Amts- Md Intelligenz-Blatt snr den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne TrägerloLn) 1 60 in dem Bezirk 2L,

' außerhalb des Bezirks 2 40 4. Vierteljähr­

liches und Monatsabonnemeut nach Verhältniß.

Donnerstag den 25. Mai.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltigc Zeile aus ge­

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben fein.

1882 .

Amtliches.

Nagold.

A« die Gcmeinderathe.

Herausgabe eines alphabetischen Gesammtrcgistcrs über die bis jetzt erschienenen Jahrgänge des

Ministerial-Amtsblatts.

Unter Himveisting auf den in Nr. 12 Seite 206 des Ministerial-Amtsblatts erschienenen Erlaß des K. Ministerium des Innern vom 9. d. Alts. Ziffer 3905 in obigem Betreff wird den Gemeindc- räthen zur Kenntniß gebracht, daß die Bestellung von je 1 Exemplar gedachten Gesammtregisters für die Gemeinden von hier aus erfolgen wird, wenn hiegegen binnen 14 Tagen eine Einwendung nicht gemacht wird. Auch ist die Unterzeichnete Stelle bereit, für etwaige sonstige Behörden oder Beamte oder Abonnenten des Ministerial-Amtsblattes die Bestellung zu besorgen, wenn hievon innerhalb obi­ger Frist Anzeige gemacht wird.

Den 23. Mai 1882.

K. Oberamt. Güntner.

9t a g o l d.

Delrainrtmachimg.

An die HH. Verwaltungs-Actuare u. Rechnungssteller.

Dieselben werden veranlaßt, ihre Rechnungs­stellplane pro 1881/82 binnen 10 Tagen hieher vor­zulegen. Dabei wird bemerkt, daß, da der Rech­nungstermin auf 1. April verlegt ist, die Rechnun­gen bis letzten Dezember d. I. gestellt sein sollten. Den 22. Mai 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Erledigte Oberanrts-Geometersstelle betr.

Die Bewerber um die erledigte Stelle des Stadtdirektions-Geometers in Stuttgart haben sich innerhalb 14 Tagen bei dem K. Steuer-Collegium zu melden. (Amtsblatt des K. Steuer-Collegiums Nro. 14.1

Den 24. Mai 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Dienstag den 30. Mai 1882,

Schrrllehrer-Konfererrx

in Altenstaig Stadt.

Zusammenkunft Vorm. 9Us Uhr.

Tagesordnung:

1) Orgelspiel und Chorgesang in der Kirche; Cho­ralbüchlein Nro. 138, 108, 217, Weber II. Theil Nro. 30. 68.

2) Lehrprobe: Reise den Rhein abwärts.

3) Besprechung des Aufsatzthemas:Pädagogische Bedeutung des Spiels und Verwerthung des­selben durch und für die Schule."

Altenstaig, den 21. Mai 1882.

K. Konferenz-Direktion:

Mezger.

Tages-Neuigkeite«.

Deutsches Reich.

, Aus dem Schulleben. (Verspätet.) Ein schönes, gelungenes Fest feierte die Gemeinde Oberjettingen den 9. Mai d. I. Nachdem durch den Neubau des Schulhauses die Schulstelle längere Zeit unbesetzt geblieben war, sollte an diesem Tage der neuernannte Schullehrer Deuble von Gült- lingen aufziehen. Vormittags um 10 Uhr fuhr ihm der Gemeinderath mit den 3 Vereinen des Orts: dem Gesangverein, der Feuerwehr, dem Militärverein und mit andern Freunden der Schule nach Nagold

