, dann läuft ununterbrochen längs der ganzen deutschen Ostseeküste eine Eisenbahn, und die schweren Geschütze, welche an dem einen Tag bei Memel in Wirksamkeit sind, können nöthigenfalls in einem der nächsten Tage schon vor Wismar donnern.

DieGerm." schreibt:In mehreren Blättern wird berichtet, daß der Kaiser in der Unterbaltnng mit den Bischöfen von Breslau und Osnabrückeine überaus huldvolle Sprache sowohl den beiden Bischö­fen als der Kirche gegenüber gefiibrt lp.n". Der huldvolle Empfang, welchen der Kaiser den Ober­hirten zu Theil werden ließ, zcigre sich zum ersten

Male seit dem Ausbruche des Kulturkampfes wicder in einer Einladung zur kaiserlichen Tafel. Wir sehen in der Huld des Monarchen gegen die Vertreter der Kirche, mit dankbarer Hoffnung ein neues Zeichen des kommenden Friedens." (St.-A.)

DasBerk. Tagebl." schreibt: Wie wir bvrcn,

haben in Sachen Egyptens die Westmüchtc den übrigen Großmächten folgenden Vorschlag gemacht: Behufs Herstellung der Ordnung und dauernden Zustände solle die Türkei unter weitmächtlichcr Kvn- trole materiell interveniren. Wenn die türkischen Kräfte unzureichend würden, wollen die Weltmächte die Türkei effektiv unterstützen." Es verlautet, die Großmächte dürften diesen Vorschlag acceptiren unter der einzigen Abänderung, daß nicht die Westmächte, sondern Gesammt-Europa die türkische Jntervenlion kontroliren solle.

In politischen Kreisen Berlins ist daS Gerücht verbreitet, der Reichskanzler wolle nach crsolgter Ablehnung des Tabakmonopols aus dasselbe verzich­ten und seine Steuerreform mit Unterstützung der Liberalen durchführen. Ans den allgemeinen Rech­nungen sür den Reichshaushaltetat für 1878,79, welche dem Reichstage jetzt vvrgelcgt sind, geht her­vor, daß die Kosten der Tabak-Enguctekommissivn des Jahres 1878 (Reise nach Amerika w.) 183,088 Mark (ansgesetzt waren 200,000 Mark) betragen haben.

DerNatioual-Ztg." liegt die Mittheilnng vor, daß die der Centrnmspartei angchörigen Mitglieder des Vorstandes des deutschen Reichstages sich an der Gotthardfeier am 22 d. M. nicht betheiligt hätten, und zwar, wie von einer Seite zur Erläu­terung hinzugefügt wird, weil sie die offizielle Be­rührung mit den Vertretern Italiens hätten vermei­den wollen. Dazu bemerkt dieNat.-Ztg.":Soll­ten diese Angaben sich bestätigen, so hätte man es mit einem Seitenstück zu dem Verhalten der Kleri­kalen bei der Kölner Dombaufeier zu thun, und zwar insofern mit einem noch viel bedenklicheren Seiten- stück, als es sich damals, wie unpassend, diewür­dige Zurückhaltung" des klerikalen Parlaments-Vize­präsidenten auch war, doch immer nur um innere Angelegenheiten Deutschlands handelte. Was damals geschah, blieb innerhalb unserer vier Pfähle, bei deni Gotthardfeste aber kommt die Wahrung der Bezieh­ungen Deutschlands zum Auslande in Betracht, hier war es doppelt geboten, daß die klerikalen Mitglie­der des Reichstags, welche nicht als klerikale Politi­ker, sondern als Repräsentanten der deutschen Volks­vertretung sich bei dem Feste befanden, ihrer Par- teistcllnng keinerlei Einwirkung auf ihr dortiges Ver­halten gestattet."

Bis jetzt haben sich 300 Offiziere gemeldet, die zum Uebertritt in türkische Dienste bereit sind. Die Zahl der wirklich angeworbenen Offiziere ist aber noch sehr gering; es sind ihnen zwar 20,000 Fr. Reisegeld ausgezahlt, aber sie verlangen auch und müssen verlangen, daß ihnen die Zahlung ihrer Gehälter sichergestellt wird, und dieser Punkt ist, wie man hört, noch nicht ganz in Ordnung gebracht. Wenn unsere Offiziere eininal den Fez aufhaben, helfen keine Vorstellungen mehr.

Die Norddeutsche Allgemeine liest dem Reichs- tagsausschuß die Leviten wegenunsachgemäßen, ober­flächlichen" Behandlung der Tabakmonopol-Borlage. Eben aus diesem Grunde könne das Monopol noch nicht von der Tagesordnung verschwinden. Für die

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