entgegen, wo im Gasthof zum Bären der neue Leh­rer begrüßt wurde. Aber auch die Gemeinde Gült- lingen, in welcher Deuble 23 Jahre gewirkt, ließ es sich nicht nehmen, dem verdienten scheidenden Freund und Lehrer ihre Liebe und Anhänglichkeit zu beweisen und 45 Mann von dort begleiteten ihn auf seine neue Stelle. Um 1 Uhr kam der imposante Zug in Oberjettingen an. Es waren vielleicht 12 Fuhr­werke, darunter auch vierspännige Leiterwagen und jedem Schulfreund pochte lauter das Herz und schlu­gen rascher die Pulse beim Anblick dieses Zuges, weil er sich sagen mußte: So lange unser Volk sei­ner Schule ein solches Interesse entgegenbringt, dür­fen wir für dasselbe nicht bangen. Vor dem neuen, prächtigen Schulhause hielt Herr Deuble die Be­grüßungsrede, in welcher er an das Dichterwort an­knüpfte:Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme." Die Schüler und der Gesangverein be- willkommten ihren neuen Lehrer mit einem schönen Liede und im Gasthaus zum Hirsch sammelten sich die Freunde von Gültlingen und die bürgerlichen Kollegien mit den 3 Vereinen von Oberjettingen um Herrn Deuble, welcher sich über den warmen, herz­lichen Empfang und über seine schöne Wohnung dankend und rühmend aussprach. Die Taube horstet am liebsten aus der Höhe und Herr Deuble ist jetzt der höchstgestellte Lehrer unseres Bezirks und wie jene Taube in Noahs Arche zurückkehrte, weil ihr Fuß draußen nirgends ruhen konnte, mit dem Oel- blatt im Munde, so möge auch Herr Deuble mit dem Oelzweig des Friedens in die Gemeinde und in seine Schule eintreten. Liebe muß Liebe ernten und wer mit Vertrauen einzieht, dem wird auch wieder Vertrauen entgegengebracht. Möge er mit dem Psalmwort sagen können: Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest und möge er schließlich dem jungen Baume gleich, der in fremde Erde versetzt wird, freudig anwachsen, kräftig Wurzel schlagen und durch Liebe sich mit Jedem verwandt fühlen zu seinem und seiner Schule Glück und Segen.

Freu den st adt, 21. Mai. Auf gemachte Vorstellungen unseres Gemeinderaths wird ein wei­terer Vormittagszug von Stuttgart aus hieher und von hier ein weiterer Vormittags-(Lokal-)Zug in den Sommerfahrplan eingestellt werden. Zur Be­streitung der Kosten des auf 9. Juli d. I. anbe­raumten Gauturnsestes hier hat der hiesige Ge­meinderath dem Turnverein einen Beitrag von 500 AL gewährt.

Stuttgart, 19. Mai. Wie dieFranks. Ztg." aus zuverlässiger Quelle erfährt, ist nunmehr seitens der Staatsanwaltschaft die Einleitung des strafrechtlichen Verfahrens gegen die Direktoren der Volksbank beschlossen worden.

Stuttgart, 21. Mai. Dem Vernehmen nach soll das bekannte Bardili'sche Brauerei-Anwesen hier um die Summe von 1,660,000 vkL in die Hände einer Kommandit-Gesellschaft übergegangen sein. Der seitherigen Wirthschafts-Pächterin wurde der Vertrag per 1. Oktober gekündigt. Von erheblichem Interesse dürfte die Nachricht sein, daß die Bierbrauerei nach dem Tivoli woselbst sich seither nur die Keller­räume befanden verlegt, die seitherigen Räum­lichkeiten aber zu einer großartigen Restauration um­geschaffen werden sollen, während die weiteren, seither nur theilweise unbenutzten Parterre-Lokalitäten zu Magazinen und kaufmännischen Lagern verwandelt würden. Bei dem enormen Umfang der seitherigen Brauerei und der günstigen Lage dürfte die Ver­wirklichung dieser Projekte den neuen Besitzern der

Vortheile nicht wenige bringen, abgesehen davon, daß wieder eine Anzahl fleißiger Hände durch den Umbau in Thätigkeit gesetzt werden.

Stuttgart, 21. Mai. Gestern feierte die Metzler'sche Buchhandlung ihr zweihundert­jähriges Jubiläum und der Chef der Firma, Herr Werlitz, sen. zugleich sein fünfzigjähriges Buchhänd­lerjubiläum.

Cannstatt, 23. Mai. Dr. Edmund Höfer ist ver­gangene Nacht hier gestorben. 1854 gründete er mitHack- tand er dieHansblättcr". Höfer war ein sehr glücklicher und beliebter, dabei ungemein produktiver Erzähler.

Eßlingen, 22. Mai. Dieser Tage starb hier in einem Wer von säst 90 Jahren der Privatier Karl Dihm, eine in Stuttgart, wo er lange Jahre zuerst ein Konditoreigeschäft in der Eßlingerstraße gegenüber dem Gasthaus zum goldenen Bären, später eine Daguerrcotypie uno Photographie ans dem Wilhelmsplatz betrieben hatte, wohlbekannte Persönlichkeit.

Rottwcil, 20. Mai. Bor der Strafkammer standen heute der Stationsmeister und der Stationswärtcr von Dorn- stctten (nächst Freudenstadt) unter der Anklage einer fahrlässigen Gefährdung des Eisenbahntransportes. Am 9. Februar d. I. kamen auf der Station Dornsterten mit dem um 4 Uhr 31 Minuten durchgehenden Güterzug drei Güterwagen an, welche abgestellt wurden. Sic blieben aber, anstatt daß sic auf das Nebengcieise gebracht wurden, stehen, was zur unausbleiblichen Folge hatte, daß der um 6 Uhr 52 Min. den Bahnhof pas- sirende Personenzug auf dieselben auffuhr. Der durch diesen Zusammenstoß verursachte Schaden belief sich auf 516 Die mitfühlenden Passagiere blieben unverletzt. Der Zusammen­stoß wäre vermieden worden, wenn die beiden Angeklagten die ihnen gegebenen und selbstverständlichen Vorschriften beobachtet hätten, welche anordneu, daß Güterwagen ohne Verbindung mit einer geheizten Lokomotive auf dem Geleise nicht stehen bleiben dürfen. Bei Bemessung der Strafe wurde jedoch der Umstand berücksichtigt, daß der Bahnhof zu Dornstctten im Verhältniß zu dem dortigen Güterverkehr zu eng angelegt ist, daß insbesondere bei der Zahl der am 9. Februar zu beför­dernden Wagen die abgestellten drei Wagen nicht sogleich vom Geleise entfernt werden konnten, zumal die sämmtlichen Be­diensteten um jene Zeit anderwärts beschäftigt waren. Weiter­hin wurde bestätigt, daß während der Zwischenzeit zwischen den beiden Zügen die Zeit der Angeklagten durch anderweitige Dienstverrichtungen nahezu ausgefüllt war, was die Versäum­nis; des Nächstliegenden und nöthigsten Geschäfts in einem mil­deren Lichte erscheinen ließ. Demgemäß wurde der Stations- mcister zu-zwei Wochen, der Stationswärter zu drei Wochen Gefängniß vernrtheilt. Ihr Bcrtheidigcr war Rechtsanwalt Villinger von Rottweil. (St.-Anz.)

In Murr bei Marbach mußte vor einigen Tagen ein feister Ochse, des Milzbrands verdächtig, von Amtswegen getödtet und, mit Petroleum und Chlorkalk begossen, verscharrt werden. Wie groß war das Staunen, als derselbe andern Tags trotz dieser Prozedur nicht mehr in der Grube vorgefun­den wurde. Angestellte Haussuchungen waren bis jetzt erfolglos.

Giengen a. B., 20. Mai. Wie der heutigeBrenz- thalbotc" berichtet, ist Skadtpfarrcr schabell von Nieder- stotzingen am letzten Mittwoch in Ausübung seines Berufes bei der üblichen Frühjahrsprozession an der Spitze seiner Gemeinde, im freien Felde vom Schlage gerührt worden und entseelt zur Erde gestürzt. Der Jammer und die Bestürzung der zahl­reichen Anwesenden war unbeschreiblich. Mit den priester- lichcn Gewändern bekleidet, wurde er als Leiche in sein Hans getragen, das er eine Stunde zuvor frisch und gesund verlassen.

Ein Metzger von Finsterroth, OA. Heilbronn, hatte seinen Ip^ Jahr alten Stiefsohn auf schändliche Weise miß­handelt, weßhalb er von der Heilbronner Strafkammer zu 8 Monaten Gefängniß vernrtheilt wurde. Z. B. würgte der Unlnensch das Kind am Halse, daß cs nur noch zu röcheln vermochte, auch stopfte er einmal dem Kinde rohe und unreine Darmabfällc in den Mund, die das Kind dann verschluckte.

Weingarten, 19. Mai. Der heutigeBlutsrei- t ag" brachte, wie man demSch. M." schreibt, eine große Menge Menschen, wohl 20,000 Fremde hieher. Schon am gestrigen Himmclfahrtsfest zeigte sich ein starker Frcmdenzn- fluß, "der sich heute in der Frühe in einer seit vielen Jahren nicht mehr gewohnten Weise steigerte. Die schöne Witterung mag hiebei eine große Rolle gespielt haben. Die Prozession mit der Reliquie des hl. Blutes begann Morgens um 6 Uhr. An derselben beiheiligten sich außer einer großen Menge von Andächtigen auch etwa 140 Reiter und 3 Musikkapellen. Als